
Obwohl es auf PS3 ganze 5 Tekken Spiele gab, war Tekken 6 darauf das einzige Mainline Spiel. Tekken 7, der direkte Nachfolger erschien erst auf der PS4 (+ Xbox One und PC) und nahm dabei ein paar Dinge aus den Zwischenteilen mit, brachte aber auch eigenes mit.
Trailer machten damals schon klar, dass hier wieder mehr auf die Story eingegangen wird. Mit Konfrontationen von Heihachi und Kazuya im Fokus, erschien Tekken 7 äußerst spektakulär zu werden.

Machtkämpfe und der finale Showdown
Ich empfehle hier tatsächlich mal das Intro des Spiels nicht zu schauen. Keine Ahnung was sich Namco (bzw. Tekken Project) dabei gedacht haben, aber das Intro spoilert einfach einen großen Teil der Geschichte, die man ja sowieso spielt – nunja.
Wenn man die Story beginnt, wird man erst einmal von einer kurzen Comic-Wiederholung begrüßt, welche die Stories von Tekken 1 – 6 noch mal kurz und knapp durch geht. Sehr nett, wenn man hier erst einsteigt.
Tekken 7 selbst beginnt mit einem Sprecher, welcher sich als Reporter herausstellt und stets die Geschichte begleitet. Nach dessen Vorwort wechselt es zu einer Szene aus der Vergangenheit. Wir sehen Kazuya als Kind und Heihachi in jungem Alter (mit noch vollem Haar). Es ist genau die Szene, in der Kazuya von Heihachi in die Schlucht geworfen wird. Dabei spielen wir selbst zuerst Kid-Kazuya, bis wir von Heihachi locker besiegt werden und die Szene mit der Schlucht folgt. Hier wird auch schon angedeutet, dass man Charaktere hin und her wechselt, denn den Wurf führen wir selbst aus.

Zurück in der Gegenwart geht es unmittelbar nach Tekken 6 weiter. Jin ist erst einmal verschwunden und Heihachi will sich die Mishima Zaibatus zurückholen. Hier will ich nicht zu viel spoilern, daher grob: Es spielt sich im gesamten ein Kampf um Macht und Ansehen zwischen der Mishima Zaibatsu und der G-Corporation ab. Dazwischen sehen wir immer mal wieder Schnipsel aus der Vergangenheit, die wir auch selbst spielen dürfen. Sehr lustig, wir dürfen sogar das Intro von Tekken 5 nachspielen.
In dieser Story erfahren wir auch etwas über Kazuyas Mutter und ebenso gibt es einen Auftritt von Akuma (aus Street Fighter). Auch hier will ich nicht mehr sagen, wegen Spoilern. Die ganze Sache spielt jedenfalls auf einen Showdown zwischen Heihachi und Kazuya hinaus, was anhand des Covers und Trailern schon äußerst deutlich ist, und wird sehr dramatisch in Szene gesetzt.

Mir gefiel die Story wirklich sehr gut. Ich fände sie fast perfekt, wäre da nicht dieser No-Name Reporter Sprecher. Irgendwie passt es mir gar nicht ins Bild, dass dessen Perspektive so im Fokus steht. Wirklich eine seltsame Idee. Doch dafür ist der Rest wirklich toll in Szene gesetzt und man wirkt auch immer wieder aktiv mit.
Was die Stories der anderen Charaktere angeht: Die sind nahezu nicht mehr vorhanden. Es gibt die kurzen Charakter-Epsisoden, mit Mini-Intro-Text, 1 Kampf (ja, nur einer!) und dann einem sehr plumpen Outro-Video. Die sind wirklich so vergesslich, wie in noch keinem anderen Tekken Spiel zuvor (das überhaupt welche hatte). Wirklich schade.

