
Kürzlich habe ich mich wegen des DLCs in das Horror-Angelabenteuer Dredge gestürzt. In den Fluten bin ich glücklicherweise nicht ertrunken, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob die Entscheidung eine gute sein würde. Nach ein paar Angelrunden habe ich die Fahrt zur Pale Reach gewagt, doch vorher und hinterher habe ich auch das Hauptspiel ergründet. Was ich wohl für eine Bewertung mit dem Kran aus den Tiefen gezogen habe?
Ich weiß, das ist bestimmt total schwer zu erraten.
Inseln im Nebel
Wie bereits in meinem Test zum DLC erwähnt, besuche ich im Rahmen der Hauptstory von Dredge verschiedene Inselgebiete. Dort suche ich für eine mysteriöse Gestalt in einem einsamen Haus auf einer kleinen Insel ein paar Gegenstände. Im Gegenzug erhalte ich neue Fähigkeiten. Und komme womöglich der Wahrheit ein Stück näher, was es mit den mysteriösen Geschehnissen in der Gegend auf sich hat. Nebenbei löse ich auch in den Gebieten ein paar Probleme. Durch das Angeln. Toll, was?
Dem entspannten Job als Angler in neuen Gewässern stehen jedoch einige Kleinigkeiten entgegen. Beispielsweise der unnatürlich dichte Nebel des Nachts, den kaum etwas durchdringt. Ein Glück, gibt es den großen Leuchtturm, an dem ich mich immer orientieren kann.
Wenn ich nicht gerade auf ihn zuhalte und sich die Konturen von Felsen oder der Küstenlinie dicht vor meinem Boot aus dem Nebel schälen. So ein Zusammenprall knallt mächtig. Anfangs hält mein Boot zwei Treffer aus (beim dritten geht es zurück zum letzten Speicherpunkt), später kann ich es verbessern.
Der Nebel ist jedoch nicht das einzige Problem. Je länger ich auf dem offenen Wasser unterwegs bin, desto unheimlicher wird es. Paranoid? Ich doch nicht!
… Na gut, vielleicht ein bisschen. Das Meer ist nicht ganz so unheimlich, wenn ich ausreichend geschlafen habe. Doch auch eine Mütze voll Schlaf macht die Nächte in Dredge nicht harmlos. Aber die Fahrt zum nächsten sicheren Hafen wird dadurch weniger bedrohlich.

Was war das für ein Geräusch?!
Besonders gut gestaltet Dredge auch im Hauptspiel die zunehmend bedrohliche Atmosphäre. Der Nebel, die plötzlich auftauchenden Konturen. Die chromatische Aberration, auf die Assassin’s Creed Mirage und A Plague Tale: Requiem neidisch wären. Einsame Schiffe, wo sonst nie welche unterwegs sind. Das Platschen, die kleine Textinfo, etwas sei in den Frachtraum geklettert (brr). Oh nein, mein Fisch ist infiziert! Die Augen und – verfolgt mich da etwas?
Jetzt bloß nicht in Panik geraten und gegen den nächsten Felsen tuckern! … Zu spät.
Das war ziemlich sicher kein Wal. Die habe ich nämlich auch gesehen. Die sind aich ein bisschen unheimlich bei ihrer enormen Größe, aber letztlich harmlos.
Aber auch die Fische, die ich nachts fangen kann, haben es in sich. Mutierte Wesen mit unzähligen Augen. Weiterhin zappelnd und sich windend – laut ihrer Beschreibungstexte. Und der Fischhändler ist ziemlich versessen auf sie.
Moment mal, es ist helllichter Tag, warum ist da schon wieder ein mutierter Fisch??? Mit zunehmendem Storyfortschritt (und Schlafmangel?) zeigten sich die mutierten Fische auch häufiger tagsüber. Bin ich denn nun gar nicht mehr sicher?
Tatsächlich “gestorben” bin ich allerdings vorwiegend wegen der Felsen und Küstenlinien. Hätte ich mal besser etwas vorsichtiger gesteuert. Und das Monster der fahlen Ebene hat mich auch erwischt.

