Star Ocean: The Divine Force (Review)

Ich spiele in der Regel gerne japanische Rollenspiele. Vor vielen Jahren bin ich auch auf die „Star Ocean“-Reihe von Square Enix gestoßen und habe mit dem vierten Teil angefangen. Lustigerweise spielt dieser im „Star Ocean“-Universum am frühesten. Die Menschheit erforscht mit neuer Technologien weit entfernte Welten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, oder so. Und im Spielverlauf besucht man mehrere Welten unterschiedlichen Entwicklungsstandes, von Fantasy-Mittelalter bis ferner Sci-Fi.
Der fünfte Teil hatte mich danach leider etwas enttäuscht. Nicht nur, dass man weitgehend nur auf einer Insel, beziehungsweise einem Planeten, des Sternenozeans unterwegs ist. Es fühlte sich auch sonst nicht so recht rund an. Sollte mich Star Ocean: The Divine Force nun wieder mehr überzeugen können? Ich hatte es zumindest im Vorfeld schon im Blick behalten.

Am Anfang Laeticias Geschichte. Nein, man hat keine Bonfire-Mechanik.

Zwei Protagonisten, eine Geschichte

Zu Beginn des Spiels hat man die Wahl zwischen zwei Protagonisten. In manchen Teilabschnitten trennt sich die Gruppe, man spielt dann nur die jeweilige Seite von Raymond oder Laeticia. Ich habe Laeticia gewählt.
Raymond ist Kapitän eines interstellaren Transportunternehmens vom Planeten Verguld. Dieser gehört nicht der Pangalaktischen Föderation an, dennoch kommt ein Angriff überraschend. Somit stürzt er auf dem eher mittelalterlichen Planeten Aster IV ab und wird von Crewmitgliedern getrennt.
Laeticia dagegen lebt auf Aster IV und ist Prinzessin des Königreichs Aucerius. Wegen anhaltender Spannungen mit dem angrenzenden Kaiserreich sucht sie einen der drei Weisen des Landes.

Schnell treffen die beiden zusammen und obwohl sie wortwörtlich aus unterschiedlichen Welten stammen, kooperieren sie. Ein Frachtstück von Raymonds Schiff entpuppt sich als hilfreicher Roboter D.U.M.A., der bei Erkundung und Kampf beiseite steht. Oder besser gesagt, schwebt. Die Gruppe wächst weiter an und auch Wendungen dürfen nicht fehlen. Ich fand die Geschichte unterhaltsam und spannend genug.

Eine Hand wäscht die andere.

Erkundung

Die Welt in Star Ocean: The Divine Force ist in unterschiedliche Teilgebiete unterteilt. Manche sind eng, andere dagegen recht weitläufig. Aber die Laufgeschwindigkeit ist angenehm hoch. Wie oben angedeutet, kann auch D.U.M.A. für Bewegung genutzt werden. Mit dessen Hilfe kann man kurze Strecken fliegen, und sanft hinabgleiten. Kniffelig wird das im Grunde nicht. Nur manche Kristalle, mit denen man die unterstützenden Fertigkeiten von D.U.M.A. verstärken kann, können etwas mehr Feingefühl verlangen. Allerdings herrscht kein Mangel. D.U.M.A. ermöglicht auch einen praktischen Umgebungsscan, der Schatztruhen und interagierbare Objekte markieren kann.

Ich kann fliegen! Ein bisschen.

Nahtlose Kämpfe in Echtzeit

Abgesehen von Storykämpfen sind Gegner in den Gebieten allesamt sichtbar. Wenn man entdeckt wird oder einen Überraschungsangriff schafft, beginnt der Kampf direkt ohne in einen extra Bereich überzugehen. Fliehen kann man aus normalen Kämpfen dann einfach, indem man weit genug wegläuft.

Man kämpft durch Einsatz von Fertigkeiten, die man auf drei Knöpfe verteilt zuweisen kann. Jeder Knopf hat dabei drei Slots für aufeinander folgende Nutzung, und das Halten des Knopfes ist ein weiterer Slot. Fertigkeiteneinsatz kostet unterschiedlich viel AP, die sich durch Abwarten recht schnell auffüllen. Man sollte etwas überlegen, welche Fertigkeiten man wo platziert. Das Halten habe ich dann für Buffs oder Heilung nützlich empfunden.

Interessanterweise setzen computergesteuerte Charaktere nur die zugewiesenen Fertigkeiten ein, was man zur Beeinflussung ihres Verhaltens nutzen kann. In seltenen Fällen könnte das beim Charakterwechsel stören, ich habe Charaktere nicht spezialisiert und hatte kein Problem damit.
Nach dem Kampf geht es erfreulicherweise direkt flüssig weiter. Erhaltene Erfahrungspunkte, Geld und Items werden nur beiläufig kurz eingeblendet. Das hält den Spielfluss aufrecht.