Tekken 7’s Umfang – Fokus auf das Wesentliche und stark erweiterbar
Irgendwann musste ja auch mal gut sein…
Nach den 40 Charakteren in Tekken 6 und sogar über 50 in Tekken Tag Tournament 2, musste es halt mal so kommen. Tekken 7 hat nun wieder weniger, mit 36 Starter Charakteren. Wobei auch hier wieder zwei Charaktere mit dem selben Gameplay es etwas verfälschen, hier Kuma und Panda.
Doch ansonsten gibt es 8 neue Charaktere in der Start Auswahl. Darunter sogar Akuma von Street Fighter, dem ersten Gast Charakter in Tekken, seit Tekken 3. Wem das aber nicht reicht, kann sich zahlreiche Erweiterungen dazu kaufen. Mit diesen wird die Charakterzahl auf satte 51 hoch gepusht, wobei auch hier wieder neue Charaktere und sogar drei weitere Gast Charaktere dabei sind. Mein Highlight ist Negan aus The Walking Dead. Eigentlich mag ich The Walking Dead gar nicht, aber Negan ist in Tekken 7 einfach nur klasse umgesetzt.

An Kampfarenen kann Teil 7 aber auch ordentlich trumpfen. Zum Start gibt es schon 20 Stück und mit den DLCs/Seasons kamen noch 9 weitere dazu. Natürlich haben die Arenen auch teils wieder mehrere Ebenen.
Beim Replay musste ich schon fast erschreckend feststellen, dass mehrere Standard-Modi gar nicht mehr drin sind. Survival, Time Attack und Team Battle sind alle raus. Das ist auch deshalb überraschend, weil ich das wirklich nicht mehr wusste (zumindest bei den ersten beiden). Nun, irgendwie zeigt es mir halt, wie unwichtig diese Modi doch sind. Arcade, VS, Ghost, Training und Online reichen halt wirklich aus. Dazu noch der beste Story Modus, welcher Tekken bis zu dem Zeitpunkt bot. Also auf den zweiten Blick kann ich mich eigentlich nicht beschweren.

Doch auch hier kamen mit DLCs zwei Kleinigkeiten dazu. Zum einen den Modus Tekken-Bowl, welchen man zuvor schon mal in Tekken Tag Tournament und Tekken Dark Ressurection spielen konnte. Es ist schlicht Bowling mit Tekken Charakteren. Macht Spaß und die Charakter haben unterschiedliche Wurf-Statistiken. Später kam als DLC auch noch eine Erweiterung für den Trainings-Modus dazu. Hiermit erhielt man fortgeschrittene Frame-Daten und ein Punishing Training. Übrigens hat Tekken 7 auch Combos in der Moveliste aufgelistet, welche man damit gut üben kann und daher nun nicht mehr pur aus dem Internet oder durch Probieren erlernen muss.
Zuletzt hat Tekken 7 zahlreiche Cosmetics. Zuvor wurde in Tekken Tag Tournament 2 schon der Charakter Editor umgekrempelt. Es gibt nun viele charakterübergreifende Objekte, die meist eher casual wirken, aber dennoch auch ein paar charaktereigene Objekte. Schönerweise lassen sich Objekte nun frei färben, mit einer richtigen Farbskala (die aber etwas seltsam ist). Dazu gibt es ganz viel kleiner Krimskrams, wie Objekte auf dem Rücken, schwebende Objekte neben dem Charakter, Ladebildschirm Anpassungen, Titel, Energien/Auras usw.. Eine besonders positive Option, verglichen zu Tekken 6, ist die Möglichkeit mehrere Outfits zu speichern. Dafür hat man ganze 10 Plätze je Charakter zur Verfügung. Das ist wirklich super, wenn man seinen Main-Charakter in viele unterschiedliche Kostüme stecken will.

2D Kämpfer, Super Moves und mehr
Das Grundgameplay ist mal wieder wirklich fantastisch. Ich würde auch sagen, bis dahin das mit dem besten Feeling. Dies liegt natürlich wieder an neuen Moves, aber auch an weiterem Finetuning. Besonders ist auch, dass nun manche Charaktere an 2D angelehnt sind, mit dazugehörigen Mechaniken. Dies trifft nur auf drei Charaktere zu (Akuma, Eliza und Geese Howard), doch ist dies durchaus ein gewisser Gamechanger. Auch kommt Tekken 7 wieder mit neuen Mechaniken daher:
Assist/Hilfe-Button: Wenn so eingestellt, kann man L1 (auf PS4) gedrückt halten und dann mit den vier Angriffstasten starke oder schwerere Attacken direkt ausführen. Darunter finden sich sogar mal kleine Combos.

