
In den letzten Jahren hatte ich wirklich Glück mit der Menge an Fun Racern die so im Laufe erschienen sind. Das geht so weit, dass ich nicht immer alle auf dem Schirm habe. Hot Rod Mayhem ist so ein Fall, denn ich wusste nahezu nichts zum Spiel.
Die Entwickler (und in diesem Fall Publisher) Casual Brothers Games haben wohl an einigen Lizentiteln mitgearbeitet, wie Ice Age: Scrats nussiges Abenteuer, Evil Dead: The Game oder Gigantosaurus: The Game. Von ihnen selbst stammt jedoch Matchbox Driving Adventures, was interessant ist, da ich damit einen kleinen Vergleich ziehen konnte.

Nervige Plaudertasche
Mit dem Start des Spiels wird mir mein größtes Problem direkt ins Gesicht gedrückt – ein Moderator für das Spiel, namens Herr Plaudertasche. Dieser kommentiert jede Aktion im Spiel, sei es Menüführung, Aktionen in Rennen, Tipps oder Siegerehrung, und springt dabei ständig breit ins Bild. Er ist einfach so unglaublich nervig, ich verstehe wirklich nicht, wie dies für eine gute Idee gehalten werden kann.
Jedoch bietet der Moderator ein paar Einstellungen, welche ich alle ausprobiert habe. Er ist in 6 Sprachen synchronisiert und dazu hat man die Wahl, ihn ebenso gänzlich abzuschalten oder einfach nur seine Sprüche (ohne optische Präsenz) laufen zu lassen. Auch die zugehörigen Untertitel lassen sich abstellen.

Nicht ganz der solide Standard, aber mit ein wenig Zusatz
Im Hauptmenü haben wir die Auswahl zwischen Rennen und Meisterschaft, mit der vorherigen Möglichkeit einen Schwierigkeitsgrad auszuwählen. Rennen sind einfach die typischen Einzelrennen mit drei Runden, wie man es kennt. Hierbei stehen leider nur 10 Strecken zur Auswahl, jedoch mit der interessanten Möglichkeit jede Strecke in normal Vorwärts, Rückwärts, Gespiegelt und Gespiegelt-Rückwärts zu fahren. Auf Gespiegelt lege ich keinen wirklichen Wert, aber die Option für Rückwärts ist nett.
In der Meisterschaft spielt man die üblichen Cups, hier mit 3 – 5 Rennen je Cup. Eine Besonderheit: Vor jedem Cup muss man eine Qualifikation absolvieren, welche durch verschiedene Zeitherausforderungen (und Ähnliches) umgesetzt ist. Dies bietet der Sache eine nette Variation und lässt sich komplett im lokalen Mehrspieler spielen (Online gibt es übrigens nicht).
Die Meisterschaft ist außerdem ein wenig wie eine Kampagne aufgebaut. Um spätere Meisterschaften freizuschalten, muss man die vorherigen schaffen. Da es aber nur 10 Strecken gibt, wiederholen diese sich natürlich mehrfach, bei den ebenso 10 Cups.

Gameplay mal nicht nur 90% Mario Kart
Viele Kart Racer nehmen sich Mario Kart zu sehr als Vorbild. In den meisten Punkten ist das nicht wild (oder sogar gut so), aber gerade beim modernen Mario Kart Drift System ist dies immer sehr auffällig. Hot Rod Mayhem macht hier durchaus ein paar Dinge anders, was schön zu sehen ist, aber leider auch viel Potential missen lässt.
Mit einer eher modernen Rennspiel-Steuerung fährt man hier mit R2 (auf PlayStation) anstatt Kreuz. Mit Driften (Viereck) wird hingegen kein Turbo aufgeladen, sondern die Boost Leiste gefüllt. Diese können wir dann wiederum mit Kreuz verwenden. Kein besonderes System, aber eben neben den vielen MarioKart-esquen Boost Systemen durchaus mal nett. Nur schade, dass da sonst wirklich nichts dahinter ist und man außerdem gefühlt beim Driften leicht langsamer wird. Zusätzlich bekommt man an manchen Stellen durch Kollisionen mit Objekten ein gutes Stück Boost Leiste gefüllt, z.B. bei einem Gong.
Die Items sind leider so schlicht wie sie nur sein könnten. Es gibt ein Projektil (ala grüner Panzer), eine Falle (ala Banane), ein Schild, ein Stern für starken Turbo und einen Pfeil der wie der blaue Panzer funktioniert. Ja, in meiner Beobachtung schien es kein Item wie den roten Panzer zu geben. Perse wäre die geringe Auswahl ok, aber leider kann man auch nur das Schild zur Verteidigung verwenden, obwohl man andere Items nach hinten werfen kann. Da man zwei Items auf einmal halten (aber nicht wechseln) kann, versuche ich vorne konstant alles wegzuwerfen, um dann nur die Schilde aufzuheben. Dabei etwas nervig: Die Items überschreiben sich beim erneuten Fahren durch Boxen. Aber zugegeben, es ist eben dadurch nicht 08/15, sondern schon recht eigen. Verschenkt dabei nur leider viel Potential.

