Forza Horizon 5 (Review)

Da ist er nun, der fünfte Teil des ehemaligen Spinoffs der Forza Motorsport Reihe, Forza Horizon. Ehrlich gesagt habe ich dieses Jahr bis zur Ankündigung gar nicht mit einem Teil gerechnet, aber Playground Games hat mich zum Glück überrascht. Nach Australien und UK geht es in diesem Teil nach Mexiko, was mich schon sehr erfreut hat weil ich kein Fan von Linksverkehr bin. Zudem lässt die Vegetation doch mehr Abwechslung zu als UK, Australien jedoch gilt es zu schlagen. Und ohne großartig zu spoilern: Playground ist mit Forza Horizon 5 ihr bisheriges Meisterstück gelungen. 

Ich fange mit dem offensichtlichen an, der Grafik. Diese ist auf der Series X, auf der ich das Spiel auch getestet habe, überragend. Noch nie habe ich eine solch umwerfende Grafik auf einer Konsole gesehen, besonders beeindruckend ist es, da Forza Horizon 5 eine Open World hat und somit viel mehr berechnet werden muss als in einem linearen Level. Es gibt zwei Optionen auf der Series X, den Qualitäts- und der Performancemodus. Natürlich ist es Geschmackssache für welchen der beiden Modi man sich entscheidet, ich habe nach einem kurzen Test nur noch durchgehend den Performancemodus genutzt. Und in diesem hat das Spiel über die gesamte Spielzeit nicht ein einziges Mal geruckelt, es läuft durchgehend butterweich und man hat immer die volle Kontrolle über sein Fahrzeug. Raytracing ist übrigens nur in Forzavista möglich, aber das schmälert den Eindruck keineswegs. Forzavista bietet übrigens die Möglichkeit, die diversen Fahrzeuge aus der Nähe zu betrachten und nähere Infos über die Autos zu erhalten. Die Beleuchtung ist mit die Beste die es je gab, es ist ungemein befriedigend ohne Ziel durch Mexiko zu fahren und die verschiedenen Orte zu besuchen. Soundtechnisch überzeugt Forza Horizon 5 ebenfalls, nur die Musik gefällt mir nicht mehr so gut wie in den Vorgängern, aber das ist bekanntlich schwer objektiv zu beurteilen. Das Spiel bietet mehrere Radiosender, von Pop, Rock bis zu Klassik ist jedes Genre vertreten. Die Motoren hören sich für mich als Laien realistisch an und unterstreichen den sehr guten Gesamteindruck.

Forza Horizon 5 spielt wie schon geschrieben in Mexiko in einer riesigen Open World, die natürlich mit allerlei Events gespickt ist. Der Protagonist, der von allen nur UK-Superstar genannt wird, hat am Anfang jedoch nicht viel Auswahl. Das Festival ist gerade im Aufbau und man muss Punkte sammeln, um weitere Standorte und somit weitere Events freizuschalten. Sukzessive wird die Map mit immer mehr Events zugepflastert, was vielleicht anfangs nach zu viel aussieht,  für den weiteren Verlauf des Spiels jedoch genau richtig dosiert ist. Die Außenposten des Festivals sind in verschiedene Bereiche gegliedert. Es gibt illegale Straßenrennen, normale Straßenrennen, Offroadrennen, Baja und natürlich die bekannten kleinen Events wie Blitzer oder Driftabschnitte. Jedes abgeschlossene Event bringt Punkte, die wiederum in den weiteren Ausbau des Festivals investiert werden können. Ich habe etwa 20 Stunden gebraucht um alles freizuschalten und in die Ruhmeshalle zu gelangen, um jedoch alles zu sehen was das Spiel einem bietet kann ich wohl noch mindestens 100 Stunden auf die Spielzeit rechnen. Es gibt wohl auch wieder Jahreszeiten die wöchentlich wechseln, doch dazu kann ich noch nichts Genaueres sagen, da ich bisher nur in einer spielen durfte. Wer also weiter in Mexiko verweilen möchte bekommt genug zu tun, zumal auch immer weitere Events hinzukommen werden. Die diversen Wettereffekte sorgen zusätzlich für Abwechslung. 

