DragonBall Z: Kakarot (Review)

Schon wieder Radditz bis Majin Boo? Das war die Frage, die sich viele DragonBall Fans gestellt haben, als der Umfang von DragonBall Z Kakarot erstmals bekannt gegeben wurde. Dabei täuscht die Erinnerung hier gerne. Blicken wir einmal zurück:

• Super DragonBall Heroes: World Mission (2019)
• DragonBall FighterZ (2018)
• DragonBall Xenoverse 2 (2016)
• DragonBall Xenoverse (2015)
• DragonBall Z: Battle of Z (2014)
• DragonBall Z for Kinect (2012)
• DragonBall Z: Ultimate Tenkaichi (2011)
• Dragon Ball: Raging Blast 2 (2010)
• Dragon Ball: Raging Blast (2009)
• DragonBall Z: Infinite World (2008)
• DragonBall Z: Burst Limit (2008)
• DragonBall Z: Budokai Tenkaichi 3 (2007)

Wenn wir die First-Person Arcade-Adaption aus dem Jahr 2012 einmal ausklammern, ist es rund dreizehn Jahre her, dass wir ein DragonBall Z Spiel hatten, bei dem wir die Story von Radditz bis Majin Boo unverändert auf einer Konsole erlebt haben. Heroes und Xenoverse leben von den “Was wäre wenn”-Szenarien. FighterZ hat durch neue Charaktere eine eigene, veränderte Version der Geschichte erzählt. In Battle of Z lag der Fokus auf dem Multiplayer-Aspekt und die Story wurde dementsprechend angepasst. In Ultimate Tenkaichi hat man, ähnlich wie später in Xenoverse, seinen eigenen Charakter erstellt und die Story dadurch beeinflusst. Raging Blast 2 hatte den Galaxie Modus, in dem die Ereignisse von der Sicht des jeweiligen Charakters abhingen. In Raging Blast hing es vom Verlauf der Kämpfe ab, wie sich die Geschichte entwickelte. Infinite World zeigte nur die größten Kämpfe und Burst Limit reichte nur bis zur Cell Saga. Streng genommen bot auch Budokai Tenkaichi 3 eine Menge “what if”-Stories, aber in der “Dragon Ball History” konnten wir so ziemlich alle Kämpfe nachholen.

Dennoch hinkt dieser Blick in der Vergangenheit etwas, denn eigentlich lässt sich DragonBall Z Kakarot am ehesten mit den drei GBA-Abenteuern DragonBall Z: Das Erbe von Goku (2002), DragonBall Z: Das Erbe von Goku II (2003) und DragonBall Z: Buu’s Fury vergleichen. Schließlich geht es hier nicht nur um ein reines Kampfspiel, sondern um ein vollwertiges Action-Adventure, das große Rollenspielanteile hat und mit einer großen Welt aufwarten kann, in der vieles zu entdecken gibt. Was genau haben CyberConnect 2, die unter anderem für die Naruto Ultimate Ninja Storm-Reihe und Asura’s Wrath bekannt sind, also hier für uns gebastelt?

Das Spiel beginnt und holt Fans gleich zu Anfang mit dem Song CHA-LA HEAD-CHA-LA ab, während man in Spielgrafik ein Opening bewundern darf, das zum Teil sehr detailgetreu das Intro aus der Serie nachstellt und zum Teil aus neuen Spielszenen besteht. Spätestens an dieser Stelle sollte klar sein, an wen sich das Spiel richtet. Egal ob man DragonBall Z im August 2001 auf RTL II zum ersten mal gesehen hat oder jetzt nach DragonBall Super herausfinden möchte, was zuvor passiert ist: das Spiel ist eine Liebeserklärung an die Fans des Franchise. Auch Neueinsteiger werden ausführlich und behutsam an die Geschichte herangeführt. Wer jedoch mit dem Anime und den Manga nichts anfangen kann, der wird auch an diesem Titel vermutlich keine Freude haben.

Abwechselnd nimmt man, immer passend zum Zeitpunkt in der Geschichte, die Rolle von Son Goku, Son-Gohan, Piccolo, Vegeta, Trunks, Gotenks und Vegeto ein. Dabei wird man durchaus auch von Support-Charakteren wie Kuririn, Yamchu und Son-Goten begleitet, die den Spieler im Kampf unterstützen.

