Bevor es nach Illumina City ging, führten die Pokémon-Legenden in die Vergangenheit. Hisui ist der Schauplatz von Pokémon-Legenden: Arceus, das ich lange Zeit vor mir hergeschoben habe. Eigentlich vor allem deshalb, weil ich die offene Welt in Pokémon Purpur nicht mochte (auch wenn ich zumindest den DLC doch wieder mag). Aber dann ist es ja gut, dass Arceus kein richtiges Open World-Spiel ist, oder?
Gestrandet in der Vergangenheit
Wo ich in Pokémon Mystery Dungeon in ein Pokémon verwandelt in der Pokémonwelt lande, lande ich in Pokémon-Legenden: Arceus als Mensch in der Vergangenheit. Mein Auftrag ist es, allen Pokémon zu begegnen, aber bevor es so weit ist, begegne ich ein paar (teils sehr suspekten) Menschen.
Forschungstrupps erkunden die Region und ihre Pokémon, und ich bin schon bald mittendrin. Mein künftiger Kumpel, der als Rivalenersatz herhält, ist zwar schon länger dabei, aber nicht unbedingt außergewöhnlich fähig. Mit Pokémon gemeinsam zu arbeiten und zu kämpfen, ist nicht nur für ihn ein neues Konzept, weshalb ihm das noch schwerfällt. Ich dagegen, das mysteriöse junge Mädchen aus dem Loch am Himmel, weiß, wie das Haspiror läuft. Immerhin sind die Kämpfe diesmal noch rundenbasiert.
Mein eigentliches Ziel ist also, allen Pokémon zu begegnen. Da der örtliche Professor den ersten Pokédex erstellen möchte, kann ich ihm dabei auch gleich unter die Arme greifen und mir damit eine Unterkunft in Jubeldorf sichern. Somit arbeite ich für die Galaktik-Expedition, die zusätzlich das Loch im Himmel untersucht. Dabei handelt es sich nämlich um einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge (immerhin soll Hisui später einmal zur Sinnoh-Region aus Pokémon Diamant & Perl werden). Dieses Loch hat nicht nur mich ausgespuckt, sondern auch ein paar Blitze, die ein paar starke Pokémon sehr wütend gemacht haben. Und schon habe ich ein weiteres Ziel.
In der Vergangenheit stelle ich Heilitems und Bälle noch selbst her, weil Crafting gerade noch gefehlt hat. Aber immerhin lockert es die gemächliche Fortbewegung auf, wenn ich glitzernde Dinge aufsammeln kann. Leider ist gleichzeitig auch mein Inventar sehr begrenzt und ich kann es nur gegen sehr viel Geld Stück für Stück vergrößern. Was ich nicht als Bereicherung empfinde.

Königspokémon
Hisui ist aufgeteilt in fünf Areale, die Jubeldorf umgeben und im Spielverlauf nach und nach zugänglich werden. Jeder dieser Bereiche ist für sich genommen komplett offen. Dennoch ist nicht jeder Ort darin sofort zugänglich, da ich erst einmal Pokémon mit bestimmten Fähigkeiten benötige, um beispielsweise zu klettern oder zu schwimmen. Oder um zu fliegen, aber von oben sieht Hisui besonders unschön aus und Pokémon sehe ich aus der Entfernung auch nicht, also empfiehlt sich ein Flug nur im Notfall.
Bei den starken Pokémon, die von den Blitzen getroffen werden, handelt es sich um die Königinnen und Könige der jeweiligen Areale. Diese besonders großen, besonders starken Pokémon können in Rage zur Bedrohung werden, weshalb ich sie nicht einfach in Ruhe lassen kann. Auch wenn nicht alle sofort damit einverstanden sind, dass ich eingreife.
Die Kämpfe, um die Königspokémon zu beruhigen, sind mein Ziel in jedem Areal. Aber den Weg dorthin lege ich mit Pokémonfängen, Kämpfen, Aufträgen und Nebenaufgaben zurück.
Dabei sind die Kämpfe gegen die Könige und Königinnen sehr außergewöhnlich gestaltet. Hauptsächlich verbringe ich meine Zeit damit, das Pokémon mit beruhigenden Stoffen zu bewerfen und auszuweichen. Schließlich will ich es in erster Linie besänftigen. Zwischendurch kann ich das Pokémon auch betäuben und die Gelegenheit nutzen, einen Kampf zu beginnen, um es durch Angriffe weiter zu schwächen.
