The Dungeon of Naheulbeuk: The Amulet of Chaos (Review)

The Dungeon of Naheulbeuk: The Amulet of Chaos ist bereits seit vergangenem Jahr auf PC erhältlich und war dort ein regelrechter Verkaufsschlager. Wenn man den Steam-Bewertungen und Google-Rezensionen Glauben schenkt, handelt es sich bei dem Spiel um ein urkomisches Dungeoncrawler-RPG, welches einen frischen Wind ins Genre bringt. Mit diesem Erfolg hat das französische Indie-Entwicklerstudio Artefacts sicherlich nicht gerechnet. Da ist es nicht verwunderlich, dass nun auch eine Konsolen-Portierung folgte. Wir haben uns die Nintendo Switch-Version genauer angesehen und verraten euch, ob die Umsetzung gelungen ist.

Die „etwas andere“ Heldentruppe

Ohne konkrete Einleitung werden wir auch schon direkt ins Geschehen geworfen. Eine Gruppe von ungewöhnlichen Helden wird mit einer Quest betraut: sie sollen sich ins Verlies von Naheulbeuk begeben und dort nach einer mächtigen und unaussprechlichen Statuette suchen. Zu Beginn besteht diese Gruppe aus sieben „klassischen“ Rollenspiel-Charakteren: Dem Ranger, der Elfin, dem Zwerg, der Magierin, dem Oger, dem Barbaren und dem Dieb. Schon nach wenigen Minuten fällt einem das überzogene Charakterdesign der Abenteurer auf. So hat der selbstverliebte Ranger beispielsweise eine Schwäche für schöne Frauen und der eher schüchterne Dieb fühlt sich in der Gruppe nicht als vollwertiges Mitglied. So oder so sorgen die Interaktionen für etliche Schmunzler und stechen eben aufgrund ihrer Einzigartigkeit aus der Masse heraus. Das Team wird schnell feststellen, dass die Suche nach der Statuette ein deutlich schwierigeres Unterfangen ist. Naheulbeuk’s Verlies ist nämlich weitaus mehr, als „nur“ ein dunkler Kerker. Hier gibt es unter anderem eine Taverne und noch viele weitere Orte, die es zu erkunden gilt – und in denen ein reges Treiben herrscht. Schon bald werden sie auf ein mysteriöses Amulett stoßen, welches den Haufen in viele abgedrehte Situationen bringen wird. Gruppenmitglieder werden verschwinden und scheinbar von den Toten wieder auferstehen. Eins steht fest: die Truppe muss zusammenhalten, um das Geheimnis von Naheulbeuk lüften zu können.

Zu Beginn eures Abenteuers habt ihr die Wahl zwischen vier Schwierigkeitsstufen. Wobei der Iron-Man-Modus wohl nur für die Hardcore-Gamer unter euch geeignet ist. Hier hat man nur einen Spielstand und der Schwierigkeitsgrad ist auch nicht mehr änderbar. Stirbt die Gruppe, ist das Spiel beendet und der Spielstand wird gelöscht. Habt ihr euch festgelegt, werden die nun folgenden Geschehnisse wahlweise von einer männlichen oder weiblichen Erzählerstimme begleitet. Beim Erkunden des Verlieses wird die Gruppe in der Vogel- oder Third-Person-Perspektive gesteuert. Wobei die Kamera-Ansicht nach kurzen Zwischensequenzen automatisch in die Vogelperspektive zurückspringt. Ich habe sie dann auch gar nicht mehr verändert, weil mir die ständige Wechselei zu mühselig war.

Mit Strategie zum Ziel

Doch kommen wir nun zum vermutlich interessantesten Aspekt des Spiels: dem Kampfgeschehen. Sobald unsere Helden in eine Auseinandersetzung geraten – ob nun durch Eigenverschulden oder nicht – drapieren sie sich auf dem Schlachtfeld. Dabei kann vorab von uns festgelegt werden, wo jeder Charakter zu Beginn des Kampfes stehen soll. Dies kann einen entscheidenden taktischen Vorteil mit sich bringen. Dabei ist es beispielsweise ratsam, die Nahkämpfer in die vorderen Reihen zu platzieren und die Fernkämpfer hinter Schutzgegenständen zu verstecken. Während dieser Planungsphase können wir die Truppe auch noch entsprechend mit Ausrüstung oder Materialen rüsten oder Heilgegenstände einsetzen. Sobald wir uns ausreichend vorbereitet haben, können wir den Kampf durch Knopfdruck einläuten.

