Alan Wake 2 (Review)

Alan Wake 2 von Remedy erlöst uns endlich von einer langen Wartezeit. Dreizehn Jahre ließ man uns und Alan im Dunkeln. Dreizehn Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal Alans Abenteuer erlebt habe. Ich war damals im Vorhinein schon überzeugt und hatte die Sammleredition mit Buchdesign gekauft. Auch das Spiel wusste mit einer leicht gruseligen Atmosphäre, der Erzählweise, Spannung und entspannenderen Stellen zu überzeugen. Da fiel auch nicht besonders ins Gewicht, dass das Kampfsystem doch recht rudimentär war.

Nun wurde die Geschichte endlich weitergeschrieben, und ich habe mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Hat sich die Vorfreude gelohnt, kann Alan Wake 2 nach dreizehn Jahren Wartezeit überzeugen?

Was hat es da in seiner Brust?

Zwei Protagonisten, zwei Schauplätze

In Alan Wake 2 spielen wir nicht nur den titelgebenden Schriftsteller. Diesmal ist auch die FBI-Agentin Saga Anderson als zweite Protagonistin dabei. Kennern des ersten Teils dürfte der Nachname bekannt vorkommen. Nach der Einführung können wir in Speicherräumen zwischen den beiden wechseln und ihre jeweiligen Storyabschnitte voranbringen. Wer möchte, kann aber auch erst eine Storyseite bis vor das Finale spielen, und dann mit der anderen nachziehen. Saga und Alan haben ihre eigenen Schauplätze und Spielfeatures. Auch ihr jeweiliges Inventar ist getrennt.

New York, New York?

Alan ist nach dreizehn Jahren noch immer in der Dunkelheit gefangen. Diese manifestiert sich für ihn in einer verzerrten Version von New York, wo er wohnte. Der begehbare Abschnitt ist aber eher begrenzt, man hat es nicht mit einer ganzen offenen Welt zu tun. Alan kann mit einer magischen Lampe an manchen Stellen Lichtquellen ihre Ladung nehmen, oder eine so gesammelte Ladung geben. Damit ändert sich die Umgebung und neue Wege können frei werden. Teils kann sich sogar ändern, wohin eine Treppe führt. Das verzerrte New York hat eben andere Regeln.

Interessante Graffiti.

Nach und nach besucht man verschiedene Schauplätze, die man auf eine zusätzliche Art beeinflussen kann. Alan kann dort plot points finden, und damit „Szenen“ an bestimmten Stellen ändern. Damit kann er sich einen Weg weiter bahnen. Nicht jeder plot point muss in jeder Szene verwendet werden, ich habe das trotzdem. Manchmal hat das zusätzliche Gegner auftauchen lassen und so Munition und Heilitems gekostet.

Zur Verstärkung kann man „words of power“ in verschiedenen Kategorien finden und damit Skills lernen. Zum Beispiel, dass man auf kurze Entfernung mehr Schaden zufügt, oder dass Sammelbares und Ressourcen auf der Karte angezeigt werden. Das habe ich gerne genutzt.

Seltsamer Schubladeninhalt.

Willkommen in Bright Falls

Saga Anderson dagegen kommt für Mordermittlungen nach Bright Falls, wo Alan Wake vor dreizehn Jahren verschwand. Doch was erst nach Ritualmorden aussah, nimmt eine dunklere, übernatürliche Wendung. Die aus dem Vorgänger bekannten Taken tauchen auf. Aber hilfreiche Manuskriptseiten geben Hinweise, wie man mit diesen umzugehen hat. Die Finsternis wird mit Licht (und Munition) bekämpft.

Saga besucht mehrere Orte in der Umgebung von Bright Falls, per Auto wechselt man zwischen ihnen. Die Orte haben eine moderate Größe, und es gibt diverses für Erkundungsfreudige zu finden. Zum Beispiel Lunchboxen mit Manuskriptschnipseln, die zur Verstärkung von Waffen benutzt werden. Ausserdem kann Saga gefundene Glücksbringer für diverse nützliche Effekte ausrüsten. Teilweise müssen für diese Rätsel gelöst werden. Auch für bestimmte Truhen mit Ressourcen kann man per Rätsel die nötige Schlosskombination finden. Manchmal musste ich etwas überlegen oder mich gut umsehen.

