Scars Above (Review)

Die Frage, ob wir Menschen alleine im Universum sind, ist eine der größten ungeklärten seit langer Zeit. In Scars Above, dem neuesten Spiel der Mad Head Studios, ist diese jedoch schnell geklärt, als ein gigantisches Objekt im Orbit auftaucht. Natürlich wird ein Forschungsteam in den Weltraum geschickt, dass das Gebilde, im Spiel Metaeder genannt, untersuchen soll. Unsere Protagonistin ist Dr. Kate Ward, ihres Zeichens eine hoch qualifizierte Wissenschaftlerin, die sich mit drei anderen Menschen ins Weltall aufmacht, um das Rätsel des Metaeders zu lösen. Natürlich läuft nicht alles wie geplant und der Metaeder zieht die Scar-Mannschaft samt Raumschiff durchs Weltall und sie notlanden auf einem fremden Planeten. Kate wacht alleine auf und sieht sich mit einem feindlichen Planeten konfrontiert, komplett auf sich alleine gestellt. Alleine macht sie sich auf den Weg, die Geheimnisse des Planeten zu erforschen und den Rest der Mannschaft zu finden.

Es fällt mir schwer, Scars Above in ein enges Genrekorsett zu stecken. Immerhin hat es viele Einflüsse diverser Spiele zu einem Spiel verschmolzen. Kate wacht nach ihrem Tod immer wieder an einer Säule auf, diese Mechanik kennt man natürlich besonders aus den Spielen von From Software. Die Entwickler haben sich aber viel Mühe gegeben und im weiteren Spielverlauf werden viele Geheimnisse gelüftet. Warum kann Kate nicht sterben, wer ist diese mysteriöse Erscheinung die Kate anscheinend helfen will und was hat es mit dem Metaeder eigentlich auf sich? Alle diese Fragen werden beantwortet und ergeben ein großes Ganzes, was ich natürlich aus Spoilergründen hier nicht näher erläutern werde. Neben der Geschichte gibt es auch Rätsel spielerischer Art, auf den höheren Schwierigkeitsgraden muss man sogar geschickt die Elemente nutzen, die uns zur Verfügung stehen, um die diversen Gegner zu besiegen, die beileibe kein Fallobst sind. Scars Above ist nämlich sehr anspruchsvoll in den Kämpfen, einfach nur durchballern wird hier nicht funktionieren. Viele Gegner haben Schwachpunkte, die man überhaupt erst rausfinden muss. Zu diesem Zweck gibt es mehrere Waffen die alle auf einem Element basieren, zudem die Nahkampfwaffe und viele Gerätschaften, die man im Laufe des Spiels bekommt. Auch die Umgebung muss gut studiert werden, ansonsten läuft man gedankenlos ins Wasser und außerirdische Würmer fressen Kate auf.

Als Beispiel sei hier das oben genannte Wasser genannt. Der Zielmarker führt uns geradeaus durch die Würmer, was Kate aber nicht überleben würde. Also geht sie einen Umweg und findet mit ihren Analysefähigkeiten heraus, wie sie eine neue Waffe mit Hilfe eines toten Außerirdischen herstellen kann. Die Analyse läuft hierbei nicht automatisch ab, wir müssen Kate hierbei helfen, damit sie ihre Schlüsse ziehen kann. Mit dieser neuen Waffe sind wir nun sowohl in der Lage Gegner einfrieren zu lassen und somit zu verlangsamen, als auch durch das Gefrieren des Wassers endlich zum nächsten Zielpunkt zu kommen. Mitten im Spiel gibt es sogar einen kleinen Dungeon, der natürlich nicht so komplex wie einer aus Zelda ist, aber in dem ich doch eine gewisse Zeit festgesteckt habe. Erfahrungspunkte gibt es in Scars Above übrigens nicht, stattdessen bekommt man durch Analysen besiegter Gegner und Finden von Wissenswürfeln die Möglichkeit, seine Fähigkeiten auszubauen. Zudem findet man immer wieder neue Geräte wie ein Gravitationsfeld, eine Flächengranate oder eine Möglichkeit, Gegner durch Hologramme abzulenken. Trotz all dieser Hilfe habe ich viele Bereiche und Gegner mehrmals probieren müssen, da Scars Above hier keine Gefangenen macht sondern von uns erwartet, dass wir uns mit dem System auseindersetzen und dementsprechend unsere Strategie anpassen.

Grafisch ist das Spiel gefällig, aber leider zu abwechslungsarm. Bis auf ein paar Ausnahmen ist es sehr düster, darauf muss man natürlich Lust haben. Wer bunte Welten liebt ist hier auf jeden Fall im falschen Spiel. Dafür ruckelt es auf der Series X, auf der ich das Spiel getestet habe, im Spiel gar nicht, merkwürdigerweise jedoch beim Anfang von Zwischensequenzen. Auch Bugs sind mir bis auf einen nicht begegnet, dieser war jedoch so schwerwiegend dass ich erst mal im Spiel nicht weiter kam, weil eine bestimmte Sequenz nicht getriggert wurde. Nach einer Neuinstallation ging es jedoch zum Glück weiter und ich konnte Scars Above durchspielen. Die Gegnervielfalt könnte größer sein, oft sind es die selben Monster mit anderen Elementen, dafür sind die wenigen Bosskämpfe schön wuchtig. Wenn die Musik in seltenen Fällen eingespielt wird hat sie mir sehr gut gefallen, auch die Soundeffekte und die deutsche Sprachausgabe sind sehr kompetent gemacht. Das Spiel reißt grafisch natürlich keine Bäume aus und ist nicht auf einem Produktionsniveau von einem God of War, aber das sind die wenigsten Spiele. Da ich das Spiel noch vor dem obligatorischen Day1-Patch durchgespielt habe vermute ich, der besagte Bug wird in der Endversion nicht auftauchen, ansonsten läuft Scars Above sehr gut.

Spielerisch habe ich bis auf einige Schwierigkeitsspitzen nicht viel auszusetzen, die Mischung aus Kampf, Erkundung und Rätsel hat mir sehr gut gefallen und auch die Länge des Spiels, dessen Kampagne ich auf etwa 8-10 Stunden schätzen würde, ist perfekt. Die Geschichte hat mir auch nach einigem Frust dabei geholfen, nicht das Gamepad zur Seite zu legen sondern dranzubleiben, um hinter die Geheimnisse zu kommen und den Abspann sehen zu können. Für Freunde der sogenannten AA-Titel, die es heute ja leider immer seltener gibt, ist Scars Above ein empfehlenswerter Titel. Das Pacing ist sehr gut, die Technik und das Gameplay haben mir gefallen, einzig für Menschen die nur bunte Welten mögen oder die nicht frustresistent sind, ist das Spiel wohl nicht so gut geeignet. Alle anderen sollten dem Spiel eine Chance geben.

Vielen Dank an Prime Matter  für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series X.