Vor wenigen Jahren hat mich What the Golf? äußerst überrascht. Selten ein solch lustiges Spiel gespielt, welches mich mehrfach mit seinen albernen Ideen zum lachen bringen konnte und dabei durch sein Konzept eine besondere Art von Abwechslung mit sich brachte.
Nachdem ich also einen Trailer zu What the Car? gesehen habe, war ich von der Idee sofort hin und weg. Das tolle Konzept von What the Golf? als Rennspiel? – ja bitte doch!
Wieder ein tolles Tutorial
Ich mag Tutorial ja eigentlich überhaupt nicht, doch gerade hier konnte damals What the Golf? unheimlich gut punkten. Soweit, dass immer wenn ich jemand das Spiel zeige, ich diese Person das Spiel von komplett vorne spielen lasse.
What the Car? schafft dies auch wieder super. Zwar sind die Überraschungen nicht ganz so unerwartet wie im Golf-Spiel, doch auch hier lässt Humor und Charme ordentlich grüßen. Besonders neu sind die Bären, welche als Hauptcharaktere der Welt fungieren und dabei einfach unglaublich sympathisch sind, mit ihrer Gestik und dem „Wuah“-Ton, welchen sie beim Reden von sich geben (das Spiel ist übrigens nicht synchronisiert, sondern läuft mit Sprechblasen ab).
Somit zeigt das Spiel uns mit kleinen witzigen Konversationen und Probestrecken, wie das es funktioniert. Hiermit ist das Gameplay auch wirklich einfach erklärt: Man kann lenken und eine Aktion ausführen. Ja, das war es auch schon. Je nach Level wechselt die Aktion, manchmal ist es die Beschleunigung, manchmal ein Sprung, manchmal einfach Hupen oder etwas ganz anderes.
Eine bärige Kampagne
Nach dem Tutorial landet man in einem Bereich, in dem wir Level betreten können. Sprich: in einer Hub World.
Das Prinzip ist hierbei sehr einfach: Level abschließen, solange bis man die nächste Hub World freischaltet. Die Level sind dabei linear hintereinander, aber in ein paar Strängen, womit man sich durchaus ein wenig entscheiden kann, was man zuerst machen will. Um Level zu schaffen, muss man diese nur beenden, unabhängig der Bewertung (Rennen haben eine Bewertung nach Zeit, in Bronze, Silber und Gold).
Dazu gibt es ein paar optionale Level und von Spielern erstellte Level (zum zweiteren später mehr). Beides nicht nötig zum Durchspielen, aber zumindest ersteres für 100% natürlich relevant. Die Hub Worlds widmen sich übrigens immer einem Thema, teils im Setting und teils im groben Gameplay-Gimmick. Wegen zweiterem kann eine Welt richtig toll sein und die nächste weniger interessant. Auch innerhalb der Hub Worlds gibt es kleinen Abspaltungen nach Gimmick, beispielsweise in eine Richtung „Thema: Büro“, in die andere Richtung „Thema: Park“.
Zum Finale will ich noch nichts verraten, außer dass gesagt sei: es gibt ein Finale, welches ich sehr witzig fand.
Spielprinzip – Wieder witzig, aber nicht mehr so überraschend wie bei What the Golf?
What the Golf? kam damals mit ständig frischen Überraschungen daher. Zuerst schlägt man normal einen Golfball, dann auf einmal den Schläger, dann ein Haus, später wird es mal 2D oder man spielt Fußball.
What the Car? führt dies fort, doch leider deutlich zurückgefahren. Man startet mit „Car“ welches Beine anstatt Räder bekommt. Level variieren dann durch Sprungfunktionen, anderen Rädern oder Beinen, Boost-Funktionen usw.. Die Überraschung kommt dann direkt im Start, wenn Car aus der Startkanone fliegt und ein Chor dann z.B. vorliest „Car with friends“. Das Prinzip ist dann aber fast immer: Komme ans Ziel. Als Rennspieler will ich das auch, doch irgendwie habe ich die wirklich absolut unerwarteten Dinge vermisst.
Hinzu kommt, dass sich mehrere Ideen bewusst wiederholen. Man fährt z.B. mit einem Fahrrad und dann im nächsten Level wieder mit dem selben Fahrrad. Manchmal zusätzlich mit weiterer Funktion, manchmal aber auch einfach nur um ein weiteres Level damit zu haben. Gefühlt wurde da mehr wert auf die Vielfalt der Wortspiele gelegt, als auf die Vielfalt der Gimmicks. Auch auffällig: Manche Ideen ähneln sich sehr. Zum Beispiel spielen sich mehrere Level einfach, in dem Car wie eine Kugel rollt, trotz theoretisch unterschiedlichem Gimmick.
WOBEI ich aber anmerken muss, dass dies offensichtlich ein größerer Aufwand ist, als beim Golf. Daher möchte ich hierbei nicht so streng sein, wenn auch es schade ist, dass die Level hier einfach deutlich weniger überraschen können. Dazu scheint auch ein gewisser Fokus auf die Möglichkeit der von Spielern erstellten Level zu liegen. Ich bin mir noch nicht sicher, wie sehr ich diesen Punkt am Spiel wirklich mag, doch es ist ein nicht zu verachtender Spielinhalt.
Sammelkram und weitere zusätzliche Level
Die gebotenen Ideen sind jedenfalls witzig und können besonders für 100% motivieren. Immerhin unterscheiden sich hier die Level bzw. Strecken nicht nur durch Aufbau, sondern eben auch durch die Steuerung, Physik usw..
