Earthworm Jim 3D (Review)

Die Tendenz zu bunten Comicwelten in Jump & Runs hat ab Mitte der 90er Jahre zu einem kleinen Trend geführt, Jump & Runs mit einem ironischen Unterton und rauem Humor zu entwickeln, um thematisch auch jugendliche Spieler stärker anzusprechen. Einer der ersten Vertreter dieser Gruppe von Jump & Runs war Earthworm Jim, das praktischerweise mit seinem dritten Teil auch den Schritt in die dritte Dimension gewagt hat.

In Anbetracht der Tatsache, dass Earthworm Jim mit Kühen nicht gerade sanft umgeht, könnte man meinen, dass ihn zu Beginn von Earthworm Jim 3D die gerechte Strafe trifft. Eine fliegende Kuh trifft den Superwurm und bringt ihn an den Rand des Todes. Um sich aus seiner misslichen Lage zu retten, muss Jim tief in sein Unterbewusstsein vordringen und die goldenen Euter finden, die sich überall in seinem Geist verstecken und ihm dabei helfen können, die Kontrolle über seinen Geist wiederzuerlangen.

Earthworm Jim 3D ist ein klassisches Collectathon-Jump & Run, dessen Level zwar eine etwas stärker lineare Struktur als Super Mario 64 oder Banjo-Kazooie besitzen, aber doch wesentlich offener gestaltet sind als beispielsweise Spyro. Neben einer Reihe von Sprüngen samt Schwebefunktion verfügt Jim auch über Spezielfähigkeiten, die für beschränkte Zeit eingesetzt werden können, wenn man einen entsprechenden Verkaufsautomaten sprengt. Hinzu kommt die Möglichkeit, Gegner mit Jims Pistole zu erschießen.

Anfangs ist das Leveldesign in Earthworm Jim 3D sehr unterhaltsam. Die Kamera erweist sich zwar oft als unangenehm und die Aufgabe, mit einer sehr geringen Zahl an Trefferpunkten ohne zu sterben alle kleinen Sammelgegenstände zu sammeln, um den letzten Euter eines jeden Levels zu erhalten, erweist sich schnell als nervenaufreibend, aber das kreative Leveldesign der ersten Spielhälfte kann diese Kritikpunkte aufwiegen. Leider erweist sich das Kampfsystem des Spiels spätestens ab der Hälfte des Spiels als ernsthaftes Problem. Allzu oft wird man aus dem Off beschossen und kann sich auf Grund einer bockigen Kamera nur schwerlich zur Wehr setzen, so dass man spätere Level, die einen höheren Actionanteil haben, einige Male üben muss. In Anbetracht der Länge der Collectathon-Level ist das nicht ideal.

Viel schwieriger wiegt aber der Endgegner, den man am Ende eines jeden Viertels des Spiels bekämpfen muss und der auf eine schwer zu kontrollierende Jetski-Steuerung setzt. Dass der Endgegner ab dem dritten Auftritt obendrein wild herum teleportiert, macht die extrem frustrierenden und spaßfreien Endgegnerkämpfe zu einem großen Problem. Dass die späteren Level weder in Sachen Humor noch in Sachen Platform-Aufgaben mit den frühen Levels mithalten können, sorgt dafür, dass die Motivation, das Spiel durchzuspielen, alsbald leidet.

Technisch ist Earthworm Jim 3D weitgehend sauber. Durch die Segmentierung der Level umgeht das Spiel viele Probleme wie Framerate-Einbrüche und Nebelwände und der grafische Humor funktioniert mit ausdrucksstarken Animationen sehr gut. Auch musikalisch ist Earthworm Jim 3D gut umgesetzt. Hinsichtlich der Präsentation gibt es hier also wenig zu mäkeln.

Earthworm Jim 3D zeigt sich zu Beginn des Spiels von seiner besten Seite und kann gerade in dieser Phase eine Menge Spaß machen. Leider baut das Spiel spätestens ab der Mitte des Spiels rapide ab und entwickelt sich gegen Ende des Spiels zu einer regelrechten Last. Insofern ist die Wertung als Mittelwert zu verstehen aus dem zur grünen Ampelwertung tendierenden Beginn des Spiels und dem tiefroten Ende des Spiels.

Getestet auf Nintendo 64.