Mugen Souls (Review)

Publisher eastasiasoft hat uns eine Switch-Version des bunten RPGs Mugen Souls beschert. In dieser Version kommt man nun auch im Westen in den Genuss der ganzen Features der japanischen Version. Ich habe mich zu dem Anlass zwar nicht in ein schaumiges Bad gesetzt, aber mir das Spiel näher angesehen.

Chou-Chou, Eroberin der Welten?

Protagonistin des Spiels ist die eigensinnige Chou-Chou. Sie bezeichnet sich als ein Gott und hat sich entschlossen, die sieben Welten zu erobern. Diese gehörten ihr als Gott ohnehin. Chou-Chou hat die Fertigkeit, unter anderem Menschen und Monster in ihre Handlanger zu verwandeln. Die meisten werden dabei zu entfernt hasenartigen Shampuru. Doch manche behalten ihre ursprüngliche Gestalt.

Shampuru erweisen sich auch beim Baden als nützlich.

Mit einem fliegenden Schiff bricht Chou-Chou auf. Mit dabei der ihr treu ergebene junge Ryuto und Altis, die als Engel behauptet eigentlich ein Dämon zu sein. Fortan bekommen sie es auf verschiedenen Welten auch mit Helden und Dämonenherrschern zu tun, und Chou-Chou erschafft fleißig Untergebene.

Schon zu Beginn des Spiels wird jedoch klar gemacht, dass es sich nicht um ein ernstes Spiel handelt. Nach Erklärung Chou-Chous Ziel hält sie mit Altis ein Konzert ab, die Kamera zielt mehrfach auf gewisse Körperteile. Und danach folgt eine Badeszene. Davon gibt es im Verlauf noch mehrere. Außerdem kommt auch Humor nicht zu kurz, oft mit Bezug auf die verschiedenen Eigenarten der wachsenden Gruppe.

Er steht einfach nicht auf dich.

Kleine Kontinente?

Die Gruppe in Mugen Souls bereist verschiedene Welten und deren Kontinente. Allerdings sind diese Gebiete trotz Bezeichnung als Kontinente klein gehalten und haben kaum Abzweigungen. Verlaufen kann man sich nicht. Neben Storyszenen findet man natürlich auch Items, sowie Speicherpunkte. An diesen und Ausgängen kann man auf das Schiff zurück. Selbstverständlich treiben auch Gegner ihr Unwesen. Wenn man ein Gegnersymbol angreift, startet man mit Vorteil. Wird man jedoch von hinten erwischt, hat man das Nachsehen.

Aufs Kampffeld

Die Kämpfe finden auf einem extra Kampffeld statt und sind rundenbasiert. Die Reihenfolge kann durch diverse Faktoren variieren. Wenn ein eigener Charakter an der Reihe ist, kann man ihn in gewissem Umkreis bewegen. Standardangriffe oder Fertigkeiten haben unterschiedliche Reichweite. Sind mehrere Teammitglieder hintereinander dran, werden Standardangriffe zu speziellen stärkeren Angriffen.

Übergroße Insekten ist man ja gewohnt.

Zusätzlich kann Chou-Chou als Protagonistin den mächtigen „Peon Ball“-Angriff benutzen und im Verlauf lernen Charaktere Spezialangriffe. Beides benötigt bestimmte Punkte, die man im Kampf erhält.

Mugen Souls hat aber noch weitere Features im Kampf, die man beachten sollte. Mit vielen Fertigkeiten kann man optional Gegner durch die Gegend schleudern. Das kann Schaden verursachen und Züge verzögern. Ähnlich wie bei Billard können weitere angestoßen werden, was schnell unübersichtlich wird. Auch die eigenen Charaktere können in Mitleidenschaft gezogen werden. Außerdem gibt es in der Luft eine Art Itemboxen, deren Inhalt eine Überraschung ist. Manchmal sind auch Gegner darin. Oder nichts.

Neben Charakteren und Gegnern gibt es auch einen großen und meist kleine Kristalle auf dem Feld. Der große Kristall hat Auswirkungen auf das gesamte Feld, die kleinen nur im Umkreis. Leider muss man einen Cursor auf die Kristalle bewegen, um Effekte und Umkreis zu sehen. Manche Effekte können einschränkend wirken oder Schaden erhöhen, weshalb das unpraktisch ist. Mit genug Zusammenstößen können Kristalle zerstört werden.

Etwas an der Größenangabe des Peon Balls kommt mir seltsam vor.
Moe im Kampf?