Screw: Dieses ersetzt den Bound aus Tekken 6. Anstatt Moves die den Gegner in einer Combo direkt auf den Boden schmettern, erzeugen Screw Attacken mehr einen weiteren Stoß nach vorne, wobei aber bei Landung auf dem Boden der grob selbe Effekt eintritt, wie zuvor bei Bound. Es ändert sich dadurch einfach die Entfernung und welche Moves den entsprechenden Effekt haben. Außerdem funktionierte Bound auch an der Wand, Screw hingegen nicht.
Rage Art & Rage Drive: Der Rage Modus funktioniert noch identisch zu Tekken 6, doch kann man nun, wenn dieser aktiv ist, einen Rage Art oder Rage Drive ausführen. Der Rage Art ist schlicht gesagt ein cineastischer Super Move, der aber zum Glück sehr kurz gehalten ist. Ein Rage Drive kommt ohne Sequenz aus und stellt einfach einen sehr schnellen und starken Move dar. In beiden Fällen endet damit der Rage Modus.
Voll freie Seitenwahl (Online): Man kann in Tekken schon lange die Start-Seite des Kampfes wählen, doch muss man sich halt mit der Wahl des Gegners arrangieren. Nun, im Online Modus von Tekken 7 ist das tatsächlich egal. Wenn du links wählst, wirst du links stehen, egal was der andere wählt. Denn die Kamera positioniert sich dann für dich einfach auch der anderen Seite. Eine äußerst gelungene Funktion. Lokal funktioniert das logischerweise nicht.

Wall Bounce (seit Season 2): Bei bestimmten Moves, die den Gegner wegschleudern, fliegt der Gegner nicht einfach nur gegen die Wand, sondern prallt von dieser ab und fliegt wieder zurück.
Power Crush (aus Tekken Revolution): In anderen Fighting Games gerne mal „Armor Move“ genannt (soweit ich weiß). Hierbei handelt es sich um einen Move, der innerhalb der Ausführung Schaden abfangen kann, ohne unterbrochen zu werden. Der Schaden wird dennoch ausgeteilt, aber zugunsten dass der Move selbst voll durch geht.
Item Moves (aus Tekken Tag Tournament 2): Manche ausrüstbare Items erlauben einen Extra Move. Das kann eine abfeuerbare Pistole sein oder auch ein Schlag mit einem Knüppel. Manches ist auch einfach nur albern, wie das setzen eines Pflanzensamens oder das Werfen einer Pizza. Diese Moves sind in der Regel äußerst schlecht und daher eigentlich kein Problem für kompetitives Gameplay.
Balcony Break (aus Tekken Tag Tournament 2): Zusätzlich zum Zerbrechen der Wand und dem Boden, lässt sich auch das Geländer eines Balkons durchbrechen. Dadurch fliegt der Gegner im hohen Bogen auf die nächste Ebene der Arena.

Immer noch wuchtiger Style
Was soll ich hier schon sagen? Natürlich hat Tekken 7 optisch/technisch die Vorgänger wieder mal übertrumpft, doch sieht man dem seine mittlerweile 7 Jahre durchaus an. Es war nicht unbedingt eine grafische Meisterleistung auf PS4, aber hat dennoch sehr schön ausgesehen. Besonders im Story Modus sind manche Szenen vorgerendert und sehen daher wirklich klasse aus.
Im Artstyle ist natürlich wieder alles top! Doch besonders auffällig sind die ganzen neuen Charakter Designs. Im Gegensatz zu Tekken 6, haben Charaktere in Tekken 7 meistens neue Outfits, verglichen zum Vorgänger. Das wirkt natürlich frischer und dennoch wurde hier gekonnt der Charme der einzelnen Charaktere beibehalten, anders als bei manchen in Tekken 4 damals. Dazu kann man bei vielen Charakteren klassische Kostüme auswählen.

