Dorfgespräch: Xbox Games Showcase

Nachdem die erste Präsentation von Drittherstellerspielen für die Xbox Series X eher ernüchterte Reaktionen zur Folge hatte, hat Microsoft ein zweites Event anberaumt, auf dem die Microsoft-eigenen Spiele im Fokus stehen sollten. Unsere Redaktion hat das Event natürlich gespannt verfolgt und für euch kommentiert.

Aegir meint:
Ach Microsoft, ach ach. Hast du denn nichts gelernt? Erinnerst du dich denn nicht an die ganzen Fans auf der Welt, die bemängelten, dass zu viele Rendertrailer gezeigt werden und zu wenig Ingame? Hattest du nicht Besserung gelobt? Naja, vergessen wir das einfach mal. Das Xbox Game Showcase startete mit einer wunderschönen Grafik, also vorgerendert, wie wir es alle nicht sehen wollten, aber zum Einstieg kann ich das verzeihen. Nicht jedoch die folgenden 8 Minuten Halo – Infinite In-Game, denn die waren so antiklimaktisch wie der Staub unter Omas Sofa. Wir erinnern uns, Halo ist ein Systemseller der Xbox, der aktuelle Ableger besticht jedoch durch eine Optik, die einem Xbox One Titels aus der Anfangszeit würdig ist. Wie Microsoft damit Werbung für seine neue Konsole machen will ist mir schleierhaft – dazu aber später mehr. Die folgenden 50 Minuten treiben mich durch Ports wie Destiny 2 oder Grounded und Spiele die so unbeeindruckend waren, dass ich ohne Notizen ihren Namen nicht mehr wüsste. State of Decay 3 oder The Gunk wären da zu nennen. Ich will aber nicht nur schimpfen, zumindest etwas positiv ist mir mit Stalker 2 aufgefallen, auch wenn überwiegend Rendermaterial gezeigt wurde, so schaut es dennoch vielversprechend aus, die Stimmung ist zumindest für mich perfekt. Auch kann ich es Microsoft nicht verübeln Hellblade 2 noch einmal gezeigt zu haben, scheinbar werden wir dort am Entwicklungsprozess etwas teilhaben können, wenn auch vermutlich nicht so intensiv wie beim ersten Teil, als Ninja Theory noch selbstständig war. Ich muss gestehen, ich war sehr traurig diesen Titel nicht auf der PS5 zu sehen, da Teil 1 großartig war, aus vielen Gründen und ich den neuen Handlungsort Ísland einfach liebe.

Aber kommen wir doch auf einen Titel zu sprechen, den Phil Spence vollmundig angekündigt hat: Forza Motorsport. Grafik vom allerfeinsten, Raytracing in schönster Form, grandiose Texturen! Ist das etwa die Zukunft des Konsolen-Gamings? Ich will das haben! Nun, man sollte auf die kleinen Feinheiten achten, Spence sagte, dies sei „In-Engine Grafik“. Das kann also auch alles nur in 4K auf einem PC mit 4 Titan RTX stattgefunden haben; wäre es auf der Series X berechnet worden, dann hätte Spence das wohl überdeutlich betont. Ich habe heute nichts gesehen, was mich auch nur im Ansatz dazu bewegen würde mir eine Xbox Series X zu kaufen und ich denke, Microsoft will auch gar keine Konsolen verkaufen, zumindest ist dies nicht ihr primäres Ziel. Phil Spence betonte, es spiele keine Rolle auf welchem System wir spielen, nur dass wir spielen. Dies passt auch wunderbar zu Microsofts Crossplatform-Politik, die Spiele sollen nicht exklusiv für die Xbox Series X erscheinen sondern auch für den PC und Teilweise die Xbox One. Dafür ist die Series X auch wunderbar geeignet mit ihrer immensen Rechenleistung, sie kann Bilder ähnlich hübsch wie ein PC ausgeben, Ideal für Menschen die sich keinen PC kaufen, aber ihre Games in voll Pracht genießen wollen. Diese Politik könnte Microsoft noch teuer zu stehen kommen im Konsolenmarkt und die Xbox wird vermutlich nie die ganze Leistung auf die Straße bringen, im Gegensatz zu der PS5, die zwar etwas schwächer ist, aber hochoptimierte Exklusivtitel hat. Insofern war das Event doch noch aufschlussreich, wenn auch nicht unterhaltsam was die Spiele angeht, obwohl dies eigentlich der Zweck hätte sein sollen.

Andreas meint:
Ich kann mir schon ausmalen, wie der Grundtenor im Netz zu diesem Showcase ausfallen wird. Da ich aber seit der Jugend rebellisch bin spiele ich mal den Gegenpart: Microsoft ist auf einem guten Weg, sie haben gemerkt dass der Großteil der Kunden sich eine Konsole wegen den Spielen kauft. Derer wurden viele gezeigt, zwar wenig Gameplay, aber es wurde immerhin ein Ausblick geboten, welches Ziel Microsoft mit der Series X anstrebt. Spiele wie The Medium, The Gunk oder auch Everwild machen mir zumindest Lust auf mehr. Fortsetzungen wie Halo und Forza waren eh gesetzt, leider befindet sich Forza noch im frühen Entwicklungsstadium und Halo muss noch auf der Xbox 360 lauffähig sein, dementsprechend sieht es natürlich nicht so aus wie ein Spiel aus der neuen Generation.

