Dredge – The Pale Reach DLC (Review)

Gelegentlich fische ich ganz gern. In Animal Crossing, Stardew Valley, Harvest Fishing oder Moonglow Bay. Oder wie kürzlich in Dredge, dem Fischerei-Abenteuer von Black Salt Games. Dazu habe ich mir auch den DLC The Pale Reach angeschaut. 

Fischen mit Cthulhu und Co.

Zuerst verschlug es mich aber nach Großmark und Umgebung. Ein Leuchtturm diente als Orientierung. Die hatte ich auch bitter nötig, denn nachts zieht dichter Nebel auf, der alle Konturen verschwinden lässt. Und bewegte sich da nicht gerade etwas im Wasser? Was ist da gerade in mein Boot geschlüpft???

Klingt unheimlich? Nachdem ich mir bei Little Goody Two Shoes gerade erst unsicher war,  ob das eine gute Wahl für mich war? 

Doch ich war fest entschlossen, notfalls die Angel fester zu packen und die Augen zusammenzukneifen. Angeln tu ich schließlich gern (in Videospielen). Außerdem wollte ich vermeiden, die Nächte auf See zu verbringen, wenn es mir zu unheimlich werden würde. Und immerhin gibt es auf offener See keine langen, leeren Gänge.

Aber was wäre schon ein richtiger Plan, wenn er eingehalten würde?

Angelminispiel und Frachtraum.
Von Dredge zu The Pale Reach

In Dredge bekam ich ziemlich schnell den Auftrag, verschiedene Gegenstände in unterschiedlichen Himmelsrichtungen zu finden. Auch der Hinweis, eine Fotografin sei Richtung Süden aufgebrochen, ließ nicht lange auf sich warten. Auf der Karte war dort lediglich ein großes Fragezeichen in einem Kreis zu finden. Keine weiteren Infos also, was mich dort erwarten würde (hätte ich nicht den Trailer gesehen).

Ab da lässt sich der DLC prinzipiell ansteuern. Man kann es aber auch Handhaben wie ich, grob den ersten paar Storyabschnitten folgen und entspannt fischen. Tagsüber, versteht sich. Nachts? Bei all dem Nebel, dem ominösen Platschen und den Augen?

… okay, okay, für bestimmte Fische wagte ich mich auch nachts auf das Wasser. Oder für den Weg ans Ufer, denn Zeit vergeht nur, wenn ich etwas mache (etwa das Boot bewegen oder angeln). Ausruhen kann ich nur, wenn das Boot sicher vertäut ist.

Nach zwei abgeschlossenen Inselgebieten fühlte ich mich schließlich bereit. Mein Schiff war schon etwas aufgelevelt, bot mehr Frachtraum und hielt mehr Treffer aus. Außerdem hatte ich bessere Angeln, die mir neue Angelstellen eröffneten.

Also fuhr ich gen Süden. The Pale Reach würde nicht länger auf mich warten müssen.

Das sieht nach einer Abkürzung aus.
Eisiges Wasser

In der kalten Einöde wartete bereits die Fahrende Händlerin auf mich, damit ich meinen Fang auch veräußern konnte. Theoretisch jedenfalls. Nützlicher war sie hier eher, um regelmäßig mein Boot zu flicken oder um noch ein paar Verbesserungen mit den passenden Materialien freizuschalten.

Das weitere Leben, auf das ich traf, war eher aquatischer Natur. Auch einige … außergewöhnliche Kreaturen erwarteten mich. 

Der Plan der Fotografin war, die örtliche Fauna zu fotografieren. An ihrer Stelle wäre ich sofort vorsichtig gewesen. Aber ich war auch schon Wesen begegnet, denen man schon nicht bei Tageslicht begegnen wollte. Noch weniger bei Nacht. Aber längst beschränkte sich nicht mehr alles auf die Nacht. Vielleicht brauchte ich mehr Schlaf.

Warm anziehen brauchte ich mich für die Kälte nicht. Ich musste mir nur geeignete Angeln besorgen, aber das war mit meiner Vorbereitung aus dem Hauptspiel kein Problem.

Schon konnte ich The Pale Reach erkunden.

Futtermanagement.
Ein klopfendes Herz

Zugegeben, ich fühlte mich erst einmal mehr bei Edgar Allan Poe als bei H. P. Lovecraft. Aber mit Poe hatte ich auch etwas mehr Berührungspunkte. 

In ein paar Notizen fand ich Informationen zu einem klopfenden Herz, irgendwo unter dem Eis. Sehr unheilvoll. Da musste ich unbedingt mehr erfahren. 

Mein größtes Hindernis dabei war ein Narwal. Oder, nun ja, so wurde das Wesen zumindest genannt, vermutlich weil es einem ähnelte. Aber normale Narwale sind (hoffentlich) nicht so zerstörerisch. So hungrig.

An einigen Stellen konnte ich den Hunger des Narwals ausnutzen. Etwas Futter in Form von Fisch platziert (den ich so natürlich nicht mehr verkaufen konnte), schon zerstörte der Narwal Blockaden aus Eis.

Doch lange vermochte eine solche Portion ihn nicht zu sättigen. Um ihn zu besänftigen, musste ich immer wieder Fisch an einer bestimmten Futterstelle platzieren. Tat ich das nicht, folgte er mir irgendwann unweigerlich. 

