Mario + Rabbids: Kingdom Battle (Review)

Zwei Franchises treffen aufeinander in Mario + Rabbids: Kingdom Battle. Daraus entwickelt sich ein rundenbasiertes Strategiespiel. Klingt nicht nach Nintendos Super Mario und nicht nach Rabbids, aber irgendwie interessant. So interessant, dass ich dem Spiel trotz Rabbids eine Chance gegeben habe. Insbesondere auch in Hinblick auf die Fortsetzung, Mario + Rabbids: Sparks of Hope, die bereits diesen Monat erscheint.

Am meisten hat mich überrascht, dass es am Ende nicht der gewöhnungsbedürftige Humor von Ubisofts Rabbids war, der mich am meisten gestört hat.

Wie gelangen die Rabbids ins Pilzkönigreich?

Wie wohl? Die Rabbids stellen irgendeinen Unsinn an. Daraufhin landen sie, teils verbunden mit verschiedenen Gegenständen, im Pilz-Königreich. Das Land verändert sich ebenfalls. So sehr, dass es sich für mich kein Stück mehr anfühlt wie das Pilzkönigreich. Darüber können auch die vereinzelt eingestreuten Gumbas und ein übergroßer Kugelwilli nichts ändern. Die Hintergrundmusik von Peachs Schloss vielleicht ein wenig, aber wirklich reicht das nicht aus und dort verbringen Mario und Co. wenig Zeit.

Das Setting überzeugt mich einfach nicht, obwohl es hübsch und vielseitig gestaltet ist. Es sind einfach zu viele Elemente, die nicht ins Pilzkönigreich gehören, und zu wenige, die mich daran erinnern würden. Mario kann noch nicht einmal springen, damit mir die Fortbewegung mehr Spaß macht. Natürlich würden die Kämpfe mit Höhenunterschieden so nicht mehr funktionieren, könnte er es doch.

Einer der Rabbids ist mit einer bösen Brille verschmolzen, die noch mehr Chaos stiftet. Also müssen Mario, seine Freunde und eine Handvoll Rabbids alles tun, um diesen Rabbid aufzuhalten. Dabei sind die Hasen Rabbid-Versionen altbekannter Mario-Charaktere. Zudem gibt es verschiedene Arten wilder Rabbids, die als Gegner dienen.

Quietscheentchen!
Auf in den Kampf!

Drei Charaktere sind bei Mario + Rabbids: Kingdom Battle in meinem Team. Einer davon muss Mario sein, einer ein Rabbid. Dass irgendein Rabbid dabei sein muss, ist in Ordnung. Aber gemeinsam mit der Pflicht, Mario zu benutzen, schränkt das die Charakterauswahl ziemlich ein. Gerade dann, wenn ich einen neuen Charakter freigeschaltet habe und schauen muss, wie ich ihn ins Team integrieren kann. Letztlich hat das dazu geführt, dass ich die meiste Zeit über mit demselben Team unterwegs war. Das ersparte mir dann auch, regelmäßig bessere Primär- und Sekundärwaffen für jemanden zu kaufen, den ich dann doch nur kurzzeitig benutzt habe.

Die Primärwaffen sind häufig Schusswaffen. Angriffe aus der Distanz stehen also auf der Tagesordnung. Allerdings befinden sich auf dem Schlachtfeld viele Hindernisse, hinter denen sich Freunde und Gegner verstecken können. Je nach Höhe des Objektes und der eigenen Position in Relation zum Gegner, entscheidet sich die Trefferwahrscheinlichkeit. Zerstörte Blöcke richten keinen Schaden an, hinterlassen aber immerhin ein paar Münzen. Unter den Sekundärwaffen sind oft ferngesteuerte Bomben, die über das Feld rollen und teilweise erst in einer späteren Runde bei einem Gegner explodieren, sofern sie nicht zuvor zerstört werden.

Mario + Rabbids: Kingdom Battle ist rundenbasiert. Das bedeutet, zuerst zieht Marios Team und setzt etwaige Angriffe ein, dann die Gegner. Bei entsprechenden freigeschalteten Fähigkeiten greift ein Team auch während der Züge des anderen Teams an. Zudem hat jeder Charakter einen bestimmten Radius, in dem er sich pro Runde fortbewegen kann.

