Rearview Mirror (Preview)

Artwork zu Rearview Mirror

Wenn ich die Indie-Szene durchforste, befinde ich mich auch immer ein wenig auf der Suche nach der nächsten kleinen Spieleperle. Und so habe ich allein letztes Jahr mit Loretta und Meg’s Monster zwei kleine, aber feine Titel entdecken dürfen. Zu Beginn des neuen Jahres ist mein Blick auf Rearview Mirror gewandert und dort auch dank Mustermöglichkeit verharrt. Die Visual Novel erweckte in dem wenigen Material, welches Cubus Games im Vorfeld veröffentlicht hat, den Eindruck, durchaus das Potential für eine ähnliche Rolle zu haben. Das Anspielen der Visual Novel im Early Access hat mich aber noch nicht näher an eine mögliche Antwort gebracht

Resozialisierung alá Rearview Mirror

Wie die meisten Visual Novels fokussiert sich auch Rearview Mirror weitestgehend auf seine Story. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt gerade einmal der erste Akt fertiggestellt und nach drei von zwölf Kapiteln werden wir mit einem Cliffhanger verabschiedet. Der Rest der Story soll laut Angaben des Studios voraussichtlich im März 2024 erscheinen. So heißt es erstmal abwarten.

Denn gegenwärtig befindet sich unser Protagonist Salvatore in einer misslichen Lage. Zwanzig Jahre blieb er im Gefängnis und saß seine Strafe ab, ohne die ehemaligen Genossen seiner kriminellen Machenschaften auszuliefern. Dies hat ihn nicht nur von der Welt entrückt, sondern zugleich auch einen Keil zwischen ihm und seiner Frau getrieben. Jetzt wurde Salvatore entlassen und er will eigentlich ein Leben in der Legalität führen, um wieder Kontakt zu seiner Frau und der damals noch ungeborenen Tochter zu bekommen. Doch wer stellt schon einen Ex-Häftling an, der in seinem Leben nie etwas anderes gelernt hat und nie ein Smartphone in der Hand hatte?

Screenshot aus Rearview Mirror
Ja, was werden wir wohl nach 20 Jahren Knast mitnehmen?

Und so rutscht Salvatore wieder zurück in die Fänge seiner ehemaligen Kollegen. Hinter dem Steuer einer Limousine verdienen wir fortan unser Geld als Chauffeur, wobei unser ehemaliger Kollege beteuert, dass wir nichts Illegales zu tun bekommen. Doch können wir seinem Wort vertrauen?

Hinterm Steuer

Die ersten drei Kapitel von Rearview Mirror sowie eine Einführung zum zweiten Akt geben uns einen ungefähren Eindruck von den Irrungen und Wirrungen unseres neuen Jobs. Allerdings gibt es meiner Ansicht nach wenige Elemente dieses ersten Aktes, die über vorhersehbare Klischees hinausgehen. Eine Politikerin mit ganz besonderen Bedürfnissen, eine Femme Fatale sowie ein erstes kleines Mysterium. Rearview Mirror hat in diesen ersten 45 Minuten leider auch nicht genug Raum bekommen, um seine Story und die Charaktere allzu genau zu etablieren. 

Als Visual Novel hält sich das Gameplay wie zumeist im Genre gewohnt zurück. Es gibt Segmente, die in Form von Comic-Panels die Geschichte erzählen. Diese haben einen meiner Ansicht nach interessanten, aber auch zuweilen rohen Stil. Hin und wieder können wir hier Entscheidungen treffen, welche den Verlauf der Geschichte, oder vielmehr einzelne Dialoge verändern können. Wie stark sich dies auf die gesamte Handlung auswirken kann, lässt sich zu einem so frühen Zeitpunkt leider schwer vorhersagen.

Screenshot aus Rearview Mirror

Den Löwenanteil machen hingegen Szenen hinter dem Steuer unserer Limousine aus. Hier können wir mit dem Smartphone interagieren, Dialoge mit den Fahrgästen führen und in den Rückspiegel schauen. Leider ist hier das Spielerische bisher nur durch das Klicken auf das richtige Element oder innerhalb der Dialoge beschränkt. Gerade wenn Elemente wie ein Smartphone so prominent im Cockpit auswählbar sind, warum nicht dessen Interface emulieren? Selbst Punkte auf der Karte auswählen, anstatt sofort hinzufahren, würden sicherlich den spielerischen Rahmen erweitern. Vergleichbare Spiele wie beispielsweise Neo Cab wirken hier interaktiver.

Skeptische Empfehlung

Und so verbleibe ich Rearview Mirror gegenüber mit vorsichtiger Skepsis. Die Story hat noch nicht genug Fahrt aufgenommen, um mich wirklich zu fesseln. Und dies hätte bei der sichtbaren Kapitelaufteilung meiner Ansicht nach abseits eines offenen Mysteriums auf alle Fälle bereits stattfinden sollen. Gleichzeitig lässt die Rahmenhandlung noch viel offen, wodurch ich erst nach dem vollen Release ein definitives Urteil abgeben werde. Wer allerdings gar nicht genug von Visual Novels bekommen kann und auch das Setting ansprechend findet, dem empfehle ich einen Blick. Vielleicht seid ihr euch sicherer als ich, ob Rearview Mirror für euch eine Spieleperle in 2024 sein könnte. Dies werde ich wahrscheinlich erst mit den nächsten Kapiteln in den kommenden Monaten einschätzen können.

Vorzeitig auf dem PC meine Fahrkünste ausgetestet. Ein herzlicher Dank geht an Cubus Games für die Bereitstellung des Mustercodes.