Warhammer-Spiele gibt es wie Sand am Meer und dennoch habe ich vor diesem noch nie eines gespielt. Zu durchwachsen sind in der Regel die Meinungen und wenn sie einmal gut sind, wie zum Beispiel bei Dawn of War, dann passt das Genre nicht zu mir. Doch dieses Spiel hat schon vor dem Release einen recht großen Hype ausgelöst, der für diese Spielwelt sehr ungewöhnlich ist. Grund genug für mich, das Spiel einmal unter die Lupe zu nehmen.
Bei dieser Betrachtung fällt erst einmal auf, dass das Spiel für ein vermeintliches AA-Spiel auf den ersten Blick fantastisch aussieht. Die Mischung aus dem bunten Comic-Look und den beeindruckenden Effekten braucht sich nicht hinter größeren Titeln zu verstecken. Besonders im letzten Level der etwa 10-stündigen Kampagne ist mir die Kinnlade heruntergeklappt – woran das lag möchte ich hier natürlich nicht verraten, aber es lohnt sich, so lange durchzuhalten! Wenn man ganz genau hinschaut fällt durch etwas steril wirkende Umgebungen zwar doch auf, dass das Budget nicht ganz so bombastisch war, wie bei manch anderem Titel, doch der Entwickler Saber Interactive versteht es hervorragend, dies zu kaschieren – und das dank dynamischer Auflösung auf einem etwas älteren System bei immer flüssigen 60 Frames. Dies ist besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass hier eine eigene Engine genutzt wurde, die, passend zum Einsatzzweck, Swarm Engine heißt.
Die Geschichte beschränkte sich für mich anfangs auf „Alien böse! Schieß Alien tot!“ und im Grunde hätte mir das für dieses Spiel auch völlig gereicht. Zu meiner Überraschung entwickelte sich die Story allerdings im Laufe des Spiels und bietet eine für das Genre ausreichend interessante Geschichte über Loyalität, Vertrauen und Verrat, bei der nicht weniger als das Überleben der gesamten Spezies auf dem Spiel steht. Um das zu verhindern werden die „Space Marines“ eingesetzt, dies sind durch sogenannte „gene-seeds“ manipulierte Super-Soldaten, die in etwa doppelt so groß und dreimal so breit wie die normalen Soldaten sind, denen man im Laufe des Spiels begegnet. Um die Story wirklich vollumfänglich zu verstehen fehlt mir aber ganz offensichtlich Hintergrundwissen über den Vorgänger und das Warhammer Universum im Allgemeinen, welches zwar nicht unbedingt notwendig ist, den Spaß und das Verständnis aber sicher noch gesteigert hätten. Insgesamt habe ich mich ausreichend gut unterhalten gefühlt, auch wenn sich das Spiel dafür, dass es so dermaßen over the top ist, gerne etwas weniger ernst nehmen könnte. Bei den extrem obercoolen Charakteren und der Gefahr durch Aliens musste ich nicht nur einmal an Gears of War denken, das sich seiner Albernheit aber sehr viel bewusster ist und dieser mit entsprechender Selbstironie begegnet.
Das Gameplay des Spiels besteht aus einer gelungenen Mischung aus Nah-und Fernkampf. Der Fernkampf ist natürlich die sicherere Variante, allerdings führen mangelnde Munition, relativ lange Nachladezeiten und die schiere Masse an Gegnern dazu, dass man regelmäßig in den Nahkampf muss. In diesem gibt es, je nach aufgesammelter Waffe, verschiedene Kombinationen aus leichten und starken Schlägen, die zu speziellen Finishern führen können. Zudem können Nahkampfangriffe der Gegner pariert werden, wodurch diese markiert werden anschließend mit einem Nahkampfschuss hingerichtet oder, wenn es sich um stärkere Feinde handelt, schwer verwundet werden können. Sobald man einen starken Gegner fast getötet hat, kann man ihn im Nahkampf hinrichten, wodurch zwei der drei Schildbalken aufgefüllt werden.
Diese würden sich auch automatisch auffüllen, wenn man eine längere Zeit nicht getroffen wird, was im Eifer des Gefechts aber gar nicht so leicht ist. Einmal verlorene HP wird hingegen nur aufgefüllt, wenn man entsprechende Power-Ups einsammelt oder eine Spezialfähigkeit einsetzt, die bei Angriffen HP regeneriert. Außerdem kann man sich einen Teil der HP zurückholen, wenn man unmittelbar nachdem man getroffen wurde viel Schaden anrichtet. Das Gunplay ist stets spaßig und durch die Kombination mit dem Nahkampf machen die Kämpfe jederzeit Spaß. Dies ist allerdings auch notwendig, da das Spiel abseits dieser relativ wenig zu bieten hat.
