Ashwalkers: A Survival Journey (Review)

Artwork zu Ashwalkers

Im letzten Jahr erschien mit Ashwalkers: A Survival Journey auf PC ein Spiel, was mich schon ein wenig interessiert hat. Leider haben die damals ernüchternden Kritiken dafür gesorgt, dass mein Interesse schwand und das Spiel ein wenig in Vergessenheit geriet. Dank der verspäteten Portierung dieses Jahr auf Nintendo Switch ergab sich nun eine zweite Chance für mich und das Survival-Adventure. Doch wirklich nutzen konnte das Spiel seine Chance nicht. Ganz im Gegenteil.

Mit Ashwalkers in eine sehr graue Zukunft abtauchen

Im Vorfeld sprach mich Ashwalkers aufgrund unterschiedlicher Aspekte an, die mehr oder weniger in allen Belangen nach nun zwei Durchgängen nicht das geliefert haben, was ich mir persönlich vom Spiel erwartet habe. Das Spiel ist eine narrativ gelenkte Survival-Simulation innerhalb einer postapokalyptischen Welt. Asche beherrscht das Land und klimatische Bedingungen haben dafür gesorgt, dass sich die Menschen in gewaltige Kuppeln zurückgezogen haben. Doch unsere Heimat wird den nächsten Tsunami nicht überstehen. Hunderttausenden Einwohnern droht der Untergang. 

Wir übernehmen als Spieler die Kontrolle über eine Gruppe von Scouts, die den beschwerlichen Weg durch die Wildnis auf sich nehmen, um einen neuen, sicheren Hafen zu finden. Unser Ziel ist der ‘Dome of Domes’, die größte bekannte Kuppel, deren Aufenthaltsort allerdings über die Jahre verschollen gegangen ist. Nur die Daten aus in der Welt verstreuten Kommunikationsmodulen kann uns dabei helfen, den Weg zu dieser sicheren Zuflucht zu finden.

Der grau-triste Artstyle gibt Ashwalkers eine ganz eigene Atmosphäre

Und so machen wir uns zu viert auf den Weg, jeweils mit anderen Stärken und Schwächen ausgestattet. Unsere Reise führt durch vier Kapitel, in deren Zentrum immer die Suche nach einem solchen Modul steht. Nur mit diesen Informationen werden wir einen Weg zur legendären Kuppel finden können. Doch nicht nur das unwirtliche Klima stellt uns vor große Herausforderungen. Wildtiere wie Wölfe oder Geier sowie Banditen kreuzen immer wieder unseren Weg und erschweren unsere Mission erheblich. Wohl all denen, die wahre Überlebenskünstler sind! 

Der Fähnlein Fieselschweif lässt grüßen

Unser Team besteht aus insgesamt vier Personen. Eine Anführerin, die vor allem rationale Entscheidungen zum Wohle der Mission trifft. Ein Krieger sowie eine wendige Taktikerin, um in brenzligen Situationen die Truppe vor Unheil zu bewahren. Sowie einen Scout mit Erfahrung beim Überleben in freier Wildnis. Jeder Charakter reagiert innerhalb der drei Grundbedürfnisse Hunger, Wärme und Energie unterschiedlich auf die äußeren Einflüsse und narrativen Entscheidungen, die im Laufe eines Kapitels auftauchen können. Erst wenn eines dieser Bedürfnisse komplett im negativen Bereich ist, zehrt es an der Lebensenergie des jeweiligen Teammitglieds. Fällt diese auf Null, stirbt der Charakter, und mindestens zwei müssen am Leben sein, um das Spiel erfolgreich abschließen zu können.

Zum Überleben ist es daher wichtig Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Holz, Nahrung und Medizin helfen uns dabei, unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Aber diese finden wir lediglich an vereinzelten leuchtenden Punkten innerhalb der grauen Spielwelt. Ashwalkers’ Spielwelt ist in der Regel sehr linear und den apokalyptischen Umständen entsprechend sehr trist. Der auf den ersten Blick beeindruckende Artstyle bestehend aus lauter Weiß-, Grau- und Schwarztönen in nahezu handgezeichneter Form baut sich im Verlauf des Spiels sehr stark ab. Da helfen auch die vereinzelten roten Blutstellen nicht, die das eintönige Bild je nach Situation durchbrechen.

