Saints Row (Review)

Saints Row ist, anders als der Name suggeriert, eigentlich kein klassischer erster Teil einer Reihe. Nach vier Hauptspielen wurde es anscheinend Zeit, Saints Row ein Reboot zu verpassen. Da ich von den klassischen Spielen nur den vierten Teil gespielt und dementsprechend wenig Erfahrung habe, verzichte ich in diesem Test auf Vergleiche und konzentriere mich nur auf den neuen Teil.

In einem Editor erstellt man sich seinen Charakter, der den Spieler in den nächsten Stunden durch die Straßen von Santo Ileso begleitet. Der erstellte Charakter wohnt in einer Wohngemeinschaft mit 3 anderen Menschen und einer Katze, die zwar einerseits auf ihre Art und Weise sehr skurril sind, aber doch herzensgut. Zumindest macht es den Anschein. Da die WG aber wieder mal nicht in der Lage ist ihre Miete zu bezahlen und unser Protagonist nach einer irren Jagdsequenz seinen Job verliert, scheint die Hoffnung verloren zu sein . Santo Ileso wird von 2 großen Gangs und einer privaten Sicherheitsfirma kontrolliert, was liegt also näher als den großen Drei den Kampf anzusagen und selbst eine Gang auf die Beine zu stellen? In diesem Fall natürlich nichts, im Zuge dessen wird also die Besitzurkunde einer Kirche in den eigenen Besitz gebracht und es beginnt der Siegeszug der Saints. Im Laufe der Geschichte liegt es also am Spieler, die fiktive Metropole zu erobern und allen zu zeigen, dass man sich lieber nicht mit den Saints anlegt. Die Hauptgeschichte ist witzig erzählt, nur sollte man natürlich keine Wunderdinge erwarten, sie ist eher Mittel zum Zweck und als grober Rahmen zu verstehen. Ein negativer Punkt, der mich auch schon beim großen Vorbild GTA gestört hat, ist die englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln. Es fällt mir teilweise schwer mich auf die Action zu konzentrieren und gleichzeitig die Untertitel im Blick zu haben, eine deutsche Sprachausgabe wäre in diesem Fall ein großes Plus gewesen. 

Grafisch war Saints Row noch nie auf der Höhe der Zeit, das ist auch beim Reboot nicht anders. Die Grafik gefällt mir trotzdem sehr gut, der Stil ist bunt und mir ist bis auf wenige kleine Bugs die technische Seite nicht negativ aufgefallen. Zartbesaitete Seelen sollten aber auf jeden Fall Abstand vom Spiel nehmen, es fließt viel Blut und die Finisher sind sehr brutal. Der Soundtrack ist genretypisch sehr gut ausgewählt, es fühlt sich gut an sich zu „Ante Up“ durch Gegnermassen zu schießen und einen Headshot nach dem anderen zu verteilen. 

Wie auch die Geschichte nimmt sich das Gameplay nicht sonderlich ernst, man fährt mit den Autos arcademäßig wie bei Crazy Taxi durch die Stadt, die Autos halten sehr viel aus, driften in die Kurven und machen selbst vor Sprungschanzen keinen Halt. Es passt einfach zum Spiel wie die Faust auf des Gegners Auge. Und derer gibt es viele, die bis auf wenige Ausnahmen einer Klonfabrik entlaufen sein könnten. Abwechslung wird zwar geboten, aber durch die schiere Masse an Gegnern, die einem das Spiel entgegen wirft hat man trotzdem das Gefühl die immer gleichen Gegner zu töten. Natürlich gibt es viele Waffen, die auch aufgerüstet werden können. Shotguns, Maschinengewehre, Raketenwerfer oder Macheten sind nur ein kleiner Auszug aus dem großen Waffenrepertoire. Auch werden immer mehr neue Fähigkeiten erlernt, gepaart mit diesen und dem guten Gunplay entwickelt sich ein regelrechter Flow und es macht tierisch Spaß, einen Gegner nach dem anderen abzumurksen. Spielerisch gibt sich das Spiel keine Blöße, die zwei Hauptaktivitäten sind sehr gut umgesetzt und lassen sich vorzüglich steuern. 

Ein Imperium aufzubauen ist natürlich nicht leicht, es gilt viele kleine und große Aufträge zu erledigen. Die Karte von Santo Ileso ist zum Glück im Vergleich zu GTA sehr kompakt, da eine Schnellreise nur zum Hauptstützpunkt möglich ist. Am imperialen Tisch entscheidet ihr Euch, welches Unternehmen als nächstes in der Stadt platziert wird. Entscheidet man sich zum Beispiel für die illegale Müllentsorgung werden auf der Karte mehrere Punkte freigeschaltet, die ihr als Nächstes ansteuern könnt. Hier findet ihr LKWs mit radioaktiver Ladung, die gilt es natürlich schnell verschwinden zu lassen und dafür Geld zu kassieren. Diese Aufgaben sind bis zu einem bestimmten Punkt im Spiel optional, ich empfehle euch jedoch diese auch abzuschließen. Denn erstens entsteht somit ein konstanter Geldstrom, zweitens werdet ihr ab einem bestimmten Punkt in der Hauptgeschichte gezwungen sein, mindestens 2 dieser Questreihen komplett abzuschließen, ansonsten geht es nicht weiter.  Hier empfehle ich „das Staub-Thing“, die Reihe ist LARP-mäßig aufgebaut und teilweise sehr lustig umgesetzt.

Ansonsten ist die Hauptquest immer nach dem gleichen Schema aufgebaut, zum Zielort fahren, alles wegballern, ab und zu eine Fluchtsequenz per Auto, Boot oder Hubschrauber, viel Abwechslung wird da spielerisch nicht geboten, was ich aber aufgrund des sehr guten Gameplays nicht schlimm finde. Ein Mal musste ich eine Quest aufgrund eines Bugs komplett neustarten. Saints Row bietet übrigens auch einen Coop-Modus, den ich aber leider nicht testen konnte. Wer Realismus mag ist bei Saints Row definitiv falsch, wer es jedoch abgedreht mag sollte dem Reboot eine Chance geben. Was hier auf dem Bildschirm abgeht ist teilweise sehr stark Over-The-Top, mir hat es sehr gut gefallen. Und auch wenn ich es schon durchgespielt habe werde ich versuchen, mein Imperium weiter aufzubauen und der Stadt zu zeigen, wer die größeren Cojones hat. Man kann übrigens durch bestimmte Quests seine Freunde stärker machen und sie per Anruf zu Hilfe kommen lassen, zusätzlich gibt es auch Sammelgegenstände. Die müsst ihr nur fotografieren und schon könnt ihr diese auf eurem Grundstück platzieren. Wie das geht? Es geht einfach!

Zusammengefasst kann ich das Spiel jedem empfehlen, der das Gameplay von GTA mag, es aber lieber etwas kompakter und abgedrehter haben möchte. Die Grafik ist nicht auf dem neuesten technischen Stand, jedoch schön bunt und zweckmäßig, das Gunplay und die Fahrmechanik sind sehr gut und machen Spaß. Zudem gibt es 5 Schwierigkeitsgrade und zusätzlich dazu noch etliche andere Einstellungsmöglichkeiten. Gebt den Heiligen eine Chance, aber natürlich nur wenn Ihr über 18 seid. 

Wir danken Plaion für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Playstation 5.