
Gerade hat eine junge Frau versucht, mir zu erzählen, sie habe ein Wort auf einer Pflanze gefunden. Was für ein Unsinn! In der Visual Novel Secrets In Green geschieht genau das der als hysterisch geltenden Alma: Niemand glaubt ihr, als sie das Wort hello auf einem Blatt im Garten findet.
Hallo
Nach einem Vorfall schickt ihr Vater die junge Alma in ein Landhaus, wo ihr Zustand regelmäßig überprüft wird. Es heißt, sie leide unter Hysterie, die sich unter anderem in Halluzinationen zeige, die zu Panikattacken führen. Wie viel davon tatsächlich stimmt, ist schwer zu sagen. Doch zumindest zu Beginn der Story glaubt sie auch selbst an diese Krankheit und an ein Zuviel an Fantasie.
Aber Alma liebt auch Gartenarbeit und Pflanzen. Die können auch sehr entspannend sein. Nach einem Tag im Garten ist sie frohen Mutes und hoffnungsfroh, die Auszeit auf dem Lande könne ihr tatsächlich helfen.
Doch dann entdeckt sie am Gartenzaun eine Rankenpflanze, auf deren Blatt ein einzelnes Wort steht. Hello.
Sie wird panisch, aber das Wort scheint echt zu sein. Als sie es jemandem zeigen will, ist es jedoch verschwunden …

Alles nur Einbildung?
Niemand glaubt Alma. Wiederholt nicht. Ihre Vorgeschichte macht ihren Fund für die anderen nur noch unglaubwürdiger.
Secrets In Green schafft es sehr gut, Almas Kampf gegen die Zweifel der anderen, aber auch ihre eigenen darzustellen. Ihre zunehmende Entschlossenheit und ihren wachsenden Glauben an sich selbst und das, was sie gesehen hat. Selbst wenn jeder Beweis nicht ausreicht, um auch andere zu überzeugen.
Auch wenn letztlich einer der Schritte auf dem Weg zur Auflösung des Geheimnisses im Grünen ein wenig konstruiert wirkt, habe ich mit Alma mitgefiebert.
Ihre Probleme sind nachvollziehbar und fühlen sich realistisch an. Es ist fast schon schmerzlich, wenn ihr wiederholt nicht geglaubt wird. Wenn sie sich in sich selbst zurückzieht und genau das von außen als eine Besserung ihres Zustands angesehen wird. Eines der beiden schlechten Enden ist besonders eindrücklich. Während das gute Ende ein wenig idealistisch wirkt, hat sich Alma genau das Ende nach ihrem Weg dorthin aber auch verdient.
Besonders gut ist auch die Tonuntermalung gelungen. Dialoge sind zwar kaum vertont bis auf einzelne Ausrufe wie beispielsweise auch in Aquadine. Doch diese reichen aus, um Emotionen der Charaktere zu untermalen. Oftmals ist es die Soundkulisse aus raschelndem Gras, knallenden Türen oder klappernden Werkzeugen, die die Texte passend begleiten. Zudem wechseln bisweilen die Hintergründe mehrfach direkt hintereinander, wenn Alma durch das Haus nach draußen geht. Das ist ein nettes kleines Detail, um ihren Weg zu zeigen.
Wenn andere Charaktere auf dem Bildschirm den Raum betreten oder sich bewegen, wiederholt sich die Bewegung der Figur mehrfach, was ein wenig irritiert, aber kaum stört und nicht oft passiert.

Einzelne Entscheidungen
Viele Entscheidungen muss ich in Secrets In Green nicht treffen. Allerdings dauert die Visual Novel nur rund eine Stunde und bietet dennoch drei Enden, entsprechend verträgt sich die Anzahl gut mit der Spieldauer. Auch gibt es nur ein einziges CG, aber während ich mich über mehr gefreut hätte, reicht das eine auch aus.
Durch den Rahmen der kurzen Spielzeit ist die Geschichte eher kompakt, ohne dabei jedoch zu knapp zu geraten. Die Szenen sind alle sehr eindrücklich geschrieben. Einzig an einer Stelle wird Almas Leben in einer von Männern dominierten Welt wortreicher als notwendig erzählt, aber an keiner Stelle kommen die Geschehnisse zu kurz.

Fazit
Secrets In Green ist eine gelungene kurze Visual Novel über eine junge Frau, die den Glauben an sich selbst findet, obwohl ihr niemand sonst glaubt. Die kurze Geschichte ist sehr eindrücklich geschrieben, was auch für die drei distinktiven Enden gilt. Alma ist eine sehr nachvollziehbare Protagonistin mit einem großen charakterlichen Wandel, den ich gern miterlebt habe.

Herzlichen Dank an eastasiasoft für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo Switch.