
An Neko Journey war ich eigentlich nur wegen des Charaktereditors interessiert. Wegen der Katzenohren (die hier habe ich ja nicht selbst angeschaut), um genau zu sein. Doch was kann der kleine 2D-Platformer noch bieten?
Eine entführte Schwester
Neko und ihre Schwester lassen die Beine am Steg baumeln, während hinter ihnen der Böse Alte Zauberer das Dorf anzündet. Als sie losrennen, entführt der Zauberer die Schwester und fliegt auf seinem vielköpfigen Monster davon. Neko macht sich auf die Reise, herauszufinden, warum der Zauberer das Dorf zerstört und ihre Schwester entführt hat. Sie springt und kämpft sich durch insgesamt 6 Welten und bei Gelegenheit anschließend durch einen Roguelike-Modus.
Optisch ist Neko Journey nicht sonderlich ansprechend. Auf Entfernung am TV ist es ganz in Ordnung, der Handheld-Modus ist allerdings nicht sehr schön anzusehen. Außerdem ist die Farbpalette zwar durchaus vielfältig, gerade in den späteren Levels aber so düster, dass die Gegner vor dem Hintergrund kaum zu erkennen sind.
Nebencharaktere haben deutlich weniger Details als Neko selbst, was eine stilistische Entscheidung ist, die mich aber nicht besonders stört. Wenn Hauptcharaktere sprechen, machen sie alle ein unterschiedliches, potenziell nervtötendes Geräusch. Außerdem wächst ihr Kopf dabei. Anfangs fand ich das lustig, aber nachdem Neko ständig dieselbe Zeile wiederholt hat, weil ich ein Level mehrfach von Neuem beginnen musste, habe ich die Stimmenlautstärke heruntergeregelt. Denn außerhalb von Cutscenes kann ich die Textgeschwindigkeit nicht erhöhen
Nekos Charaktereditor bietet ein paar Möglichkeiten und teilweise sehr freizügige Outfits. Farbe von Haaren, Augen, Haut und Outfits kann ich ändern, bei letzteren fallen die Unterschiede oft aber kaum auf. Der Wiederaufbau des Dorfes schaltet zudem Accessoires frei. Bedauerlicherweise hatte ich erst durch einen Durchlauf des Roguelike-Modus ausreichend Geld zusammengesammelt, um Accessoires und Begleittiere freizuschalten. Nach dem Durchspielen des normalen Modus habe ich Neko dann nicht lange mit Flügelchen herumhüpfen lassen.

Hüpfen, rennen, kämpfen
In Neko Journey laufe ich zumeist durch die Gegend springe hin und wieder und prügle manchmal auch auf Gegner ein. Es gibt einen Angriffsknopf, den ich auch für eine Salve von Faustschlägen gedrückt halten kann. Sehr angenehm, gerade weil Ausweichen oder Blocken dann meist gar nicht mehr nötig sind. Besonders den kurzen Sprint beim Ausweichen vermeide ich lieber, da er gefühlt so viel Delay hat, dass ich Angriffe vorhersehen muss.
Meist sind die Gegner also kein größeres Problem, sieht man von ihrer Sichtbarkeit einmal ab. Wer auf einen von drei Sternen pro Level verzichten kann, springt über die meisten Gegner einfach hinweg. Ansonsten muss Neko jeden einzelnen von ihnen verprügeln.
Einen zweiten Stern gibt es für alle eingesammelten Münzen in einem Level. Die wenigsten von ihnen sind irgendwo links beim Levelbeginn oder auf vereinzelten Nebenpfaden versteckt. Die meisten sind auf dem Hauptpfad und teilweise in Grüppchen verteilt.
Zuletzt gibt es ein Zeitziel für einen dritten Stern. Meistens habe ich deutlich länger gebraucht, gerade wenn ich einzelne Abschnitte mehrfach wiederholt habe.

