Star Wars Jedi: Fallen Order (Review)

Star Wars hat es seit Disney die dritte Trilogie ins Leben gerufen hat, als Videospiellizenz erstaunlich schwer gehabt. EA hat einige ambitionierte Projekte einstampfen müssen und konnte lange nichts außer die Battlefront-Spiele vorweisen. Das talentierte Shooter-Team Respawn hat im Jahr 2019 immerhin das erste große Einzelspielerabenteuer fertiggestellt.

In Star Wars Jedi: Fallen Order spielt man einen jungen Jedi namens Cal, der zu Beginn des Spiels untergetaucht ist. Durch einen Unfall sind seine Jedi-Fähigkeiten aber aufgefallen und so in den Konflikt mit dem Imperium gerät. Die Geschichte des Spiels wird in Echtzeitsequenzen mit deutscher Sprachausgabe erzählt, die gut gelungen sind. Inhaltlich fand ich die Geschichte nicht sonderlich interessant, muss aber auch gestehen, dass ich selbst kein Star Wars-Fan bin. Für Star Wars-Fans könnte die Geschichte durchaus einen Mehrwert darstellen.

Spielerisch mischt Star Wars Jedi: Fallen Order Spielideen von verschiedenen bekannten Spielreihen. Das Kerngameplay erinnert an Prince of Persia, insbesondere den 2008er Teil. Das bedeutet, dass man sehr viel klettert, an Wänden entlang rennt oder sich an Seilen schwingt. Allerdings sind diese Platform-Elemente auch stark geleitet, so dass auch Spieler, die bei Jump & Run-Spielen schnell frustriert sind, keine Sorge haben müssen. Die Kletterei wird im Laufe des Spiels zwar dezent anspruchsvoller, wird aber nie wirklich streng. Die Spielstruktur hingegen orientiert sich an der Metroidreihe. Das heißt, dass man immer mal wieder alte Gebiete mit neu erhaltenen Fähigkeiten aufsucht, um neue Wege zu beschreiten und neue Ziele zu erreichen. Allerdings ist das Weltendesign weniger kompakt als in Metroid und orientiert sich eher an Dark Souls. Das heißt, dass das Spiel aus sehr vielen ehre linearen Abschnitte mit Rückverbindungen besteht. Die Erkundung wird dadurch automatisch deutlich flacher als in Metroid, macht aber dennoch noch eine Menge Spaß. An einigen Stellen im Spiel, besonders in einem etwas größeren Dungeon hat Fallen Order auch einige gelungene Rätsel, insgesamt nehmen Rätsel aber nur einen kleinen Raum im Spiel ein.

Das letzte Spielelement sind Schwertkämpfe mit dem Laserschwert gegen tierische und menschliche Gegner. Im Kampf hat man – abgesehen von den im Laufe des Spiels freischaltbaren Macht-Fähigkeiten – nahezu die gleichen Optionen wie in den meisten Charakter-basierten Action-Spielen: Einen leichten und einen schweren Angriff, sowie die Möglichkeit, sich durch eine Rolle oder einen Block in Sicherheit zu bringen. Wer ein gutes Timing hat, kann zudem auch mit einem Block direkt vor einem gegnerischen Treffer einen Konter ausführen. Das Timing hierfür ist allerdings – je nach Schwierigkeitsgrad – relativ knapp und gerade spätere Gegner können auch zahlreiche Angriffe ausführen, die überhaupt nicht geblockt oder gekontert werden können.

Die Kämpfe sind relativ schnell, haben aber dennoch gewisse Ähnlichkeiten mit der Souls-Reihe von From. Die Angriffe sind relativ statisch und halten Cal an einem Ort fest und sind nicht unterbrechbar. Das geht sogar so weit, dass ein Angriff, der vor einem gegnerischen Stoß eingegeben wurde, nach dem Stoß noch durchgeführt wird. Durch die schnelle Kombinationsmöglichkeiten, die der leichte Angriff bietet, und den wählbaren Schwierigkeitsgrad, sowie die höhere Mobilität von Cal selbst fühlt sich Fallen Order aber schon deutlich anders an; am besten könnte ich es als einen Mittelweg zwischen Souls und Batman Arkham beschreiben. Mir machen die Kämpfe allerdings wenig Spaß, so dass ich abseits kurzer Tests in höheren Schwierigkeitsgraden das Spiel auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad durchgespielt habe.

Das Spieldesign ist kompetent und unterhaltsam, hat aber auch sehr viele spielerisch hohle Abschnitte. Oft bewegt man sich nur ohne nennenswerte Hindernisse geradeaus, unterbrochen von halbautomatischen cineastischen Szenen und extrem oft vorkommenden engen Spalten, durch die sich Cal zwängen muss. Oft sind diese ereignislosen Abschnitte recht geschickt in das Spiel eingewoben, so dass man einen großen Teil des Spiels nicht allzu sehr gelangweilt wird, im letzten Spieldrittel nehmen sie allerdings ein wenig Überhand. Grundsätzlich ungelenk erscheint in meinen Augen, das man sich sehr oft im Spiel zu einem bestimmten Zielpunkt vorarbeiten muss und dann auf nahezu demselben Weg, ohne Rätsel oder interessante Plattformabschnitte wieder zurücklaufen muss. Gerade in einem Spiel mit Metroid-ähnlicher Struktur ist es ein wenig befremdlich, dass keine alternativen Rückwege mit eingeplant wurden.

Star Wars Jedi: Fallen Order ist ein kompetent gemachtes Action-Adventure, das viele gut umgesetzte Mechaniken kombiniert und über weite Strecken viel Spaß macht, ohne aber in irgendeinem Punkt wirklich Spitze zu sein. In Anbetracht dessen, dass Action-Adventures die Platform-, Rätsel- und Erkundungselemente kombinieren, besonders im Premium-Bereich sehr selten geworden sind, ist das Spiel aber auch für Genre-Freunde, die Star Wars sonst nicht viel abgewinnen können einen Blick wert.

Getestet auf Xbox One X.