
Vor zwei Jahren habe ich bei Let’s Sing 2023 mit meinen eigenen Erwartungen gehadert. Ungenauigkeiten in der Handhabung von Tonfolgen, Songauswahl oder steife Präsentation haben mich damals ein wenig ernüchtert, weil ich mir nach so vielen Jahrzehnten der heimischen Karaoke mehr Fortschritt gewünscht habe. Anfang diesen Monats erschien Let’s Sing 2025 und ich wollte noch einmal einen Blick wagen. Ich erwarte in dieser kurzen Zeit sicher keine Weiterentwicklung, die vorher in zwei Jahrzehnten nicht gelungen ist. Aber mit neu ausgeloteten Erwartungen kann ich das neue Spiel sicherlich weitaus mehr genießen können. Oder?
Werde zum VIP in Let’s Sing 2025
Zumindest inhaltlich hat sich zwei Jahre später einiges getan. Let’s Sing 2025 bietet diverse Modi an, in denen wir unsere Sangeskünste auf unterschiedlichste Art und Weise auf die Probe stellen können. Neues Hauptaugenmerk liegt auf der Kampagne, welche eine simple Story des Newcomers zum Gesangsstar erzählt und uns vor diverse Herausforderungen stellt. Dazu gehören neben dem klassischen Singen ganzer Songs, einzelne Fragmente wie der Refrain oder ein gelungenes Singen in einer bestimmten Tonlage. Mir gefallen die Aufgaben hier sehr, allerdings fühlt sich ein Einzelspieler-Modus bei einem Karaoke-Spiel irgendwie “falsch” an. Lange habe ich daher nicht gespielt und mit meiner Frau lieber in anderen Modi um die Wette geträllert.
Zusätzlich war es halt auch die Präsentation der Kampagne, die mich stark abgeschreckt hat. In Let’s Sing 2025 erstellen wir individuelle Avatare (dazu später mehr), welche über einen großen Kopf, Hände und einen mickrigen Torso verfügen. Ein wenig wie Rayman, nur nicht so visuell ansprechend. Wenn dann zwischen den Missionen der Kampagne minutenlange Dialoge zwischen solchen Kopfgestalten die Wartezeit auf die Gesangs-Herausforderung verlängern, widme ich mich lieber direkt der Musik zu. Voxler weiß schon, warum sie in diesen Sequenzen die Aufnahme des Gameplays auf PlayStation blockiert haben.

Grundsätzlich bietet Let’s Sing eine Auswahl von 35 verschiedenen Musikstücken. Darunter fallen 15, welche international für alle Käufer gleich sind, sowie 20 weitere regional unterschiedliche. In unserem Fall sind dies deutsche Hits wie Das Beste (Silbermond) oder Der Kommissar (Falco). Bedeutet aber auch, wer sich die Retail kauft, muss für die zusätzlichen Songs eine Internetverbindung gewährleisten, da diese mit einem Code zum Download angeboten werden. Ohne diese sind manche Modi wie die Kampagne nicht abrufbar.
Gleichzeitig erhält jeder Käufer der Gold-Edition einen Monat kostenlosen VIP-Zugang. Die Platin-Edition hat sogar zwölf Monate zu bieten. Mit diesem Pass stehen uns weitere 151 Songs zur Verfügung. Eine Zahl, die mich in Verbindung mit der Farben-Benennung leicht schmunzeln lässt. Zum Glück wurde in den ersten Tagen für digitale Versionen ein Bug behoben, welcher die Aktivierung aller Codes für zusätzliche Songs oder den VIP-Pass unmöglich gemacht hat.
Darf es noch ein wenig mehr sein?
Prinzipiell gefällt mir im Zuge des VIP-Passes die Weiterentwicklung sehr gut. Vor zwei Jahren mussten einzelne Songpakete gekauft werden. Dann hatte man vier bis sechs wild gewürfelte Titel dauerhaft für ein paar Euro, aber dies konnte sich aufsummieren. Der VIP-Pass beginnt bei 3,99 € im Monat und geht bis zu 24,99 € für ein Jahresabo, was bei einem Spiel mit hohen Retail-Kosten schon ein stattlicher Bonus ist. Ich bin allerdings der Auffassung, dass es langfristig preiswerter ist, sich für eine Karaokeparty den einmonatigen Pass zu kaufen. Zumindest mehr, als sich Songpakete auf Halde zu kaufen.
Und für eine solche Party sind die klassischen Modi wie gemacht. Classic ist das übliche Singen eines Songs, der via Musikvideo im Hintergrund sowie animierter Tonlagen-Spur im Vordergrund abgespielt wird. Bis zu vier Spieler können sich verbinden, was entweder mit den zusätzlich erhältlichen Mikrofonen, der Companion App auf Smartphones oder dem Mikrofon des Dualsense geschehen kann.