Im Camp verteilen wir Ressourcen und heilen unsere angeschlagenen Werte

Während unserer Wanderschaft können wir frei darüber entscheiden, welches Teammitglied die Führung übernimmt. Dieser Charakter ist auch der erste, der Ressourcen in seine eigene Tasche packt. Weil aber zu großes Gewicht an der Ausdauer knabbert, müssen wir darauf achten, dass alle Items gleichmäßig verteilt sind. Das Ressourcenmanagement klingt auf den ersten Blick sehr komplex und ist auch von den Möglichkeiten recht vielfältig umgesetzt. Jederzeit können wir ein Camp aufschlagen, um Ressourcen zu verteilen und die Bedürfnisse zu befriedigen. Für diese kurzen Ruhephasen können wir Aufgaben verteilen, wie den Schutz des Camps und die Suche nach Ressourcen in der Umgebung. Oder wir lassen unsere Mitglieder einfach ausruhen, schlafen und am prasselnden Feuer miteinander reden, um die Motivation zu erhöhen.

Gute Ideen, diffuses Gameplay

Doch ein zweiter, näherer Blick auf dieses Gameplay – und dieser stellt sich leider bereits im ersten Durchgang sehr früh ein – ernüchtert. Der Survival-Aspekt des Spiels ist in den ersten drei Kapiteln sehr simpel. Ressourcen haben sich bei mir schnell so sehr angesammelt, sodass ich einen Überfluss an Medizin, Feuerholz oder Nahrung hatte. Erst im letzten Kapitel verlangt Ashwalkers einiges von uns ab, weil die drei Bedürfnisse stärker als vorher absinken und Ressourcen knapp werden. Doch so schlimm, wie man meinen konnte, ist es meist gar nicht. Denn erst wenn diese Grundfaktoren komplett abgesackt sind, zehrt es an der Lebensenergie der Charaktere. Langsam, aber stetig. Hat man bis dahin genug Medizin gesammelt, kann man sich damit über Wasser halten.

Schlimmer sind für uns die zufälligen Events, die sich aufgrund der Erzählweise von Ashwalkers ergeben. Nach jeder Rastpause im aufgeschlagenen Lager passieren mehr oder weniger schlimme Dinge, die auf unsere Charaktere Einfluss nehmen. So ist mir bspw. einmal ein Charakter gestorben, weil in der unwirtlichen Eiswelt ohne jegliches Leben Wölfe das Lager angegriffen haben. Nicht sehr realistisch, wenn solche Dinge innerhalb der Spielwelt die aufgestellten Regeln brechen. Solche Momente sind häufig und konterkarieren unser Management. Auch die Suche nach Ressourcen während das Lager aufgestellt ist, ist dem Zufall überlassen. Deswegen kann es schnell sein, dass ein Übermaß an Holz vorhanden ist, aber Nahrung rar. Solche zufälligen Faktoren zerstören die strategische Komponente im Survivalsystem von Ashwalkers, gerade aufgrund ihrer Häufigkeit.

Ashwalkers und die Illusion von Freiheit

Und es kommt kein Spiel aus ohne meinen üblichen Sermon über die Narrative. Ashwalkers suggeriert eine große Entscheidungsfreiheit und am Ende lassen sich bis zu 34 verschiedene Enden freischalten. Der Weg dahin ist allerdings nicht ganz so frei. Wenn wir durch die tristen Landschaften wandern, triggert das Spiel an den immergleichen Stellen dieselben Ereignisse. Ein Wolf, der uns bedrohlich aus den Schatten beobachtet? Ein Haus voller Banditen?

Der rote Faden bleibt trotz kleinerer oder manchmal auch größerer Entscheidungen gerade in den ersten drei Kapiteln identisch. Dies ist schade und in Verbindung mit den Survival-Aspekten des Spiels bei wiederholten Versuchen lediglich der Versuch einer Illusion von Wahlfreiheit. Warum sollte ich mich für eine andere Option entscheiden, wenn das Leben meiner Charaktere davon abhängt?

Apokalyptische Zustände auf Nintendo Switch

Bis an diese Stelle würde ich Ashwalkers als ambitioniertes Spiel bezeichnen, dessen einzelne Elemente nicht wirklich gut miteinander harmonieren wollen. Und bis an diese Stelle würde ich das Spiel der Neugier mancher Spieler:innen zuliebe bedingt empfehlen. Doch auf technischer Basis ist Ashwalkers auf meiner Nintendo Switch OLED auf den unterschiedlichsten Ebenen eine Katastrophe.