Mir gefällt diese Kampfvariation. Nicht nur vereint sie die neuen Bewegungsmöglichkeiten und das abgewandelte, rundenbasierte Kampfsystem und fühlt sich dabei frisch an. Die Kämpfe werden auch spürbar schwieriger und sind abwechslungsreich. Nur leider muss ich ständig zwischen Werfen und Ausweichen wechseln und manche Zeitfenster zwischen gegnerischen Angriffen sind eher knapp bemessen. Jedenfalls, wenn man wie ich das Pokémon nach dem Ausweichen erneut anvisieren muss, weil das manuelle Zielen mit Kameraausrichtung deutlich schwieriger ist. Vereinzelte Kämpfe ziehen sich auch etwas in die Länge.

Pokémon fangen …
Während die Pokémon-Reihe schon immer aus Kreaturensammel-Spielen besteht, stellt Pokémon-Legenden: Arceus den Sammelaspekt ganz besonders ins Rampenlicht. Klar, ich kann Kämpfe beginnen, wilde Pokémon schwächen und sie anschließend mit Bällen bewerfen. Aber ich kann mich auch von hinten anschleichen und Kämpfe vermeiden.
Ziele ich auf ein wildes Pokémon, erkenne ich sofort, ob ich diese Pokémonart vorher bereits gefangen habe, und wie hoch die Fangchance bei einem Wurf ist. Gelingt ein Fang, habe ich das Pokémon und kann zum nächsten weiterziehen. Wenn nicht, wird das Pokémon auf mich aufmerksam, was die Fangrate verringert und in der Regel zu einem Kampf führt. Werde ich getroffen, nehme ich Schaden und werde eventuell ohnmächtig, wobei ich einige Items verliere und hoffen muss, dass sie beizeiten jemand beim Onlinespiel findet. Also setze ich idealerweise ein eigenes Pokémon ein. Um einen Kampf zu beginnen, kann ich aber auch einfach so mein Pokémon auf das wilde Pokémon loslassen.
Diesmal reicht es nicht aus, eine Pokémonart ein einziges Mal zu fangen. Mein Forschungslevel steigt zwar besonders stark, wenn ich neue Pokémon einfange. Zusätzlich gibt es neben wiederholten Fängen weitere Tätigkeiten, die meine Punktzahl steigern, darunter etwa Treffer mit bestimmten Angriffen oder die Entwicklung des entsprechenden Pokémon. Jedes Pokémon hat dabei ein eigenes Set an Bedingungen, die ich erfüllen muss, wenn ich es komplett erforschen möchte. Die meisten sind glücklicherweise optional, wenn es darum geht, Spiel und Handlung abzuschließen.
Am einfachsten ist es, mehrere Pokémon einer Art zu fangen. Je nach eigenem Level und eingesetztem Ball unterscheidet sich dabei die Schwierigkeit. Gerade stärkere Pokémon lassen sich oft kaum durch einen bloßen Ballwurf fangen, weil sie zu aggressiv sind.
Die meisten der Pokémon sind altbekannt, es sind jedoch auch ein paar neue und Regionalformen zu finden.
… und bekämpfen
Die Kämpfe in Pokémon-Legenden: Arceus laufen ähnlich ab wie in anderen Pokémonspielen. Es handelt sich um rundenbasierte Kämpfe, bei denen ich einen der üblichen Angriffe verschiedener Typen auswähle, den mein Pokémon anschließend einsetzt. Maximal vier Attacken kennt ein Pokémon auf einmal, aber außerhalb von Kämpfen kann ich ihm jederzeit andere Attacken aus dem Pool bereits gelernter Attacken beibringen.
Allerdings besteht eine Runde nicht mehr strikt aus einem eigenen und einem gegnerischen Angriff. Stattdessen kann ich mir anzeigen lassen, in welcher Reihenfolge die Pokémon nacheinander agieren werden. Die Reihenfolge verändert sich dabei beispielsweise durch schnelle Angriffe wie Ruckzuckhieb.
Eine zusätzliche taktische Komponente erhalten die Kämpfe durch Kraft- und Tempoangriffe. Während Kraftangriffe eine Attacke verstärken, sind sie langsamer, wodurch das Pokémon eventuell später wieder zum Zug kommt. Umgekehrt verursachen Tempoangriffe weniger Schaden, das Pokémon kann dafür aber schneller erneut handeln.
Zumindest in der Theorie.