Sorry, Hercules.
D.U.M.A. im Kampf

Der hilfreiche Roboter ist auch im Kampf nützlich. Kombos und knappes Ausweichen füllen eine VA-Leiste. Diese kann man zum Blocken nutzen. Außerdem kann man damit Vanguard Attacks nutzen, die je nach Charakter kleinere Unterschiede haben. Gemeinsam ist das Zufliegen auf den Gegner. Wenn man dann durch Umlenken dessen Blickfeld verlässt, löst man einen nützlichen „Blindside“-Effekt aus. Entsprechend der Länge der VA-Leiste ist der Gegner handlungsunfähig und erleidet zudem doppelten Schaden. Starke Gegner können oft aber nur während bestimmten Angriffen in den Blindside-Zustand gebracht werden, es soll ja nicht zu einfach sein. Diese Phasen werden farblich hervorgehoben. Manche Gegner wie augenlose Würmer jedoch sind gänzlich immun gegen Blindside. Warum nur?


Erfolgreiche D.U.M.A.- Aktionen können die maximalen AP im Kampf nach und nach erhöhen, was längere und stärkere Kombos ermöglicht. Gegnerische Treffer senken das Maximum jedoch wieder schrittweise. Das war nur vereinzelt bei schlechtem Kämpfen meinerseits hinderlich.

Obwohl man in Echtzeit kämpft, sind schnelle Reflexe zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nicht sonderlich wichtig, zumal viele Angriffe lange Animationen haben. Teils nette Verdeutlichung, manchmal aber je nach betroffener Gegnerzahl etwas viel, sind Slow-Mo-Effekte z.B. durch Blindside.

Das sieht nicht gelungen aus.

Gear und Crafting

In Star Ocean: The Divine Force können Charaktere verschiedene Ausrüstungsstücke nutzen. Jeder Charakter hat eine eigene Waffenart, und kann nur bestimmte Arten von Rüstung tragen. Zusätzlich lassen sich zwei Accessoires ausrüsten, die diverse Effekte haben können.

Im Laufe des Spiels kann man verschiedene Craftingmethoden freischalten. Neben Items lässt sich so auch Ausrüstung herstellen. Bei letzterer kommt der Zufallsfaktor zum tragen, wodurch nicht immer etwas nützliches rauskommt. Außerdem sollte man die entsprechende Craftingfertigkeit des gewählten Charakters verbessert haben.

Gerade später lässt sich so starke Ausrüstung herstellen. Mit viel Zeit, Geduld und etwas Glück umso bessere. Aber auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist das für die Story nicht wirklich wichtig. Und da zum Beispiel elementarer Schaden anders berechnet wird, kann man auch mit höherem Verteidigungswert viel Schaden erleiden. Auch manche Statusveränderungen können dennoch gefährlich werden. Doch auch gegen diese kann natürlich manche Ausrüstung helfen.

Spiele beeinflusst von ihrer Zeit?

Fazit

Star Ocean: The Divine Force hat mir in den rund 50 Stunden zum Durchspielen der Geschichte gefallen. Das beinhaltet auch fast sämtliche Nebenquests. Die Story hat mich unterhalten und ich mochte die Gruppe. Die Musik ist wieder schön anzuhören. Das Kampfsystem ist solide und aktiv genug für mich.

Nach Storyabschluss gibt es noch etwas zusätzlichen Content, auch mit bekannten Gesichtern. Im Gegensatz zum vierten Teil hat man hier auch ein modernes Speichersystem ohne auf Speicherorte angewiesen zu sein. Außerdem ist es eher kompakt gehalten. Allerdings gibt es einen heftigen Schwierigkeitssprung zwischendrin im Extracontent, und selbst Herunterschalten der Schwierigkeit half nicht. Mit einem Plan (zugegebenermaßen nicht mein eigener) und etwas Craftingaufwand kann man den Grind zum Maximallevel aber fast schon absurd beschleunigen und den Extracontent recht schnell bewältigen.

Die Weltkarte. Meist ist Schnellreise möglich.

Weniger schön war die Performance auf meiner alten PlayStation 4 Slim. Auflösung und Framerate sind nicht sonderlich hoch und auch etwas instabil. Außerdem haben NPCs in Städten ein Pop-up-Problem. Teils stand ich schon direkt vor dem auf der Minimap gezeigten Charakter, bis er dann mal auftauchte. Wer hier empfindlicher ist, muss womöglich eine Wertungsstufe auf der Ampel abziehen oder auf stärkere Hardware setzen.

Insgesamt werde ich Star Ocean: The Divine Force wohl positiv in Erinnerung behalten und habe fast schon wieder Lust bekommen, Teil fünf nochmals zu spielen und zu sehen, wie mein Eindruck davon dann sein mag.

Getestet auf PlayStation 4.