Moe ist ein Begriff, auf den man in japanischer Popkultur durchaus mal stößt. In Mugen Souls wird das im Grunde als Bezeichnung genutzt, auf was für einen Typ jemand steht. Natürlich dürfen hier unter anderem sadistisch und masochistisch nicht fehlen. Chou-Chou hat übrigens standardmäßig als Moe-Typ „Ego“. Passend für jemanden, der sich als Gott bezeichnet und die Welten für sich möchte.
Auch andere Charaktere, Gegner und viele Fertigkeiten haben „Moe“-Eigenschaften. Diese können den Schaden beeinflussen. Allerdings kann Chou-Chou die Kraft von Moe nutzen und versuchen, per „Moe-Kill“ Gegner oder sogar Kristalle in der Nähe zu unterwerfen. Fragt nicht, wie das mit den Kristallen klappt.

Dafür kann sie sogar ihren Typ anpassen und wird quasi eine andere Person. Schließlich steht nicht jeder auf Ego. Dann muss man dreimal unter drei Optionen wählen, dabei sollte man eigentlich den Moe-Typ des Gegners und seine Stimmung beachten. Gerade letzteres habe ich jedoch nicht so recht durchschaut.

Interessanter Teamangriff.

Abhängig von Chou-Chous Typ und den gewählten Optionen steigen dann bis zu drei Leisten der Ziele. Je nach Leiste können Gegner in Items verwandelt werden oder Chou-Chous Anhängerschaft erhöhen. Eine Leiste hat jedoch negative Auswirkungen. Ist diese zuerst voll, werden Gegner verärgert, somit geheilt und verstärkt. Kristalle verbreiten bei gefüllter Leiste die Auswirkungen in ihrem Umfeld und verschwinden. Der große Kristall beeinflusst also das gesamte Feld. Das kann praktisch, aber auch gefährlich sein.

Außerdem hat Chou-Chou Charme-Level für ihre unterschiedlichen Formen. Diese beeinflussen die Effektivität, was im Verlauf spürbar wird. Schließlich soll man gerade später nicht so einfach Gegner verwandeln. Der Charme steigt wohl abhängig von gewonnenen Untergebenen.

Zerstörte Kristalle können „Fever Time“ auslösen. Mit Gesang unterlegt und mit möglichem Pinball-Gefühl.

In Bosskämpfen war das Verärgern das einzige, das mir gelang. Jedoch habe ich das im späten Verlauf öfter absichtlich gemacht. Nicht um den Kampf zu erschweren, sondern im Gegenteil. Denn oft blockiert der große Kristall Chou-Chous „Peon Ball“-Angriff. Dieser wird abhängig von der gesammelten Anhängerschaft stärker und auch ohne Grinding sehr stark. Stark genug, um selbst die verärgerten Bosse zu vernichten. Nach einem Schwierigkeitssprung schien das für mich der sicherere Weg zu sein.

Viel zu beachten?

Das Kampfsystem in Mugen Souls empfinde ich insgesamt zwar als recht solide, aber auch etwas unübersichtlich und manche Kristalleffekte können ärgerlich sein. Zumal diese leider nicht ständig ersichtlich sind. Der Peon Ball ist wie gesagt sehr, sehr mächtig, aber birgt auch Gefahr. Setzt man ihn ein, steigt eine Prozentanzeige. Diese steigt ebenfalls durch Tode und diverse Aktionen.

Game Over passiert, höchstwahrscheinlich.

Schließlich kann es zu einer Explosionswarnung kommen, und in Chou-Chous nächstem Zug erleidet die Gruppe massiven Schaden. Dieser hat in meiner Erfahrung immer zum Game Over geführt. Die Prozentanzeige wird durch Rückkehr zum Luftschiff zurückgesetzt. Angeblich auch nach einer Explosion, aber dafür müsste man sie erst mal überleben.

Luftkämpfe?

Das Luftschiff dient nicht nur als Basis, sondern kommt auch in speziellen Luftschiff-Kämpfen zum Zuge. Die Stärke hängt von Chou-Chous gesammelten Handlangern ab, und verschiedene Fertigkeiten können sich gegenseitig übertrumpfen, reflektieren oder absorbieren. Allerdings war das Schiff bei mir ohne extra Aufwand stark genug für die Story, und der „Pierce“-Angriff im Zweifelsfall die beste Option. Dieser kann nicht abgehalten oder absorbiert werden, höchstens abgeschwächt. Diese Kämpfe waren in der Story also überraschend einfach. Der Kommentator dabei ist eine nette Kleinigkeit.