Dieser ist rundenbasiert und ermöglicht jedem Charakter während seines Zuges zwei Aktionspunkte zu verbrauchen. Durch den Verbrauch der Punkte kann sich der Held in eine Richtung bewegen oder einen Angriff durchführen bzw. eine Fähigkeit einsetzen. Auch die Nutzung von Heilgegenständen oder die Auswahl einer passiven Verteidigungshaltung sind möglich. An sich ein ganz klassisches Spielprinzip. Dabei bestimmen viele Faktoren, ob eine Attacke erfolgreich verläuft, oder eben nicht. Zusammenfassend wird uns neben der Lebensleiste des Gegners prozentual angezeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Angriffes ist. Wer diese Zahl ignoriert, wird schnell feststellen, dass der Schuss ebenso nach hinten losgehen kann. Aber auch bei einer hohen Trefferwahrscheinlichkeit kann es vorkommen, dass unsere Kameraden von uns getroffen werden oder wir uns selbst ein paar auf die Mütze hauen. Diese Ausrutscher werden zufällig inszeniert und fügen sich nur allzu gut in das chaotisch humorvolle Gesamtbild des Spiels ein.

Während des Kampfes – links unten seht ihr die Randomia-Einflussleiste

Doch all diese misslungenen Aktionen könnten im Kampfgeschehen auch die Kehrtwende zum Sieg bedeuten. So schalten wir im weiteren Spielverlauf den Segen der Dämonin Randomia frei. Diese hat wohl eine Schwäche für besonders talentlose Seelen – so heißt es in der Beschreibung: „Randomia wählt oft geistig beschränkte, besonders glücklose oder unglaublich unbekümmerte Personen als Empfänger ihres Segens aus“. Sprich, je mehr Pech unsere Chaoten im Kampf haben, desto schneller füllt sich die neu gewonnene Randomia-Einflussleiste. Dabei schalten wir beim Füllen der Leiste insgesamt vier mächtige Fähigkeiten frei, welche uns in so manch brenzliger Situation den Hintern retten können. Das Gute daran ist: die Leiste leert sich nicht zwischen den Kämpfen. Das bedeutet, dass wir die gefüllten Punkte von einen Kampf in den nächsten mitnehmen können.

Nutzt eure Umgebung

Dennoch wird uns das Pech allein sicherlich nicht zum Sieg verhelfen. Ein gewisses taktisches Geschick ist vonnöten, um die Gruppe dem Heldentum näher zu bringen. Dabei sollte man in jedem Kampf seine Umgebung genauer unter die Lupe nehmen. Wurden auf dem Schlachtfeld beispielsweise Fässer mit einem Totenkopfsymbol verteilt, so kann sich ein gezielter Fernkampf-Angriff lohnen, um die umliegenden Gegner zu vergiften. Doch bringt zuvor eure Helden in Sicherheit, denn die verkippte Flüssigkeit nimmt auch vor unserer Truppe keinen Halt. Dabei sind unsere Gegner auch nicht auf den Kopf gefallen. Sie werden auch nach einer Gelegenheit suchen, um euch diverse Chemikalien um die Ohren zu hauen. Versucht also immer einen Schritt voraus zu sein und nutzt eure Umgebung zu eurem Vorteil.

Dabei ist es auch hilfreich, wenn ihr eure Charaktere gemeinsam ausschwärmen lasst. Befinden sich zwei Helden nebeneinander, so können sie sich bei einem Angriff gegenseitig unterstützen und dem Gegner dadurch noch mehr Lebenspunkte auf einmal abziehen. Man sollte sowieso immer darauf achten, in welche Richtung unsere Figur nach Abschluss ihres Zuges blickt. Angriffe von hinten richten nämlich einen besonders hohen Schaden an und auch die ein- oder andere Flucht kann einen Hieb mit sich führen. Steht man nämlich unmittelbar im Sichtradius eines Gegners und möchte sich dann während der eigenen Aktionen woanders hinbewegen, wird dieser zum Schlag ansetzen. Selbiges gilt, wenn unsere direkten Feinde vor uns davonlaufen möchten. Landet man einen kritischen Treffer, wird man im Übrigen nicht selten mit einer kleinen Zwischensequenz belohnt.

