Sonic the Hedgehog 2 (8 bit, Review)

Nach dem riesigen Erfolg von Sonic the Hedgehog, nicht nur auf dem Mega Drive, sondern auch auf dem Master System, durfte ein Nachfolger natürlich nicht lange auf sich warten lassen. Während Sonic Team unter Hochdruck an dem Hauptspiel für das Mega Drive gearbeitet hat, durfte sich Aspect auf den 8-bit-Systemen austoben. Dabei musste sich das Team offensichtlich in keinerlei Hinsicht an die Mega Drive-Vorlage anlehnen, denn egal ob Spielmechanik, Leveldesign oder auch Gimmicks, nichts erinnert in dem Spiel für Master System und Game Gear an den großen Bruder.

Sonics neuer Freund Tails hat es in Sonic 2 zwar auf den Titelbildschirm geschafft, nimmt in der 8-bit-Version aber keine aktive Rolle ein. Grund dafür ist, dass Tails von Dr. Robotnik entführt wurde und es nun an Sonic ist, den jungen Fuchs zu retten. Aber Achtung: Nur wenn Sonic alle sechs versteckten Chaos Emeralds sammelt, bekommt er die Gelegenheit, Tails rechtzeitig vor seinem Mega Drive Debüt aus den Fängen des verrückten Wissenschaftlers zu befreien. Die Geschichte wird wie gewohnt nur in der Anleitung sowie in kurzen Bildern im Abspann erzählt. Wie schon im Erstling kann man sich also komplett aufs Gameplay konzentrieren.

Wer den ersten Sonic-Titel auf dem Master System gespielt hat, der wird sich in Sonic 2 gleich wie zu Hause fühlen, denn spielerisch hat sich zunächst einmal nichts geändert. Der Spin-Dash, der auf dem Mega Drive das Moveset erweitert hat, hat es in diesem Teil noch nicht auf das Master System geschafft. Allerdings heißt das nicht, dass keinerlei neue Ideen in Sonic 2 umgesetzt wurden. Gleich im ersten Level, einer Mine, findet man beispielsweise eine Lore, mit der man sich auf Schienen in hoher Geschwindigkeit automatisch vorwärtsbewegen kann. Später findet man auch noch einen Gleitschirm, mit dem man sich, nicht unähnlich dem Cape in Super Mario World, in der Luft fortbewegen kann.

In Sachen Levelthemen und Leveldesign ist Sonic 2 sehr kreativ und bietet einige ziemlich ungewöhnlichen Umgebungen. Im Mittelpunkt des Leveldesigns steht weiterhin das genaue Plattforming und vor allem die Erkundung. Denn die sechs Chaos Emeralds sind wieder gut versteckt in den Hauptlevels des Spiels zu finden und sind bisweilen durchaus leicht zu verpassen. Da man einmal geschaffte Level nicht noch einmal betreten kann, ist die Konsequenz natürlich, dass man in diesem Fall, so man denn alle Level spielen und Tails retten möchte, um einen weiteren Durchgang nicht umhinkommt. Wenn Sonic 2 doch einmal auf etwas schnellere Abschnitte setzt, stellt sich das Leveldesign als wenig durchdacht heraus, denn immer wieder kommt es zu Situationen, in denen man das Ziel eines Sprungs nicht erkennen kann, bevor man springt, weil die Distanz zu groß ist. In Kombination mit Höhenunterschieden kommt es bereits in der ersten Zone zu äußerst fragwürdigen Sprüngen.

Das Problem der Sichtbarkeit ist auf dem Game Gear noch bedeutend ausgeprägter als auf dem Master System, weil die Entwickler beim Port die geringere Auflösung des Game Gear-Bildschirms nicht berücksichtigt haben. Das bedeutet, dass der Bildschirmausschnitt bedeutend kleiner ist. Eine besonders skurrile Konsequenz ist, dass der erste Endgegner des Spiels, am Ende der ersten Zone, geradewegs teuflisch ist. Sonic befindet sich in dem Kampf auf einer Schrägen, an deren Ende ein Monster wartet, das Sonic verspeist. Robotnik schmeißt tödliche Kugeln den Berg hinab und auf dem Game Gear sieht man diese erst im allerletzten Moment. Nicht nur, dass die Reaktionszeit so extrem niedrig ist, dadurch, dass man sich auf der Schräge halten muss, kann es durchaus vorkommen, dass die Bewegung, die man zur Stabilisierung auf der Schräge ausführt, in direktem Konflikt damit steht, der Kugel auszuweichen.

Sonic 2 auf dem Master System und dem Game Gear hat zwar einige interessante Levelthemen und Ideen, leidet aber an einem unausgewogenen Schwierigkeitsgrad, der vor allem auch aus einem Mangel der Rücksicht auf das Sichtfeld des Spielers resultiert. Auf dem Master System ist das Problem auf eine Hand voll Stellen beschränkt, auf dem Game Gear hingegen ist Sonic 2 durchweg eine frustrierende Spielerfahrung. Daher differenziere ich an dieser Stelle auch die Wertung nach Plattform: Auf Game Gear (und damit so ziemlich jeder emulierten Fassung, die erhältlich ist) ist das Spiel mit einer roten Ampelwertung versehen, auf dem Master System mit einer gelben.

Getestet auf Master System, Game Gear und GameCube.