Ty the Tasmanian Tiger 2: Die Bumerang-Gang (Review)

Im Laufe der GameCube / Xbox / PlayStation 2-Generation hat sich im Genre der 3D Jump & Runs eine deutlich schärfere Gangart durchgesetzt. Mit dem Erscheinen von Ratchet & Clank, das enorme Shooter-Einflüsse mitbrachte, haben auch zuvor bereits etablierte Jump & Run-Serien einen Action- und Missions-Fokus eingenommen. Besonders Jak & Daxter und mit Shadow the Hedgehog auch die Sonic-Marke sind hier bekannte Beispiele. Doch auch Ty the Tasmanian Tiger hat sich im zweiten Teil umorientiert und offenbar ein wenig GTA-DNA erhalten.

Den raueren Ton in Ty the Tasmanian Tiger 2: Bush Rescue wollten die Entwickler offenbar gleich zu Beginn des Spiels hervorheben, denn hier muss man in der Rolle Tys einen linearen Pfad entlanglaufen, haufenweise Gegner vermöbeln und am Ende in einem großen Roboter noch kräftig Blei in weitere Gegner schießen muss. Äußerst kurios ist hierbei allerdings der Umstand, dass dieser Abschnitt tatsächlich der schwierigste im ganzen Spiel ist. Das liegt nicht nur daran, dass der Rest des Spiels geradezu trivial ist – sicher aber auch daran – sondern, dass der Shooter-Abschnitt ziemlich knapp designt wurde.

In Sachen Spielstruktur hat Ty 2 nicht etwa eine Verfeinerung des Vorgängers zu bieten, sondern wirft gleich alles über Bord. Ty 2 spielt in einer relativ stark fragmentierten Spielwelt, die über ein Straßennetz miteinander verbunden ist. Leider sind sehr viele der Schauplätze, die man in der Spielwelt erreichen kann, äußerst uninteressant gestaltet und bieten keinerlei interessante Interaktionsmöglichkeiten. Wer die Fahrerei unterhaltsam findet, kann sich aber immerhin über einige kurze Kartrennen freuen, die zwar zum Durchspielen des Spiels nicht obligatorisch sind, aber sich zumindest finanziell lohnen. Es sei aber gleich dazu gesagt, dass die Kartrennen nicht annähernd mit reinen Fun-Racern mithalten können und auf Grund des völlig übertriebenen Gummibands nach vorne – man kann quasi gar nicht ernsthaft zurückfallen – ein wenig witzlos sind.

In der Hauptsache muss der Spieler vier Mal eine Reihe von Missionen in der Spielwelt finden und erledigen um schließlich eine Endgegnermission spielen zu können. Einige wenige dieser Missionen bieten klassische Jump & Run-Kost, die sich ähnlich spielt wie im Vorgänger, der Großteil der Missionen fühlt sich aber an wie gedankenlos zusammengeworfenes Füllmaterial. So gibt es eine wiederkehrende Mission, in der man einfach in einem engen Areal einen Haufen fast wehrloser kleiner Gegner besiegen muss, in einem anderen wiederkehrenden Missionstyp gilt es, als Paketdienst tätig zu werden und irgendein Objekt zu einem markierten Zielpunkt auf der Karte zu fahren – mit einem völlig nutzlosen Zeitlimit, das in der Regel mehr als doppelt so viel Zeit zur Verfügung stellt wie man realistisch aufwenden kann. In wieder weiteren Missionen muss man einen Helikopter über ein eng begrenztes Gebiet steuern und Objekte von A nach B transportieren – eine effektive Schlaftablette.

Es ist schon frustrierend, dass ca. drei Viertel aller Missionen im Spiel diesen völlig anspruchslosen und spaßbefreiten Schemata folgen, denn die wenigen Missionen, in denen man mit einem von Tys Robotern unterwegs ist oder klassische Jump & Run-Aufgaben erledigt, wissen durchaus zu gefallen. Bedenkt man aber, dass das Spiel trotz der vielen Redundanzen – sehr viel Zeit geht schlicht für das Anfahren der Missionen drauf – weit unter zehn Stunden Spielzeit bietet, kann man sich ausmalen, wie wenig tatsächlich ordentliche Kost das Spiel zu bieten hat. Sammelfreunde können zwar noch einen Haufen weitgehend willkürlich in die Welt geschmissener Sammelgegenstände auflesen, doch müsste die Spielwelt schon bedeutend interessanter gestaltet sein, damit diese Sammelei irgendwie motivierend wirken könnte.

Ty the Tasmanian Tiger hatte ein solides Fundament geschaffen, dank heftig schwankender Leveldesignqualitäten aber noch viel Luft nach oben gelassen. Umso ärgerlicher ist es, dass Krome nicht etwa versucht hat, die Fehler des Vorgängers auszumerzen und das Konzept weiterzuentwickeln, sondern gleich von vorn begonnen hat. Das Ergebnis ist ein völlig belangloses Spiel voller lustlos designter Missionen. Selbst wenn man den Erstling mochte, ist Ty 2 definitiv keine Empfehlung wert.

Getestet auf Xbox.