Praktisch beeinflussen die Modifikatoren die Zugreihenfolge kaum. Also läuft es eher darauf hinaus, dass ich Kraftangriffe nutze, um mehr Schaden auf einmal zuzufügen, ohne mir viele Gedanken über die Verlangsamung machen zu müssen. Sehr oft sehe ich überhaupt keine Veränderung in der Zugreihenfolge, manchmal so spät, dass sie dennoch keinen Unterschied macht.
Tempoangriffe verwende ich vor allem dann, wenn ich weniger Schaden zufügen möchte, um ein Pokémon nur zu schwächen, statt es gleich zu besiegen. Der Einfluss auf die Zugreihenfolge scheint mir dabei ein wenig größer zu sein. Aber im Normalfall ergibt es keinen Sinn, den schwächeren Angriff inkauf zu nehmen, um schneller noch einmal handeln zu können.
Da ich rundenbasierte Kämpfe mag, gefällt mir das Kampfsystem auch, obwohl es einige deutliche Schwächen hat.

Zwischen Ende, Ende und Ende
Der Abspann läuft in Pokémon-Legenden: Arceus irgendwo zwischendrin. Zwar durchaus an einer logischen Stelle, aber ein wichtiger Abschnitt der Handlung findet erst danach statt. Darunter auch meine liebsten Storymomente, die mir gezeigt haben, warum ich eigentlich Spaß an Pokémon habe. Ich habe mich sehr amüsiert und hätte ohne großes Nachdenken eine grüne Ampel vergeben.
Aber wiederholt war ich darauf aufmerksam gemacht worden, warum ich in der Vergangenheit gelandet bin. Womit das Spiel begonnen hat. Was von Anfang an mein Ziel war.
Allen Pokémon zu begegnen.
Dass begegnen tatsächlich fangen bedeutet, geschenkt. Dass ich alle benötigten Pokémon in nur einem Spiel erhalten kann, ohne jemals online oder mit Freunden tauschen zu müssen, ist sogar super.
Aber das war es auch schon mit positiven Aspekten.

Komm, schnapp’ sie dir
Neue Pokémon erhalte ich, indem ich sie direkt oder in einem Kampf fange oder durch Entwicklung. Wo Eier herkommen, wissen wir heute nicht, damals in Hisui gab es sie nicht. Züchten kann ich mir also immerhin sparen. Auch wenn das heißt, dass ich nach Baby-Pokémon wie Mobai selbst suchen muss (also auch keine Spielereien mit Rauch).
Dass ich auf der Suche alle Gebiete ablatschen darf, weil Pokémon oft nur an eingeschränkten Orten zu finden sind, finde ich noch in Ordnung. Auch wenn bei einigen die Wahrscheinlichkeit, mit der sie auftauchen, doch sehr gering ist.
Manche Pokémon oder zur Entwicklung benötigte Items allerdings tauchen nur oder vermehrt in Raum-Zeit-Verzerrungen auf. Diese haben in mehreren Zeitabschnitten eine größer werdende Chance, aufzutreten, und enthalten bestimmte, oft aggressive Pokémon. Je länger ich mich in einem Areal aufhalte, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verzerrung auftritt, aber ich kann unter Umständen sehr lange warten, ohne dass etwas geschieht. Problematisch ist dabei vor allem, dass ich irgendwann keinen anderen Grund mehr habe, mich lange am Stück in einem Abschnitt aufzuhalten, wenn ich alle anderen Pokémon von dort bereits gefangen habe. Zudem pausieren allerlei Tätigkeiten wie Kämpfe den Timer für das Auftreten einer Verzerrung.
Elevoltek beispielsweise finde ich mit geringer Wahrscheinlichkeit in zwei verschiedenen Gebieten. Oder ich wende einen Stromisierer auf Elektek an, das deutlich leichter zu fangen ist. Dieses Item erhalte ich entweder in einer Verzerrung, tausche es gegen eine Menge Dankbarkeitspunkte (in zufälliger Menge für gefundene Taschen anderer Spielender) oder kaufe es in einem Laden. Der hat ein wechselndes Sortiment und nicht immer alle Items vorrätig. Prinzipiell ist es toll, wenn es mehrere Wege zum Ziel gibt. Aber nicht, wenn alle davon nervig sind.
Meinen absoluten Tiefpunkt beim Pokémonsammeln habe ich allerdings auf der Suche nach Kikugi erreicht.