Nach einem Kampf wird das Team nicht vollständig geheilt. Außer im Einfachen Modus, der sich für jeden Kampf einzeln einstellen lässt und zusätzlich die maximalen Lebenspunkte erhöht. Auf den Abschlussrang hat der Modus keinen Einfluss. Dieser hängt nur von der Anzahl der benötigten Züge und überlebenden Charakteren im eigenen Team ab. Die Zugvorgabe ist dabei mal großzügig und mal sehr knapp bemessen. Ich hatte allerdings kein Bedürfnis, Kämpfe zu wiederholen, bei denen ich nicht auf Anhieb die beste Bewertung erhalten habe.

Den rot umrandeten Rabbid muss ich besiegen.
Taktisches Kämpfen, taktischer Rückzug

Durch die Hindernisse, verschiedene Höhen und die unterschiedlichen Fähigkeiten der Charaktere wird das Kämpfen komplex, ohne unübersichtlich zu sein. Besonders verschiedene Gegnertypen verlangen ihre eigene Angriffstaktik, damit sie keine Konterangriffe starten oder Angriffe nicht mit ihrem Schild aufhalten.

Außerdem sind die Heilmöglichkeiten im eigenen Team begrenzt. Da ich gerne meine Charaktere heile, wurde meine Teamauswahl dadurch allerdings noch weiter eingeschränkt. Die Vampirfähigkeit habe ich besonders gern benutzt. Dabei nutzen Charaktere die gegnerische Energie, um sich selbst zu heilen.

Die einzelnen Kampffelder sind alle unterschiedlich, aber in den meisten Fällen aus den gleichen Elementen aufgebaut. Mal gibt es verschiedene Ebenen, mal Röhren, mal Blöcke aus unterschiedlichem Material. Die Bosskämpfe sind etwas abwechslungsreicher gestaltet und zum Teil sogar mit kleineren Rätseln verbunden.

Es ist nicht wirklich ein taktischer Rückzug, sondern eher eine Flucht nach vorn, die Marios Team wagen kann. Oder eher muss. Manchmal treffen sie auf Toad, der nicht kämpfen kann, also ans Ende des Kampffeldes gelangen muss. Besonders schnell kommen alle Charaktere durch die Röhren mit Rabbid-Ohren voran, aber die Feinde darf man dabei nicht aus dem Blick verlieren. Würden die gegnerischen Züge nicht so lange dauern, wären diese Eskort-Missionen durchaus eine nette Abwechslung zu den normalen Kämpfen.

Warten, warten, warten

Das Spiel arbeitet viel mit Slow Motion und ausgedehnten Animationen. Während der eigenen Runde bin ich zwischendurch wenigstens noch halbwegs aktiv, aber die gegnerischen Runden ziehen sich dadurch wie Kaugummi. Insbesondere in den späteren Kämpfen, wenn viele Gegner auf dem Feld sind, hilft die vorhandene Vorspulfunktion wenig. Die ich zudem jedes Mal von Neuem aktivieren muss. Außerdem funktioniert sie nicht, wenn ein Gegner in meiner Runde angreift. Wenn dann in einer großen Gegnergruppe die Mehrheit der Rabbids Angriffe vorbereitet, Statuseffekte aktiviert, jemanden heilt, über das Feld läuft und – natürlich – angreift, bedeutet das eine Menge Wartezeit. Kommen dann noch meine eigenen Konterangriffe hinzu, verlängert das die Runde nur noch mehr.

Währenddessen kann ich nicht eingreifen, also stört es sehr, so lange warten zu müssen, bis der gegnerische Zug beendet ist. Die Animationen und Angriffe sind bei Weitem nicht abwechslungsreich genug, als dass sich wenigstens das Hinschauen lohnen würde.

Wann sind die endlich aus der Röhre draußen?
Zwischen den Kämpfen

Die Kampffelder sind in die Oberweltstruktur eingearbeitet. Dadurch kann Mario sich mit seinen Freunden nach einem Kampf über das Feld bewegen, um zu schauen, ob irgendwo ein Weg zu einer Truhe oder einem Rätsel vorhanden ist. Die finden sich allerdings deutlich häufiger zwischen den Schlachtfeldern.

