
Auch wenn ich durchaus Spiele in diversen Genres spiele, widme ich natürlich nicht allen viel Zeit. Fighting Games zum Beispiel habe ich nie viel gespielt, und ihre Eigenheiten machen sie nicht unbedingt besonders zugänglich. Zudem spiele ich fast nie Mehrspielermodi, die oft der größere Fokus zu sein scheinen. Die Demo von Tekken 8 brachte mich dazu, Tekken 7 von Bandai Namco Entertainment anzuspielen. Damals war es per PlayStation Plus verfügbar. Heruntergeladen hatte ich es zugegebenermaßen schon vor längerer Zeit spontan. Konnte ich mich trotz Erfahrungsmangel durchschlagen? Ein Review eines Genreveteranen der Redaktion findet ihr übrigens hier.
Ein Knopf pro Gliedmaß?
Tekken 7 bietet eine vereinfachte Steuerung für Anfänger an, die Kombos und Angriffe mit weniger komplexen Eingaben ermöglicht. Aber ich wollte dann doch lieber die Standardsteuerung verwenden. Folgende Abschnitte beziehen sich auf diese.

Die Steuerung zu beherrschen, ist natürlich auch in Fighting Games nicht unwichtig. In Tekken 7 hat man für linken und rechten Schlag oder Tritt jeweils einen Knopf. Man kann aber nicht einfach wild Angriffe aneinander reihen, es gibt mögliche Kombos. Natürlich reichen manchmal einfache Knopfdrücke hintereinander, aber teils müssen auch mehrere Knöpfe gleichzeitig gedrückt werden. Und auch Richtungstasten werden verwendet. Inklusive Folgen wie Unten -> Unten Rechts -> Rechts. Ich nenne das salopp mal Viertelkreis, auch wenn das nicht ganz korrekt ist. „Halbkreise“ gibt es dann auch.
Ein paar Probleme hatte ich mit Richtungstasten und dem Drücken mehrerer Knöpfe gleichzeitig. Letzteres kann man auch auf freie Tasten legen. Teils muss man Knöpfe wohl auch recht schnell hintereinander drücken. Aber das Kampfgeschehen kann ja schließlich auch schnell sein.
Höhen und Tiefen im Kampf
Angriffe können tief, mittel oder hoch sein. Die Move List zeigt das scheinbar nicht an. Die meisten hohen und mittleren Angriffe können mit stehendem Block abgewehrt werden. Ein geduckter Block hilft gegen tiefe Angriffe und wird von hohen Angriffen verfehlt. Aber man kann auch nach hinten zurückweichen oder dank Dreidimensionalität zu den Seiten. Manche Angriffe treffen dann dennoch. Ebenso gibt es unblockbare Angriffe.
Würfe gibt es dann auch noch, diese können nicht geblockt werden. Dafür kann man die meisten mit rechtzeitiger, richtiger Knopfeingabe abwehren. Ich wurde natürlich oft von vielen Angriffen hintereinander getroffen und wusste nicht, wann man wie daraus entkommen kann. Vielleicht fehlt mir die Genreerfahrung.

Man sollte sich nicht von der Vielzahl an Moves in der Liste eines Charakters abschrecken lassen. Sich ein paar wenige zu merken ist schon mal ein solider Anfang. Manche Charaktere haben dann noch speziellere Eigenheiten, zum Beispiel welche Moves sich gut aneinander reihen lassen.
Im Gegensatz zur Demo von Teil 8 wurde ich hier nicht gleich darauf hingewiesen, dass Gegner in die Luft zu schleudern vorteilhaft ist. Dann können sie sich nämlich nicht wehren und man könnte noch ein paar Treffer landen. Wenn man nicht falsche Moves einsetzt zumindest. Was mir natürlich nicht jedes Mal passiert ist. Im Gegensatz zu Teil 8 hat die Move List auch keine Angaben, ob ein Angriff Gegner in die Luft schleudern kann.
Mit Wut die Situation umkehren
Wenn ein Charakter nur noch wenig Gesundheit hat, aktiviert sich der Rage Mode. Darin lässt sich per simplen Knopfdruck eine starke Rage Art einsetzen. Der Treffer ist freilich nicht garantiert. Ausserdem könnte ein gegnerischer Treffer vorher landen und den Charakter besiegen. In solchen knappen Situationen kann es zu einem Slowmo-Effekt kommen, das gefällt mir. Neben Rage Art gibt es dann noch „Rage Drive“-Angriffe, die durch charakterspezifische spezielle Kombinationen ausgelöst werden können. Rage Arts und Drives beenden den Rage Mode, ein Grund mehr sie im richtigen Moment zu nutzen.