Foto von Textbox von Ashwalkers

Wie im Bild zu sehen ist, beginnt alles bei der Schrift. Hier werden stellenweise Formatierungen übernommen (“\n” für Zeilenumbrüche) und die einzelnen Buchstaben besitzen ebenso an vielen Stellen einen fragmentarischen Hintergrund, der sich sehr hässlich hervorhebt. An anderen Stellen hingegen ist die Schrift enorm klein, kaum lesbar und auch in den Optionen nicht einstellbar. Dass hier weiße Schrift auf weiß-grauem Grund zudem eine sehr fragwürdige Kontrast-Entscheidung ist, steht außer Frage.

Zugleich ist das Spiel kein Genuss für die Augen. Der Artstyle baut sich schnell ab, aber wirklich schlimm sind die vielen Framerateeinbrüche. Bereits mit dem Start stottert das Spiel bei den sehr seltenen Kameraschwenks sehr stark rum. Dies ändert sich trotz der sehr tristen Präsentation (Standbilder mit Text zwischen den Kapitel, starre Ereignismodellierung) von Ashwalkers nie. Dass bei Szenen- und Kamerawechsel keine Downtime für die Bewegung existiert und sich unser Charakter sofort wieder in die vom Stick vorgegebene Richtung bewegt, ist an mehr als nur einer Stelle ärgerlich.

Käferplage

Doch den in der Asche lebenden Geier hat das Spiel mit seinen zahlreichen Bugs abgeschlossen. Hin und wieder klappt die Kollisionsabfrage nicht, wenn wir an einem Objekt vorbeigehen, weswegen sich unsere Charaktere hier gar nicht fortbewegen. Ich musste in meinem zweiten Durchgang das Spiel neu starten, weil ein Durchgang, den ich aus dem ersten Durchgang kannte, nicht funktionierte. 

Ein ganz seltsamer Bug hat meine Schwierigkeit erhöht. Mit Druck auf Y gelangt man normalerweise in sein Gepäck, um Ressourcen zu verteilen oder gegebenenfalls wegzuschmeißen. Items auf Überlast bleiben dort, wo sie uns am meisten schaden können, weswegen dieses Management sehr wichtig ist. Leider funktionierte sehr häufig dieser Wechsel ins Gepäck nicht, eine Umverteilung war nicht möglich. Stattdessen blieb mein Charakter stehen und bewegte sich fortan gar nicht mehr fort, auch ein Wechsel des Führenden half nicht. Lediglich ein Abstecher ins Camp (wo wir die Tasche nicht in der Form verwalten können, warum auch immer) oder ein Neustart halfen aus. Aber bloß nicht wieder auf Y drücken, sonst geht das Gezetere von vorne los.

Ashwalkers’ Potenzial begraben unter einem großen Haufen Asche

Spiele wie Ashwalkers bringen mich beim reviewen an meine Grenzen. Ich mag es auch nach vielen Jahren noch nicht, schlechte Spiele zu zerpflücken und lasse viele Studios gerne mit einem blauen Auge davonkommen. Wenn ich allerdings daran denke, letztes Jahr bereits Night Book eine rote Ampel gegeben zu haben, komme ich auch hier bei Ashwalkers: A Survival Journey nicht drumherum.

Das Survival-Spiel hat einige wirklich interessante Ideen und versucht seine komplexen Mechaniken sehr simpel zu verpacken. Mit ein wenig besserer Lernkurve würde das Spiel ein wenig besser funktionieren, obwohl zufällige Faktoren sowie eine illusorische Entscheidungsfreiheit das Gameplay sehr stark verwässern. Doch die zahlreichen Bugs und Macken, die das Spiel während meiner Durchgänge bot, haben den geringen Spielspaß ins komplette Gegenteil verkehrt. Ich hoffe, dass das Team hinter Ashwalkers die vielen technischen Probleme schnellstmöglich angehen wird. Stand jetzt kann ich lediglich allen von dem Spiel abraten.

Getestet auf Nintendo Switch OLED. Ein herzlicher Dank geht an Dear Villagers für die Bereitstellung des Mustercodes.