Kurze Zwischensequenz dank kritischem Treffer

Um eine Schlacht für sich zu gewinnen, müssen wir unsere Charaktere stetig bei der Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten unterstützen. Dabei erhalten die Helden nach jedem Kampf eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten – einen festen Anteil für die Teilnahme an der Schlacht und eine variable Menge, die von ihren Aktionen und ihrem Glück abhängig ist. Dementsprechend steigen die Gruppenmitglieder auch nicht alle gleichzeitig im Level auf. Nach einem Level-Up ist es möglich, die Haupteigenschaften der Protagonisten zu verbessern. Dabei können wir die Attribute Beweglichkeit, Kraft, Verfassung, Intelligenz, Mut und Charisma individuell hochstufen und im selben Moment sehen, welchen Einfluss eine Verbesserung auf unsere Charakter-Eigenschaften hat.

Bessere Fähigkeiten = Mehr Chaos

Daneben erhalten wir nach jedem neuen Level Punkte, welche in die aktiven und passiven Fähigkeiten investiert werden können. Wie der Name schon vermuten lässt, können die aktiven Fähigkeiten im Kampfgeschehen eingesetzt werden und die passiven Fähigkeiten wirken im Hintergrund. So kann die Magierin beispielsweise als aktive Fähigkeit die sogenannte „Backpfeife von Namzar“ erlenen und dadurch einen Schaden verursachen, welcher das Ziel um 2 Felder zurückstößt. Unter den passiven Fähigkeiten finden wir oft Unterstützungsfähigkeiten, durch welche die Helden einen Bonus erhalten, wenn sie neben gewissen Gruppenmitgliedern stehen. Der Fertigkeitenbaum ist insgesamt sehr übersichtlich gestaltet und man sollte sich hier recht schnell zurechtfinden.

Im Menü finden wir neben der Möglichkeit der Fähigkeits-Zuweisung auch noch das Inventar und den Reiter Quests. Wobei der Reiter Quests selbsterklärend sein sollte – hier werden die Haupt- und Nebenquests aufgeführt. Deshalb direkt zum Inventar: der Oger trägt alle Fundstücke und Errungenschaften der Heldentruppe bei sich. Nicht verwunderlich also, dass das Inventar eine Gewichtsbeschränkung hat und man hin- und wieder ausmisten sollte. Dabei hat jeder Charakter seine eigene Ausrüstung, welche nicht zum Inventar zählt. Liegt also ein Rüstungsteil im Inventar und dieses wird dann dem entsprechenden Helden zugewiesen, sinkt das Gesamtgewicht in der Tasche des Ogers. Dabei gelangen im Laufe des Spiels die witzigsten Ausrüstungsgegenstände in unseren Besitz und die Entwickler haben hier wirklich viel Liebe ins Detail gesteckt.

Untergliederung des Menüs

Rüstet man den Oger beispielsweise mit einem gebrauchten Sieb als Kopfbedeckung aus, so trägt er fortan ein Nudelsieb (inkl. Nudeln!) auf dem Kopf und sein Mund wird durch verschmierte Soße verschönert. In der Charaktervorschau kann man immer direkt sehen, wie die Helden mit den neuen Ausrüstungsgegenständen aussehen. Gegenstände, die nicht mehr benötigt werden, können beispielsweise in der Taverne verkauft werden. Allerdings ist mir hier aufgefallen, dass von einem Item nicht eine größere Anzahl verkauft werden kann. Sobald man die Anzahl nämlich erhöhen möchte, switcht der Verkaufs-Tab um und man landet auf einem anderen Reiter. Eine Eingabe oder Erhöhung der Anzahl ist danach nicht mehr möglich. Ich habe meine Waren daraufhin immer einzeln verkauft. Lästig, aber derzeit der einzig funktionierende Weg.

Kein guter Auftakt auf der Nintendo Switch

Zuletzt möchte ich auf die Performance auf der Nintendo Switch eingehen. Leider gab es hier bei meinem Spieldurchlauf einige Probleme. Grundsätzlich wirken die Texturen der Charaktere im Handheldmodus zum Teil recht verschwommen. Die Untertitel und schriftlichen Erklärungen sind dabei leider viel zu klein und benötigen bei einer längeren Spielsession doch ein recht angestrengtes Auge. Doch das was den Spielspaß am meisten verdarb, waren die vielen Bugs. Bevor die Planungsphase beginnt, hat das Spiel meist einen kurzen Hänger, bevor sich die Charaktere auf ihre Positionen begeben.

