Thymesia (Review)

Froms Souls-Spiele haben reichlich Beliebtheit und Bekanntheit erlangt. Natürlich gibt es deshalb seit längerem auch immer wieder Spiele anderer Studios, die sich offenbar davon inspirieren ließen. So auch Thymesia, das ich im Rahmen der Free Days of Play für Abonnenten von Xbox Live Gold spielen konnte. Aufgrund des Umfangs war das zeitlich keine besondere Herausforderung.

Story nur Fetzenweise? Check.

Am Anfang des Spiels erhält man vor einem Standbild knapp eine Ausgangslage in Textform erzählt. Eine Plage ist über den Kontinent eingebrochen, Monster machen ihn unsicher. Doch das Königreich Hermes nutzt seine Alchemie-Kenntnisse, um damit zurechtzukommen.

Protagonist des Spiels ist Corvus, der eine Pestmaske trägt und sich durch verschiedene Gebiete kämpft. Dabei ist er aber stumm. Genauer gesagt, kämpft man sich wohl durch seine Erinnerungen. Vielleicht findet sich darin ein Mittel gegen die Plage.

Direkt erzählt wird nicht viel. Dafür findet man im Verlauf oft Textfetzen, die etwas mehr Licht auf die Welt werfen. Auch durch Items, die für die Geschichte wichtig sind, erfährt man ein wenig. Originalität sucht man dabei meiner Meinung nach vergeblich, aber die Geschichte steht auch nicht im Mittelpunkt.

Herausfordernder erster Boss? Check.

In Gebieten von Rast zu Rast, mit freischaltbaren Abkürzungen? Check.

In den Gebieten von Thymesia gibt es an verschiedenen Stellen eine Art Stuhl mit Laterne, die man aktivieren kann. Dann zählt diese als Rücksetzpunkt bei Niederlage, und man kann dort unter anderem zum Beispiel aufleveln. Das Rasten lässt wie erwartet die meisten Gegner wieder erscheinen. Durch enge und eher wenig übersichtliche Gegenden kämpft man sich so von Laterne zu Laterne vor. Teilweise kann man Tore nur von einer Seite öffnen, oder Leitern herablassen, um Abkürzungen freizuschalten.

Allerdings sind die verschiedenen Gebiete in Thymesia nicht miteinander verbunden, sondern werden von einer Art Stützpunkt aus per Menü ausgewählt. Wenn man ein Gebiet abschließt, kann man meist Nebenquests für das Gebiet auswählen. Manche davon finden dann in den selben Abschnitten statt, aber Abkürzungen sind wieder verschlossen. Es gibt jedoch teils auch neue Gegenden in manchen Nebenquests.

Leitern? Check.

Attribute beim Aufleveln erhöhen? Check.

Wenn man genug Erfahrungspunkte gesammelt hat, kann man beim Rasten Corvus Level erhöhen. Corvus hat dafür aber lediglich drei Attribute zur Auswahl. So kann man Säbelangriffe, Gesundheit, sowie Klauenangriffe und Energie verbessern. Bis zu Level 25 erhält Corvus zusätzlich Skillpunkte, die man für verschiedene Talente ausgeben kann. Diese können im Kampf helfen und bieten teilweise unterschiedliche Abzweigungen, die sich gegenseitig ausschließen. So kann man zum Beispiel Parieren einfacher machen, oder den Schaden dabei erhöhen. Aber auch neben den so je nach Wahl versperrten Talenten wird man nicht alle erlernen können. Man erhält aber im Spielverlauf wenigstens Items, mit denen man die Skillpunkte neu verteilen kann. Nützlich, falls man doch andere Skills nutzen möchte.

Simplere Auswahl als bei manch anderem Spiel.

Action-Kampfsystem? Check.

Corvus kämpft in Echtzeit gegen diverse Gegner. Neben Angreifen kann er auch Ausweichen und Parieren. Das Tempo ist recht schnell. Aber das Kampfsystem in Thymesia unterscheidet sich in manchen Punkten von den großen Vorbildern. Es gibt keine begrenzende Ausdauer. Mit der einzigen Standardwaffe, dem Säbel, fügt Corvus den Gegnern hauptsächlich „Wunden“ zu, die nach kurzer Zeit ohne Angriff wieder heilen. Um den nur als Wunde gekennzeichneten Bereich der gegnerischen Gesundheitsleiste effektiver zu leeren, sollte man dann auf Klauenangriffe zurückgreifen. Diese sind im Gegenzug nicht für direkten Schaden gedacht. Somit sollte man zwischen beidem variieren. Ist die Leiste geleert, führt Corvus beim Angriff einen Finisher aus. Gerade bei manchen Bossgegnern kann das System natürlich dazu führen, dass eher ineffizientes Kämpfen zu vielen geheilten Wunden führt. Und somit die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns nochmals erhöht wird.

Wenn man besiegt wird, verliert man die aktuellen nicht ausgegebenen Erfahrungspunkte. Diese kann man wieder einsammeln, wenn man nicht vorher noch einmal besiegt wird.

Mit Geländer kämpfe ich auch auf Brücken.

Die Plage als Waffe?

In Thymesia kann man sogenannte Plague Weapons nutzen. Diese erhält man auf zwei verschiedene Arten. Zum einen kann Corvus mit einem aufgeladenen Klauenangriff die entsprechende Plague Weapon des Gegners für eine einzige Anwendung erhalten. Zum anderen erhält man durch besiegte Gegner teilweise Scherben, mit denen man beim Rasten die entsprechende Waffe freischalten und verstärken kann. Für so freigeschaltete Waffen hat man einen separaten Slot und zugewiesenen Knopf. Allerdings sind diese nicht wirklich zusätzliche Waffen, sondern im Grunde Spezialfertigkeiten. Man benötigt zum Einsatz Energie, die man im Kampf auffüllen kann. Mehrere freischaltbare Talente helfen dabei. Außerdem haben diese Plague Weapons nach Nutzung einen Cooldown, der meist zusätzlich Spam verhindert.

An sich ist das zwar schon ein interessantes System, aber zum Experimentieren hat es mich nicht angeregt. Ich habe die ausgerüstete Plague Weapon fast nie gewechselt.

Da war die Auswahl eh noch begrenzt.

Fazit

Nach wenigen Stunden Auseinandersetzung mit der Plage, ähm Thymesia, war es auch schon vorbei. Selbst wenn man alle Nebenquests und zusätzliche Bosse erledigt, ist es deutlich kürzer als die großen Vorbilder. Meine Xbox zeigte zwar etwa 10 Stunden an, allerdings könnten dabei durch Quick Resume fehlerhaft noch Pausen mitgezählt sein. Das Kampfsystem macht durchaus Spaß, auch wenn das Wundsystem beziehungsweise manche Bosse vielleicht etwas mehr Balancing gebraucht hätten. Die meisten Bosse waren in ein bis zwei Versuchen erledigt, aber die beiden letzten Storybosse waren spürbar hartnäckiger und haben einige Versuche benötigt. Der Aufbau der Gebiete war für mich kein nennenswerter Pluspunkt, und das Recycling für Nebenquests ist bei dem niedrigen Umfang auch nicht positiv zu bewerten.

Wenn man Heißhunger auf einen Happen Soulslike hat, kann man bei Thymesia durchaus zugreifen. Es hat auch die ein oder andere abgrenzende Idee und Unterschiede. Man sollte aber kein so umfangreiches ausgearbeitetes Spiel wie die großen Vorbilder erwarten.

Getestet auf Xbox Series S.