Tekken 5 (Review)

Tekken 5 Review Header

Nach dem minimal schief geratenen und doch sehr ambitionierten Tekken 4, schienen Namco erkannt zu haben, was Tekken 3 so toll gemacht hat. Nun stand Tekken 5 an, das fünfte Mainline Spiel, das dritte Spiel auf PS2 und allgemein sogar schon der siebte Titel der Reihe. Zurück zu den Stärken und dabei allen gelungenen Fortschritt mitnehmen – das ist die Devise von Tekken 5.

Tekken 5 Character Showcase
Jin Kazama | King | Yoshimitsu | Raven

Von familiären Problemen zum Weltuntergang

Das Intro von Tekken 5 beginnt unmittelbar nach dem Ende von Tekken 4. Jin Kazama besiegte seinen Vater Kazuya Mishima und seinen Großvater Heihachi Mishima. Er verschonte ihre Leben und flog in Devil Form davon, ließ dabei beide K.O. im Ort des Kampfes zurück, dem Tempel Hon-Maru. Kazuya und Heihachi kommen wieder zu sich und werden schlagartig von einer Horde Jacks attackiert. Beide verteidigen sich zusammen, bis Kazuya Heihachi hintergeht und diesen in einer Explosion seinem Schicksal überlässt, woraufhin jeder im Spiel glaubt, Heihachi wäre gestorben.

Nach diesem Vorfall wird das „The King of Iron Fist Tournament 5“ angekündigt. Doch weder von Heihachi, noch Kazuya oder Jin. Demnach stellt sich ebenso jeder die Frage, wer das Turnier veranstaltet. Hier würde ich zwar eigentlich wegen Spoilern aufpassen, aber da es ein so altes Spiel ist und ebenso direkt nach dem ersten Story Durchlauf irgend eines Charakters klar ist: Es handelt sich um Jinpachi Mishima! Heihachis Vater, welcher zuvor unterm Tempel Hon-Maru gefangen war und durch die Explosion befreit wurde. Nach seiner Aussage ist sein Ziel: Die gesamte Existenz auszulöschen! Hierzu ist Jinpachi von einem Dämon besessen, was ihn zu einem interessanten Final Boss macht und ebenso weitere Fragen zur Story aufwirft.

Tekken 5 Intro Kazuya and Heihachi
Sohn und Vater, von Jack überrascht

Im Storymodus können wir also wieder verschiedene Stränge spielen, die teils canon sind, aber auch teils davon abdriften, besonders wenn es um den Gewinner vom Turnier und anderen Konflikten geht. Hier wurde also eine Stärke von Tekken 4 übernommen und dabei noch weiter ausgebaut. Jeder Charakter hat innerhalb des Durchlaufs von 9 Kämpfen immer ein Intro, ein Outro und 1-2 Charakter-Begegnungen. Es macht durchaus Spaß mit jedem Charakter den Modus durchzuspielen und sowohl die einzelnen kleinen Stories zu sehen, als auch das Geheimnis um Jinpachi zu lüften. Mein Tipp: Im Durchlauf von Lei Wulong erfährt man ein wenig mehr über Jinpachi.

Die Stories sind dabei ganz wild unterschiedlich in Aufmachung. Manches ist ernst, manches total albern. Manche wollen herausfinden was im Hintergrund los ist, andere wollen einen Rivalen im Turnier treffen, wieder andere wollen irgend ein eigenes Ziel verfolgen (z.B. mit dem Preisgeld). Auch erfährt man oft, was mit den Charakteren in und nach Tekken 4 geschehen ist. Besonders mag ich die Rivalität von King und Marduk, sowie die neue Rivalität von Yoshimitsu und Bryan.

Zu dem Ganzen gibt es noch eine After-Story über Jin. Diese kann man über einen gesonderten Modus namens „Devil Within“ spielen. Ob diese irgendwie canon ist, weiß ich gar nicht so recht. Aber sie scheint nicht im Konflikt mit den anderen zu stehen.

Tekken 5 Story Roger Jr. vs Mokujin
Die Begegnung von Roger Jr. und Mokujin ist schön albern

Mehr Charaktere, mehr Spaß

Im Umfang strahlt Tekken 5 richtig auf! Während Tekken 4 zuvor noch auf die 19 Charaktere runter rutschte, bietet Tekken 5 satte 30 unterschiedliche Charaktere, wovon bereits 20 ab Start frei sind und die restlichen 10 freigeschaltet werden dürfen. Hierunter haben wir 4 neue Charaktere, 18 aus aus dem Vorgänger und 8 Comebacks, manche indirekt wie z.B. Roger Jr. oder Jack-5. Wem das nicht genug ist, kann nun sogar Charaktere optisch abändern (mehr dazu weiter unten). Doch eines sei bemerkt: Den Final Boss Jinpachi kann man nicht freischalten. Das ist schade, aber auch irgendwie ok, weil er ziemlich overpowered ist und daher unnütz für den VS Modus.