Ich habe nur die beiden letztgenannten Möglichkeiten ausprobieren können und bin sehr skeptisch. Mit dem Google Pixel 8 Pro war die Erkennung zwar weitaus besser als mit dem Dualsense, aber auch hier fiel mir auf, dass gewisse Tonlagen nicht oder falsch erkannt wurden.
Nur was für Stimmwunder
Während vor zwei Jahren meiner Ansicht nach die Erkennung bis auf wenige Ausnahmen sehr gut war, kam ich jetzt bei Let’s Sing 2025 lediglich mit der für mich anstrengenden Kopfstimme weit. Hier hatte ich bessere Kontrolle über den Verlauf meiner Punktlinie. Wenn ich auf die angenehmere und für Männer normalerweise natürliche Bruststimme ging, fiel die Erkennung stets flach. Selbst eine Neujustierung der Erkennung in den Optionen hatte hier leider keine spürbare Verbesserung gebracht.
Dies wird dann beim zweiten Karaoke-Modus Feat. besonders nervig. Hier singen wir mit einer zweiten Stimme im Duett und müssen harmonisch bleiben. Jeder bekommt hin und wieder seine eigenen Textzeilen, doch richtig gute Punkte bekommen wir, wenn unsere Stimmen im gemeinsamen Wohlklang den Song performen. Oder so ähnlich, die Erkennung von Text anstelle von Tonhöhen ist immer noch extrem ausbaufähig bei Let’s Sing 2025.
Auf der Weltbühne von Let’s Sing 2025
Zu guter Letzt bietet Let’s Sing 2025 eine Reihe von Online-Aktivitäten an, welche uns dem steten Fortschritt unseres Profils näher bringen sollen. So werden wir nach allen Gesangseinlagen – ob on- oder offline – mit Erfahrungspunkten belohnt. Diese steigern das allgemeine Level oder die Stufe des jeweiligen Genres. Jeder Stufenaufstieg schaltet neue Cosmetics frei, um den eigenen Avatar so zu gestalten, wie wir wollen.

Im LS Fest treten wir online gegen zehn weitere Gesangstalente an. Wir haben dabei die Wahl zwischen der Local Stage, die uns lediglich mit anderen Spieler:innen mit derselben Auswahl von 35 Songs zusammenbringt, sowie der Main Stage, in der auch VIP-Songs beigemischt werden können. Spielerisch ändert sich im Vergleich zum klassischen Modus nicht viel. Punkte werden anhand unserer Performance berechnet, je besser wir die Tonlagen treffen, desto mehr Punkte erhalten wir. Multiplikatoren gibt es für fehlerfreie Kombinationen und im Refrain warten auf uns nochmal mehr Punkte, da diese das Highlight eines Songs darstellen (sollen). Am Ende sind die Interaktionen mit der Online-Konkurrenz allerdings überschaubar bis nicht existent. Lediglich der brachiale Abstand mancher Gesangsgötter oben in der jeweiligen Rangliste spricht eine deutliche Sprache.
Leider haben die Online-Modi auch ausreichend psychologische Kniffe in petto, um uns an das Spiel binden zu wollen. In LS Fest warten beispielsweise kurze Events auf uns, die eine zeitliche Beschränkung haben. Konzerte sind thematisch wiederkehrende Zeitslots, in denen nur Songs aus einem jeweiligen Genre gespielt werden. Und LS Showtime gibt selbst nicht-zahlenden Spieler:innen einmal die Woche Zugriff auf die Main Stage mit den VIP-Songs.
Ein unbestimmter Pfad für Let’s Sing 2025
Dazu kommen saisonale Events, in denen wir weitere kosmetische Items für unsere Avatare sammeln können. Diese Let’s Sing Music Awards bieten dabei exklusiven Content, den Traum vieler Gaas-Spieledesigner. Prinzipiell finde ich die VIP-Pass-Preise fair, wenn ich Let’s Sing 2025 als Partyspiel betrachte. Mit solchen Winkelzügen soll allerdings eine Langzeitmotivation erschaffen werden, der ich prinzipiell skeptisch gegenüberstehe.Ich bin daher gespannt, wohin der Weg in den kommenden Jahren für das Franchise führen wird.

Ob ich Let’s Sing 2025 und seinen Nachfolgern allerdings auf diesem Weg folgen werde, ist ungewiss. Trotz neu ausgerichteter Erwartungen hat es der Titel wieder nicht geschafft, mich restlos zu begeistern. Karaoke macht mir aus Prinzip Spaß, aber wenn es jetzt allmählich auch an der technischen Erkennung hapert, steigert das eher meinen Frust. Dank des VIP-Passes ist allerdings die Songauswahl für lockere Party-Abende mit anderen Karaoke-Süchtlingen extrem stark und divers, weswegen diese Kernaufgabe von Let’s Sing 2025 in meinen Augen erfüllt ist. Eine Weiterentwicklung des Genres ist der Titel allerdings nur auf monetärer Ebene, im Guten (Abkehr von einzelnen Song-DLC) wie im Schlechten (Gaas-Mechaniken). Präsentation lässt weiterhin zu wünschen übrig. Schade, aber mittlerweile auch leider zu erwarten.
Mit Kopfstimme auf PlayStation 5 gequietscht. Ein herzlicher Dank geht an Voxler und Plaion für die Bereitstellung eines Mustercodes.