Jurassic World Aftermath Collection (Review)

Artwork von Jurassic World Aftermath Collection

Ob sich der mittlerweile verstorbene Schriftsteller Michael Crichton 1990 nur ansatzweise vorstellen konnte, was über die Jahrzehnte aus seinem Roman Jurassic Park erwachsen würde? Sechs erfolgreiche Filme, insgesamt drei Bücher, eine animierte TV-Serie, zahlreiche Attraktionen in Vergnügungsparks und noch viel mehr Merchandise – kein Wunder, dass so viele Kinder (wie auch ich es tat und immer noch tue) auf Dinosaurier stehen. Selbstverständlich ist auch die Liste der Videospiel-Adaptionen lang. Und pünktlich zum Release von PlayStation VR 2 hatte ich nun die Möglichkeit, einen lang gehegten (Alb)traum nachzukommen. Doch wie sehr konnte mich mein Abenteuer in der Jurassic World Aftermath Collection wirklich fesseln?

Eine Frage des Überlebens in Jurassic World Aftermath

Der erste Roman des Franchise sowie der passende Film dazu waren eine spannende Geschichte darüber, wie die menschliche Hybris sich ihre Dämonen selbst erschaffen und (hoffentlich) daraus lernen kann. Dass die Menschheit leider nicht lernen kann, beweisen die zahlreichen Nachfolger. Aus Schrecken wurde Action und der anspruchsvolle Grundgedanke der Welt macht Platz für Zähne…viele Zähne!

Dem Trend des Franchises entgegengesetzt, versucht Jurassic World Aftermath wieder mehr den Schrecken eines solchen Szenarios einzufangen. In Anlehnung an Horrorspiele wie Alien Isolation geht es hier um das Überleben, ein Versteckspiel mit fürchterlichen Kreaturen, die uns als Mahlzeit betrachten. Durch großteils lineare Level steuern wir aus der Egoperspektive durch zerstörte Laborgebäude und versuchen dabei feindlichen Dinosauriern, allen voran den schlauen Velociraptoren, zu entkommen.

Screenshot aus Jurassic World Aftermath

Unsere Reise beginnt in einem Flugzeug auf dem Landeanflug auf Isla Nublar, der Heimat des wahren Jurassic Parks auf Anlage A (Nerdwissen, yeah!). Doch wie so oft in dieser Welt, macht uns der erste Dino schnell das Leben schwer. Ein Pterodactylus verteidigt sein Revier und holt uns vom Himmel. Wir überleben den Absturz, unser Pilot hingegen wird vor unseren Augen von einem Tyrannosaurus Rex gefressen. Guten Appetit!

Dies alles passiert direkt zu Beginn von Jurassic World Aftermath, doch erst danach beginnt das eigentliche Spiel. Wir werden von einer Kollegin kontaktiert, denn trotz Absturz bleibt unser Missionsziel gleich: Auf der Insel befinden sich wichtige Daten, die wir dringend benötigen. Darum gilt es für uns, den Weg dorthin zu finden und dabei den gefräßigen Vertretern des Jurassic Parks zu entkommen.

Ein Schrecken, der sich schnell verflüchtigt

In den ersten Spielstunden war ich recht angespannt. Ich bin kein großer Horrorfan und gerade in VR schaffen es selbst die putzigen Compys mir einen leichten Schauer über den Rücken zu jagen. Sich vor Raptoren zu verstecken, diese auf unterschiedlichste Weise abzulenken, war interessant und es liefert die Prämisse des Spiels ab. Zudem gibt es zahlreiche Anlehnungen an andere Charaktere des Franchises, weshalb das Spiel gerade Fans ein Lächeln aufs Gesicht zaubern dürfte.

Doch nach einiger Zeit stellten sich Probleme ein und die Anspannung verflüchtigte sich. Die KI der Raptoren ist stellenweise sehr der einer Eintagsfliege ähnlich. Kaum habe ich mich in einem Schrank versteckt, haben sie mich trotz Blickkontakt schnell verloren. Zugegeben, ich habe auch irgendwann lieber die schöne Cel-Shading-Ästhetik der Level bewundert, aber ich darf das auch. Meine Gegner sollten mich fressen wollen.

Screenshot aus Jurassic World
Nom nom!

Doch auch sonst hat sich Jurassic World Aftermath schnell seines Schreckens entledigt. Die Level bestehen in der Regel darin, kleinere Erkundungsrätsel zu bewältigen und den korrekten Weg zu finden. Treffen wir dann auf die Dinosaurier, wechselt es in ein weitestgehend einfaches und repetitives Versteckspiel. Manchmal reicht es auszuharren und im richtigen Moment vorbeizuschleichen. Und manchmal können wir Ablenkungsstrategien nutzen. Der Horror der anfänglichen Anspannung macht schnell Ernüchterung und zeitweise Frustration breit, wenn Gegner nicht mehr als Bedrohung, sondern nur noch als Quälgeister betrachtet werden.

Potenzial war da

Jurassic World Aftermath hat eigentlich gute Bedingungen, um recht einzigartig innerhalb des Franchise zu sein. Der comichafte Artstyle und die Rückwendung dahin, dass Dinosaurier Schrecken und Wunder zugleich sind, passt gut. Auf diese Weise und auch dank der Fanservice-Momente wirkt das Spiel nach einer sinnvollen Ergänzung des Franchise. Leider stellt sich der Titel selbst ein Bein, wenn das Spieldesign über seine Grundidee kaum herauskommt. Gerade vor dem Hintergrund der Gegner-KI sowie das zähe Leveldesign sind auf der Länge des Spiels frustrierend und wenig Spaß-fördernd. Eventuell hätte Jurassic World Aftermath eine fokussiertere Spielzeit gut getan. Denn Ansätze sind stellenweise da, doch der große “Saurier Rumms” ist es nicht geworden.

Den Jurassic Park via PlayStation VR 2 auf PlayStation 5 besucht. Ein herzlicher Dank geht an Coatsink für die Bereitstellung des Mustercodes.