Und noch einmal von vorn
Das liegt noch nicht einmal daran, dass Neko Journey besonders schwierig wäre. Es sind vor allem einzelne Sprünge, die bei Nekos ungenauer Steuerung knapp bemessen sind, oder Hindernisse, die so abrupt auftauchen, das Ausweichen fast unmöglich ist.
Besonders störend sind dabei zwei Stellen: Einmal fliegt ein Fisch vorbei, während Neko über bewegliche Plattformen springt – der Bildausschnitt ist dabei deutlich zu dicht an Neko. So ist der Fisch spät zu sehen und die Plattform nicht mehr, wenn Neko über ihn hinwegspringt. So ist schwierig, einen Punkt zur Landung anzupeilen. Bei der zweiten Stelle rennt Neko automatisch und ich muss nur springen oder mich ducken. Zum einen ist das Level (wie viele andere) einfach viel zu lang, zum anderen gibt es einzelne Stellen, an denen man sehr schnell sehr präzise springen muss. Zu früh, und Neko landet trotz Doppelsprungs im Abgrund. Zu spät, und sie springt gegen den Zaun, verliert Momentum und landet im Abgrund. Besonders, wenn man die Stelle noch nie gesehen hat, ist kaum möglich, abzuschätzen, wie Neko weit genug springen kann.

Bei den Gimmick-Levels fehlen zudem Checkpoints. Ein Level mit einem Gleiter ist nicht extrem schwierig, aber nach fünf Minuten in der Luft gegen die überdimensionale Hitbox eines Feuers zu fliegen, zermürbt doch etwas.
Wiederholen musste ich zudem einen der Bosskämpfe, da das Spiel während der darauffolgenden Cutscene abgestürzt ist. Interessanterweise wurden meine beiden Sterne zum Levelabschluss gespeichert, doch das Level musste ich dennoch erneut spielen. Das ist auch deshalb nervig, weil die Bosskämpfe darauf ausgelegt sind, so lange auszuweichen, bis sich eine Gelegenheit zum Gegenangriff bietet – beschleunigen lassen sich die Kämpfe also selten.
Abgesehen von den Autorunner-Levels ist Nekos Laufgeschwindigkeit etwas zu langsam, gerade angesichts der vielen Abschnitte, in denen sie einfach nur von links nach rechts läuft.
Und noch einmal
Nach dem normalen Modus wartete der Roguelike-Modus in Neko Journey auf mich. Schließlich brauchte ich Geld, um das Dorf wieder aufzubauen, und ein einzelner Abstecher in jedes Level reicht nicht annähernd aus, um mir alles leisten zu können.
Im Roguelike-Modus gilt es, ein zufällig generiertes Level durchzuspielen und an verschiedenen Stellen Gegner zu besiegen, um Artefakte zu sammeln. Die lassen sich bei einem Monster teuer verkaufen. Leider werden die Level nicht besonders gut generiert und wirken immer ein wenig wie Frankensteins Monster. Zudem unterscheidet sich die Schwierigkeit von Run zu Run deutlich. Zudem zeigt eine Kamerafahrt zwar das Level, doch bei meinem einen erfolgreichen Run, nachdem ich keine Lust mehr hatte, kam mir das Level doch sehr viel länger vor. Vor allem hatte es zu viele stachelbewehrte Abgründe, deren Ränder fast ein wenig zu weit auseinander liegen. In meinen meisten erfolglosen Runs gab es solche Löcher direkt nach dem Start, weshalb ich vorher immerhin nicht allzu lange unterwegs war.

Fazit
Besonders viel spricht nicht für Neko Journey. Die Katzenohren sind niedlich. Die Level sind meist langweilig und oft zu lang, an einzelnen Stellen sind auch die Reaktionszeiten zu knapp bemessen. Die Reparaturen im Dorf sind ein wenig zu teuer, gerade weil der Roguelike-Modus nicht besonders motivierend aufgebaut ist. Die Geschichte ist in Ansätzen fast interessant, verliert sich aber zum Ende hin in ellenlangen Textboxen. Deshalb: Lasst den Titel besser einfach aus.

Herzlichen Dank an eastasiasoft für die Bereitstellung des Testmusters. Gespielt auf Nintendo Switch.