Lost Judgment (Review)

Lost Judgment von Sega ist der Nachfolger von Judgment, einem Spin-off der Yakuza-Reihe. Wieder spielt man Takayuki Yagami, einen Ex-Anwalt, der als Privatdetektiv arbeitet. Die Krimistory nimmt viel Raum ein, und auch die Action kommt durch Schlägereien nicht zu kurz. Wie bei der Yakuza-Reihe gibt es außerdem auch jede Menge Nebenquests und Minispiele.

Die Texte sind auf Deutsch verfügbar, die Sprachausgabe lediglich auf Englisch und Japanisch. Ich habe auf Englisch mit englischer Sprachausgabe gespielt.

Story

Auf Bitten von befreundeten Detektiven reist Takayuki Yagami mit seinem Partner Masaharu Kaito nach Yokohama. Dort soll er an der Seiryo High School nach eventuellem Mobbing Ausschau halten. Währenddessen arbeiten seine ehemaligen Kollegen der Genda-Kanzlei als Verteidiger an einem ziemlich eindeutigen Fall. Der Angeklagte Akihiro Ehara soll eine Frau in der Bahn begrapscht haben, was auch durch Spuren und zahlreiche Videoaufnahmen gestützt wird. Die Schuld scheint gewiss. Doch plötzlich spricht er von einem Leichenfund in Yokohama. Was hat es damit auf sich?

Beauftragt von der Kanzlei versucht Yagami, der Sache auf den Grund zu gehen. Den weiteren Verlauf möchte ich nicht vorweg nehmen.

Ankunft in Yokohama

Die Spielwelt

Die Spielwelt ist in zwei Gegenden unterteilt. Das schon aus der Yakuza-Reihe reichlich bekannte Kamurocho spielt dabei glücklicherweise die geringere Rolle. Yokohamas Ijincho ist größer und man hält sich auch hauptsächlich dort auf. Es gibt viele Läden zu finden, außerdem Restaurants, Cafes etc bei denen man durch Essen geheilt werden kann. Desweiteren gibt es diverse Orte für Minispiele. Manche betretbare Gebäude sind nahtlos integriert, bei anderen kommt erst mal ein Ladebildschirm.

Zur schnelleren Bewegung bekommt man früh ein Skateboard, außerdem gibt es an vielen Stellen Taxis, die gegen ein Entgelt als Schnellreisepunkte dienen. Außerhalb von Gebäuden kann man auch per Menü Taxis nutzen, denn Yagami hat ein Smartphone dabei.

Detektivarbeit

Nicht nur herumlaufen, Gespräche und Schlägereien sind Teil der Detektivarbeit. Teilweise muss man in einem begrenztem Bereich die Umgebung aus der Egoperspektive absuchen, um Infos oder einen Weg weiter zu finden. Manchmal ist es nicht so direkt ersichtlich, was man genau finden muss und auch nutzlose Interaktionspunkte mit kurzen Kommentaren existieren. Zur Not steht aber eine Hinweisfunktion zur Verfügung, außerdem besteht kein Zeitdruck.

Bloß nicht den Halt verlieren.

Bisweilen muss Yagami auch den festen Boden verlassen und an vorbestimmten Stellen klettern. Dabei sollte man ein Auge auf die Grip Gauge haben, um nicht abzustürzen. Wirklich anspruchsvoll wird es aber nicht. Auch Schleichsequenzen sind vorhanden. Das System ist dabei simpel und sehr geleitet. Es gibt immer wieder rot markierte Positionen, an denen man bestimmte Handlungen ausführen muss, um nicht entdeckt zu werden. Wird man entdeckt, muss man wiederholen. Das Schleichsystem wirkt etwas steif, was aber als nur kleines Spielelement zu verkraften ist.

Manchmal muss Yagami Zielpersonen unauffällig verfolgen. Wird er gesehen, kann man sich durch eine Leiste begrenzt unauffällig verhalten, um die Zielperson nicht zu argwöhnisch zu machen. Auch wenn man das Ziel zu lange aus den Augen verliert, muss man die Verfolgung wiederholen. Außerdem gibt es Verfolgungsjagden, bei denen Yagami automatisch dem Weg folgt und man lediglich etwas seitlich steuert. Hindernissen muss man oft in Form von Quick Time Events ausweichen. Welche Eingabe nötig ist, ist dabei an die Art des Hindernisses gebunden, was den Spielfluss etwas verbessert.

Insgesamt dienen diese Features meiner Meinung nach eher der Auflockerung und dazu, etwas zusätzliches Detektiv-Feeling zu bringen, weniger als nennenswerte Herausforderung. Aber das ist völlig in Ordnung.

