Sakuna: Of Rice and Ruin (Review)

Farming-Simulationsspiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Wer mag es nicht, sich nach dem Alltagsstress entspannt vor die Konsole zu setzen und die Seele baumeln zu lassen. Abseits dieses Friedens haben es in der Vergangenheit schon so manche Games geschafft, abwechslungsreiche Monsterjagden mit ins Spiel zu integrieren (siehe Rune Factory oder Stardew Valley). Mit Sakuna: Of Rice and Ruin hat das 2-Personen-Entwicklerteam Edelweiss ein weiteres spannendes Spiel kreiert, welches abseits der Fertigungs- und Farmsimulation einen gut durchdachten Side-Scrolling-Action-Plattformer liefert. Dank Marvelous Europe Limited konnten wir uns Sakuna: Of Rice and Ruin bereits vorab ausführlich ansehen – zu welchen Erkenntnissen wir dabei gekommen sind, erfahrt ihr in unserem Review.

Ein kleiner Einblick in die japanische Mythologie
Das Spiel beginnt mit einer wunderschönen malerischen Story-Einführung. Wir sehen, wie eine angeschlagene Gruppe Menschen über eine mysteriöse Brücke wandert. Sie werden von einer Stimme aufgefordert umzukehren – doch sie folgen ihrem Pfad, bis sie auf einen Banditen stoßen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, in welcher erstmals die göttliche Prinzessin Sakuna erscheint. Diese scheint etwas angetrunken zu sein und ist bislang wohl noch nie den „Kindern der Menschen“ begegnet. Nachdem der Bandit sie beleidigt hatte, stieß sie ihn in den Abgrund und forderte anschließend die Menschenkinder auf umzukehren, da sie sonst nicht für ihre Sicherheit garantieren könne. Im nächsten Moment sieht man Sakuna, wie sie zusammen mit ihrer Wächterin Tama und einer Freundin bei einem Bankett sitzt. Die noch immer angeheiterte Prinzessin erspäht im Augenwinkel die Menschen, welche gegen ihren Rat nun doch den göttlichen Palast durchstreifen. Da dies gegen die Regeln verstößt, verfolgt sie die Gruppe. Die Menschen erreichten die Schatzkammer, in welcher die Göttergaben für Lady Kamuhitsuki aufbewahrt wurden und verschlangen gierig den dort befindlichen Reis. Die erboste Sakuna versuchte die Menschen aufzuhalten und verursachte durch ihr Handeln eine gewaltige Explosion, welche die Schatzkammer zerstörte. Nach dem Tumult erscheint Lady Kamuhitsuki, welche Sakuna und die Menschen zur Verantwortung zog und ihren Unmut zum Ausdruck brachte. Die Brücke, welche die Gruppe zuvor überquert hatte, stellt die Verbindung zur Welt der Götter und der Welt der Menschen dar. Diese Brücke scheint laut Lady Kamuhitsuki verschwunden zu sein. Bis sie wieder erscheint, sollen die Menschen für ihre Taten geradestehen und werden deshalb gemeinsam mit der göttlichen Prinzessin Sakuna zu der sogenannten „Insel der Dämonen“ verbannt. Dies ist der frühere Heimatort ihrer Eltern, einem Kriegergott und einer Erntegöttin. Es ist nun an Sakuna, die Insel von den Dämonen zu säubern und sich ihr Geburtsrecht zurückzuverdienen. Dabei muss sie mit den Menschen zusammenarbeiten und zudem Reis, die Quelle ihrer Macht, anpflanzen.

Hier startet nun auch das eigentliche Gameplay. Auf der Insel der Dämonen angekommen, machen wir uns auf dem Weg zu dem Haus, in dem Sakunas Eltern früher lebten. Direkt vor dem Haus befindet sich ein großes Reisfeld, welches wir später auch bewirten werden, um Fortschritte im Spiel zu erzielen. Die Menschengruppe macht es sich direkt vor Ort bequem und unser Abenteuer beginnt. Ich möchte das Gameplay gerne in zwei Abschnitte unterteilen: den Reisanbau und die Side-Scrolling-Kämpfe. Starten wir mit dem Reisanbau, welcher zur Steigerung von Sakunas Macht beiträgt.