Friedliches Angeln
Also lieber zu angenehmeren Themen. Schließlich flüchte ich in Dredge nicht nur vor unheimlichen Wesen und fürchte mich. Davon kann ich weder das Boot abbezahlen (was fix geht) noch die Objekte für den mysteriösen Mann einsammeln.
Schon in meinem Test zum DLC habe ich das Angelsystem grob erklärt. Das ist in Dredge natürlich das gleiche.
Es gibt vier verschiedene Methoden, etwas aus dem Wasser zu ziehen. Einmal verschiedene Angeln und den Kran für das direkte fischen. Daneben gibt es aber auch Netze und Krabbenkörbe, die sich mit der Zeit füllen, die sich aber auch abnutzen und Reparatur benötigen. Während ich in Moonglow Bay ein paar andere Methoden ausgenutzt habe, weil sie so viel ertragreicher bei weniger Aufwand waren, hatte ich das Bedürfnis in Dredge nicht ein einziges Mal. Auch weil es nicht so wichtig ist, so viel wie möglich zu fangen.
Mit der Angel fange ich normale (oder mutierte) Fische, mit dem Kran ziehe ich Schätze, Verbesserungsmaterialien und die besonderen Objekte aus dem Wasser. Dafür steuere ich verschiedene Angelplätze an, die bisweilen auch unterschiedliche Angeln benötigen. Schließlich sind die Gegebenheiten im Wasser und die Tiefen, in denen sich etwas befindet, unterschiedlich. Auch die Plätze für verschiedene Angeln im Frachtraum bessere ich also aus, um nicht nur eine Angel unterzubringen. Erforschung bringt zudem weitere Typen von Angeln, Netzen, Motoren und dergleichen. Dafür fische ich bestimmte Materialien aus dem Wasser oder erhalte sie durch Nebenquests, für die ich meist bestimmte Fische fangen und abgeben muss. Oder eine bestimmte Menge. Manchmal erhalte ich dadurch aber auch Bücher, die ich auf See lesen kann, um einzelne Werte zu verbessern.
Das Angeln selbst gestaltet sich als Minispiel mit verschiedenen Ausprägungen. Ich muss mehrfach hintereinander im richtigen Moment einen Knopf drücken, aber schnell muss ich dabei nicht sein. Wenn sich ein Kreis und der Triggerbereich überlappen, kann ich auch noch auf den nächsten Moment warten, in dem das wieder passiert. Drücke ich zu früh oder zu spät, ist der Fisch oder das Objekt aber noch nicht verloren. Das beugt Frust vor, fühlt sich aber dennoch nicht so an, als wäre ein Fang geschenkt. Angle ich mehrfach an derselben Stelle, nimmt die Anzahl an Fischen am Angelplatz ab und kann auch für eine Weile erschöpft sein.

Gespräche und Erkundungen an Land
Das aktive Gameplay von Dredge findet auf dem Wasser statt, wenn ich angle, Orte ansteuere oder vor potenziellen Gefahren fliehe.
Dazwischen verkaufe ich Fische und Schätze, verbessere mein Boot und schalte neue Verbesserungen frei, um sie anschließend kaufen zu können. Der Einbau kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit, kann also bis in die Nacht dauern. Manchmal übernachte ich dann gern am Steg, um mein Glück nicht herauszufordern. Oben auf dem Bildschirm zählt ein Timer auch die Tage, sonderlich tragisch ist es aber auch nicht, sich Zeit zu lassen.
Die NPCs für Quests finde ich in der Regel auch an Land. Charakterportraits begleiten dann Textboxen mit Dialogen und Antwortoptionen. Wichtige Optionen sind dabei farblich markiert, andere bauen die Welt oder die Charaktere weiter aus.
Ist einmal kein NPC da, kann ich aber auch über Textboxen einsame Strände erkunden und Spuren im Sand finden. Die Texte sind dabei sehr eindrücklich gestaltet.
Vom Dschungel zum Vulkan
Die Gebiete, die ich im Rahmen der Hauptquest von Dredge aufsuche, sind abwechslungsreich. Es sind im Grunde oft klassische Gebiete wie die Eiswelt im DLC, aber das Gameplay findet auf dem Wasser statt. Ich passe also meine Angeln an und muss unterschiedlichen Hindernissen ausweichen. Meistens taucht dort eine spezifische Art von (Monster-)Fisch auf, die mir das Leben schwer macht. Die muss ich oft aufhalten, kurzzeitig stoppen oder lange genug loswerden, um zu erledigen, wozu ich mich in der Gegend aufhalte.
In einer Gegend lauert beispielsweise ein gigantischer Tintenfisch unter Wasser, der mit seinen Tentakeln nach mir schlägt, wenn ich mich zu sehr nähere. Ein Störsignal drängt ihn kurzzeitig zurück. Das muss mir jedoch erst einmal jemand bereitstellen, wofür ich bestimmte Fische fange. Anschließend wandelt sich die Questreihe in eine Nebenquest um, die ich optional weiterführen kann, unabhängig vom Gegenstand, den ich im Gebiet sammle.
Jedes Gebiet hat dabei seine eigenen Methoden, um mit solchen Hindernissen umzugehen. Mal ist die Tageszeit bedeutsam, dann wieder muss ich Fische an bestimmten Stellen im Wasser loswerden.

Fazit
Dredge bietet auch im Hauptspiel eine wunderbare Gruselatmosphäre. Die Gegenden sind abwechslungsreich gestaltet, was Optik, Spielweise und NPCs angeht. Das Angelgameplay macht Spaß und trägt sich in seinen Variationen über das gesamte Spiel hinweg. Dredge ist ein rundes Erlebnis für mich. Lasst euch auch nicht abschrecken, wenn ihr euch vor dem Angeln in Videospielen üblicherweise fürchtet. Ihr wisst ja, das ist ein Horrorspiel. Dredge lohnt sich wirklich.

Herzlichen Dank an Team17 für die Bereitstellung des Testmusters. Gefischt auf PlayStation 5.