Auch bei den Kampfarenen gibt es nun mehr. 16 Stück hat man zur Auswahl, kann nun aber keine Position mehr auswählen, wie zuvor in Tekken 4. Dies ergibt aber auch Sinn, weil die Arenen nun wieder kompakter und direkter sind. Auch sind wieder ein paar endlose Arenen dabei.

Tekken 5 Chracter Select
30 Charaktere!

An Modi hat sich soweit kaum etwas geändert. Es sind identisch viele, wie in Tekken 4. Der klassische Arcade Modus wurde durch einen „Geister Modus“ ersetzt, wobei er hier weiterhin noch Arcade Modus heißt. Darin kämpft man nicht bis zum Boss, sondern einfach solange man will gegen zufällige Gegner mit Nicknamen. Wohl eben aufgezeichnete „Geister“ der Entwickler.

Tekken Force ist auch nicht mehr, denn dieser wurde durch „Devil Within“ ersetzt. Darin spielen wir (nur) Jin in einer kleinen fünfteiligen Kampagne. Hierbei ist das Gameplay eher vergleichbar mit einem Singleplayer Action Beat’emUp. Man hat freie Kamera und ganz andere Steuerung, als bei den normalen Kämpfen. Es gibt auch zwischendurch kleine Rätsel und am Ende des Kapitels immer einen Boss, der unabhängig zum Rest des Spiels ist. Hier warne ich vor, sollte man nicht zu viel von diesem Modus erwarten. Dieser ist eher schlicht gemacht und könnte als kleiner Nebenmodus angesehen werden. Spielzeit variiert wohl danach, wie gut man durch kommt. 2-4 Stunden würde ich hierbei schätzen.

Als kleinen Bonus kann man in Tekken 5 die vollen Arcade Versionen von Tekken 1 – 3 spielen. Ein wirklich netter Zusatz, wobei ich betone, dass es sich mehr lohnt, die PlayStation Versionen dieser drei Titel zu spielen, sofern man die Möglichkeit dazu hat.

Tekken 5 Arcade Mode
Im Arcade Modus können wir nach jeder Runde den nächsten Gegner aussuchen

Gameplay: Tekken 3 + 4 = 5 ?

Das Gameplay von Tekken 5 lässt sich einfach zusammenfassen: Zurück zu Tekken 3, aber ein paar Dinge aus Tekken 4 mitgenommen. Man kann nun wieder frei Springen und Ducken wie in Tekken 3, doch dazu trotzdem den Sidewalk aus Tekken 4. Diesen benutzt man nun mit zweimal oben oder unten, woraufhin man in gedrückt hält.

Auch die Arenen aus Tekken 4 wurden wieder massiv zurückgefahren. Wände gibt es immer noch, doch nun ist alles eben und auch eher kompakt, im Sinne einer Kampfarena. Dies funktioniert einfach besser, in dem es mehr Kontrolle erlaubt. Dazu wird der Flow weiter verbessert, durch die wieder mal erhöhte Geschwindigkeit. Natürlich gibt es auch wieder mehr Moves für alle Charaktere, ganz typisch und immer klasse.

Übrigens wird spätestens ab diesem Teil deutlich, dass Tekken mit „Juggles“ (zu deutsch Jonglieren) bzw. Luftcombos arbeitet. Ja, auch in alten Spielen, wie Tekken 3, war es schon Teil des Spiels, dass man Gegner hochschlägt und diese in der Luft mit weiteren Angriffen trifft, um so noch mehr Schaden auszuteilen. Mit Tekken 5 gibt es nun Moves die gegen einen, in der Luft befindlichen Gegner, spezielle Effekte auslösen. Dazu wurde offensichtlich (wie immer eigentlich) ein wenig etwas an der Physik gedreht, worunter auch stärkere Combos möglich sind. Doch keine Sorge, der Schaden wird je weiteren Treffer herunter skaliert.

Tekken 5 Fight

Die Over-the-Topness ist zurück!

Für mich ganz wichtig, das „Realistischerere“ aus Tekken 4 wurde wieder komplett verworfen. Schon mit Charakteren wie Roger Jr., Devil Jin und Jinpachi im Intro wird dies direkt klar. Die Charakterauswahl ist groß, bunt und divers. Besonders mit Devil Jin und Jinpachi sind die übernatürlichen Bosse wieder zurück (Devil Jin ist der Sub-Boss). Design in Charakterauswahl, Menüs usw. erinnert auch direkt wieder etwas an Tekken 3. Wobei natürlich Tekken 5 auch seinen eigenen besonderen Stil aufweist.