Eine Verfolgungsjagd

Das Kampfsystem

Yagami muss sich oft mit diversen Leuten prügeln. Dabei stehen schnelle Angriffe und Finisher zur Verfügung, man kann Gegner greifen, blocken und ausweichen. Diverse Handlungen, wie Angriffe oder das Verspotten von Gegnern füllen die EX Gauge. Situationsgebunden kann man damit EX Actions einsetzen. Diese sind besonders starke Angriffe und durch spezielle Animationen und Kameraführung in Szene gesetzt. Mir gefällt das durchaus, auch wenn es stellenweise etwas Überhand nehmen kann und man dann zeitweise nur wenig Eingaben pro Kampfdauer tätigt. Außerdem kann man den EX Boost aktivieren, während dem die EX Gauge kontinuierlich verbraucht wird. Dieser bringt z.B. Boni wie erhöhte Angriffsgeschwindigkeit, oder weniger leicht unterbrochen zu werden.

Man kann per simplen Knopfdruck zwischen Yagamis drei Kampfstilen wechseln. Der Crane Style ist gut zum Ausweichen und kann mit seinen weitreichenden Angriffen hilfreich gegen Gruppen sein. Im Tiger Style kann man Finisher aufladen und eher einzelne Gegner angreifen und deren Blockversuche leichter durchbrechen. Zu guter Letzt gibt es noch den Snake Style. Damit kann man nicht nur Angriffe aus allen Richtungen blocken, sondern mit zeitlich passendem Knopfdruck Angriffe parieren. Außerdem kann man schwache Gegner entwaffnen. Auch wenn mein Timing nicht immer gut genug war, ist das mein Lieblingsstil.

Der Snake Style

Das Kämpfen geht meist gut von der Hand und Yagami hat ein recht schnelles Tempo. Wird man doch mal, z.B. durch die Masse an Gegnern etwas überwältigt oder ein starker Gegner setzt Yagami zu sehr zu, kann man per Menü oder einzelnem Schnellzugriff eines registrierten Items problemlos heilen. Jedes einzelne Heilitem kann nur stark begrenzt mitgeführt werden, doch es gibt eine reichliche Auswahl. Somit stellt dies kein Problem dar, wenn man vorbereitet ist.

Skills

Hauptsächlich durch Kämpfe sowie durch Fortschritt in Hauptstory und Nebenquests erhält man Skill Points. Diese kann man für eine große Auswahl an Skills einsetzen. Manche Skills setzen das Erlernen anderer Skills voraus, oder man muss bestimmte Skill Books besitzen. Diese gibt es z.B. teils zu kaufen oder als Questbelohnung Es gibt zum Beispiel Skills für simple Erhöhung von Gesundheit oder Angriffstärke, für zusätzliche Boni im Ex Boost, aber auch kampfstilgebundene Erweiterungen von Combos oder neue EX Actions.

Nebentätigkeiten

Auch abseits der Hauptstory gibt es viel zu tun. Im Spielverlauf kann man einige sogenannte „Side Cases“ finden, Nebenquests von unterschiedlicher Komplexität und Länge. Meist sind diese stimmungsmäßig lockerer als die Hauptgeschichte, teils sogar lustig. Daneben gibt es die „School Stories“. Durch einen gemeinsamen Rahmen verbunden untersucht Yagami dabei nach und nach verschiedene Gruppen im Zusammenhang mit Schülern der Seiryo High. Diese Gruppen haben dabei ihre eigenen kleinen Geschichten und teils eigene Minispiele.

Zeit zum Tanzen

Auch abseits davon gibt es diverse Minispiele zu finden, darunter Darts, Batting Cages und Drohnenrennen. In manchen Minispielen kann man Punkte gewinnen und gegen Items eintauschen.

Fazit

Lost Judgment überzeugt mit einer spannenden Krimigeschichte und spaßigen Kämpfen. Gerade im späteren Verlauf der Geschichte konnte ich mich kaum losreißen. Außerdem gibt es reichlich Nebenquests und Minispiele zu finden, die nochmal ordentlich Spielzeit drauflegen können. Bei der Vielzahl gefällt natürlich nicht jedem alles. Die Masse unterschiedlicher Materialitems, die es zu finden, gewinnen und kaufen gibt, wirkt etwas überladen. Wenn man hauptsächlich die Hauptstory verfolgen will, und für einen großen Teil der Nebenaufgaben, ist das jedoch unwichtig.

Gerade wer die älteren Yakuza-Spiele mit Action-Kampfsystem schon mochte und nicht auf eine Yakuza-zentrierte Geschichte besteht, dürfte mit Lost Judgment Spaß haben. Außerdem kann man es auch ohne Verständnisprobleme spielen, wenn man den Vorgänger Judgment nicht kennt.

Ich habe Spannung und Spaß erlebt und kann Lost Judgment empfehlen.

Vielen Dank an Sega für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf PlayStation 4.