Bäume
In den verschiedenen Arealen gibt es vereinzelte Bäume, die wackeln können. Werfe ich ein Pokémon dagegen, beginnt ein Kampf gegen das Pokémon, das den Baum zum Wackeln gebracht hat. Meistens handelt es sich dabei um Burmy oder Burmadame. Wenn ich nach dutzenden Stunden ständig dieselben zwei Pokémon in Bäumen finde, dann interagiere ich irgendwann nicht mehr mit Bäumen. Insbesondere, wenn das einen Kampf erzwingt.
Kikugi jedoch finde ich nur auf Bäumen.
Aber nicht einfach auf irgendwelchen Bäumen. Es müssen ganz bestimmte sein. Bei denen eine Chance besteht, dass sie wackeln. Und wenn sie wackeln, besteht eine Chance, dass sich darin ein Kikugi befindet. Wenn sie nicht wackeln oder ich ein anderes Pokémon finde, muss ich das Areal komplett verlassen und wieder betreten.
Mit viel Glück finde ich in einem der wenigen, selten wackelnden Bäume ein Kinoso, Kikugis entwickelte Form. Kein Problem, dann züchte ich eben.
…
Tja.
Nach vielen, vielen Rundflügen und dem wiederholten Verlassen und Betreten der Gebiete, in denen ich vielleicht ein Kikugi finden kann, hatte ich ungefähr fünf Kinoso gesehen. Nachdem ich die übrige Handlung bereits abgeschlossen hatte und den Pokédex nicht perfektionieren wollte, waren vier davon völlig überflüssig. Sehr viel später habe ich bei diesem Glücksspiel doch noch ein Kinoso gefangen.
Früher, da hatte ich einen vollständigen Pokédex. Sortiert nach Pokémon aus Omega Rubin/Alpha Saphir und Sonne/Mond. Neue Spiele wären allerdings zur Einbahnstraße für meine Pokémon geworden und ich beendete meine Sammelkarriere. Noch einen kompletten Pokédex wollte ich mir nicht antun. Also habe ich irgendwann alle Pokémon, bei denen mir das möglich war, per Wundertausch verteilt. Gesammelt habe ich nur noch, bis ich keine Lust mehr hatte.
Aber wenn von der ersten Spielsekunde an meine Aufgabe ist, alle Pokémon zu fangen?
Und es hat sich nicht einmal gelohnt.

Kleine technische Schwächen
Da ich auf Nintendo Switch 2 gespielt habe, hatte ich kaum größere Performanceprobleme mit Pokémon-Legenden: Arceus. Allerdings fallen die vorhandenen Probleme so nur noch mehr auf. Innerhalb von Kämpfen friert das Bild häufig für einige Sekunden ein. Mehr als einmal habe ich einen Spielabsturz erwartet. Tatsächlich hat sich das Spiel jedes Mal wieder gefangen, aber beruhigend ist das auch nicht.
Fazit
Ich wollte Pokémon-Legenden: Arceus so gern mögen. Ich habe es gemocht. Trotz der offenen Abschnitte, die klein genug sind, dass mich das Verhältnis von Größe und Leere wenig gestört hat. Ich hatte Spaß mit dem Fangen von Pokémon, die neue Wurfmechanik hat sagt mir sehr zu. Ich mag die Charaktere und die Story. Dass der Grafikstil mich an vielen Stellen nicht überzeugen kann, ein Wasserfarbenlook zu sein, ist ein wenig schade, aber stört mich nicht weiter.
Aber leider gehört die Vervollständigung des Pokédex’ hier mehr zum Durchspielen als in bisherigen Titeln. Es gehört mehr zur Story als irgendeine Bitte irgendeines Professors. Dafür bin ich in Hisui gelandet, bevor mich irgendwelche Leute aufgegriffen haben. Dahinter steckt sogar ein weiterer Inhalt.
Durch die Welt zu reisen und nach neuen Pokémon Ausschau zu halten, macht mir noch für ein paar Stunden Spaß. Sofern ich auch Pokémon finde, die ich bisher nicht gefangen habe. Aber es gibt einfach zu viele, bei denen ich unter zu spezifischen Bedingungen eine zu geringe Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis habe, bei dem sie mit zu geringer Wahrscheinlichkeit auftauchen.
Das ärgert mich selbst jetzt noch.
So gern ich die erste Hälfte meiner Spielzeit in Pokémon-Legenden: Arceus auch mochte, die zweite Hälfte ruiniert für mich den Gesamteindruck. Also reicht es nur für eine halbe Empfehlung.

Nintendo-Switch-Spiel gespielt auf Nintendo Switch 2.