Mario bewegt sich meist auf schlauchartigen Wegen, die hin und wieder Abzweigungen aufweisen oder durch Puzzlegebiete aufgebrochen werden. Einige der Abzweigungen verstecken sich durch die Kameraposition, die drehbar ist, aber natürlich in der Regel hinter den Held:innen platziert ist. Dadurch bietet sich das Umschauen an, allerdings hatte ich oft nicht das Gefühl, dass die Belohnung den Aufwand wert ist. Es gibt zwar Anleitungen für Waffen, aber viel zu häufig Sammelobjekte, die bei Peachs Schloss landen.

Außerdem gibt es Hindernisse, die der staubsaugerroboterartige Begleiter unserer Held:innen verschieben oder beseitigen muss. Natürlich muss er das erst einmal erlernen, oftmals kommt man an solchen Stellen also vorerst nicht weiter. Gäbe es eine Karte, auf der die Hindernisse eingezeichnet sind, wäre das wesentlich angenehmer. Denn ich hatte keine Lust, hinterher noch einmal durch jedes Gebiet zu ziehen. Außerdem ist das fortschrittsabhängige Erlernen der neuen Fähigkeiten sehr schlecht implementiert.

Wenig besser sind die Rätselabschnitte. Meistens handelt es sich um Schalter- und Schieberätsel, die nicht besonders komplex werden. Zwar behindert dadurch kein Rätsel den Fortschritt, aber die Ausführung ist mir oft zu langwierig.

Bonusspaß

Hin und wieder schießen Kanonen Mario und seine Freunde in kleine Bonusräume. Mit Zeitlimit muss ich dabei alle Münzen sammeln, um eine Belohnung zu erhalten. Neue Anleitungen für Waffen beispielsweise. Verglichen mit den übrigen Rätseln, werden diese kleinen Herausforderungen ziemlich komplex.

Optisch sind die Bonusräume nicht in die Welten integriert. Stattdessen findet Mario sich in einem kompakten, blauen Raum wieder. Die Kamera ist leicht schräg, weshalb ich manchmal Probleme damit hatte, Münzen richtig anzusteuern. Aber das hat nur selten dafür gesorgt, dass ich das Zeitlimit nicht einhalten konnte.

Mit diesen Bonusräumen hatte ich den meisten Spaß in Mario + Rabbids: Kingdom Battle. Ein wenig schade, immerhin ist das nicht die Hauptmechanik des Spiels.

So viele blaue Münzen!
Fazit

Prinzipiell ist das rundenbasierte taktische Kämpfen in Mario + Rabbids: Kingdom Battle gut gelungen. Die Fähigkeiten sind meist abwechslungsreich, die Gegner können nicht einfach gedankenlos angegriffen werden. Nach einem gescheiterten Kampf half mir ein neuer Lösungsansatz mit Bezug auf die erlernten Eigenheiten neuer Gegner meistens. Es ist auch völlig in Ordnung, dass die meisten Gegner in der späteren Hälfte dieselben Fähigkeiten beherrschen wie das eigene Team. Denn warum sollten nur Mario & Co. automatisch Angriffe kontern, wenn sich jemand aus dem anderen Team im Angriffsradius bewegt?

Aber das Spiel ist einfach so langsam.

Und vielleicht möchte ich Mario nicht spielen, weil alle anderen die interessanteren Fähigkeiten und Sekundärwaffen haben. Oder wenigstens für etwas mehr Abwechslung.

Tatsächlich ist der Rabbid-Humor nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Manche Zwischensequenzen sind sogar ganz putzig. Besonders, wenn ein Charakter auf seine Rabbid-Variante trifft. Der fliegende Staubsaugerroboter dagegen ist nicht besonders lustig, auch wenn er sich immer bemüht, Dinge in der Landschaft zu kommentieren. Aber immerhin macht er das nur auf Knopfdruck an einzelnen Stellen.

Wären die gegnerischen Runden deutlich kürzer, die Charakterauswahl freier und die Rätsel weg oder ein klein wenig anspruchsvoller, hätte ich keine Probleme damit, Mario + Rabbids: Kingdom Battle uneingeschränkt zu empfehlen. Aber so? So viel Wartezeit kann man selbst in unserem Discord nicht überbrücken.

Getestet auf Nintendo Switch.