Nicht selten hatte man im laufenden Spiel ein komplettes Aussetzen der Tonspur – was diesem Titel gar nicht gut bekommt. Er lebt nämlich von seiner Vertonung und den überzogenen Kommentaren. Wenn Audio-mäßig gar nichts mehr ging, half es so manches Mal, in das Nintendo Switch Menü zurückzukehren und ein bisschen hin- und her zu navigieren. Hatte man Glück, ging der Ton bei der Rückkehr zum Spiel wieder an. Falls nicht, blieb nur ein Neustart des Games. Leider hatte die Performance auch bei einem größeren Treiben auf dem Bildschirm immer sichtlich zu kämpfen. So waren merkliche Ruckler bei einer größeren Gegnerhorde im Kampfbildschirm keine Seltenheit und es dauerte oft eine gefühlte Ewigkeit, bis der Zug eines Feindes beendet war. Leider gibt es hier keine Spul-Funktion.

Der rote Bereich grenzt den Aktionsradius des Gegners ein

Wenn das Spiel dann komplett überfordert war, kam es auch so manches Mal zu einem Shutdown und die Software hatte sich dann von selbst beendet. Glücklicherweise (!) hat das Spiel eine Autospeicher-Funktion, was in solch einem Fall wirklich ein Segen sein kann. Im Idealfall hat man nur wenige Spielminuten verloren. Schön ist das Ganze dennoch nicht. Der zugehörige DLC war bei meinem Spieldurchlauf überhaupt nicht spielbar. Hier dauerte es schon im Schnitt über 2 Minuten, bis der Ladebalken abgeklungen war. Das Kampfgeschehen war durch die vielen Ruckler ungenießbar und ich hatte in kürzester Zeit bereits 3 Shutdowns. Deshalb sollte man bis zu einem erfolgten Patch von dem DLC Abstand nehmen. Der normale Modus lässt sich mit den bereits genannten Einschränkungen dennoch spielen. Die Ladezeit lag hier im Schnitt bei 1 Minute 20 Sekunden.

Erwähnenswert ist noch, dass das komplette Spiel auf Deutsch vertont wurde. Wobei hierbei auch verschiedene Redensarten und Dialekte eingepflegt wurden. Dies wirkt an mancher Stelle zwar total überzogen – doch nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran und findet zumeist Gefallen an den Gesprächsphrasen. Dennoch scheint es so manches Mal fast so, als wäre die Übersetzung nicht hundertprozentig gelungen. Dem Charme tut das aber keinen Abbruch und insgesamt haben sie sich ja doch viel Mühe durch die verschiedenen Synchronsprecher gegeben.

Die verschiedenen Orte sorgen für Abwechslung

Fazit:

Zusammenfassend bricht The Dungeon of Naheulbeuk: The Amulet of Chaos mit den bisherigen Dungeoncrawler-Klischees und überzeugt vor allem durch seine abstruse und irrwitzige Art der Inszenierung. Das Indie-Entwicklerstudio hat sich spürbar viel Mühe mit den Charakteren gegeben und jedem Einzelnen eine einzigartige Persönlichkeit eingehaucht. Dennoch würde ich das Spiel niemandem empfehlen, der sich in dem Genre nicht Zuhause fühlt. Für die Kampfphasen benötigt man ein gewisses taktisches Geschick und man muss auch Spaß an den rundenbasierten Aktionen haben. Dabei lassen sich die Charaktere in der Schlacht wie eine Spielfigur auf einem Schachbrett versetzen und auch das muss einem gefallen. Wem dies zusagt, der kann hier getrost zugreifen – wäre da nicht das Manko mit den vielen Bugs. Ich hoffe wirklich, dass die Entwickler sich noch um einen nachfolgenden Patch bemühen werden, da das Game sonst einiges an Spielspaß einzubüßen hat. Vor allem der unspielbare DLC dürfte vielen sauer aufstoßen, da bei der Konsolen-Edition eben auch mit diesem Zusatzinhalt geworben wird.

Vielen Dank an Dear Villagers für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch (Version zum Testzeitpunkt: 1.3.1005.39304).