The Great Ace Attorney Chronicles (Review)

The Great Ace Attorney Chronicles von Capcom enthält beide „The Great Ace Attorney“-Spin-offs zur „Ace Attorney“-Reihe. In dieser Version erfolgte endlich eine Lokalisierung, nachdem die ursprünglichen Versionen leider nur Japan vorbehalten waren. Allerdings ist das Spiel nicht auf Deutsch spielbar, sondern nur auf Englisch. Somit habe ich mich nun in die Gerichts-Adventures um Ryunosuke Naruhodo stürzen können, einem Vorfahren von Phoenix Wright aus der Hauptreihe. Einen Überblick und ob ich es zurecht in den Most Wanted genannt habe, lest ihr im Folgenden.

Die Handlung spielt etwa um 1900, einer Zeit großer Veränderungen auch in Japan. Im Rahmen von internationalen Beziehungen mit Groß-Britannien reist der Protagonist Ryunosuke Naruhodo nach London, um das dortige Justizsystem als Anwalt kennenzulernen. Beide Titel bestehen aus jeweils 5 Episoden. Aufgrund der Bedeutsamkeit von Groß-Britannien und Japan für die Story wurde das Setting im Gegensatz zu den Hauptteilen bei der Lokalisation nicht geändert.

Der Spielverlauf lässt sich grob in zwei verschiedene Abschnitte aufteilen, die auch abwechselnd vorkommen. Außerhalb des Gerichts erhält man Informationen und Beweise durch Gespräche mit verschiedenen Personen oder Untersuchen der Umgebung. Im Gericht gilt es, Widersprüche in Aussagen aufzudecken oder weitere Informationen und Beweise zu erlangen, um den Klienten zu verteidigen. Der Verlauf ist im großen linear, und man braucht keine Angst zu haben, wichtige Beweise zu verpassen. Außerdem kann man praktischerweise meist speichern. Das Strafpunktesystem für Nutzen eines falschen Beweises oder einer falschen Auswahl wird damit aber im Grunde nichtig gemacht.

Ein Untersuchungsabschnitt.

Außerhalb des Gerichts:

Per Auswahl aus einer Liste wechselt man zwischen verschiedenen Orten. Dabei werden auch Hinweistexte angezeigt, ob es noch neues zu finden gibt. Die Orte kann man in vorgegebener Perspektive per Cursor untersuchen. Dieser leuchtet auf, wenn es etwas zu finden oder mal mehr, mal weniger unterhaltsame kurze Gespräche zu einem Objekt gibt. Außerdem kann man mit Personen sprechen. Teilweise muss man ihnen erst bestimmte Beweise zeigen, um neue Aussagen beziehungsweise Infos zu erhalten. Manchmal tritt auch der große Detektiv Herlock Sholmes (kein Tippfehler) auf und erläutert seine Schlussfolgerungen. Allerdings liegt er bei manchen Details daneben, und es liegt an Ryunosuke, diese zu korrigieren, indem man die richtigen Details in der Umgebung auswählt. Die Präsentation dabei mit ausladender Gestik sowie Scheinwerferlicht mag vielleicht etwas theatralisch wirken, hat aber ihren Reiz.

Gerichtsverhandlung:

In den Gerichtsverhandlungen werden Beweise präsentiert und Zeugen angehört. Als Anwalt kann man einzelne Äußerungen genauer ausführen lassen und so neue Informationen erlangen, oder Aussagen mit Beweisen widerlegen. In Einzelfällen ist das Spiel aber meiner Meinung nach etwas zu unflexibel oder uneindeutig dabei, bei welcher Aussage man mit welchem Beweis weiterkommt. Die oben angeführte Speichermöglichkeit sorgt aber dafür, dass ich dann nur etwas genervt neugeladen habe, ohne viel wiederholen zu müssen oder Strafpunkte anzusammeln.

Dieser Ausruf darf natürlich nicht fehlen.

Im britischen Gericht des Spiels ist eine sechsköpfige Jury bedeutend für das Urteil, ob der beziehungsweise die Angeklagte schuldig oder unschuldig gesprochen wird. Allerdings neigen sie in der Story leicht dazu, für schuldig zu entscheiden. Wenn alle Jurymitglieder für schuldig stimmen, erhält Ryunosuke jedoch die Gelegenheit, ihre individuellen Begründungen anzuhören. Dabei kann er versuchen, sie mit Beweisen oder per Gegenüberstellung widersprüchlicher Begründungen umzustimmen. Wenn genügend Juroren umgestimmt sind, geht die Verhandlung weiter. Ziel ist der Freispruch.

Wer keine Lust darauf hat, selbst nachzudenken und Entscheidungen zu treffen, kann außerdem den Story Mode nutzen.

Fazit

Gerade in den Verhandlungen war ich meist gespannt darauf, wie es weitergeht, wie sich Personen herauszuwinden versuchen, und man das aufdeckt. Manchmal musste ich eine Zeit überlegen, oder weil mir etwas nicht aufgefallen war Trial&Error nutzen. Insgesamt kam ich jedoch überwiegend flüssig hindurch, man muss bei weitem kein Meisterdetektiv sein.

Staatsanwalt Van Zieks gibt eine eindrucksvolle Figur ab.

Die Präsentation ist eher simpel geraten, aber die Modelle haben mir abseits des übertriebenen Designs mancher Nebenfiguren stilistisch gefallen. Etwas schade fand ich teilweise das Recycling von Nebenfiguren. Die übertriebene Gestik und Mimik gehören im Grunde zur Reihe dazu. Die Biep-Geräusche, wenn jemand spricht, hätte ich aber gerne zugunsten einer Vollvertonung mit guter Qualität eingetauscht. Die Musik unterstützt die Atmosphäre oft gut, und war nie störend. Im ersten Teil ist es schade, dass die Abwechslung von Gerichtsverhandlung und Untersuchung innerhalb eines Falls erst im späteren Verlauf auftritt.

Da mir schon die Hauptreihe gefallen hat, wurde ich von The Great Ace Attorney Chronicles nicht enttäuscht. Gerade mit beiden Teilen zusammen ist der Umfang auch mehr als ordentlich. Und dennoch hätte ich gerne noch weitere Episoden erlebt und blicke etwas wehmütig zurück. Da keine Vorkenntnisse der Hauptreihe nötig sind, können auch Serienneulinge beruhigt zugreifen, solange teils übertriebene Charakterdesigns und Gestik sowie mangelnde Sprachausgabe nicht abschrecken. Wer aber von der Hauptreihe schon gesättigt sein sollte und den auch das Setting nicht reizt, für den lohnt es sich wohl eher weniger. Dafür sind die Unterschiede meiner Meinung nach nicht bedeutend genug.

Getestet auf Nintendo Switch.