Mail Mole (Review)

Wenn es ums Springen und Rennen geht, ist ein Maulwurf zwar mit Sicherheit nicht das erste Tier, das einem traditionell in den Sinn kommen würde, aber das spanische Team Talpa Games hat in Mail Mole dennoch einen Maulwurf zum Helden eines 3D Jump & Runs gemacht. Molty, der Maulwurf, buddelt sich in Mail Mole dicht unter der Erdoberfläche entlang und stößt sich nach kurzer Aufladezeit mit Schwung aus dem Boden. Optisch erinnert Mail Mole damit ein wenig an Super Luckys Tale, denn auch der Fuchs Lucky bewegt sich gern unterirdisch vorwärts. Warum Mail Mole dennoch eine sehr frische Spielerfahrung ist, verrät dieser Test.

Monty der Maulwurf ist eigentlich ein gewöhnlicher Postbote, doch Pukat hat die Energietürme des Karottenlandes ihrer Batterien entledigt und torpediert damit das bevorstehende Karottenland Festival. Eine Gemeinheit, die Monty nicht ungestraft lassen kann und so macht er sich durch insgesamt acht Welten zu je vier Levels auf, Pukat das Handwerk zu legen. Kurioserweise spielt die Eigenschaft Montys, ein Postbote zu sein, im gesamten Spielverlauf keine Rolle. Zwar sind die Levelziele Briefkästen und die Zwischenspeicher Briefe, aber erzählerisch tut das nichts zur Sache.

Die Spielmechanik von Mail Mole ist zunächst etwas ungewohnt. Man bewegt Monty wie üblich mit dem linken Analogstick in alle Himmelsrichtungen, allerdings sieht man Monty dabei im Regelfall nicht, da er sich unter der Erde befindet. Die Grabespur von Monty sorgt dafür, dass man aber dennoch nicht raten muss, wo sich das Wühltier befindet. Ebenfalls noch recht konservativ ist die Möglichkeit, mit gedrückt gehaltenem X-Knopf schneller zu graben. Interessant wird es allerdings bei der Sprungmechanik. Normalerweise springt ein Jump & Run-Charakter sobald man den A-Knopf herunterdrückt. Monty hingegen sammelt dadurch nur Schwung, um dann beherzt aus der Erde hervorzuspringen, sobald man den A-Knopf loslässt. Wie hoch man springt, ist abhängig davon, wie lang man zuvor den A-Knopf gedrückt gehalten hat. Wenn man den A-Knopf nur kurz antippt, macht Monty gerade einmal einen Hopser, hält man den Knopf vorher für eine Sekunde gedrückt, macht er hingegen schon einen recht beherzten Sprung. In der Luft kann man dann noch per Schultertaste stampfen, um beispielsweise Kisten zu zerstören.

Eine Fähigkeit habe ich bislang allerdings unterschlagen, die bei Mail Mole für mich ein absolut wesentlicher Bestandteil des Spielspaßes ist: Den Dash. Wenn man direkt bei der Landung aus einem Sprung den X-Knopf drückt, stößt Monty kraftvoll nach vorn und bewegt sich dadurch für kurze Zeit etwa doppelt so schnell als würde man rennen. Im Spiel wird das zunächst als alternative Möglichkeit vorgestellt, Kisten zu zerstören, tatsächlich ist diese Technik aber vor allem interessant, um sich schnell durch die Level zu bewegen. Passenderweise gibt es in jedem Level Zeitvorgaben für Bronze- Silber und Goldmedaillen. Diese Medaillen sind zwar nur für Achievements wichtig, laden aber natürlich dazu ein, möglichst schnell durch die Level zu rennen und tatsächlich macht es eine Menge Spaß, Sprünge und Dashs geschickt aneinander zu reihen. Wer hingegen lieber gemütlich spielt, kann die Level auch sorgfältig erkunden und jeweils drei Radieschen je Level einsammeln. Die Radieschen, sowie die in großen Mengen in den Levels verteilten Möhren dienen als Währung, um freischalbare Kostüme für Monty zu kaufen.

Das Leveldesign von Mail Mole ist größtenteils linear, aber abwechslungsreich gestaltet. In Anbetracht der geringen Zahl an verschiedenen Aktionen, die Monty ausführen kann, ist es wenig erstaunlich, dass die Level mit einer großen Zahl individueller Bauteile aufwarten, um die Spielerfahrung frisch zu halten. Das normale Durchlaufen der Level ist durchaus spaßig, wenn man allerdings nur auf die Suche nach den Radieschen geht, kann das Spiel zur Mitte hin durchaus ermüdend werden.

Die Medaillenzeiten – die übrigens, wenn man die Mechaniken des Spiels einmal beherrscht, verhältnismäßig kulant ausgefallen sind – sind für meine Begriffe der Star des Spiels gewesen, denn wenn man durch die Level dasht, werden die eigentlich sehr bequemen Level durchaus zu einer intensiven Spielerfahrung. Dennoch ist Frust bei der Jagd nach Bestzeiten so gut wie ausgeschlossen: Nur in einem Level habe ich nicht beim ersten Versuch, bei dem ich flüssig durch das Level gekommen bin, die Goldmedaille erhalten. Ein nettes Detail ist übrigens, dass Mail Mole nahezu komplett ohne Gewalt auskommt. Es gibt keine Gegner in den Levels und die Endgegner greift man nicht direkt an, sondern aktiviert nur Schalter, während man deren Angriffen ausweicht. Optisch ist Mail Mole schlicht und dadurch gut lesbar, aber auch niedlich gestaltet. Die Musik hingegen ist leider größtenteils etwas langweilig.

Insgesamt ist Mail Mole ein gut gelungenes Indie Jump & Run, das mit einer ungewöhnlichen Spielmechanik frischen Wind in das Genre bringt. Leider ist das reine Erreichen des Levelendes ein wenig zu simpel und das Spiel dadurch potentiell ein wenig langweilig, aber wer einmal auf den Geschmack des Dash-Moves gekommen ist, kann sich auf rasanten Spaß gefasst machen.

Getestet auf Xbox One X.