Na gut, ich habe nicht immer Pierce genutzt.

Die Macht des Geldes und unendliche Grindmöglichkeit?

Aber was, wenn Kämpfe doch zu schwer werden? Mugen Souls bietet neben dem üblichen Grinden für höhere Charakterlevel auch das Verbessern der Ausrüstung an. Das kostet Geld. Mit genug monetären Mitteln kann Ausrüstung deutlich stärker werden. Zudem kann man die Upgradegrenze auch noch erhöhen. Dafür benötigt man spezielle Punkte, die man im sogenannten Mugen Field erkämpfen kann.

Das Mugen Field habe ich leider lange Zeit als optionale Grindmöglichkeit oder Zusatzherausforderung verkannt. Nachdem ich durch eine Niederlage den Fortschritt dort verlor, hatte ich es vor Spielabschluss nicht nochmal probiert. Sicher raus ohne Verlust kommt man übrigens per Item oder bei bestimmtem Fortschritt.

Allerdings gibt es im Mugen Field auch weitere Möglichkeiten, die Gruppe zu verstärken. Man kann zum Beispiel zusätzliche Slots für Ausrüstung und passive Skills freischalten. Oder Skills verstärken, was sie aber auch teurer beim Einsatz macht.
Meinem Eindruck nach kann man im Mugen Field viel Erfahrungspunkte erhalten, aber wenig Geld. Außerdem hatte ich wegen der ansteigenden Schwierigkeit einen neuen Durchgang gestartet, um dann bei gleichem Fortschritt stärker zu sein. Aber da begannen die Gegner schon gleich deutlich stärker als ursprünglich.

Viele Nullen extra.

Wer es jedoch eiliger hat, kann in dieser Veröffentlichung im Hauptmenü „Extras“ nutzen. Dabei können unter anderem Ausrüstung und sehr viel Geld und Upgradepunkte erhalten werden. Somit kann man auch völlig übermächtig durch das Spiel laufen, wenn man möchte.

Dampf und Schaum

Eingangs schon angedeutet, hat diese Veröffentlichung auch im Westen ein optionales Bade-Feature. Mit verschieden Seifen und Shampoos kann man temporäre Statusboosts für die Gruppe erhalten. Dafür wählt man anschließend einen verfügbaren weiblichen Charakter aus (sorry, Jungs). Diese posiert dann als zweidimensionale Illustration, und man kann Schrubben. Je nach Seife und Shampoo unterschiedlich oft mit verschiedenen Dingen, selbst Federn und Eis.

Extra dampfend heiß für euch (Dampfmenge abhängig von Seife und Shampoo).

Je nach Werkzeug und Stelle können verschiedene Kommentare folgen und ein Teil des Schaums kann entfernt werden. Zum Beispiel wird gesagt, dass das Eis bestimmt wegen der Wärme schmilzt. Wer kommt auch auf die Idee, mit Eis zu schrubben? Etwas Gewackel gibt es natürlich auch. Die empfindlichen Stellen sind aber textil bedeckt.

Besondere Performance des Spielers ist hier nicht gefragt, es kommt nur auf die gewählte Seife und Shampoo an. Und wer nicht möchte, kann auf dieses Feature auch ganz verzichten.

Fazit

Mugen Souls ist ein RPG, das sich nicht ernst nimmt und auch mit ordentlich Humor aufwartet. Die Charaktere dürften manchen aber etwas zu sehr in Klischee-Schubladen stecken. Die Präsentation dreidimensionaler Gegenden und Chibi-Charaktere ist simpel geraten, die Illustrationen der Charaktere in Gesprächen und manchen Szenen sind aber ansprechend. Das Kampfsystem ist zwar durchaus solide, teils aber etwas unübersichtlich.

Das ist kein textiler Notfall.

Leider war mir die Bedeutung des Mugen Field für die Gruppenstärkung im Spielverlauf entgangen, was vielleicht den Schwierigkeitssprung im späteren Verlauf etwas abgefedert hätte. Wer möchte, kann dort optional sehr viel Zeit mit Verstärken der Gruppe verbringen. Auch das Bade-Feature ist optional, wer keinen Schaum von Mädels schrubben möchte, muss nicht. Insgesamt ist Mugen Souls aber eher für die enthusiastischeren Genrefans, die auch jenseits der größeren Vertreter Spaß haben.

Vielen Dank an eastasiasoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.