Unplugged: Air Guitar (Review)

Von der Bar bin ich direkt auf die Bühne gestolpert und habe mich mit Unplugged: Air Guitar an der Luftgitarre geübt. Na gut, erst bin ich backstage gelandet für ein kleines Tutorial.

Mit Unplugged kann ich endlich meine nie vorhandenen Träume ausleben, per Luftgitarre richtige Musik zu spielen. Durch PS VR2 allerdings sind meine Hände nicht leer, schließlich benutze ich die Sense-Controller. Zudem „berühre“ ich die Saiten nicht mit jedem einzelnen Finger, sondern mit Mittel-, Ring- und kleinem Finger und dem Zeigefinger. In gewisser Weise gibt es also einen kleinen Rückschritt zu PC-Version mit Fingertracking per Kamera und leeren Händen wie bei einer „richtigen“ Luftgitarre. Mich stört das allerdings nicht. Im Gegenteil, so muss ich auf ein paar Dinge weniger achten. 

50 Jahre Rockgeschichte

Begleitet werde ich in Unplugged: Air Guitar von Satchel, Gitarrist der Band Steel Panther. Der echten Band. Überraschend real, der Mensch, der über Plakate und Sprachausgabe mit mir kommuniziert. Krass.

Gespickt sind Tutorial und Kampagne von Rock-Klischees. Also ist es von Vorteil, wenn ihr dieser besonderen Richtung Humor für ein bisschen zusätzlichen Spaß etwas abgewinnen könnt. 

Die Kampagne umfasst fünf „Alben“ mit jeweils einer Handvoll Songs. Um ein Album abzuschließen, reicht es jedoch nicht aus, die Lieder erfolgreich durchzuspielen. Denn darüber hinaus gibt es je drei zusätzliche Aufgaben. Etwa, in einem Song eine bestimmte Mindestanzahl an Punkten zu erreichen. Oder, auf dem dritten (von scheinbar vieren) Schwierigkeitsgrad gut genug zu spielen, um eine diamantene Schallplatte zu erhalten. Ratet mal, was ich nicht geschafft habe.

Die Kampagne habe ich also nicht abgeschlossen. So viel könnte ich gar nicht üben. Um das zu wissen, habe ich ausreichend andere Rhythmusspiele gespielt. Das ist natürlich eine Designentscheidung, für mich allerdings wurde Unplugged dann einfach zu schwierig. Ähnlich lief die Story in Kingdom Hearts: Melody of Memory für mich ab, allerdings mit mehr Erfolg, weil ich die Nebenaufgaben auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad geradeso umgehen konnte, indem ich ausreichend andere Aufgaben abgeschlossen habe.

Songs aus fünf Jahrzehnten finden sich in Unplugged. Eine bunte Mischung verschiedener Bands ist dabei und für mich bekannte und neue Titel. Strengt euch besonders an, wenn ihr einen Titel von Steel Panther spielt!

Daneben sind aber auch DLC-Songs enthalten, die teilweise durch Fortschritte in der Kampagne freigeschaltet werden. Aber auch neue Locations schalte ich damit frei. Insgesamt sind die Songs sehr abwechslungsreich und einige davon spiele ich auch besonders gern.

Oh.
Luftgitarre

Wie die Screenshots verraten, habe ich die linkshändische Variante der Luftgitarre gewählt. Also ruht der Körper der Gitarre an meiner linken Hüfte, während ich die rechte an ihren Hals lege. Ich halte nicht wirklich eine Gitarre in der Hand, aber für eine Luftgitarre sind die Controller vielleicht doch ein wenig zu haptisch. Außerdem sehe ich im Spiel ja eine Gitarre. Da ich kein Luftgitarren-Profi bin, ist das so aber ganz angenehm. Sonst wüsste ich gar nicht, wie ich überhaupt die Hände halten soll!

Übrigens muss ich die Tasten nicht drücken, sondern lediglich meine Finger darauf legen. Ein kleiner Kompromiss, um etwas natürlicher zu wirken. Allerdings hat das nicht verhindert, dass ich die Knöpfe trotzdem oft gedrückt habe. Manchmal auch ein wenig zu verkrampft. Ist eben doch ungewohnt, einen Controller ganz locker zu halten, und an den PS VR2 Sense-Controller bin ich ja auch noch nicht ganz gewöhnt. Aber das ist nichts gegen mein zeitweise schwächelndes linkes Handgelenk von der ständigen Auf- und Abbewegung. Legt Pausen ein, Leute! Ich weiß zum Glück aus Erfahrung, wie viel ich meinen Handgelenken zutrauen kann.

Leider weiß ich nicht, wie man eine Gitarre richtig hält. Per virtuellem Griff kann ich sie vor jedem Lied verschieben, wobei das Loslassen des Griffs nicht besonders gut funktioniert. Das macht die Feinjustierung etwas aufwändig. Aber zwischendrin kann ich immer wieder ausprobieren, ob sich die Stelle halbwegs in Ordnung anfühlt. Dann aber während des Liedes nicht mehr von der Stelle bewegen, denn dann bleibt der Gitarrenkörper, wo er einmal platziert wurde.

Wie spielt man eigentlich ein Lied?