Dies spiegelt sich auch in den Arenen wieder, welche teils tolle neue Ideen haben und ebenso manches an frühere Arenen angelehnt ist. Vor allem ist alles auch wieder schön over-the-top! Beispielweise die eine Kampfarena, die wortwörtlich in einem Vulkan Gebiet spielt, schön mit Lava und so.
Beim Replay fiel mir aber vor allem wieder die wirklich fantastische Menüaufmachung auf. Das „GET READY FOR THE NEXT BATTLE“ im Ladebildschirm hat sooo viel Wucht. Es klingt einfach geil, sieht toll aus und lässt damit des Feeling auf den Kampf entfachen.
Innerhalb der Kämpfe gibt es außerdem eine klasse Neuerung. Wenn ein letzter Schlag den Gegner theoretisch K.O. schlagen würde, läuft eine kurze Zeitlupe, egal ob der Schlag nun wirklich trifft oder nicht. Das ist unglaublich spannend, wenn beide Kämpfer eine Attacke ausführen und man dann in Zeitlupe sieht, wer nun trifft und wer nicht. Einfach geil!

Misch dir deine Tekken Musik
Tekken 7 hat auch wieder einen einfach tollen Soundtrack. Schnell, wuchtig und nun auch mit weiteren elektronischen Richtungen. Vor allem einer der finalen Songs aus der Story gehört zu meinen absoluten Favoriten aller Videospiele Soundtracks.
Doch viel beeindruckender ist eine Option, welche aus Tekken Tag Tournament 2 übernommen wurde. Man kann über ein separates Menü, namens Jukebox, die Musik jeder einzelnen Arena und ebenso den meisten Menüs einstellen. Also ich kann z.B. „Arena C“ wählen und dieser Yoshimitsus Musik aus Tekken 3 geben. Dabei hat man den kompletten Soundtrack von Tekken 1 – 7 zur Auswahl, inkl. aller Zwischenteile (außer Tekken Advance). Wie bombastisch ist das denn bitte? Interessanterweise hatte Tekken Tag Tournament 2 es sogar noch ein wenig besser gemacht, aber dazu später mehr in dessen Test.
Kampfarenen haben außerdem nun zwei Musikstücke. Je für den Verlauf ab Kampfbeginn und ab der Final Runde dann das zweite Musikstück. Dies ist eine tolle Idee, auch wenn es im manche Arenen ein wenig zu extrem im Stilbruch wird. Doch hier wieder eine tolle Option: Wählt man in der Jukebox bei der Arena auf beiden Stellen den selben Soundtrack, läuft dieser ganz normal durch (außer bei manchen Arenen mit Wechsel des Gebiets).

Fazit: Alleine das „Kazuya vs Heihachi Szenario“ zieht mich schon in den Bann
Ich war tatsächlich etwas unsicher, ob ich auch Tekken 7 den Stempel geben würde. Einfach weil ein paar klassische Modi fehlen und außerdem bin ich auch nicht so ein Freund von Super Moves.
Doch Tekken 7 ist schon ein verdammt rundes Spiel, mit einer spannenden Story (die übrigens nur so 3 Stunden dauert), weiterhin hervorragendem Gameplay und einer wundervollen Musikauswahl Option. Die ganzen neuen Funktionen setzen der Sache nur noch die Krone auf.

Mag ich
– 51 Charaktere (inkl. DLCs)
– Spannender Story Modus
– Neue tolle Charakterdesigns
– Musikauswahl Menü
– Screw, Power Crush, Rage Drive
– Kazumi Mishima
– Comeback von Kunimitsu (bzw. ihrer Tochter)
Mag ich nicht
– Reporter im Story Modus
– Super Moves (Rage Art) hätte ich nicht gebraucht
– Charaktereditor leider nicht mehr so gut wie in Tekken 6
Gespielt auf: PlayStation 4