Castle on the Coast (Review)

Jump & Runs waren lange Zeit das Anlaufgenre schlechthin für Lizenzumsetzungen, gerade wenn die Lizenzen kinderfreundlich waren, doch seit Mitte der 2000er Jahre ist es in dieser Hinsicht relativ ruhig geworden. Mit Castle on the Coast steht dieser Tage auf der Switch allerdings wohl eines der ungewöhnlichsten Lizenzspiele auf dem Plan: Der Protagonist des Spiels ist George die Giraffe. Wer George nicht kennt, der braucht sich aber nicht zu grämen, denn wir sprechen hier nicht etwa von einem Kino- oder Buchhelden, sondern vom Maskottchen einer Kette von Kinderkrankenhäusern, die insgesamt knapp über 20 Krankenhäuser in Kalifornien betreibt. Trotz dieser sehr speziellen Lizenz erscheint das Spiel mit polnischem Publisher Klabater international und sogar mit deutschen Bildschirmtexten.

George die Giraffe ist ein hilfsbereites Kuscheltier und wird zu Beginn des Spiels in einen besonderen Konflikt hineingezogen. Die Pflegeeltern einer ganzen Gruppe von Waisen haben sich in ihr Schloss zurückgezogen und George muss nun versuchen, die vier Schlüsselsteine zum Schloss zu finden, um die Pflegeeltern mit ihren Schutzbefohlenen wieder zu versöhnen. Die Geschichte wird mit Echtzeitvideosequenzen erzählt, die mit englischer Sprachausgabe und deutschen Bildschirmtexten versehen sind. Inhaltlich ist die Geschichte natürlich erwartungsgemäß nicht sonderlich interessant, allerdings kann George nicht sprechen, sondern nur mit Nicken und Kopfschütteln kommunizieren, die zudem mit einem Rasselgeräusch begleitet werden. Das führt zu einigen sehr amüsanten Szenen, die positiv an die Mario Rollenspielreihe erinnern.

Die Spielmechanik von Castle on the Coast ist ziemlich ungewöhnlich, obwohl das Bewegungsrepertoire traditionell ist. Wenn George springt, bewegt er sich ind er Luft ein wenig wie eine leblose Puppe und schwabbelt in alle Richtungen. Entlang Wänden kann man immer wieder abspringen, ohne dabei aber viel Momentum weg von der Wand mitzunehmen. Auf diese Weise kann man sich an teilweise sehr wilden Strukturen hoch stottern. Das ist durchaus gewöhnungsbedürftig und hat zur Folge, dass die Sprungpassagen für sich genommen etwas unpräzise wirken.

Hingegen weiß das Leveldesign weitgehend zu überzeugen. Es gibt vier Level, in denen man jeweils einen Schlüsselstein zum Schloss finden kann. Um sich Zutritt zu einem Level zu verschaffen und darin weiteren Fortschritt zu machen, muss man jeweils einen von drei Typen von Sammelgegenständen sammeln, die vergleichbar sind ungefähr mit den Monden von Super Mario Odyssey. Sie dienen also als Belohnungen für verschiedene Aufgaben im Spiel, sind teilweise aber auch einfach in der Umgebung verteilt. Es ist etwas ungewöhnlich, dass sich drei verschiedene Sammelgegenstände die selbe Funktion teilen, da man aber ohnehin fast alle dieser Sammelgegenstände benötigt, um das Spiel durchzuspielen, spielt das kaum eine Rolle. Die Level bieten eine kompakte offene Struktur, die zum Erkunden einlädt und sind gleichzeitig so gestaltet, dass man fast durchgehend weiß, wo man noch etwas finden kann. Die Erkundung im Spiel macht eine Menge Spaß und ist ein echtes Highlight.

Weniger gelungen sind hingegen das Kampfsystem – das aber zum Glück auch nur für drei Endgegner und eine Handvoll zusätzliche Kämpfe genutzt wird – und das bereits angedeutete Level, das darauf setzt, den Spieler mit einem Auto oder auf einer Kugel durch Ringe zu navigieren. Besonders der Trickautoabschnitt ist eine regelrechte Qual. Technisch ist das Spiel passabel, allerdings stören gelegentliche Hänger in der Bildwiederholrate. Grundsätzlich ist das Spiel mit knapp 30 Bildern in der Sekunde relativ stabil, doch gibt es in unregelmäßigen Abständen Situationen, in denen das Bild kurzzeitig (für ca. eine Viertelsekunde) stehen bleibt. Besonders, wenn man gerade irgendeine gewagte Hüpferei veranstaltet, ist das schmerzhaft.

Castle on the Coast ist ein liebevoll gestaltetes 3D Jump & Run mit viel Witz und gelungenem Leveldesign. Für die drei Stunden, die das Spiel ungefähr gedauert hat, bin ich gut unterhalten worden. Allerdings sind die fummelige Spielmechanik, Performance (auf der Switch) und das Trickauto-Level relativ große Wermutstropfen, so dass das Spiel insgesamt nur für Genre-Fans zu empfehlen ist.

Gestetet auf Nintendo Switch.