In anderen Tests habe ich es bisher kaum erwähnt, doch sind einige Charaktere von bestehenden Menschen oder fiktiven Charakteren inspiriert. Beispielsweise basiert King auf einen Charakter namens Tigermask, Law auf Bruce Lee und Jack scheint Terminator als Vorbild zu haben. In Tekken 5 wird dies wieder besonders auffällig, denn der Newcomer Raven erinnert an den Marvel Charakter Blade. Ich liebe solche Inspirationen ja sehr!

Tekken 5 Intro Jinpachi
Im Intro gibt es einen ersten Teaser auf Jinpachi

Ebenso kunterbunt und over-the-top sind die Arenen. Antarktis mit Pinguinen, Raumstation im Weltall, finales Schlachtfeld mit Tornados – es geht einfach rund in den Arenen. Natürlich gibt es auch „ruhigere“ Arenen, doch auch die sind schön, bunt und gefühlt nicht abhängig von irgendeinem Ort. Die Arena „Moonlit Wilderness“, dunkle Wiese mit Mondschein und Kirche im Hintergrund, ist ein tolles Beispiel und dabei auch ein wirklicher Fan-Favorit.

Die Grafik an sich macht auch tolle Sprünge im Vergleich zum direkten Vorgänger. Besonders der Fortschritt bei den Texturen lässt Charaktere wieder viel besser aussehen. Auch wenn dadurch die dynamische Physik aus Tekken 4 wieder stark runter gedreht wurde. Selbst die tollen vorgerenderten Cutscenes, wie in Tekken 3 zu sehen, sind wieder zurück. Einfach ein Augenschmaus (für damals, versteht sich).

Tekken 5 Devil Jin
Devil Jin ist der Sub-Boss, in einer düsteren Kirche mit passender Musik

Rückkehr von wuchtigem Rock & Elektro

Natürlich zeigt sich auch die Musik wieder von besserer Seite. Teils ist sie sehr rockig angelegt, mit hier und da den typischen Elektro oder Industrial Anteilen. In humorvollen Arenen läuft aber auch gerne mal fröhlich elektronische Musik und ebenso versucht die Musik oft der Arena passend zu sein. Zum Beispiel ist die Arena mit Pinguinen schön verspielt. Die Szenen in der Story haben auch passende Musik dahinter, besonders auffällig bei albernen Szenen.

Im Sound lässt sich schlicht sagen: Alles ist immer noch wuchtig und Charaktere haben passende Stimmen und Soundeffekte. Auch immer wieder schön zu hören, wenn übernatürliche Charaktere eben die passenden übernatürlichen Stimmen bieten.

Mode-Spaß mit Tekken 5

In Tekken gab es schon immer 2+ Outfits je Charakter, dies ist auch in Tekken 5 der Fall. Neu ist aber die Möglichkeit, die beiden Standard-Outfits nach belieben abzuändern. Hierfür haben wir nun das Anpassen Menü, in dem wir verschiedene Kleidungsstücke kaufen können. Die Währung hierfür erhält man über verschiedene Modi, vor allem bei erstmaligen Storydurchgängen von Charakteren, aber auch ordentlich viel z.B. über den Devil Within Modus.

Diese optischen Optionen halten sich aber noch stark in Grenzen. Man hat einfach ein paar Körper Regionen und darunter so 3 – 5 Teile, die man ausrüsten kann. Dazu noch immer drei Stellen, bei denen wir die Farbe separat ändern können, aber nur mit ein paar festen Grundfarben (so grob 10 Stück). Demnach hält sich die kreative Freiheit in Grenzen, doch ist es sehr witzig einfach Charakter mal in anderen Farben und mit kleinen Gimmicks auszurüsten. Besonders weil jeder Charakter ganz eigenen Objekte zur Verfügung hat, macht es Spaß sich die Optionen bei jedem anzuschauen.

Tekken 5 Asuka Custom
Asuka Kazama 2. Outfit: Links Original + zwei mögliche Variationen

Fazit: Zurück zu alter Stärke!

Tekken 5 ist ein wirkliches Brett von einem Spiel. In dem die Probleme vom Vorgänger erkannt und dabei die Stärken von Tekken 3 zurückgebracht wurden, erschuf Namco damals ein gefühlt perfektes Tekken.

Natürlich gilt auch hier: es heißt nicht, dass spätere das nicht noch weiter toppen können. Doch alleine mit den 30 Charakteren, dem wunderbaren Art- & Sounddesign und dem natürlich tollen Gameplay, ist Tekken 5 auch heute noch ein fantastisches Spiel.

Mag ich
– Großer Umfang (30 Charaktere, 16 Arenen)
– Artstyle wieder schön over-the-top
– Ebenso wieder toller Soundtrack
– Weiter verbessertes Gameplay
– Einführung von Devil Jin
– Jinpachi ist ein fantastischer Final Boss

Mag ich nicht
– Devil Within Modus
– Jinpachi nicht spielbar (doch wegen Balancing nur halb so wild)

Gespielt auf: PlayStation 2