Marseille mClassic (Review)

Moderne Fernseher und alte Konsolen sind nicht unbedingt die besten Partner. Nicht nur, dass oft die entsprechenden Anschlüsse fehlen, das SD-Bildmaterial von Wii und älteren Konsolen wird auf höher aufgelösten Fernsehpaneelen oft nur wenig zufriedenstellend dargestellt. Die guten Lösungen hierfür sind meistens ziemlich teuer und könnten dann in vielen Fällen das Problem mit sich bringen, dass sie zusätzlichen Lag einführen. Der mClassic von Marseille verspricht, zu einem erschwinglichen Preis von ca. 100€ ohne spürbaren Lag ein gutes Bild auf den Fernseher zu bringen.

Der mClassic sieht im Grunde wie ein etwas größerer USB-Stick aus und erwartet als Eingabe ein HDMI-Signal und liefert seinerseits über ein HDMI-Signal eine Ausgabe. Zusätzlich muss man den mClassic an einen USB-Port anschließen, um ihn mit Strom zu versorgen. Zum Test habe ich eine Wii U verwendet, deren Ausgabesignal ich manuell auf 480p gesetzt habe. Für ältere Konsolen bedürfte es zunächst eines Adapters um das Signal in ein HDMI-Signal zu transformieren und die Vor- und Nachteile des mClassic sollten nicht durch die Signalumwandlung beeinträchtigt werden.

Der Anschluss des mClassic erfolgt mit der beiliegenden Bedienungsanleitung problemlos. Das Gerät verfügt über drei verschiedene Modi, einen Pass-Through, der das Bild unbehandelt weiterleitet, einen Processing-Modus, der eine Anti-Aliasing und Bildschärfe-Effekt zusätzlich zur Skalierung bietet und einen Retro-Modus der auf Spiele im 4:3-Format optimiert sein soll. Zum Test habe ich Super Mario Galaxy 2 und Super Mario All-Stars verwendet. Für das 3D-Spiel Super Mario Galaxy 2 ist die Skalierung von ordentlicher Qualität und der Anti-Aliasing-Effekt funktioniert brauchbar, ist aber mit einem Anti-Aliasing in einem modernen Videospielsystem nicht vergleichbar.

Die eine oder andere Treppchenbildung wird man weiterhin erkennen können. Im Hinblick auf den Lag ist der Adapter in der Tat unproblematisch, meinem Spielgefühl und dem Vergleich mit dem Wii U-GamePad nach kann der zusätzliche Lag nicht bedeutend mehr als einen Frame ausmachen. Vergleicht man das berechnete Bild mit der Standard-Skalierung auf 1080p, die die Wii U anbietet, hält sich der Vorteil allerdings sehr in Grenzen. Einzig die Kantenglättung fällt im direkten Vergleich vorteilhaft auf.

Gar nicht gefallen hat mir hingegen der Retro-Modus. Anstatt wie beworben „pixel-perfect Gameplay“ zu ermöglichen, wird das Bild seitlich gestaucht – wohl um dem Umstand entgegen zu wirken, dass manche Fernseher 4:3 Material standardmäßig in die Breite ziehen oder zoomen – ansonsten aber wie ein 3D-Spiel skaliert. Anstatt also, wie es für pixel-perfect-Darstellungen von 2D-Spielen richtig wäre, eine Integer-Skalierung vorzunehmen – bei 1080p hieße das aus jedem Pixel des Bildsignals vier Pixel zu machen – wird interpoliert und der Pixel-Look von 2D-Spielen wird zerstört. In meinen Augen ist der mClassic für dieses Anwendungsfeld also absolut unbrauchbar.

Der mClassic ist ein kostengünstiger Skaler, der einfach in der Handhabung ist, aber abseits des geringen Lags auch nur mittelmäßige Bildergebnisse erzeugt. Für Pixel-Art ist der Adapter vollkommen unbrauchbar. Der sinnvollste Anwendungsfall dieses Adapters ist es wohl, halbwegs moderne Spiele von Xbox 360, PlayStation 3, Wii U oder Nintendo Switch nachträglich mit einer einfachen Anti Aliasing-Lösung auszustatten.