STAR WARS Jedi: Survivor (Review)

Respawn gehört seit dem Vorgänger Fallen Order und der Kampagne von Titanfall 2 zu meinen absoluten Lieblingsentwicklern, umso gespannter war ich auf den zweiten Teil von Jedi. Bei Fallen Order gab es meiner Meinung vier große Kritikpunkte: Der Hauptcharakter war mir unsympathisch, die Karte hätte Respawn lieber komplett weggelassen, das erzwungene Backtracking war nervig und die Belohnungen waren keine, außer man braucht alle 5 Minuten einen neuen Poncho. Ansonsten war Fallen Order exakt mein Beuteschema und der Nachfolger hat keine leichte Aufgabe, diese großen Fussstapfen auszufüllen.

Da ich schon etwas älter bin fällt es mir nicht leicht, mich an die komplette Geschichte im Vorgänger zu erinnern, die kurze Zusammenfassung die man vor Spieleinstieg zu sehen bekommt ist zwar nett gemacht, aber inhaltlich leer. Da ich selbst keine Spoiler mag vermeide ich es ins Detail zu gehen. Die Geschichte ist wendungsreich, hat viele emotionale Momente, man bekommt Einblicke in die hohe Republik und hat toll geschriebene und tiefgründige Charaktere. Auch Cal ist reifer geworden und gefällt mir mittlerweile sehr gut. Es ist auch faszinierend wie Respawn es geschafft hat, die Geschichte so gut ins gesamte Universum zu verweben, es strahlt Star Wars praktisch aus jeder Pore und jedem Lüftungsschacht aus. Die eingesetzte Musik und die bekannten Soundeffekte tun ihr übriges für die gesamte Atmosphäre, selten ist mir das so besonders gut aufgefallen wie hier. 

Um es kurz zu machen: Jedi Survivor hat mich total abgeholt. ich liebe Souls und Soulslike, ich liebe Action-Adventures mit Metroidvania-Einschlag, ich liebe Parcoureinlagen und ich mag sogar manchmal Rätsel. All das hat das Spiel zu einem großen Ganzen verwoben, das Pacing ist ein Traum und es kommt nie Langeweile auf. Das Kampfsystem hat durch die 5 verschiedenen Lichtschwerter und diverse  Machtfähigkeiten sehr viel Abwechslung zu bieten. Es gibt  viele verschiedene Gegner die man taktisch individuell angreifen sollte, zumindest wenn man auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad oder höher spielt. Insgesamt gibt fünf verschiedenen Stufen, auf der ersten ist man praktisch unbesiegbar und ist besonders für die Menschen interessant, die keine Lust oder Zeit für Herausforderungen haben und lieber die Geschichte genießen. Ich persönlich habe es auf der mittleren durchgespielt und bin oft gestorben, war aber stets motiviert es noch mal zu versuchen. Erfahrungspunkte gibt es nicht, stattdessen sammelt man wie in Sekiro Fähigkeitspunkte. Hat man einen voll kann dieser nicht mehr verloren gehen, andererseits verliert man den Fortschritt zum nächsten beim Tod und muss sich diesen mühsam gegen den Feind zurück erkämpfen, der Cal auf dem Gewissen hat. Die Fähigkeitspunkte kann man wie aus anderen Spielen bekannt dann für neue oder verbesserte Fähigkeiten einsetzen, die hier in verschiedene Bäume unterteilt sind. Insbesondere der Flow hat mir beim Kämpfen sehr gut gefallen, durch einzelne Droiden schnetzelt man sich einfach durch, bei stärkeren Gegnern versucht man dann stattdessen, ihn mit der Macht zu sich zu ziehen oder wegzustossen, seine Haltung zu verringern und den Zeitpunkt für den Angriff genau zu timen. Cal kann auch Schüsse und Schläge parieren, aber wie schon bei Souls bin ich lieber immer wieder ausgewichen. Gelegentlich kämpft Cal auch nicht alleine, Merrin und der neue Charakter Bode sind in manchen Sequenzen unser Begleiter und sind dabei durchaus eine große Hilfe.

