Blasphemous 2 (Review)

Den ersten Teil, der 2019 erschienen ist, habe ich wie viele andere Spiele nur angespielt, dann aber irgendwann aus den Augen verloren. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, man sieht sich ja meistens zwei Mal im Leben. Auch wenn es wie in diesem Fall erst im zweiten Teil ist. Wir spielen den Büßer, der an einem fremden Ort erwacht und sich auf die Suche macht. Wonach, ist mir ehrlich gesagt nicht klar, da ich die Geschichte noch kryptischer finde als bei den Spielen von From Software. Ich soll das große Böse, das Mirakel, besiegen oder aufhalten. Zum Glück ist die Geschichte in Blasphemous 2 eher schnödes Beiwerk und nimmt wenig Raum ein, vielmehr wird großer Wert auf das Gameplay gelegt.

Und das Gameplay hat es in sich! Wie auch in Dark Souls sind hier die Kämpfe schwer und man sollte mit Bedacht vorangehen. Denn selbst Standardgegner können den Büßer mit 2-3 Schlägen töten. Blasphemous 2 ist ein Metroidvania wie es im Buche steht, wir erforschen die Welt, bekommen neue Fähigkeiten und schreiten immer weiter voran. Zumindest wenn die verdammt schweren Endgegner uns nicht zum Verzweifeln bringen. Und hier bekenne ich mich direkt schuldig im Sinne der Anklage, ich habe das Spiel nur zu etwa 50% durchgespielt. Blasphemous 2 hat mich gebrochen. Dabei dachte ich immer, mit Geduld und Schweiß kann man alles schaffen. Immerhin habe ich auch Sekiro durchgespielt, das für mich schwerste AAA aller Zeiten. Aber Blasphemous 2 hat mich eines Besseren gelehrt, denn 50 Versuche bei einem Endgegner wären hier noch untertrieben. Lesmes von der Gemeinschaft des unverweslichen Fleisches hat mich bis an den Rand der Verzweiflung gebracht. Dabei ist das Spiel keineswegs unfair, ganz im Gegenteil. Der Fehler lag immer bei mir, sei es weil ich den letzten Schlag noch unbedingt setzen wollte oder weil ich dachte, ich wüsste jetzt wie der Hase läuft. Blasphemous 2 ist hart, verdammt hart, dabei bleibt es „leider“ immer fair. Leider deswegen, weil es natürlich leichter für mich wäre meine Unfähigkeit dem Spiel zuzuschreiben, nicht mir selbst. 

Grafisch ist das Spiel sehr hübsch, sofern man das bei dem dunklen Grafikstil sagen kann. Im Kontext der düsteren Geschichte ist der Stil jedoch sehr passend, schöner kann ein Pixelspiel eigentlich kaum noch umgesetzt werden. Zudem gibt es sehr viele unterschiedlich aussende Gegenden, das hat mir sehr gut gefallen. Musikalisch hingegen dümpelt es eher vor sich hin und fällt weder negativ noch positiv auf. Leider hatte ich bei einem Bosskampf einige Ruckler drin, im Großen und Ganzen läuft Blasphemous 2 jedoch sehr flüssig und in meinem bisherigen Durchgang hatte ich auch keinen einzigen Bug. 

Anfangs startet das Spiel sehr gemächlich, die Waffe mit dem klangvollen Namen Ruego Al Alba, für die ich mich entschieden habe, schlägt langsam zu und das Bewegungsrepertoire ist im Vergleich zum späteren Spiel noch sehr eingeschränkt. Beim Erforschen der Landschaft fällt einem natürlich immer wieder auf, dass man bestimmte Orte noch nicht besuchen kann, da die Fähigkeiten noch fehlen. Wie üblich in dem Genre verlangt das Spiel Backtracking, das sich jedoch noch in Grenzen hält, da es zum Glück auch vereinzelt Teleporter gibt. So stirbt man sich fluchend zum zweiten Altar, der hier wie das Lagerfeuer in Dark Souls funktioniert. Die Gesundheit wird regeneriert, die Heilflaschen wieder aufgefüllt und zudem dient der Altar als Checkpoint. Im weiteren Verlauf bekommt man zwei weitere Waffen dazu, diese spielen sich komplett unterschiedlich. Andere Fähigkeiten, die Geschwindigkeit der Schläge und die Möglichkeit, die Waffen aufzuwerten. Denn anders als in ähnlichen Metroidvanias gibt es hier keine Erfahrungspunkte, hier kann man also nicht so lange grinden bis man stark genug ist, stattdessen investiert man im jeweiligen Skilltree die Punkte in die Waffen. Das Durchschalten der Waffen ist zum Glück mit einem Knopfdruck erledigt, das ist auch nötig da man im späteren Spielverlauf komplexe Sprungeinlagen vor sich hat, die eine schnelle Abfolge von Fähigkeiten abfragen. Man kann auch verschiedene Gebete kaufen und finden, diese dienen als eine Art Zauber mit unterschiedlichen Möglichkeiten. 

Ich hätte das Spiel natürlich liebend gerne durchgespielt, wenn meine Fähigkeiten besser gewesen wären. Denn ich hatte durchaus viel Spaß, konzentriert durch die Umgebungen zu laufen und auch die Euphorie, als ein sehr starker Endgegner endlich gefallen ist, war überschwänglich. Und ich habe mir auch fest vorgenommen mich durch das Spiel zu beissen, nur benötige ich dafür definitiv mehr Zeit, auch wenn Team 17 hier sehr vorbildlich gehandelt und früh den Reviewcode verschickt hat. Vielleicht auch im Wissen dass Leute wie ich das Spiel nicht an zwei Tagen durchspielen. Das, was ich bisher vom Spiel gesehen habe, macht definitiv Lust auf mehr und wenn es mir erlaubt sei, dann werde ich das Spiel unter Vorbehalt mit einer grünen Ampel bewerten. Unter Vorbehalt nicht weil ich denke dass Blasphemous 2 im weiteren Verlauf des Spiels schlechter wird, sondern weil es bestimmt Leser gibt, die eine fundierte Meinung nur akzeptieren, wenn man das Spiel durchgespielt hat.

Blasphemous 2 kann ich jedem nahelegen, der nicht genug von Metroidvanias bekommt und auch einer Herausforderung nicht abgeneigt ist. Es ist wunderschön, spielt sich wirklich sehr gut und bietet auch genug Raum, sich ohne Erfahrungspunkte zu verbessern. Und ist es nicht sowieso am schönsten, mit einem Spiel gemeinsam zu wachsen und zu sehen, wie man immer besser wird? Die Atmosphäre fühlt sich bedrohlich gut an und ich werde nicht ruhen, bis ich das Spiel geschlagen habe. 

Vielen Dank an Team 17 für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.