Einem Angriff konnte mein Boot nicht lange standhalten. Glücklicherweise machte sich der Narwal früh genug bemerkbar. 

So konnte ich mit gebotener Vorsicht weiter erkunden. Der Narwal, die Nächte und das lange Aufbleiben zwangen mich immer wieder zu Pausen, aber abzuschätzen, wie viel Zeit ich hatte, war eine gute Herausforderung. Außerdem mochte ich die unheimliche Atmosphäre in der Nacht. Auch wenn ich vielleicht ein paarmal panisch etwas zu schnell gegen Eisbrocken gefahren war. Zum Glück konnte mir das jemand reparieren. 

Die fahle Ferne

Hauptaufgabe von The Pale Reach ist erst einmal, zu ergründen, was dort vorgefallen ist. Ich musste dazu verschiedene auf der Karte markierte Orte untersuchen und Gegenstände mit meinem Kran aus dem Meer fischen. Beispielsweise Stücke eines Eisbrechers, damit mein Schiff durch brüchiges Eis manövrieren konnte. Oder etwas, um mich um die Eisbrocken an Land zu kümmern.

Ob mit Angel oder mit Kran, das Herausfischen von Fischen und Objekten aus dem Wasser ist immer mit einem kleinen Minispiel verbunden. Es gibt einige verschiedene Arten, die zwar immer darauf hinauslaufen, Knöpfe im richtigen Moment zu drücken, aber sich doch abwechslungsreich anfühlen. Besonders interessant fand ich dabei, dass ich nicht hören muss, wann ich drücken soll. Wahlweise überlappen sich Kreise oder gerät ein Zeiger in den richtigen Bereich. Mal überlappen sich Kreise, mal fährt ein Punkt zwei unterbrochene Kreise entlang, zwischen denen ich wechseln muss. Ein erfolgreicher Fang ist dabei mit einer Mischung aus dem richtigen Timing und vergehender Zeit verbunden. Fehler sind erlaubt, was besonders bei knapperen Fenstern praktisch ist.

Das Auge oben zeigt meine sehr dezente Panik an. Ich sollte mehr schlafen. Vor allem nachts.
Neue Fische

Der DLC bringt einige neue Fische, die ich zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichem Gerät fangen kann. Tückischerweise waren darunter auch einige größere Fische, die den Frachtraum schnell befüllten und den Platz für die gesuchten Objekte beschränkten. Frachtraum-Management macht aber auch Spaß. Entsprechend hatte ich die Trophäe für einen vollgepackten Frachtraum schon bei meinem allerersten Angelausflug im Tutorial.

Wie passt der DLC zum Hauptspiel?

Im Umfang entspricht The Pale Reach ungefähr einer Questreihe einer Inselgruppe. Lediglich war ich nicht auf der Suche nach einem besonderen Gegenstand. Ich brauchte etwas mehr als eine Stunde, ohne mich besonders zu beeilen, aber doch fokussiert. Es gibt wie an den anderen Orten optionale Aufgaben, die sich gut einfügen. Auch für das Hauptspiel sind praktische Belohnungen dabei, die das Angeln unterstützen. 

Mit dem Narwal und dem Eis bietet der DLC auch Herausforderungen, die der Gegend eine eigenständige Gestalt verleihen. Gleichzeitig fühlt sich die Gegend wie ein homogener Teil des Spiels an. Nicht in Bezug auf die Story, da The Pale Reach eine von der Hauptquest unabhängige Story erzählt, aber alles andere fügt sich sehr gut ein. Nach dem gleichen Konzept böte sich vielleicht sogar weiterer DLC an.

Bezüglich der Schwierigkeit liegt The Pale Reach im Mittelfeld der vorhandenen Regionen. Prinzipiell sind die Gegenden aber relativ ähnlich, was die Schwierigkeit angeht. Also ist es auch kein großes Problem, nach dem Durchspielen für den DLC zurückzukehren.

Fazit

The Pale Reach steht dem Hauptspiel Dredge in nichts nach. Die düstere, bedrohliche Atmosphäre ist fast greifbar. Der Narwal ist ein passendes Wesen, um die Gefahr im Wasser darzustellen. Auch der Umfang ist nicht geringer als ein entsprechender Abschnitt im Hauptspiel. Der ständige Wandel von friedlichem Fischen am Tage hin zu nächtlichen Geräuschen, plötzlich auftauchenden Hindernissen im Nebel und Augen funktioniert wunderbar. So merkt man fast zu spät, wenn es wieder unheimlich wird oder bleibt, wenn man wieder einmal zu lange nicht geschlafen hat. Spezifisch spiegelt sich das im DLC durch den Narwal wider, der irgendwann in der Ferne auftaucht und immer näher kommt, wenn ich ihn nicht rechtzeitig füttere.

Somit ist The Pale Reach eine äußerst gelungene Erweiterung zu Dredge. Wer das Hauptspiel mag, kann hier bedenkenlos zugreifen. 

Lasst den Narwal nur nicht euer Boot zerstören!

Herzlichen Dank an Team17 für die Bereitstellung des Testmusters. Gefischt auf PlayStation 5.