Auch von Fable hätte ich gerne mehr gesehen als den kurzen Teaser, aber immerhin wurde es offiziell enthüllt, nachdem eigentlich jeder seit 2 Jahren davon weiß. Werde ich mir die Series X kaufen? Natürlich, vielleicht sogar zum Release, aber wenn Microsoft ein großer Player im Konsolenbusiness werden möchte, sollten dringend große Singleplayerspiele auf der Agenda stehen, ansonsten werden sie auch in der nächsten Generation keine Konkurrenz für Sony sein. Die stärkste Konsole haben sie immerhin, jetzt müssen sie die Series X nur noch ausreizen wie es die Studios von Sony auf ihren Systemen machen.

Janine meint:
Das Xbox-Event war eine bunte Mischung aus “sieht spannend aus” und “Wie kann ein Spiel nur so generisch wirken?”, garniert von den blumigen Begriffen der kommenden Konsolengeneration und den obligatorischen “World Premiere”-Ankündigungen.
Nachdem Halo: Infinite gefühlt unendlich gedauert hat, habe ich danach nicht mehr richtig aufgepasst, bis Everwild gezeigt wurde. Es hat einen hübschen Style und wirkt angenehm entspannend.
Gut, ich muss auch noch “das sieht nicht gut aus” in meine Liste aufnehmen. So wie gerade die Gesichter in Tell Me Why, bei dem ich zusätzlich keinen Bezug zu der mächtig mysteriösen Geschichte in der Vergangenheit herstellen konnte. Ist ja schön, dass wir alles vergessen können, was wir über Mary-Ann zu wissen glaubten, aber wer soll das eigentlich sein und warum sollte sie mich interessieren?
Avowed ist einer der Fälle, in denen ich das Gefühl nicht loswurde, generische Klischees anzuschauen. Alles war grau und düster, bis auf den brennenden Pfeil. Vielleicht ist das für Fans gerade besonders ansprechend, für mich aber nicht. Oder zumindest im Moment nicht.


Ich gebe es zu, über Jack Black habe ich mich kurz gefreut. Und über Tetris Effect: Connected, weil Tetris immer toll ist.
Fable bringt noch einen Wald. Natürlich, beschäftigt sich schließlich mit Märchen, verspricht aber auch einen Twist, der überhaupt nicht überraschend kommt.
Auch hier war mir wieder zu viel Grusel und Horror vorhanden, aber zum Ausgleich einige Spiele, die ich schön und ansprechend fand, wenngleich ohne herausstechende Highlights.

Lars meint:
Der Xbox Games Showcase hat mich nicht vom Hocker gehauen. Von den gezeigten Titeln haben mich persönlich nur Everwild, The Outer Worlds: Peril on Gorgon und Grounded angesprochen. Keiner davon ist für mich ein „must have“. Der Reveal eines neuen Fable Teils ist erst einmal interessant, aber ich hatte bisher nur wenige Berührungspunkte mit der Franchise. Was mich an der Präsentation furchtbar genervt hat, war der Sprecher.

Ich hatte die deutsche Version gewählt und komme einfach nicht darüber hinweg, dass ein Multi-Milliardenunternehmen wie Microsoft es nicht hinbekommt, einen einigermaßen tauglichen Sprecher zu engagieren. Der gute Herr klang, als müsste er den Showcase simultan übersetzen, was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann. Wenn man einen Sprecher gebucht hat, der sich sowohl bei den Titeln der Spiele verhaspelt, als auch den Namen der präsentierten Konsole nicht ein einziges Mal flüssig aussprechen kann und dazu auch noch ständig so klingt, als sei er außer Atem, sollte man sich vielleicht noch einmal umsehen.

Sandra meint:
Ich habe von dem Showcase nicht viel erwartet, da ich mit den Xbox exklusiven Spielen meist wenig anfangen kann. Aber dennoch wurden meine Erwartungen unterboten. Es gab zwar ein paar Spiele zu sehen, die hübsch und/ oder interessant aussahen, aber viel zu wenig Gameplay. Das meiste war aber wie erwartet eh nichts für mich. Was mich aber am meisten ärgert und das betrifft nicht nur Microsoft, dass die ganze Nextgen noch so vage ist. Ich würde einfach von beiden gerne wissen wann Launchdatum oder wenigstens -zeitraum ist, welches Launchlineup geplant ist und wie die Preise aussehen werden. Solange keine Klarheit herrscht kann ich mich nicht für einen der beiden entscheiden bzw. nichtmal dazu entschließen überhaupt auf die Nextgen umzusteigen.

Sebastian meint:
Sony hat vor einem Monat kräftig vorgelegt, nun war es an Microsoft nachzulegen und vor allem den faden Eindruck der ersten Spielepräsentation der Xbox Series X zu beheben. Leider ist das Microsoft überhaupt nicht gelungen. Stattdessen wird ein wenig beeindruckendes Line-Up von Spielen präsentiert, denen man oftmals nur bei genauerem Hinschauen ansieht, dass sie nicht um die Xbox One herum entwickelt wurden. Doch nicht nur die Technik ist in der Hinsicht enttäuschend gewesen, auch aus spielerischer Sicht wurde aus meiner Sicht wenig Überzeugendes gezeigt. Mein absolutes Highlight war das vor der Show gezeigte neue Jump & Run von Sonic-Erfinder Yuji Naka, Balan Underworld, das ästhetisch und spielerisch Elemente aus Sonic und NiGHTS mit Action-Hüpfspielelementen verbindet.

Psychonauts 2 sah ebenfalls solide aus, krankte aber an einem Problem, das sich durch die gesamte Show zog: Es wurde viel zu wenig eigentliches Gameplay gezeigt und viel zu viel Sequenzen. Das einzige andere Spiel, das ich zumindest ein wenig interessant fand, war The Gunk von den Steamworld Machern. Nach drei Generationen, in denen ich die Xbox zu Beginn der PlayStation vorgezogen habe, sieht es derzeit so aus, als könnte dieses Mal die PlayStation 5 bei mir den Vorzug genießen.