Would you like to run an idol café? (Review)

Mittlerweile gibt es hierzulande im aktuellen Konsolenbereich schon diverse Visual Novels weit unter Vollpreisniveau scheinbar für eine, sagen wir mal nischige, hauptsächlich männliche Zielgruppe. Darunter nun auch das aktuell erschienene „Would you like to run an idol café?“. Diese Frage wird uns auf Nintendo Switch, PlayStation 4 und 5 gestellt. Ob es wohl eine gute Idee war, diese neue Herausforderung anzunehmen? Was braucht es wohl, um ein Idol Café betreiben zu können? BWL-Kenntnisse? Managment-Erfahrung? Kapital? Und was ist ein Idol Café überhaupt? Fragen über Fragen.

Story

Doch kommen wir zur Story. Der Protagonist Naoya Yokoyama hat durch eine rebellische Phase in den letzten Schuljahren viel verpasst und somit trotz Umdenkens auch die Aufnahmeprüfung zur Universität vermasselt. Ist das etwa die Art von Person, die besonders geeignet ist, ein Idol Café zu betreiben? Trotzdem ist er entschlossen, es bei der nächsten Gelegenheit noch mal zu versuchen. Um seine Eltern nicht weiter zu belasten, lebt er mit seiner seit Kindheitstagen besten und mittlerweile einzigen Freundin, Ichigo Suzuki zusammen. Natürlich platonisch, schließlich kennen sich die beiden schon zu lange. Während Ichigo schon zur Universität geht, möchte Naoya lernen und durch Arbeit zum Haushaltsbudget beitragen. Bei einem überraschend knappen Vorstellungsgespräch wird er schließlich im „The Seaside Café“ angestellt. Die Betreiberin scheint irgendwie mehr Interesse an ihm als Mann zu haben, statt als Arbeitskraft.

Hat sie gerade Brüste gesagt?

Entgegen der Erwartung durch den Spieletitel betreibt Naoya dann aber gar kein Idol Café, sondern arbeitet als Kellner in einem normalen Café. Die Kellnerinnen dort tragen etwas aufreizende Dienstmädchen-Outfits. Leider bekommt Naoya nicht dazu passend ein schickes Butler-Outfit, aber man kann wohl nicht alles haben. Unter den Kellnerinnen sind auch Kuu und Mayuki, denen er vorgestellt wird. In der kommenden Zeit freundet er sich mit diesen beiden an, und auch Ichigo bekommt Auftritte. Kann sich Naoya für eine der drei entscheiden und die Liebe finden? Die Betreiberin des Cafés fällt dagegen leider der Altersdiskriminierung zum Opfer und bleibt außen vor.

Die Geschichte plätschert eher seicht vor sich hin und zeigt Ausschnitte aus Naoyas Leben in dieser Zeit, bei weitem nicht jeder Tag wird beschrieben. Ab und zu hat man Auswahlmöglichkeiten, die (oft nur ein paar Zeilen) Einfluss auf Szenen und das erhaltene Ende haben. Managment-Tätigkeiten oder ähnliches gibt es nicht, was ich aber trotz des Titels auch nicht erwartet habe. Die Charaktere haben verschiedene Posen und Mimik, sind aber anders als in manch anderen Spielen dabei starr. Es gibt keine Sprachausgabe. Außerdem gibt es natürlich ein paar Illustrationen in manchen Szenen, aber es bleibt doch eher zahm. Es kann auch nicht unerwähnt bleiben, dass ein „Part/Episode 1“ am Titel nicht fehl am Platz gewesen wäre, um auf das plötzliche Ende vorbereitet zu sein.

Und die café idols machen das café dann zum idol café.
Charaktere?

Wie von mir nicht anders erwartet sind die Charaktere nicht besonders komplex oder originell, auch wenn Kuu etwas hervorsticht mit ihren Gesprächen über Geister, Zukunftsvorhersagen und ihrer etwas gesellschaftsfremden Art. Mayuki ist dem „Tsundere“-Bereich zuzuordnen und ist dementsprechend gerade anfangs schnell zickig und beleidigend, statt zugänglich. Ichigo schließlich ist die freundliche, energiegeladene Jugendfreundin, die den Protagonisten sehr mag. Außerdem hat sie noch eine starke Begeisterung für Idols und süße Mädchen im allgemeinen.

Lost in Translation?

Die deutsche Übersetzung ist oft unfreiwillig komisch. Bei Aussagen wie zum Beispiel, viele Oberschenkel einer Person seien zu sehen, frage ich mich, hat sie denn nicht offensichtlich nur zwei? Sind zwei viele? Es gibt aber auch jede Menge Fehler ohne Unterhaltungswert. Wer nicht extra darauf aus ist, sollte lieber Englisch wählen. Auch hier ist mir aber aufgefallen, dass Namen von Personen in japanischer Reihenfolge, also erst der Nachname und dann der Vorname, geschrieben wurden. Die Sprache kann man immerhin innerhalb von ein paar Sekunden im laufenden Spiel umstellen, statt erst in das Hauptmenü zurückzugehen oder gar die Konsole umstellen zu müssen.

Ist das ein komischer Fetisch?
Fazit

Wie gesagt kann „Would you like to run an idol café?“ wirklich nicht allgemein für Fans von Visual Novels empfohlen werden. Es ist zudem nicht gerade lang, was auch von der persönlichen Lesegeschwindigkeit abhängt, zumal es keine Sprachausgabe besitzt. Die Musik hebt sich für mich nicht besonders hervor, stört aber auch nicht. Ich musste bei den Texten zugegebenermaßen durchaus ab und zu etwas schmunzeln. Es hilft aber, sich einen gewissen infantil-pubertären Humor erhalten zu haben.

Somit lässt mich das Spiel mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits war es für einen Abend schon in Ordnung für mich und ich hatte nicht das Gefühl, meine Zeit total verschwendet zu haben. Andererseits fällt es mir schwer, irgendwelche Qualitäten als wirklich empfehlenswert zu benennen. Es ist quasi in fast jeder Hinsicht zu seicht. Die Geschichte beinhaltet keine besondere Spannung, die Entscheidungsmöglichkeiten haben zu wenig Einfluss. Ob der Charakterstil zusagt, davon kann man sich per Screenshots schnell selbst eine Bild machen, ich persönlich habe daran nichts auszusetzen. Fans von japanischen Videospielen könnten zudem auch schon intensivere beziehungsweise zweideutigere Szenen untergekommen sein, in Spielen mit ganz anderem Fokus oder Qualitäten.

Zum Abschied nochmal die beiden Kellnerinnen.

Ich weiß ja nicht, wie ihr euren Kaffee mögt. Ich trinke vermutlich mehr als der Durchschnitt. Allzu stark sollte er dabei dann nicht sein, davon wird man sonst noch zu unruhig. Wenn dieses Spiel ein Kaffee wäre, sollte dieser jedoch kräftiger sein. Mit der Zuckermenge komme ich aber klar.

Vielen Dank an Gamuzumi für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.