Paw Patrol Mächtige Fellfreunde retten Abenteuer Bay (Review)

Die Tradition der Jump & Run-Videospielumsetzungen zu kindgerechten Filmmarken ist in der letzten Konsolengeneration leider zum Erliegen gekommen, so dass man Spiele zu Marken wie Paw Patrol über Jahre hinweg nur auf dem Handy finden konnte. Nun aber gibt es, insbesondere dank des Nischenpublishers Outright Games eine Renaissance der Lizenz-Hüpfer. Gerade rechtzeitig für meinen vierjährigen Sohn konnte ich im Zuge unseres 3D Jump & Run-Rankings die beiden Paw Patrol 3D Jump & Runs mit ihm gemeinsam spielen.

Paw Patrol Mächtige Fellfreunde retten Abenteuer Bay ist strukturell etwas ungewöhnlich, da es im Grunde genommen einfach eine inhaltlich sehr lose zusammenhängende Sammlung von sieben Einzelmissionen ist, die man allerdings nur in strikt linearer Abfolge absolvieren kann. Es gibt zwar eine in kurzen Sequenzen erläuterte Gesamtgeschichte, jede Einzelmission könnte aber auch für sich ganz alleinstehen. Im Grunde genommen ist der Hintergrund einer jeden Mission, dass die Hunde der Paw Patrol einen anderen Charakter aus einer misslichen Lage befreien müssen. In jeder Mission müssen sich dazu zwei Hunde gemeinsam der Herausforderung stellen. Die Geschichte wird mit deutscher Sprachausgabe erzählt, allerdings verzichten die Entwickler komplett darauf, die titelgebenden Hunde zu vertonen, nur ihr menschlicher Freund Jake wird darf sprechen und hat dabei allerdings immerhin seine Originalstimme aus der Serie.

Spielerisch macht es keinen Unterschied, welchen Hund man spielt, alle Hunde der Paw Patrol haben, abgesehen von QTEs und Minispielen die gleichen Fähigkeiten. Mit dem Analogstick kann man seinen Hund in alle Himmelsrichtungen bewegen und mit A springen lassen, es gibt keine komplexeren Sprungmanöver und auch keine Kämpfe im Spiel. Um dennoch etwas Abwechslung zu schaffen, muss man immer wieder im Spiel an vorgegebenen Stellen ein QTE absolvieren, das mit den Berufen der jeweiligen Hunde zu tun hat. Manchmal verwandelt sich ein Hund auch in seine Superheldenform, um im QTE besonders anspruchsvolle Aufgaben zu erledigen. Zusätzlich gibt es eine Hand voll Minispiele, die das Spielkonzept auflockern sollen, aber natürlich ebenfalls sehr simpel gestaltet sind. Geübte Spieler werden mechanisch keine Überraschungen erleben, aber für sehr junge Spieler ist es erfreulich, dass die Steuerung und Mechaniken sehr eingängig und ohne viel elterliche Hilfe nachzuvollziehen sind.

In Anbetracht dessen, dass die Superformen der Hunde im Titel des Spiels stehen, ist es ein wenig enttäuschend, dass man sie im Verlauf der sieben Missionen nur wenige Minuten spielen kann, aber da die QTEs ohnehin recht langweilig sind, wäre mehr ohne deutliche spielerische Anpassung wohl in der Tat nicht besser. Die eigentlichen Hüpfspiellevel sind erwartungsgemäß sehr einfach gemacht und es gibt keine Möglichkeit, zu verlieren, da es keine tödlichen Abgründe, Zeitlimits oder Gegner gibt. Allerdings gibt es für Perfektionisten immerhin die Aufgabe, alle im Level verstreuten Knochen und drei Abzeichen je Level zu sammeln, um Bonusminispiele freizuschalten.

Eine Progression der Aufgabenstellungen gibt es im Verlauf des Spiels nicht, es wäre ohne weiteres möglich, die Missionen beliebig umzusortieren, ohne dass das spielerisch auffallen würde. Das ist etwas schade, denn auch junge Spieler lernen natürlich im Verlauf des Spiels dazu und können, wenn man es behutsam angeht, auch eine Steigerung der Komplexität oder Anforderung im Spieldesign mitgehen. Meinem Sohn ist im Kontrast zum ersten Level Banjo-Kazooie, das er derzeit gerne spielt, jedenfalls aufgefallen, dass er mit der Paw Patrol recht eingeschränkt ist. Immerhin: Um ihm langweilig zu werden, ist das Spiel gar nicht lang genug. Insgesamt dauert das Spiel auch bei gemütlicher Spielweise und trotz zahlreicher Sequenzen nur eine Stunde. Das ist nicht per se schlimm, Videospiele dürfen durchaus auch kurz sein, aber wenn wir den Vollpreis von ca. 40€ für das Spiel gezahlt hätten, statt es im Game Pass zu spielen, hätte uns das schon sauer aufgestoßen.

Gut gefallen hat mir, gerade im Hinblick auf die Zielgruppe, dass man das Spiel zu zweit kooperativ spielen kann. Es sind ohnehin stets zwei Hunde gemeinsam im Spiel unterwegs und im Einzelspielermodus muss man gelegentlich per Knopfdruck den Hund wechseln, um ein QTE oder Minispiel zu absolvieren, im Mehrspielermodus muss dann einfach derjenige Spieler ran, der den passenden Hund spielt. Sollte mal ein Elter den vom Kind bevorzugten Hund spielen, ist aber auch im Mehrspielermodus ein Wechsel jederzeit möglich. Allerdings bedarf der Zweispielermodus eine gewisse Kommunikation, denn es gibt keinen Splitscreenmodus, so dass der Kamerausschnitt die individuelle Bewegungsfreiheit limitiert. Technisch ist das Spiel, abgesehen von dem immer wieder mal auftretenden Tearing solide, ohne merklich aufzufallen. Es ist allerdings erstaunlich, dass in Anbetracht der gebotenen Präsentation es nicht möglich gewesen zu sein scheint, das Tearing komplett zu vermeiden.

Paw Patrol Mächtige Fellfreunde retten Abenteuer Bay ist ein ordentliches Jump & Run für absolute Einsteiger, das auf Grund fehlender spielerischer Entwicklung, simplen Leveldesigns und Minimalumfangs aber auch nur für die jüngsten Spieler spielenswert ist. Wer spannende Sprungsequenzen oder kreative Leveldesigns erwartet, ist hier definitiv fehl am Platz.

Getestet auf Xbox One X.