Ohne Fleiß kein Preis
Da Sakunas Mutter die Erntegöttin ist, wurde ihr ein gewisses Können im Umgang mit der Feldarbeit direkt in die Wiege gelegt. Das Spiel untergliedert sich in die vier Jahreszeiten und so müssen wir auch den Jahreszeiten entsprechend die anfallenden Feldarbeiten erledigen. Wir beginnen im Frühjahr damit das Feld zu bepflügen und von Steinen zu befreien. Je gewissenhafter wir diese Arbeit erledigen, desto besser wird unsere spätere Ernte ausfallen. Im Lagerraum werden unterdessen Setzlinge herangezüchtet, die anschließend von uns in Handarbeit auf dem vorbereiteten Feld verteilt werden. Auch hier erhalten wir im Anschluss an die verrichtete Arbeit eine Info, wie gut wir die Setzlinge verteilt haben und können beim nächsten Anbau ggf. Verbesserungen vornehmen. Auf den Spuren ihrer Eltern finden wir im Spielverlauf mehrere Schriftrollen, welche Sakuna in die Kunst der Feldarbeit oder des Kampfes einweihen. Dies trägt dazu bei, dass wir durch die erhaltenen Tipps in den Schriftrollen die Reisernte optimieren können – so müssen wir beispielsweise darauf achten, dass der Reis im Wachstum genügend Wasser zur Verfügung hat und dass auch die Wassertemperatur entsprechend begünstigend ist. Die menschlichen Weggefährten haben hierbei auch den ein- oder anderen Tipp und so können wir unsere Ernte mit selbst hergestelltem Dünger weiter beeinflussen. Hierfür müssen wir mit einem Eimer das Klohäuschen leer schöpfen und den Inhalt in eine Wanne neben dem Reisfeld kippen. Hinzu geben wir noch verschiedene andere Komponenten, die wir auf unseren Streifzügen finden und fertig ist der eigens hergestellte Dünger. Nach kurzer Zeit kann dieser dann mittels Knopfdruck auf dem Feld verstreut werden.

Sakuna bei der Feldarbeit

Nachdem der Reis herangewachsen ist, können wir diesen mit einer Sichel abernten und die Halme anschließend auf Holzbauten zum Trocknen aufhängen. Nach einer entsprechenden Wartezeit werden die getrockneten Reisbündel dann zum Weiterverarbeiten ins Lagerhaus gebracht. Dort angekommen werden die Reiskörner von uns per Handarbeit von den Schalen getrennt. Dabei folgen wir mittels Pfeiltaste und Tastendruck dem immer gleichen Bewegungsablauf, bis die Reiskörner einzeln vor uns liegen. Anschließend wird der Reis mit einem großen Mörser von uns gestampft, um die Schalen zu entfernen. Auch hier folgen wir einem gleichen Bewegungsablauf, der mittels Pfeiltasten wiederholt wird. Je länger wir diese Prozedur durchführen, umso heller wird der Reis. Während brauner Reis einen größeren Bonus auf das Essen gibt, begünstigt der weiße Reis das eigene Wachstum. Welchen Reis man letztendlich erhalten und verwenden möchte, kann man also selbst bestimmen. Während der einzelnen Feldarbeits-Abschnitte könnte Sakuna die Tätigkeiten auch teilweise an einen der Menschen abgeben, doch dies würde das Endergebnis negativ beeinflussen. Wer ein gutes Endresultat erzielen möchte, legt hier am Besten selbst Hand an. Je häufiger wir die einzelnen Aufgaben erledigen, desto mehr Fertigkeiten zur Erleichterung der Feldarbeit stehen uns zur Verfügung. Diese Skills können wir auch je nach Bedarf während der Aufgabenbewältigung an- oder abwählen. Am Ende eines Jahres erhalten wir nach der Reisernte einen Bericht über unsere Ernte und können nachverfolgen, wie Sakunas Statuswerte in Abhängigkeit von dem Ertrag ebenfalls ansteigen. Quasi ein Level Up durch die Reisernte.