Am besten haben mir die Parkoureinlagen gefallen. Cal hat neue Moves gelernt, die einem Prince of Persia in nichts nachstehen. Er beherrscht den Doppelsprung, hat einen Greifhaken und  kann dashen, all diese Fähigkeiten sind auch bitter notwendig, da es sehr viele und teilweise sehr lange Einlagen gibt, die volle Konzentration erfordern. Aber wie auch beim Kampfsystem fühlt sich der Flow einfach richtig an, ist sehr gut in das Leveldesign eingepflegt worden und macht vor allem eines, sehr großen Spaß. Gelegentlich gibt es vereinzelte Tempel zu finden, die den Schreinen in Breath of the Wild gar nicht unähnlich sind, aber auch in der Hauptquest gibt es Rätsel, die nicht sofort, zumindest von mir, gelöst werden können. Neben der Hauptquest gibt es natürlich noch Nebenmissionen und ein Blumenbeet. Richtig gelesen, man kann man im Spiel auch ein Blumenbeet bepflanzen, dazu kann ich allerdings nicht viel sagen weil ich solche Aufgaben immer konsequent ignoriere. 

Meine am Anfang beschrieben Kritikpunkte am Vorgänger wurden beinahe komplett ausgemerzt. Es gibt viel weniger Backtracking, sehr gut designte Abkürzungen und das Wichtigste, ein Schnellreisesystem. Wenn es die Geschichte zulässt ist es praktisch immer möglich, sich von einem Meditationspunkt zu einem anderen zu teleportieren. Es gibt zum Glück auch bessere Belohnungen bei der Erforschung abseits der Pfade, neben den bekannten kosmetischen Accessoires gibt es neue Stimpaks, die zum Heilen benötigt werden und gelegentlich auch Items, die die Macht und die Gesundheit permanent verbessern. Man kann im Laufe der Geschichte mehrere Planeten ansteuern, derer es zwar nicht viele gibt, insbesondere Kobah ist aber riesig und bietet so viel thematische Abwechslung, dass es nicht mehr bedarf.

Die Technik im Spiel lässt mich zwiegespalten zurück. Es sieht sehr gut aus und hat viele schöne Panoramen, aber warum ruckelt es im Performancemodus um einiges mehr als im Grafikmodus? Dabei sieht der Performancemodus dazu noch absolut schrecklich aus, da hatte die selige Xbox360 viele schönere Spiele zu bieten. Ich weiß nicht ob und wann ein Patch kommt der sich der Sache annimmt, aber bis dahin kann ich jedem nur empfehlen, tunlichts die Finger vom Performancemodus zu lassen. Als 60Fps-Verfechter hatte ich aber im Grafikmodus keine Probleme, deswegen ziehe ich auch nichts von der Endnote ab. 

Jedi Survivor ist ein absolutes Brett! Für mich ist es Stand jetzt mein Spiel des Jahres und das beste Star Wars Spiel, das jemals erschienen ist. Respawn versteht einfach sein Handwerk und lässt mich lächelnd zurück. Ich habe innerhalb von 2,5 Tagen mehr als 20 Stunden mit dem Spiel verbracht und das nicht, um schnell den Test schreiben zu können sondern weil ich einfach so viel Spaß hatte. Es macht einfach Laune mit dem Lichtschwert zu kämpfen, die berühmten Soundeffekte zu hören, die schönen Orte zu genießen und wie der Prinz aus Persien Parkours abzulaufen und zu springen. Und wenn mir selbst die Rätsel in einem Spiel gefallen komme ich nicht umher, hier den Stempel zu geben. Hätte ich es auf einem PC gespielt würde meine Meinung was die Technik angeht wohl anders ausfallen, aber auf der Series X hatte ich keinerlei Probleme, abgesehen vom Performancemodus. 

Vielen Dank an EA für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.