Moto Roader MC (Review)

Titelbildschirm Moto Roader MC

Wisst ihr noch, was ihr 1992 gemacht habt? Ich habe damals (hoffentlich) zum letzten Mal in eine Windel gemacht. Einige Andere dürften diesen Status nie verlassen haben. Aber die Wenigstens von uns dürften vor dreißig Jahren Moto Roader MC gespielt haben. Der futuristische Oldie-Racer von Nippon Computer Systems lief unter der Marke Masaya Games und war bereits der dritte Ableger  des Moto Roader-Franchises für den TurboGrafx 16. 

Kennt keiner mehr von euch? Kein Problem, denn wie bereits andere Masaya-Titel bringt Ratalaika Games auch dieses Spiel mit einer späten Portierung auf PC und gängige Konsolen. Umso spannender ist die Frage, ob der Zahn der Zeit zu stark an Moto Roader MC gekaut hat für eine solche späte Portierung.

Absurdes Rennchaos in Moto Roader MC

Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Videospiele bereits in ihren ersten Lebensjahren zu leisten imstande waren. Und diese Überraschung hat mir das für mich vollkommen unbekannte Moto Roader MC erneut geweckt. Das Spielprinzip ist simpel: Als Pilot eines futuristischen Rennfahrzeugs treten wir auf Rundstrecken gegen vier Kontrahenten an. Dieses steuern wir aus der Vogelperspektive und wer zuerst alle seine Runden abgefahren hat, gewinnt. Doch obacht, denn jeder Pilot kann Raketen nach vorne und explodierende Fässer nach hinten abfeuern, um Gegner ins Schlingern zu bringen. Chaos vorprogrammiert auf den sehr kurzen, engen Strecken.

Ein Bildschirm, ein Rennen und unter Umständen viel Chaos

Moto Roader MC ist ein sehr schnelles Spiel. Jede Strecke ist auf einem einzelnen Bildschirm komplett zu sehen und einzelne Rennen mit acht Runden dauern gerade einmal ungefähr eine Minute. Aufgrund der überschaubaren Größe sowie der Angriffe der Konkurrenz bleiben die Rennen jederzeit spannend. Auch ein großer Vorsprung kann schnell schmelzen, wenn Raketen und Fässer sowie schlingernde Fahrzeuge die Strecke brandgefährlich machen. 

Erschwerend kommt hinzu, dass die Steuerung gerade zu Beginn recht schwer von der Hand geht. Die kleinen Sprites der Fahrzeuge helfen auch im Eifer des Gefechtes nicht, nach einem Schlingern die richtige RIchtung einzuschätzen. Fahren wir dann nämlich plötzlich zurück, ist guter Rat teuer. Der Wendekreis unseres Fahrzeugs ist groß und die Option auf der Stelle zu drehen sehr langsam. Bei so kurzen Rennen wird daher jeder kleinste Fehler bestraft. 

Modi, Strecken, Highscores soweit das Auge reicht

Nach einiger Zeit der Eingewöhnung an die Top-Down-Steuerung lassen sich erste positive Ergebnisse nach den Rennen blicken. Es kann allerdings aufgrund der oben genannten Punkte immer noch zu Momenten des Frustes kommen, an denen wir ein Rennen schnell verloren geben müssen. 

Der Umfang von Moto Roader MC ist für ein Spiel dieses Alters enorm. Es gibt insgesamt fünf thematische Welten mit je fünf Strecken, die von Beginn an freigeschaltet sind. Jede Strecke kann dabei Abkürzungen sowie gesonderte Hindernisse (zum Beispiel ein fahrender Zug), als auch Boost- und Bremsabschnitte bieten. Wir können dabei auswählen, ob wir ein kurzes Turnier fahren wollen oder auf Zeitfahren wechseln. Turniere können einerseits nach Thema gefahren werden, aber auch zufällige Strecken bieten, eine Vorauswahl des Spiels oder eine eigene Auswahl von Kurse. Unsere Bestzeiten werden allerdings nur beim Zeitfahren gespeichert, weshalb wir leider nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können.