Die Gameplay-Vielfalt ist dabei recht übersichtlich: Immer wieder wechseln sich die Hauptgeschichte und freie Abschnitte ab. Puristen können so ganz bequem der Narrative folgen und dann alle Nebenaufgaben, wie das Finden der Dragon Balls, dutzende Sidequests und eine Menge kleinerer Sammelaufgaben am Stück erledigen. Aber auch ‘Completionists’ dürfen sich austoben. Man wird nie gezwungen sofort die nächste Story-Mission anzusteuern, sondern kann sich dazwischen auch immer frei bewegen und zuerst die Nebenaufgaben abklappern. Besonders viel Liebe zum Detail haben die Entwickler dabei mit kleinen Fotos bewiesen, die man finden kann und die jeweils eine Erinnerung aus der Dragon Ball Geschichte (vor Z) beleuchten. Nach und nach ergeben diese Momentaufnahmen einen guten Gesamteindruck über Son-Gokus Kindheit. Zudem schaltet man nach und nach Musikstücke, Charakterbeschreibungen und allerlei Trivia aus der Dragon Ball Welt frei. Bonuspunkte gibt es an dieser Stelle für eine Menge Titel aus dem Original Soundtrack, die es ins Spiel geschafft haben. Und auch was die Synchronisation anbelangt haben CyberConnect 2 eine gute Wahl getroffen. So kann man nämlich frei zwischen der englischsprachigen und der japanischen Synchro wählen, die natürlich die Originalsprecher für die Hauptcharaktere herangezogen haben.
Und sogar das Essen hat einen spielrelevanten Aspekt bekommen, denn hat man genügend Zutaten gesammelt, so kann man ganze Mahlzeiten kochen, die sowohl einen temporären Buff geben, als auch einige Werte der Gruppe dauerhaft steigern.

Nun besteht das Gameplay natürlich nicht nur aus dem Erkunden der in einzelne Bereiche abgetrennten Open World. In einem Dragon Ball Spiel muss auch geflogen und ordentlich zugelangt werden. Anfangs tat ich mich mit der Steuerung zugegebenermaßen sehr schwer. Ich war einfach zu sehr an das Controller-Schema von Xenoverse 1 & 2 gewöhnt. Erst als ich nach der Saiyajin-Saga auch mal einen Teil der Naruto Ultimate Ninja Storm Reihe in die Hand genommen habe, hat es bei mir ‘Klick’ gemacht. Ganz offensichtlich haben sich die Jungs und Mädels bei CyberConnect 2 nämlich gedacht, dass man das Rad ja nicht neu erfinden muss, besonders wenn es schon so reibungslos rollt. Sogar die Taste für das Aufladen von Ki ist hier die gleiche, wie für das Aufladen von Chakra bei den Ablegern des farbenfrohen Ninjas.

Insgesamt sind die Kämpfe schon sehr opulent, besonders optisch. Besonders gut gefallen mir die kurzen Kamerafahrten, wenn man im entfesselten Modus seinen Gegner mit Nahkampfangriffen behakt. Dabei sind die Treffer teils so detailliert ausgearbeitet, dass man das Bild pausieren muss, um die hervorragende Mimik der Charaktere zu bestaunen. Wird ein Kämpfer zu Boden gestoßen oder trifft eine Energieattacke die Erde, so gibt es auch wunderschöne Trefferzonen, die sich jedoch leider schnell wieder in Luft auflösen. Permanent zerstörbare Umgebungen während eines Kampfes sind tatsächlich ein Feature, das ich mir sehr für die kommende Konsolengeneration wünsche. Es wird Zeit dafür!

Wo wir gerade von der nächsten Generation sprechen, muss ich auch noch ein weiteres Manko hervorheben: die Ladezeiten. Während die Kämpfe praktisch ohne jegliche Ladezeit in der offenen Welt auskommen und man sofort drauf los prügeln kann, dauern die Ladezeiten zwischen den Gebieten unheimlich lang. Auf der PS4 Pro war es etwas besser, als auf dem Standardmodell, doch auch dort kann man locker mit 20-30 Sekunden rechnen, je nach Gebiet. Das unterbricht den Spielfluss zum Teil unangenehm, besonders wenn man für eine Aufgabe oder aus Storygründen häufig zwischen verschiedenen Bereichen wechseln muss.

Nichtsdestotrotz bin ich sehr begeistert von diesem Spiel. Als langjährigen Dragon Ball-Fan hat es mich gleich an der Nostalgie gepackt und durch die vielen Nebenaufgaben und die bunte, reichlich gefüllte Welt bei der Stange gehalten. Die Entwickler haben sogar obskure Referenzen eingebaut, die teilweise nur ein einziges Mal in einem Interview mit dem Schöpfer Akira Toriyama erwähnt worden sind und haben daraus eine ganze Nebenquest gestrickt. So viel Detailtreue kommt nicht von ungefähr und zeigt, dass Dragon Ball Z: Kakarot nicht nur eine Verwurstung der Lizenz ist, sondern von Fans für Fans gemacht wurde.

Den bereits erschienenen DLC habe ich noch nicht ausprobiert, freue mich aber schon darauf diesen, so wie die beiden zukünftigen Erweiterungen zu spielen. DLC 1 und 2 sind dabei kurze Boss Battle Episoden, die ein paar neue spielbare Charaktere bzw. Formen mit sich bringen, während der dritte DLC einen neuen Handlungsbogen bieten soll. Ob diese genauso unterhaltsam werden, wie das Hauptspiel, erfahrt ihr in der nächsten, actiongeladenen Review von Gaming-Village.