Strecken und Präsentation
Hot Rod Mayhem spielt sich in einer Miniatur-Optik ab, in dem wir mit den kleinen Hot Rods durch Gärten, Fußgängerzonen, Straßen usw. fahren. Die 10 Strecken bieten dabei wirklich ordentliche Variation an Settings. Vor allem eine Strecke mit Dinos, die an Jurassic Park erinnert, fand ich sehr lustig.
Im Gameplay sind die Strecken jedoch leider ziemlich schlicht gehalten. Ich mag zwar, den leichten offroadigen Ansatz, aber die Strecken bieten wirklich wenig besondere Momente und sind für das gebotene Gameplay oft zu breit und schlauchig. Andersrum, wenn sie eben mal mehr versuchen, wird es gerne mal chaotisch. Menschen, Tiere und Fahrzeuge (die ja verhältnismäßig sehr groß sind) wandern über die Strecke, und blockieren teils drastisch den Weg. Hier kommt man nicht selten zum Voll-Stop, was wirklich sehr frustrierend sein kann. Es gibt auch Sprungschanzen, aber bis auf ein paar wenige Ausnahmen, bieten Sprünge keinen nennenswerten Mehrwert und würde ich daher in der Regel eher umfahren. Wer übrigens den Blooper in Mario Kart „liebt“, wird sich über ein paar Fallen auf den Strecken freuen, die einem vergleichbar die Sicht beschränken.
Ich glaube hier wurde am meisten Fokus auf Präsentation gelegt. Auf den Strecken ist wirklich unheimlich viel los, mit vielen Objekten im Hintergrund und teils eben auch auf der Strecke selbst. Ebenso sind Musik und Soundeffekte (abseits Sprecher!) sehr gelungen. Ich hatte in meiner ganzen Spielzeit nie das Bedürfnis eigene Musik einzuschalten (was schonmal vorkommen kann). Diese Punkte sind nicht unbedingt mit großen Vertretern des Genres vergleichbar (wobei, mit sowas wie Nickelodeon eigentlich schon), aber gerade für den Indie Bereich sieht das Spiel wirklich gut aus.

Hot Rods sind der Kern, das merkt man
Wenn wir einen Modus starten, basteln wir uns erst einmal einen Fahrer aus Körper, Kopfbedeckung, Gesicht und Hautfarbe zusammen. Diese sind sehr simpel gehalten und machen daher nicht viel her, auch wenn Herr Plaudertasche meint „Lasst uns den wildesten, verrücktesten Fahrer aller Zeiten bauen!!“. In Gestik, Stimmen und Animation unterscheiden sie sich überhaupt nicht. Sprich, wie ein Mii in diversen Nintendo Spielen. Hier scheint wirklich viel Fokus auf dem Moderator gelegen zu haben – Schade.
Anders sieht es bei den namensgebenden Hot Rods aus. Diese sind sehr detailliert gestaltet, sehen grafisch gut aus, haben vier alternative Farben sowie verschiedene Statistiken und Soundeffekte. Grundsätzlich gefiel mir auch einfach die Varianz innerhalb des selben Konzeptes „Hot Rods“.
Zu beiden Fällen lässt sich mehr Zeug in der Kampagne freischalten, was auch eine nette Motivation darstellt.

Fazit – Sieht für einen Indie Titel gut aus, könnte aber viel mehr sein
Ich wünschte, Hot Rod Mayhem hätte mich mehr überzeugen können. Denn die eigentliche Präsentation sieht aus, als wenn da viel Herzblut drin stecken würde.
Doch leider hakt es mir dann doch zu sehr am Gameplay und der spielerischen Gestaltung der Strecken. Der dazu ziemlich geringe Umfang des Inhaltes hilft da ebenso nicht. Immerhin bin ich froh, das größte Problem (Herr Plaudertasche!) bei Bedarf abschalten zu können. Damit schwebt dieser nicht konstant als Schatten über dem Spiel.

Mag ich
– Hot Rods
– Optische Streckenvarianz
– Musik
– Cups mit kleinen Qualifikationen davor
Mag ich nicht
– Herr Plaudertasche!
– Undurchdachte Items
– Driften fühlt sich nicht gut an
– Wenig spielerischer Inhalt (Strecken und Modi)
– Strecken zu schlicht im Aufbau
– Hindernisse teils viel zu brutal
Vielen Dank an Casual Brothers Games für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PlayStation 5.