Mushroom Men (Review)

Pilze fallen im Allgemeinen nicht mit einem übergroßen Maß an Autonomie auf, doch wer weiß, was ein wenig kosmische Strahlung und beschleunigte Mutation in der Hinsicht bewirken kann? In Mushroom Men jedenfalls ist die Antwort klar: Mutierte Pilze haben nach einem heftigen Regen strahlender Meteoriten die Kontrolle über die Welt übernommen.

Der Pilzprotagonist Pax absorbiert zu Beginn des Spiels den Meteoritensplitter seines Dorfes und wird aus dem Dorf geworfen. Erst wenn er Ersatz für das geschätzte Gestein gefunden hat, darf er wieder einen Fuß in das Dorf setzen. In insgesamt acht Levels muss Pax auf der Suche nach einem Meteoritensplitter, den er nicht absorbiert, allerlei pflanzlichen und Pilz-Lebenwesen zu Hilfe kommen. Die Level variieren zwischen eher linearen und offeneren Levels. Jedes Level ist mit einer Hauptaufgabe verbunden, die die Struktur des Levels widerspiegelt. So gibt es beispielsweise ein lineares Level, in dem man einen fliehenden Gegner verfolgt, oder ein offenes Level, in dem man Raketenteile in zwei großen Gebieten sammeln muss, um zum nächsten Level zu fliegen.

Es ist eine interessante Idee, die Level jeweils vor den Hintergrund eines individuellen Ziels zu stellen und so jedenfalls erzählerisch ein ungewöhnliches Maß an Varianz in das Leveldesign zu bringen. Das Gameplay kombiniert Jump & Run und Action-Adventure-Elemente. Zwar ist das Moveset stark an Jump & Runs angelehnt – Pax kann laufen, springen, sich an speziell markierten Punkten hochziehen und auf Gegner eindreschen – doch die Entwickler nutzen insbesondere Pax‘ Fähigkeit, sich an entfernten Punkten festzuhaken für einige kleine Rätsel. Hierbei kann es um simple Dinge wie versteckte Ankerpunkte gehen, die für den weiteren Fortschritt notwendig sind, oder auch um Schiebepuzzle, die an der Wand befestigt sind. Kein Rätsel ist wirklich anspruchsvoll, aber die zahlreichen kleinen Rätsel lockern das ansonsten actionorientierte Spiel auf.

In Sachen Sprungaufgaben ist Mushroom Men ein wenig kurios, da es zwar durchaus eine Menge klassischer Sprungpassagen mit beweglichen Plattformen und tiefen Abgründen gibt, gleichzeitig an unzähligen Stellen Sprünge über Hintergrundobjekte notwendig sind (oder jedenfalls scheinen), die so wirken, als würde man kosmetische Details ausnutzen. So musste ich gelegentlich extrem dünne Pfähle oder Gitter verwenden, um zu höheren Plattformen zu gelangen und dort optionale Sammelgegenstände aufzulesen. Da wäre natürlich für sich genommen kein Problem, aber diese Sprünge sind leider genauso fummelig, wie es sich anhört: Pax rutscht von solchen Levelobjekten meistens herunter als sei es nicht vorgesehen, dass man auf ihnen landen kann, gelegentlich kann man so sogar in Ecken rutschen, aus denen man nicht oder nur mit viel Trickserei wieder herauskommt. Mushroom Men wirkt in dieser Hinsicht oft ein wenig unpoliert.

Dazu trägt auch bei, dass die Level leider oft spielerisch sehr leer sind und den skurrilen Stil in den Vordergrund stellen, statt einer hohen Spieldichte. In Anbetracht dessen, dass Mushroom Men mit etwa fünf bis sechs Stunden Umfang ziemlich kurz ist, fallen die zahlreichen leeren Abschnitte im Spiel besonders negativ auf. Allerdings muss man lobend hervorheben, dass der Stil, der an eine Mischung aus Pikmin und Alice im Wunderland erinnert, tatsächlich ein echtes Highlight des Spiels darstellt, und die abwechslungsreichen Level stets mit einem individuellen Stil daherkommen.

Ein weiteres Spielelement, das in jedem Fall diskutiert werden sollte, da die Entwickler hier eine Menge Arbeit hineingesteckt haben, ist das Kampfsystem. Pax hat vier verschiedene Typen von Waffen zur Verfügung, die er selbst aus gesammelten Materialien zusammenbastelt. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass man keine Ressourcenjagd fürchten muss: Jedes Bauteil gibt es nur einmal im Spiel zu finden und die Waffen können im Menü über einen einfachen Knopfdruck zusammengebaut werden, sobald man alle Bauteile sein Eigen nennt.

Jede Waffe besitzt eigene Angriffsanimationen mit verschiedenen Reichweiten und Stärken und Schwächen. Allerdings ist das eigentliche Kampfsystem extrem simpel: Pax kann mit Z blocken oder durch Wackeln der Wii-Remote angreifen. Abgesehen von wiederholten Standard-Angriffen gibt es keinerlei Kombos oder Angriffsvariationen; Pax kann mit jeder Waffe nur einen einzigen Angriff durchführen. Die Waffen sind zwar durchaus verschieden, es lohnt sich aber kaum, die Waffen in verschiedenen Kampfsituationen durch zu wechseln und in der Konsequenz sind die Kämpfe – die leider einen recht großen Anteil am Gameplay haben – ziemlich langweilig.

Das gilt jedoch nicht für Endgegner, die am Ende der meisten Level zu bekämpfen sind. Die Endgegner bedürfen jeweils einer passenden Strategie, die die Umgebung und die Angriffsmuster der Endgegner einbezieht. Kurioserweise ist es allerdings – mit Ausnahme eines einzelnen hiermit verbundenen optionalen Sammelgegenstands bei einem Endgegner – völlig egal, wenn man bei einem Endgegner verliert. Der Endgegner behält seinen Schaden und so kann man sorglos in jeden Endgegnerkampf gehen, da vom Endgegner getroffen zu werden keinerlei Konsequenzen hat.

Ein Wort muss allerdings noch zur Kamera verloren werden: Diese zoomt wie wild in das Spiel hinein und heraus und der Spieler ist andauernd damit beschäftigt, mithilfe des Steuerkreuzes gegen eine völlig unzulängliche Kameraführung zu kämpfen. Auch wenn Kamerasteuerungen grundsätzlich eine signifikante Herausforderung in Jump & Runs darstellen, wurde bei Mushroom Men ein herausragend schlechter Job gemacht.

Mushroom Men ist ein stilistisch gelungenes Jump & Run mit einigen spaßigen Sprungsequenzen und einem markanten, ansehnlichen Stil. Die Musik unterstützt die skurrile Atmosphäre des Spiels auf gelungene Weise. Langweilige Kämpfe, viele spielerisch ereignislose Levelabschnitte und eine katastrophale Kameraführung sorgen aber dafür, dass es schwerfällt, Mushroom Men zu empfehlen. Es kann zwar Spaß machen, hat aber auch sehr ausgeprägte Schwächen, die über das ganze Spiel hinweg stören.

Getestet auf Wii.