Zusätzlich bietet Moto Roader MC Omake-Gefechte. Dies sind kurze Rocket League-ähnliche Fußballspiele, in denen wir 1 vs.1 oder 2 vs. 2 antreten können. Wir müssen dabei eine große Kugel in das Tor des Gegners bugsieren. Dies gelingt am besten, wenn wir die Kugel Rammen oder eine Rakete darauf abfeuern. Auch hier gibt es unterschiedliche Arenen, mit stellenweise anderem Aufbau. Leider gibt es hier keine KI-Gegner, das bedeutet der Modus ist rein für Mehrspieler geeignet. Bis zu 5 Piloten können gegeneinander in den chaotischen Rennen antreten und wie bei vielen guten Arcade-Racern ist es vor allem dieser gemeinsame Faktor, der einige Frust verursachende Schwächen ausmerzen kann.

Portierung in die Moderne

Dreißig Jahre hat Moto Roader MC mittlerweile auf dem Buckel. 2022 folgt nun der Release mit der größtmöglichen Spielerbasis. Nintendo Switch sowie die beiden letzten Generationen von PlayStation und Xbox dürfen sich am 25. Februar in waghalsige Rennen stürzen. Doch wie bereits andere Masaya-Spiele ist auch Moto Roader MC lediglich portiert. Ähnlich wie bei Spielen des Nintendo Switch Online-Sortiments gibt es ein übergeordnetes Menü, mit dem sich eine Vielzahl von Optionen freischalten lassen.

Auf diese Weise lassen sich optische Anpassungen einschalten wie das Bildverhältnis oder das komplette Controller-Interface. Auch die Kontrastschärfe lässt sich einstellen, zudem können wir mit einem Shader das Bild optisch an alte Fernsehbildschirme angleichen. Leider gibt es keine Optionen für den Sound, denn Moto Roader MC hat nicht den angenehmsten Motorenklang. Es klingt weniger nach futuristischen Flitzern, sondern einer Horde Rasenmähern auf der Suche nach einer ungeschnittenen Grasstelle. 

Sehr wichtig hingegen ist die Funktion das Spiel eigenständig schließen und neustarten zu können. Moto Roader MC gewährt uns leider nie die Möglichkeit aus einem Einzelrennen oder Turnier sofort wieder ins Hauptmenü zurück zu springen. Stattdessen muss es komplett abgeschlossen oder komplett abgeschaltet werden. Diese zweite Funktion geht aufgrund des überlagernden Menüs nun schneller, auch wenn dies selbstverständlich keine optimale Lösung darstellt. Es lassen sich allerdings auch individuelle Saves anlegen, die man jederzeit wieder laden kann. Da das Spiel allerdings keine richtige Progression bietet abseits von Bestzeiten, erschließt sich mir der Sinn hier nur sporadisch.

Moto Roader MC – Ein Oldie, wie es ihn heute kaum noch gibt

Aus heutiger Perspektive wirkt Moto Roader MC nicht so altbacken, wie man es bei einem Alter von dreißig Jahren erwarten könnte. Der Umfang der abwechslungsreichen und mit einigen guten Ideen bestückten Strecken ist groß und bietet etliche Stunden Spielspaß – vor allem wenn man in Gesellschaft um die Wette boostet. Ein Remake wäre sehr wahrscheinlich ein solider Sci-Fi-Arcaderacer geworden, die sich heute fast nur noch in der Indie-Szene finden lassen.

Doch leider ist es kein Remake und somit hinterließ der Zahn der Zeit einige Spuren. Die sehr schnell einsetzende Orientierungslosigkeit nach einem Wirkungstreffer der Gegner kann auf Dauer nerven. Oft ist ein Rennen schon vorbei, wenn uns auch nur ein Fehler passiert. Die Klangkulisse ist nicht so gut gealtert und das neu hinzugefügte Menü kann nicht alle Quality of Life-Optionen wettmachen, die das Spiel nötig gehabt hätte. Aus dem Grund ist Moto Roader MC ein interessanter Blick zurück in die Vergangenheit der Videospiele, aber auf Dauer kein Kandidat heutzutage in Erinnerung zu bleiben.

Getestet auf Nintendo Switch OLED. Ein herzlicher Dank geht an Ratalaika Games für die Bereitstellung des Mustercodes.