Als zusätzliche Aufgabe gibt es in jedem Level eine Sammelkarte zu finden, welche in ein Album rein kommt. In vielen Fällen liegt diese so, dass sie nicht gut mit der Gold-Zeit zusammen machbar ist. Somit hat man also Gründe, mehrmals Level zu spielen, selbst wenn man direkt sehr schnell ist.
Für eine zusätzliche Herausforderung gibt es die sogenannten Totenkopflevel. Diese sind äußerst schwer, wovor ein Bär immer vor dem Level witzig warnt. Zuletzt gibt es in den Hubworlds noch kleine Minispiel-Level. Hierbei spielt man zwar auch nach Zeit, doch die Aufgabe ist dabei fernab von Rennen. Zum Beispiel muss man mal Gemüse schneiden, auf einem Trampolin hochspringen oder Gras mähen.
Wem selbst das nicht reicht, wird sich über weitere Hub Worlds und Level freuen, die nachträglich in das Spiel integriert werden (neben der Hauptkampagne). Ich konnte z.B. schon eine kleine zusätzliche Schneewelt und auch eine mit Thema „Schleichen“ spielen. An einer Stelle kann man sogar für das nächste Thema im Spiel abstimmen (dort wird man zu einer Umfrage weitergeleitet).
Artstyle, Technik und Spielumfang – leider kein Multiplayer
What the Car? ist sehr minimalistisch und cartoony gehalten. Komplexe Texturen hat das Spiel gar nicht und braucht es auch nicht. Ebenso haben z.B. die Bären immer das selbe Grundmodell. Doch das trägt hier sogar auf eine gewisse Weise zum Charme bei. Es ist bunt, minimalistisch und albern. Übrigens verhält sich vieles in der Welt mit einer Ragdoll-Physik. Für das chaotische und alberne Gameplay absolut passend, doch vielleicht nicht für jeden Spieler etwas – ich mag es.
Ebenso auch Soundeffekte und Musik. Ein Boost wird mit einem „Nyooom“ unterlegt, während die Musik sehr häufig „What the CaaAAaar“ trällert. Ebenfalls witzig und durch immer wieder kleine Abwandlungen nie langweilig.
Der Spielumfang ist ziemlich groß gehalten. Weit über 100 Level gibt es in der Kampagne. Die theoretisch endlose Zahl an Spieler erstellten Leveln dabei mal noch komplett außen vor gelassen. Somit kann man hier gar nicht meckern … bis auf den fehlenden Multiplayer. Hier hatte ich vielleicht einfach falsche Hoffnungen, weil What the Golf? einen 2-Spieler Splitscreen Modus bot sowie ich bei Rennspielen so etwas immer irgendwie erwarte oder zumindest erhoffe. Doch es ist wirklich schade, dass hier nichts dergleichen vorhanden ist.
Wenn ich mir wirklich etwas stark für zukünftige Updates wünsche, dann eben ein Splitscreen Multiplayer Modus. Am besten gleich für 4 Spieler und in irgendeiner Form von Cup. Das wäre ein Traum!
What the Car? zum Selbermachen
Wie bereits ein paar mal erwähnt, hat das Spiel einen Level Editor. Man kann sich Strecken anhand vorhandener Level der Kampagne selbst zusammen bauen und diese dann hochladen und selbst spielen.
In der Kampagne werden sehr oft neben den Hauptleveln solche erstellte Level vorgeschlagen. Diese sind deutlich durch ein rotes Feld erkennbar, wodurch man sie auch sehr einfach ignorieren kann, falls man darauf keine Lust hat. In der „Haupthöhle“ gibt es dazu extra Bereiche für die von Spielern erstellten Level, worin man auch Vorschläge zu bestimmten Leveln finden kann (z.B. sehr schwere Level). Alles hübsch über begehbare Felder dargestellt.
Der Editor an sich geht gut von der Hand. Nicht in jedem Punkt, doch an sich konnte ich flott ein eigenes Level erstellen. Hat man eines fertig, darf man sich einen Namen aus 4 Stücken zusammen kleben, welcher dann auch vorgelesen wird. Wobei die robotische Stimme für diese Level etwas creepy klingt.
Fazit – Tolles Spiel mit viel Charme, aber Luft nach oben
What the Car? ist in vielen Punkten was ich mir erhofft habe. Es ist ein albernes Rennspiel mit vielen Überraschungen und tollem Umfang. Stilistisch haben es mir besonders die Bären angetan. Selten solch sympathische Spielcharaktere gesehen.
Schade nur, dass die genialen Überraschungen aus What the Golf? so nicht erreicht wurden, sich Level Gimmicks gefühlt wiederholen und besonders kein Multiplayer Modus vorhanden ist. Doch dem steht wie gesagt der große Umfang entgegen, welcher durch den Level-Editor, zusammen mit der Community, stark erhöht wird.
Ich freue mich sehr auf weitere Updates zum Spiel und vielleicht wird es irgendwann sogar fast perfekt für mich!
Mag ich
– Die Bären!
– Albern, bunt, minimalistisch
– Tolle große Kampagne mit Hub Worlds
– Großteils toller Humor
– Viele tolle Level-Ideen, die zur Abwechslung beitragen …
– Totenkopflevel bieten zusätzliche Herausforderung
– Level Editor vorhanden
Mag ich nicht
– Überraschungen nicht mehr so gut wie in What the Golf?
– … einige Level-Ideen sind etwas plump oder wiederholen sich
– Vielleicht etwas viel Fokus auf den Level Editor
Vielen Dank an Triband für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf PC/Steam.