Mit etwas Geduld wird der Reis immer heller

Nützliche Weggefährten
Bevor wir uns dem zweiten Gameplay-Abschnitt widmen, möchte ich noch kurz auf die Rolle der einzelnen Menschen eingehen. Um Sakuna bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, bringen diese sich nämlich mit ihren eigenen Fertigkeiten ein. Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, kann sie eines der Gruppenmitglieder bei der Feldarbeit unterstützen. Da sich mit leerem Magen wahrlich nicht gut ernten oder Monster jagen lässt, ist es toll, dass eine zurückhaltende nette Frau jeden Abend das Essen für die Gruppe zubereitet. Hierfür verwendet sie den angebauten Reis, das von den Streifzügen erbeutete Fleisch oder andere Zutaten. Die Menüs können wir selbst anhand der vorhandenen Ressourcen zusammenstellen oder diese Aufgabe der Kochfee überlassen. Während des abendlichen Dinners sitzt die ganze Gruppe gemeinsam am Lagerfeuer und unterhält sich oft angeregt miteinander, was auch wiederum die Zugehörigkeit stärkt und seinen ganz eigenen Charme versprüht. Das verzehrte Essen gewährt uns dann für den nächsten Tag einen entsprechenden Buff – je nachdem, wie das Menü zusammengestellt wurde. Weiterhin gibt es noch zwei Jugendliche, die sich in der Kleidungs- und Accessoire-Fertigung sowie beim Schmieden von Waffen nützlich machen, nachdem wir ihnen in einer Quest weitergeholfen haben. Dabei müssen wir ihnen nur die notwendigen Ressourcen beschaffen und sie kreieren das gewünschte Stück für uns.

Zusammen beim abendlichen Dinner

Starten wir die Dämonenjagd!
Kommen wir nun zu der eigentlichen Aufgabe von Lady Kamuhitsuki: der Vertreibung der Dämonen auf der Insel. Da Sakuna auch die Gene eines Kriegsgotts in sich trägt, scheint sie auch hierfür von Beginn an eine gewisse Begabung zu haben. Ihr steht ein leichter und ein schwerer Angriff zur Verfügung, welchen wir jeweils mit einfacher Button-Betätigung ausführen können. Für diese Angriffe nutzt sie die vom Schmied gefertigten Waffen, welche meist verbesserte Farm-Werkzeuge darstellen – so schlägt man nicht selten mit einer Hacke oder gar einem Besen um sich. Neben diesen Waffen umgibt sie noch eine Art schwebendes göttliches Band, welches sie zum Klettern oder eben zur Bekämpfung ihrer Feinde nutzen kann. Dieses Band lässt sich auch in Kombo-Angriffen einbinden und so ist es uns beispielsweise möglich, ein fliegendes Monster an uns heranzuziehen und dann mit einer gezielten Attackenflut zu bewältigen. Zudem erlernt sie im Verlauf verschiedene Spezial-Attacken, welche wir entsprechend zuweisen und anschließend ebenfalls via Tastendruck auslösen können. Je häufiger wir eine dieser Angriffs-Skills nutzen, umso mehr steigt das Level und die Wirkung der jeweiligen Attacke – ähnlich wie bei den Feldarbeiten.

Spannende Side-Scrolling-Kämpfe tragen zum Spielerlebnis bei

Im Spielverlauf werden wir verschiedene Orte aufsuchen, in denen unterschiedliche Monster hausen. Vor dem Betreten der jeweiligen Location wird uns angezeigt, was wir in diesem Level erledigen müssen, um unser Erkundungslevel pro Abschnitt auf bis zu 100 % zu erhöhen. Mit der Steigerung unseres Erkundungslevels schalten wir dann auch weitere Orte frei, die wir von den Dämonen säubern können. Zudem erhalten wir eine Info darüber, wie stark die auftauchenden Monster in dem jeweiligen Bereich sind. Wir werden auf die unterschiedlichsten Monstertypen stoßen, welche zum Teil immun gegen bestimmte Angriffe oder Waffenarten sind – ebenso gibt es kritische oder sehr effektive Angriffe. Glücklicherweise kann man seine Waffen oder Skills jederzeit im laufenden Spiel durchwechseln und so die richtige Angriffstaktik für den vorliegenden Gegnertyp wählen. Dabei bekommen wir es auch mit dem ein- oder anderen Boss-Monster zu tun, bei welchem man sich schon eine gute Angriffstaktik zurechtlegen muss, um es zu bezwingen. Bei unseren Streifzügen sollten wir in den meisten Fällen vor Einbruch der Dunkelheit wieder Zuhause sein, da hier die Dämonen einen signifikanten Machtzuwachs erhalten und man unter Umständen keine Chance gegen seine Gegner hat. Ebenso sollte man niemals versuchen mit leerem Magen zu kämpfen, denn auch das bringt Krafteinbußen mit sich.