Der Name der Engine ist bei diesem Spiel Programm, denn nicht selten wird man tatsächlich von einem ganzen Schwarm Gegnern angegriffen. Abgesehen von den „Dynasty Warrior“ Spielen, die ja gerne große technische Probleme haben, kenne ich kein Spiel, das einem eine so große Masse an Feinden entgegenwirft. Dies Situationen, in denen das passiert, gehörten für mich auch zu den Highlights des Spiels. Es ist schon ein besonderes Erlebnis, einen Stützpunkt zu beschützen, der dermaßen von Aliens überrannt wird, die einen in wenigen Sekunden umzingeln und töten können. Manchmal kann aber gerade hier Frust aufkommen. Man ist im Spiel dauerhaft in einer Dreiergruppe unterwegs, die im Idealfall von drei menschlichen Spielern gesteuert werden. Dieser kann ausschließlich online gespielt werden, was durch die extrem aufwändige Optik aber natürlich verständlich ist. Spielt man allein, so wie ich es getan habe, werden die zwei Teamkollegen von Bots ersetzt.
Dies funktioniert meistens auch sehr gut und die Mitstreiter sind offensiv eine Hilfe, passen dabei aber auch genug auf sich auf, um nicht ständig im Staub zu liegen. Außerdem geben sie sich große Mühe, dem Spieler aufzuhelfen, falls dieser einmal seine HP verliert. An ihre Grenzen kommt die KI jedoch, wenn es Aufgaben gibt, die eindeutig auf Teamarbeit ausgelegt sind. Wenn zum Beispiel ein Spieler ein Rad drehen und dabei beschützt werden muss, sollte man vorher schon ordentlich aufräumen, um diese Aufgabe erledigen zu können, da das Team dann einfach weiter auf irgendwelche Gegner schießt und eher weniger auf die, die den beschäftigten Spieler angreifen. Dank der vier Schwierigkeitsgrade kann man hier aber genug nachjustieren, damit Frust gar nicht erst aufkommen kann.
Zusätzlich zu den sechs Hauptmissionen bietet das Spiel sechs Nebenmissionen, die „Operations“ genannt werden. Diese sind sehr stark auf kooperatives Spielen ausgelegt und können endlos wiederholt werden. Hierbei werden die verschiedenen Charakterklassen aufgelevelt und außerdem nach und nach bessere Ausrüstung freigeschaltet. Wer Wert auf eine lange Spielzeit legt, kann sich hier also auch nach Abschluss der Kampagne die Zeit vertreiben. Dies geht außerdem auch im PvP Bereich des Spiels. Dieser bietet außer klassischen Team-Deathmatch auch noch verschiedene zonenbasierte Spielmodi, in denen 1-3 Zonen eingenommen und verteidigt werden müssen. Ich muss zugeben, dass ich nicht der größte PvP-Spieler bin und daher nicht der beste Ansprechpartner darin bin, um diesen zu bewerten. Ich habe mich zusätzlich zu meinen positiven Eindrücken daher an verschiedenen Orten im Internet umgehört und es wurde immer wieder bestätigt, dass der Modus sehr viel Spaß macht, jedoch noch ein wenig dünn ausfällt. Weitere Inhalte sind hier jedoch geplant, worauf auch der schon existierende Season Pass hinweist, der mit 40 Euro aber erst recht kostspielig dazugekauft werden muss.
Abschließend kann gesagt werden, dass sich das Spiel für Shooter Fans auf jeden Fall lohnt. Es ist sicher kein Titel, über den noch in zehn Jahren voller Ehrfurcht gesprochen wird, es ist aber dennoch beeindruckend, wie es den Entwicklern gelungen ist das eher im Nischenbereich angesiedelte Warhammer Universum so dermaßen in den Mainstream zu ziehen und dem entstandenen Hype dann auch noch gerecht zu werden. Für eine absolute Top-Wertung wäre es gut, wenn ein Nachfolger sich Mühe dabei gibt, etwas Abwechslung in das Gameplay zu bringen, zum Beispiel über Erkundungsanreize, die über das Finden von simplen Audiologs hinausgehen. Dennoch kann man Saber Interactive zu ihrem wohl populärsten und auch besten Spiel ihrer Geschichte gratulieren!
Vielen Dank an Focus Entertainment für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet wurde die PC Version via Steam.