Ewige Familienfehde?
Die Geschichte von Tekken 7 führt die Geschichte der Reihe fort. Für Einsteiger senkt das meiner Meinung nach den Reiz, auch teilweise Rückblicke helfen da nicht viel. Zwei große Konzerne, die Mishima Zaibatsu und G-Corp führen Krieg, Heihachi Mishima und sein Sohn Kazuya stehen sich feindselig gegenüber. Dämonisches Blut spielt eine Rolle. Etwas irritierend fand ich, dass verschiedene Charaktere unterschiedliche Sprachen in der Sprachausgabe haben, aber keinerlei Verständnisprobleme. Vielleicht gibt es ja ein praktisches Simultanübersetzungsgerät in der Welt von Tekken?
Ohne nennenswertes Tutorial zu finden habe ich den Storymode zu Beginn ausgewählt. Das war nicht ideal. Ich habe die mittlere Schwierigkeit gewählt, da in der untersten die simplifizierte Steuerung automatisch aktiviert sein soll. Ein paar kleine Steuerungstipps gibt es zwar im Storymode, aber die fand ich meist nicht allzu hilfreich. Einen gewissen Lerneffekt kann man vielleicht schon ziehen, zumal Gegner manche Moves oder Variationen teils erst in weiteren Kämpfen nutzen.
Ich musste als Anfänger viele Kämpfe mehrfach probieren, teils auch über zehnfach. Hilfreich war es auch nicht, dass man keinen Charakter wählen kann, sondern einen vorgegebenen nutzen muss. So unterscheiden sich Charaktere teils deutlich. Mit einem Charakter, der eine zusätzliche Leiste und davon abhängige Moves hat, kam ich noch schlechter zurecht. Viertel- und Halbkreise hat sein Moveset zudem auch viele. Insgesamt spielt man in der Story aber nur einen kleinen Teil der Kämpferriege.

Im Verlauf schaltet man zusätzlich Charakterepisoden frei. Diese bestehen aus etwas Text und einem Kampf, sowie einer Abschlussszene. Diese können teils albern sein und damit eine ganz andere Stimmung als die Hauptstory haben. Der Umfang von diesen ist aber leider gering.
Sonstige Modi
Tekken 7 hat natürlich auch weitere Modi. Onlinespiel ist selbstverständlich dabei, habe ich aber nicht ausprobiert. Lokale Zweikämpfe sind ebenfalls möglich. Ein Arcade Mode mit ein paar Kämpfen hintereinander steht auch zur Verfügung, dabei gibt es übrigens keine charakterspezifischen Enden.
Ein Practice Mode mit vielerlei Einstellungsmöglichkeiten kann dem ein oder anderen nützlich sein. Dort gibt es auch „punishment training“, in dem Angriffe empfohlen werden, die man nach dem Blocken bestimmter Angriffe nutzen solle.
Wer viele Customizationoptionen wie Accessoires und mancherlei Kleidung schneller freischalten möchte, kann auch extra Treasure Battle nutzen. Je mehr Kämpfe man hintereinander gewinnt, umso besser wird die Chance auf selteneres. Kämpfe können auch Zusatzeffekte haben wie hohe Geschwindigkeit oder doppelten Schaden. Aber auch mit erspielter Währung lassen sich Customizationoptionen freischalten.
Variable Schwierigkeit?
Mit Siegen z.B. in Treasure Battle und Arcade steigt der Rang des eingesetzten Charakters. Dementsprechend werden auch Gegner stärker, zumindest in manchen Modi.

Das Belohnungsprinzip in Treasure Battle führte erst mal etwas dazu, dass ich anfängliche KI-Unzulänglichkeiten gegenüber manchen Angriffen ausgenutzt habe. Ein besserer Kämpfer werde ich eigentlich nicht dadurch, z.B. mit Lucky Chloe eine endlose Trittkombo einzusetzen. Ich habe das jedoch nicht so lange ausprobiert, bis die Gegner stark genug dagegen wären.
Ein bisschen habe aber ich auch weitere Charaktere ausprobiert, ohne solche Exploits. Dabei kann die charakterspezifische Progression zur Eingewöhnung sicher sinnvoll sein.
Fazit
Konnte ich mich durch Tekken 7 schlagen? Ich denke, das kann man so zählen, wenn man es nicht so eng sieht. Ich habe die Story auf dem zweiten Schwierigkeitsgrad durchgespielt, was nicht unbedingt der sinnvollste Einstieg war. Auch den Arcade Modus habe ich durchgespielt, der Abspann hat gefühlt länger gedauert. Ich hätte ihn natürlich überspringen können.
Einige Runden Treasure Battle kamen hinzu. Von der reichlichen Charakterauswahl habe ich ein paar ausprobiert, da dürfte aber bestimmt für viele etwas dabei sein. Alternative Outfits als Presets sind vorhanden. Man kann unter anderem noch charakterspezifische Outfits und allgemeinere Kleidungsstücke freischalten. Zudem kann man auch Frisuren ändern und es gibt reichlich Accessoires freizuschalten. Davon sind einige eher albern wie zum Beispiel eine große Pizza am Rücken oder ein Duschkopf über dem Kopf.
Die Geschichte war zugegebenermaßen kein guter Einstieg für mich, insgesamt wie andere Modi aber durchaus unterhaltsam. Animationen sind nett anzusehen und das Kampfsystem auch schnell, wenn man ordentlich passende Moves einsetzt. Dabei hätte ich freilich noch viel Potenzial nach oben. Vielleicht werde ich das im Nachfolger etwas mehr anzapfen.
Getestet auf PlayStation 5.