Slime-San (Review)

Flexibilität ist allgemeine eine positiv besetze Eigenschaft, doch auf physischer Ebene ist die menschliche Kapazität zur Flexibilität – den Knochen verschuldet – äußerst limitiert. Ganz anders sähe das aus, wenn man ein Häufchen Schleim wäre, dann wären Tür und Tor für allerlei Formwandel geöffnet. In dem 2D Jump & Run Slime-San von Fabraz kann man sich eine digitale Kostprobe des Lebens als Schleimhäufchen holen.

Slime-San ist ein im Retro-Stil gehaltenes 2D Jump & Run mit einem verhältnismäßig hohen Schwierigkeitsgrad. Über 100 Level hinweg muss man mit einem grünen Schleim allerlei Gefahren strotzen. Neben den Standardmoves Laufen und Springen hat Slime-San zwei spezielle Manöver zu bieten, die auf den Schultertasten liegen. Mit RT kann man dashen, sich also ein kleines Stück weit unabhängig von der Gravitation in eine Richtung stoßen und mit LT schleimen. Das Schleimen hat mehrere Konsequenzen. Die Geschwindigkeit des Spiels wird gesenkt und man kann sich durch grünen Schleim in der Spielwelt einfach hindurchbewegen bzw., wenn der Schleim am Boden ist, hindurchsickern. Zusätzlich gibt es einige Plattformen im Spiel, die abhängig davon ob man schleimt aktiv oder inaktiv sind. Es ist gerade diese Schleim-Fähigkeit, die Slime-San gegenüber anderen Jump & Runs hervorhebt.

Die Level im Spiel sind in aller Regel jeweils in vier Abschnitte unterteilt, die man am Stück absolvieren muss. In vielen Fällen wird in dem ersten Abschnitt eine neue Spielidee eingeführt, die dann in den späteren drei Abschnitten variiert und in schwierigere Kontexte eingebettet wird. Wem das reine Überleben nicht spannend genug ist, der kann sich außerdem in jedem Level um Zusatzaufgaben kümmern. In jedem Levelabschnitt gibt es einen grünen Apfel zu sammeln – den man aber nur behalten darf, wenn man auch den Abschnitt im selben Versuch schafft – zudem gibt es in jedem Level eine Zielzeit, die man unterbieten kann. Schließlich gibt es in einigen Levels auch noch einen Geheimausgang, hinter dem sich neben einer Abkürzung zum Levelende auch eine Münze versteckt, die man nutzen kann, um zusätzliche Charaktere mit individuell abweichenden Eigenschaften freizuschalten.

Der Großteil der Level in Slime-San ist sehr gelungen und macht eine Menge Spaß. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar hoch, aber nicht exzessiv, so dass jeder halbwegs geübte Jump & Run-Spieler eine Chance hat, das Ende des Spiels ohne überbordenden Frust zu erreichen. Allerdings gibt es leider immer mal wieder Level, die etwas unangenehm sind. Sei es, weil man relativ lange Wartezeiten hat, in denen man im Wesentlichen nichts tun kann, oder aber, weil es ziemlich knappe Sprünge gibt, die, der Spielphysik folgend, nur in manchen Fällen mit dem Standardcharakter zu absolvieren sind. Augenscheinlich sind eine Hand voll Level eher für einen der anderen Charaktere konzipiert. Da man allerdings nicht mitten im Level den Charakter wechseln kann, kann das durchaus etwas nervig sein. Für den Test habe ich Slime-San allerdings komplett mit dem Standard-Charakter durchgespielt; grundsätzlich ist das also auf jeden Fall eine valide Option.

Optisch erinnert Slime-San ein wenig an NES-Spiele, was neben der Pixeloptik vorrangig an der schmalen Farbpalette liegt. Gerade einmal vier Farben nutzt Slime-San und bleibt damit sogar unter den farblichen Möglichkeiten vieler NES-Spiele. An vielen anderen Stellen hält sich Slime-San aber natürlich nicht an die Limitationen des NES, so dass die NES-Anleihen eher eine Reminiszenz darstellen statt einer authentischen Retro-Optik. Leider ist die Retro-Optik auch einer der größten Kritikpunkte an Slime-San. Ich habe gewiss keine Abneigung gegen Retro-Optik, sie sollte aber der Übersicht nie im Weg stehen und genau das ist bei Slime-San aber leider der Fall. Die wenigen Farben ergeben einen teilweise viel zu geringen Kontrast und das hat zur Folge, dass teilweise Gefahren schwer zu erkennen sind.

Doch damit nicht genug gibt es immer wieder Level in denen die Kamera so weit herausgezoomt ist, dass es sehr schwer ist, genau auszumachen, wo sich der eigene Schleim befindet. Zwar hat das Spiel eine Zoomfunktion, dann fehlen aber oft vitale Informationen hinsichtlich beweglicher Plattformen im Bild. Zu allem Überfluss hat das Spiel einen dicken Rahmen um das Levelbild, das einen Teil des spielbaren Bereichs verdeckt und wenn man zoomt sogar noch mehr verdeckt. Dadurch verliert das ansonsten spielerisch sehr durchdachte Spiel ein wenig an Reiz.

Slime-San ist eines der besten der besonders anspruchsvoll gestalteten 2D Jump & Runs mit einem Fokus auf knifflige Einzelbildschirme. Zwar gibt es eine Hand voll ärgerlicher Designentscheidungen, aber das Leveldesign ist kreativ, abwechslungsreich, fordernd und motivierend. Der Dash und der Schleim-Move sorgen dafür, dass das Spielgefühl sehr gelungen ist.

Getestet auf Xbox One X.