Spyro 2 Ripto’s Rage / Gateway to Glimmer (Review)

Für Insomniac konnte es nach Spyro the Dragon gar nicht schnell genug gehen und schon nach einem Jahr stand der Nachfolger Spyro 2: Gateway to Glimmer (außerhalb Europas, sowie in der Reignited Trilogy: Ripto’s Rage) in den Ladenregalen. Mit größeren Welten, neuen Minispielen und neuen Charakteren wurden die klassischen Argumente für einen direkten Nachfolger bedient. Doch schafft Spyro 2 es, aus der eher behäbigen Formel des Erstlings mehr herauszuholen?

Spyro wird zu Beginn des Spiels in eine fremde Welt namens Glimmer entführt, weil die Bewohner Glimmers in ihm die letzte Chance gegen den despotischen Ripto sehen, der in Glimmer Angst und Schrecken verbreitet. In Anbetracht dieser akuten Bedrohungslage kann Spyro seinen Kidnappern natürlich nicht lange böse sein und macht sich gleich auf die Socken, Ripto mächtig einzuheizen. Dass auf dem Weg mehr als zehntausend wertvolle Diamanten darauf warten, von Spyro eingesackt zu werden ist da nur ein netter Nebeneffekt.

Das Spiel ist in drei Welten unterteilt, die jeweils eine unterschiedliche Zahl an Levels enthalten. Nach Abschluss aller Level einer Welt darf man sich an einem Endgegner probieren, bevor man in die nächste Welt reisen darf. Kurioserweise gibt es hiervon eine Ausnahme, denn in der dritten Welt kann man – vorausgesetzt man hat im Laufe des Spiels genügend Kugeln gesammelt – direkt zum letzten Endgegner gehen, ohne zuvor auch nur eines der Level in der Welt gespielt zu haben. Das ist zwar keine Katastrophe, aber doch eine etwas eigenartige Entscheidung.

In Sachen Levelaufbau orientiert sich Spyro 2: Repto’s Rage im Wesentlichen an seinem Vorgänger, das heißt, dass die Level einen weitgehend linearen Pfad bilden, der aber auch einiges an Freiraum bietet, um seine Umgebung zu erkunden. In jedem Level gibt es 400 Edelsteine zu sammeln, die leider nach wie vor ziemlich planlos in die Level geworfen wurden und somit eher Fleiß denn genaues Spielen verlangen. Da man sich von Sparx per Druck auf den linken Analogstick jeweils den Weg zum nächsten Edelstein anzeigen lassen kann, ist es aber dennoch kein großes Problem, seine Sammlung zu vervollständigen.

Neu ist hingegen, dass Spyro in jedem Level einige Aufgaben erfüllen muss. Die Hauptaufgabe eines Levels besteht im Normalfall im Wesentlichen daraus, das Ende des Levels zu erreichen, wobei es durchaus Zwischenziele geben kann, die Teile des Weges im Level freilegen. Hinzu kommen aber eine ganze Menge optionaler Missionen, die man von verschiedenen Charakteren im Level aufgetragen bekommt und die mit den bereits angesprochenen Kugeln entlohnt werden. Das bedeutet natürlich gleichsam, dass sich gegen Ende des Spiels herausstellt, dass diese Missionen nicht so ganz so optional sind, wie sie sich zunächst darstellen. Die Missionen sind teilweise einfache Botengänge, oft sind sie aber mit Minispielen verbunden, die leider nur selten wirklich gut sind. Ein besonders nerviges Minispiel steht sogar recht früh im Spiel an: Das Eishockey-Spiel ist meines Erachtens der Tiefpunkt der Reihe, wenn man einmal von den Blink the Mole Levels im fünften Spyro-Spiel absieht. Mit einer unangenehmen Steuerung, einem knappen Zeitlimit und einem viel zu schnell durch die Gegend fliegenden Puk ist mächtig Frust geradewegs zu erwarten, was in Anbetracht dessen, dass das Spiel in seinem Haupt-Gameplay außerordentlich simpel ist, unangemessen wirkt.

Spyros Bewegungsrepertoire wurde in Spyro 2 deutlich vergrößert. So kann er sich jetzt auch im Wasser austoben und im Gleitflug noch ein kleines Stück nach oben flattern und, wenn er genügend Gegner im Level besiegt hat, Spezialfähigkeiten über Portale im Level zeitlich begrenzt freischalten. Zudem gibt es in jeder Welt einen Move zu kaufen, der unglücklicherweise bereits in der Welt davor für eine Nebenaufgabe notwendig ist. Das ist für sich genommen erst einmal nicht so schlimm, allerdings speichert Spyro 2 nicht den Fortschritt in der Hauptaufgabe eines Levels, so dass man einige Male viel Geduld aufbringen muss, um eine einzelne Nebenmission nachholen zu können.

Im Vergleich zum ersten Spiel ist das Leveldesign etwas interessanter, leidet aber nach wie vor darunter, dass die Entwickler sich kaum darum gekümmert haben, die Anforderungen an den Spieler sukzessive zu steigern oder im Leveldesign mit neuen spielerischen Ideen zu glänzen. Statt das Kern-Gameplay mit interessantem Umgebungsdesign auszureizen, flüchtet Insomniac Games sich in Minispiele mit einem eigenen Regelsatz, die ihrerseits leider selten wirklich überzeugen können. Viele Zusatzmissionen sind zudem sehr müßig. Als Beispiel sei hier genannt, dass man in einem Level eigenartige Herdentiere aus dem ganzen Level zurück in ein umzäuntes Gebiet jagen muss, was sehr viele redundante Wege für sehr wenig clevere Wegführung bedeutet.

In Sachen Präsentation ist Spyro 2 egal ob in der Originalfassung oder im Remake in der Spyro Reignited Trilogy hingegen wieder überzeugend. Die Grafik ist auf dem Originalsystem beeindruckend, im Remake wirklich schön und die Level selbst sind optisch abwechslungsreich gestaltet. Auch in Sachen Musik und (deutscher) Sprachausgabe lässt sich Spyro 2 nicht lumpen.

Spyro 2 ist ein solider Nachfolger, der einige Schwächen des Vorgängers ausmerzt, aber im Kern weiterhin leider zu belanglos bleibt. Die neuen Minispiele bringen zwar etwas Abwechslung in das Gameplay, gleichzeitig sind sie aber größtenteils nicht ausreichend ausgearbeitet, um dem Spiel wirklich zu helfen. Wie schon der Vorgänger ist also auch Spyro 2 ein Spiel, das sich vorrangig anhand seiner angenehmen Präsentation, statt seines Spieldesigns empfiehlt.

Getestet auf Xbox One.