Alle genannten Punkte sind jedoch nur Nebensache, wenn das Spielerische nicht stimmt. Und hier hat Playground zwar nur kleine Nuancen im Vergleich zum Vorgänger geändert, diese verbessern das Spielgefühl jedoch ungemein. Durch die noch bessere Steuerung hat man nie das Gefühl, dass das Spiel schuld daran ist, dass man wieder einen Checkpoint verpasst hat oder von der Brücke gestürzt ist. Aber auch an solche Fälle hat Playground gedacht. Wer wie ich öfter in Rennspielen geflucht hat, weil ein kleiner Fehler dazu geführt hat, dass man das gesamte Rennen neustarten muss, kann in Forza die Rückspulfunktion benutzen. Es gibt böse Zungen die behaupten, dass man zu seinen Fehlern stehen sollte und wieder von vorne anfangen muss, aber bei einem Spiel wie Forza Horizon, das mit jeder Faser nach Spielspaß schreit, wäre das nur kontraproduktiv. Für mich persönlich ist es mittlerweile das wichtigste Feature eines Rennspiels geworden, ohne diese Funktion spiele ich solche Spiele gar nicht erst, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Natürlich gibt es die Möglichkeit ein Rennen auch im Menü neuzustarten oder gar zu verlassen. 

Allgemein lässt Horizon einem sehr viel Freiheit in der Spielweise, wer Probleme mit dem Fahren hat kann verschiedene KI-Hilfen einschalten, wer sein Auto in eine bestimmte Richtung tunen will kann dies ohne Probleme machen. Es gibt diverse Schwierigkeitsgrade, ich bin durchgehend auf durchschnittlich gefahren und hatte meinen Spaß, weil es dadurch fordernd, aber nie frustrierend wurde. Auch spielerisch hat man alle Freiheiten. Man darf durch die Gegend cruisen, Events starten, Bonustafeln sammeln oder im Multiplayer loslegen. Diesen konnte ich übrigens nicht testen weil die Server zum Release nicht wirklich gut funktioniert haben, ergo habe ich das Spiel auf Einzelspieler gestellt. Aber es gibt wohl Arenen und ein spezielles Battle Royale. Die Ladezeiten sind, zumindest auf der Series X, nur vorhanden wenn man das Spiel startet, ansonsten wird alles sehr schnell in den Speicher geladen. Dadurch kann man sich vollkommen auf das Spiel konzentrieren und nicht wie noch auf der One fast eine Minute lang dem Ladebildschirm zuschauen wenn man die Schnellreise benutzt hat. 

Highlight und besonderes Vorzeigeobjekt für den Besuch auf der Couch sind übrigens die Schaurennen. Bei diesen startet man zum Beispiel gegen einen Zug und vergisst schnell, dass hier viel gescriptet wurde. Zudem bietet jede Rennart ein gigantisches Abschlussevent wie den Goliath, der mehr als 50 km lang ist und den Spieler über die halbe Karte führt. 

Es gibt über 500 verschiedene Autos, die alle ihre besonderen Vorzüge haben und auf den verschiedensten Terrains ihre Stärken ausspielen. Zusätzlich gibt es diverse kosmetische Items in den Wheelspins zu gewinnen, die ich jedoch gekonnt ignoriert habe und die glücklicherweise seltener „gewonnen“ werden als noch im Vorgänger. 

Mexiko als Schauplatz ist meiner Meinung auch organischer geworden, im Vorgänger musste ich noch viele Umwege nehmen um zum Ziel zu gelangen. Hier wirkt das gesamte Terrain in sich schlüssig, bietet zudem noch enorm viel Abwechslung, sowohl spielerisch als auch künstlerisch. Dass Titelbild zeigt hier schon sehr gut, wo die Reise hingeht. Playground hat sich sogar Mühe gegeben die Geschichte gut zu verpacken, die Charaktere mit denen man kommuniziert sind viel weniger nervig als noch in den Vorgängern, würden jedoch auch keinen Oscar gewinnen. 

Wer es bis hierhin geschafft hat kann es sich schon denken, aber bei Forza Horizon 5 hat sich Playground meiner Meinung selbst übertroffen. Die große, offene Spielwelt, gepaart mit perfekter Steuerung, einem fantastischen Fahrgefühl, die Qualität der diversen Events und die bisher beste Grafik in einem Konsolenspiel lassen nur einen Schluss zu: Hier habe ich mein persönliches Game of the Year gefunden und kann es jedem, der sich auch nur im Ansatz für Rennspiele interessiert, ans Herz legen, zumal es auch im Game Pass ohne Zusatzkosten erscheint. Und auch wenn Rennspiele es bisher nicht in Euer persönliches Genreportfolio geschafft haben, ihr verpasst hier womöglich ein hervorragendes Spiel mit außergewöhnlichen Qualitäten.