Wunderschön inszenierte Atmosphäre
Grafisch ist Sakuna: Of Rice and Ruin durch und durch ein Augenschmaus. Hierbei sollte erwähnt werden, dass ich das Spiel auf der Nintendo Switch getestet habe. Während man sich in seinem Zuhause aufhält, steuern wir die göttliche Prinzessin im 3D-Modus und interagieren auch entsprechend mit der Umgebung und den Menschen. Dabei wurde die Umgebung charmant in Szene gesetzt und weiß auch während der verschiedenen Jahreszeiten zu überzeugen. Die Charaktere wurden allesamt sehr liebevoll gestaltet und haben alle ihre eigene, herausstechende Persönlichkeit. Es macht Spaß, die zwischenmenschlichen Entwicklungen zwischen Sakuna und den Menschen mitzuerleben. Während wir uns auf den Streifzügen befinden, ändert sich die Ansicht auf den Sidescrolling-Plattformer-Modus. Doch auch hier weiß das Spiel zu überzeugen – denn die Dämonen und auch die Texturen in der Umgebung wurden selbst im Handheld-Modus sehr detailliert und malerisch dargestellt. Es war für mich zu keiner Zeit anstrengend, das Spiel im Handheld-Modus zu verfolgen und das ist bei der Nintendo Switch leider nicht immer der Fall. Bedauernswerterweise bietet Sakuna: Of Rice and Ruin keine deutschen Untertitel an – es werden jedoch die Sprachen Englisch, Japanisch, Koreanisch und Chinesisch unterstützt. Die englischen Texte lassen sich insgesamt gut verfolgen – auch wenn es teilweise anspruchsvollere Textpassagen gibt, kann man die geschichtlichen Zusammenhänge dennoch verstehen. Auch musikalisch gibt es nichts zu bemängeln, denn der Sound trägt ein großes Stück zu der gebotenen Gesamtatmosphäre bei und war zu keiner Zeit aufdringlich oder nervig. Er hat die Geschehnisse eher noch gekonnt unterstrichen.

Ein wahnsinnig schöner Hintergrund, nicht?

Fazit
Wir nähern uns dem Ende meines Reviews und mir bleibt abschließend nur zu sagen, dass ich viel Freude beim Spielen von Sakuna: Of Rice and Ruin hatte. Der Wechsel zwischen der Feldarbeit und den spannenden Side-Scrolling-Kämpfen wurde gekonnt umgesetzt. Der Reis muss mühselig per Hand verarbeitet werden und das wird auch dem Spieler übermittelt. Doch wer hier eisern am Ball bleibt, wird am Ende auch durch die Steigerung der eigenen Stats belohnt. Am meisten Freude hatte ich bei der Säuberung der Insel und der damit verbundenen Kampf-Action. Es machte Spaß, sich den verschiedenen Monsterhorden anzunehmen und dabei gekonnt die vorhandenen Angriffsarten zu kombinieren. Durch den steigenden Schwierigkeitsgrad wurden die gebotenen Level nie langweilig und ich konnte mich bei dem ein- oder anderen Freudentänzchen im Sitzen erwischen, wenn ich einen Boss-Gegner bezwingen konnte. Sollte man wiederum während eines Levels selbst besiegt worden sein, so startet man wieder von vorne und kann sein Glück erneut versuchen. Die Charaktere wurden allesamt liebevoll und charmant inszeniert und es macht Spaß, die zwischenmenschliche Entwicklung zwischen der verzogenen Göttin und den Menschen nachzuverfolgen. Ich kann Sakuna: Of Rice and Ruin nur wärmstens weiterempfehlen – vorausgesetzt man ist der englischen Sprache mächtig. Das Spiel erscheint als Retail- und als digitale Version am 20.11.2020 für Playstation 4 und Nintendo Switch.

Getestet auf Nintendo Switch. Vielen Dank an Marvelous Europe Limited für die Bereitstellung des Testmusters.