Zufall, oder vom Schriftsteller gewollt?

Ausserdem hat Saga einen „Mind Place“ in dem sie über Fälle nachgrübeln kann. Gefundene Hinweise und Aussagen können an einer Wand platziert werden, wenn man die richtige Stelle wählt. Das ist oft für den Storyfortschritt nötig. Besonders schwierig wird es aber nicht. Ich weiß nicht, ob es an einem Bug lag, aber bis zuletzt hatte ich noch unverwendbare Hinweise für einen „Fall“, der zwar direkt mit der Story zusammenhängt, aber nicht obligatorisch ist. Blieben da Details im Dunkeln?

Licht und Schatten

In starkem Licht ist man vor Gegnern sicher. Aber auch im Kampf kann Licht helfen. Indem man Batterieladungen der Taschenlampe nutzt, kann man die schützende Finsternis von Gegnern auflösen und einen zerstörbaren Schwachpunkt freilegen. Diverse Schusswaffen stehen im Verlauf zur Verfügung, solange man die nötige Munition hat. Im Genresinne muss man teils ruhig bleiben, um genauer zu schießen, und nachladen kann je nach Waffe länger dauern. Auch einen Nahkampfangriff gibt es, dessen Stärke ich nicht näher überprüft habe.

Es kann etwas blutig werden.

Ab und zu sollte man auch ausweichen. Vereinzelte Gegner können dabei sogar stürzen. Mit dem gleichen Knopf kann man auch schnell aufstehen, wenn man selbst umgeworfen wurde.

Gegner halten teils recht viel aus, und Munition kann stellenweise knapp werden. Eine kleine Zahl von Bosskämpfen bringt leichte Abwechslung.

Survival Horror?

Neben der Atmosphäre hat Alan Wake 2 auch ein weiteres geläufiges Spielelement des Survival Horrors. Das Inventar ist begrenzt, und man kann Items nicht schnell daraus einsetzen. Man kann Waffen und Items auf Schnellzugriff per Richtungstasten setzen. Der Wechsel und Einsatz benötigt Zeit, die im Zweifelsfall knapp werden kann.

Eine Thermoskanne Kaffee, hier ist es sicher.

In einer unglücklichen Situation hatte ich zu Kampfbeginn kein ausgerüstetes Heilitem mehr übrig. Ein weiteres auf Schnellzugriff zu legen und anschließend einzusetzen, während ein Gegner angreift, endet leicht im Tod. Und natürlich wird beim Neuladen auch der Schnellzugriff zurückgesetzt.

Speichergelegenheiten und vereinzelte Checkpoints sind übrigens auch nicht allzu großzügig verteilt. Auffindbare Ressourcen sind meinem Eindruck nach wohl etwas abhängig davon, wie viel man gerade schon hat.

Fazit

Alan Wake 2 hat mich insgesamt gut unterhalten, auch wenn manche Kämpfe und wenig Speichergelegenheiten teils mehr für Ärger als Grusel sorgten. Auch ist das Spiel bei mir leider oft abgestürzt, auch nach mehreren Updates. Somit und mit reichlich Erkundung habe ich etwa 30 Stunden gebraucht.

Na gut.

Die Atmosphäre gefiel mir, und auch ruhigere Abschnitte stören mich nicht. Kenner des Erstlings und anderer der neueren Remedy-Spiele werden so einiges Bekanntes sehen. Auch Radiosendungen sind wieder dabei, wobei diesmal ein Running Gag dabei ist, den ich gar nicht lustig empfinde. Zudem gibt es nicht mehr zwangsläufig Lieder danach. Allerdings kann man Radiosendungen, Lieder und anderes erneut laufen lassen. In gefährlichen Situationen ist das aber nicht empfehlenswert. Die Grafik ist an sich auch auf der Xbox Series S ordentlich, manche Charaktere stecken aber etwas im uncanny valley.

Ich empfinde Alan Wake 2 als solide Fortführung. Wer den Vorgänger schon mochte, dürfte auch hiermit nichts falsch machen.

Getestet auf Xbox Series S.