Mit der rechten Hand drücke ich die Saiten hinunter, mit der linken streiche ich über sie. Jeweils im richtigen Moment natürlich. Die Hand am Hals gibt die Position und Länge des Tons an. Die Hand am Körper entspricht in den meisten Fällen dem Knopfdruck bei anderen Rhythmusspielen. Denn es gibt auch Töne, die ich nur mit der rechten Hand spiele. In der Regel ist dazu aber die andere Hand da und ich gebe die Position mit dem Zeigefinger oder den anderen Fingern an, teilweise auch mit allen gleichzeitig oder im schnellen Wechsel der Finger. Es gibt kurze und lange Töne und zusätzlich von jeder Variante auch eine mit geknicktem Handgelenk. Die habe ich erst auf dem zweiten Schwierigkeitsgrad bemerkt und erst einmal war ich wegen eines kleinen Pfeils und anderer Farben meiner gewohnten Tonspuren irritiert. Entweder habe ich Satchels Erklärung verpasst oder es gab keine. Allerdings kam ich dann doch recht schnell von selbst darauf, was zu tun ist, Pfeil sei Dank. 

Anfangs hatte ich Bedenken,  wie gut ich mit Unplugged: Air Guitar klarkommen würde. Schließlich muss ich beide Hände benutzen, um gleichzeitig komplett unterschiedliche Bewegungen zu vollziehen. Aber meine Sorgen blieben unbegründet. Mir fiel es bei den meisten Liedern erstaunlich leicht, im Rhythmus zu bleiben. Vielleicht sollte ich Luftgitarrist werden!

… na gut, wahrscheinlich eher nicht, wenn ich meine Fähigkeiten auf dem dritten Schwierigkeitsgrad anschaue. Auf dem zweiten kam ich je nach Lied unterschiedlich gut klar. Aber ein Gutes hat der hohe Schwierigkeitsgrad, selbst wenn ich durch ihn die Kampagne nicht abschließen kann. Jetzt weiß ich, dass ich in einem Lied auch scheitern kann. Zu viele Töne verfehlen darf ich nämlich nicht. Schließlich hat das Publikum ja darunter zu leiden, wenn ich schlecht spiele. Das klingt manchmal aber auch richtig schlimm!

Das Publikum

In Unplugged sind meine Fans meine Währung. Soll heißen, mit jedem erfolgreich gespielten Lied sammle ich neue Fans. Außerdem kann ich das Publikum anheizen und so weitere Fans sammeln. Je wilder das Gefuchtel, desto mehr. Aber nicht die Controller gegeneinander schlagen, ja? Und, noch viel besser (vielleicht), ich kann Unterwäsche einfangen und dadurch noch mehr Fans bekommen. Hurra! Das ist sehr albern, macht aber auch sehr viel Spaß. Außerdem kann ich so meine Hände ausschütteln.

Ich sammle sie aber nicht nur, ich gebe sie auch aus. Für neue Gitarren oder Plektren. Customisation! Nachdem ich die ersten 500 Fans eingesetzt habe, um ein anderes Plektrum freizuschalten, habe ich das fast bereut. Aber hey, neues Plektrum!

Die verschiedenen Locations, in denen ich vor Publikum auftrete, sind sehr eindrucksvoll. Da ist es fast ein wenig schade, dass ich mich oft nur auf die Notenlinien konzentriere. Zusätzliche Quadrate für Bonuspunkte, die ich mit dem Gitarrenhals einfangen kann, helfen aber dabei, die Noten zwischendurch ein wenig zu verschieben und die Räume aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Sogar der düstere Backstage-Bereich ist faszinierend detailreich.

Wem das Sammeln von Fans nicht reicht: Eigentlich geht es ja auch um Highscores. Hohe Punktebewertungen bringen Schallplatten, wobei ich teilweise das Gefühl hatte, nur durch das angeheizte Publikum ausreichend Punkte zu bekommen. Ich wollte es aber auch nicht ignorieren, um mein Gefühl zu bestätigen oder zu widerlegen. Zudem gibt es auch Online-Bestenlisten. Interessanterweise bin ich oft weit oben in den Bestenlisten gelandet. Sogar hin und wieder auf dem ersten Platz!

… allerdings waren bei vereinzelten Liedern nur eine Handvoll Leute auf der Liste. Manchmal waren wir sogar nur zu dritt. Aber manchmal habe ich tatsächlich ziemlich gut gespielt! Und das ganz ohne Luftgitarren-Vorkenntnisse! 

Okay, okay, das Spiel hätte mir auch sonst viel Spaß gemacht. Das virtuelle Musizieren macht richtig Spaß und die Songauswahl sagt mir auch zu. Nur noch ein Lied, dann lege ich eine Pause ein, bestimmt!

Fazit

Mit Unplugged: Air Guitar macht virtuelles Musizieren riesigen Spaß. Die Kampagne ist zwar nicht besonders tiefgründig und fühlt sich auch nicht nach Fortschritt an (besonders gegen Ende bei mir nicht), aber das Gameplay hat mich voll abgeholt. Letztlich ist das (für mich) in einem Rhythmusspiel am wichtigsten. Ich kann vielleicht nicht behaupten, dass sich für mich Luftgitarre noch nie so echt angefühlt hat. Aber es fühlt sich an wie richtiges Gitarrespielen ohne die Probleme, wenn man ein Instrument nicht beherrscht. Egal, ob im Stehen oder im Sitzen. 

Natürlich ist es schade, dass ich diese eine Herausforderung einfach nicht schaffen kann, aber bis dahin war ich durchweg gut unterhalten. Daher möchte ich Unplugged: Air Guitar allen sehr ans Herz legen, die offen sind für Rockmusik und die gern Rhythmusspiele spielen. Nehmt die Luftgitarre in die Hand und legt los!

Herzlichen Dank an Vertigo Games für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PS5 mit PS VR2.