Wanted: Dead (Review)

Actionreiche Spiele im Nahkampf erregen oft mein Interesse. Auch Third-Person-Shooter mit Deckungsmechanik habe ich so manche gespielt. Wanted: Dead, veröffentlicht von 110 Industries, bietet eine Mischung aus beidem an. Bekannter ist ja eigentlich der Spruch Wanted: Dead or Alive, womit ich einen Bogen schlage. Denn es sind auch Entwickler beteiligt, die schon an Dead or Alive gearbeitet haben. Außerdem auch an Ninja Gaiden, in dem wie auch in Wanted: Dead nun Gliedmaßen abge- und Körper zertrennt werden. Ich habe mich durch das Spiel geschnetzelt und geballert, aber mich auch optionalen ruhigeren Momenten gewidmet.

Im Gefängnis.

Story

Auch wenn Wanted: Dead laut Texten im Spiel wohl im August 2022 spielen soll, ist in dieser Welt die Geschichte etwas anders abgelaufen. Robotik ist fortgeschritten und es gibt menschenähnliche Arbeitsroboter. Außerdem fand ein großer Krieg statt, und nun arbeiten teils auch Verbrecher im Sicherheitssektor. Darunter die Zombie Unit der Polizei in Hongkong, der die Protagonistin Hannah Stone angehört. Die Personen des Spiels stammen übrigens trotz des Schauplatzes in überwältigender Mehrheit eher dem westlichen Teil der Welt, aber darauf wird nicht besonders Bezug genommen. Im Mittelpunkt stehen akutere Ereignisse, die mit dem Angriff auf ein großes Technik-Unternehmen in der Robotikindustrie beginnen.

Ich möchte hier nicht allzu sehr auf die Geschichte eingehen, die Action steht im Vordergrund. Die Szenen halten sich angenehm knapp, lassen aber etwas Raum für Charakterisierung. Die Truppe um Hannah Stone besteht nicht unbedingt nur aus Charmebolzen, aber es wird nicht zu extrem. Ein kleinerer Teil der Szenen besteht übrigens aus Animesequenzen. Abseits der Story lassen sich auch echte Filmaufnahmen einer fiktiven Kochshow freischalten.

Shooter-Gameplay möglich, solange Munition reicht.

Actionabschnitte

Okay, vielleicht hätte der Story-Abschnitt gerade etwas kürzer sein können. Nun komme ich endlich zur Action. Die Actionabschnitte in Wanted: Dead sind weitgehend linear, man sollte sich also nicht verlaufen. Wer möchte, kann dabei aber neben der Action und teilweise auch kurzen Szenen das ein oder andere Schriftstück einsammeln.

Offensive

Hannah hat zwei Waffen zur unbegrenzten Nutzung, ein Katana und eine Pistole. Mit diesen kann man simpel Kombos ausführen und muss sich keine komplexen Folgen merken. Für mich ging das gut von der Hand. Angriffe des Katanas können manchmal Gliedmaßen abtrennen oder Gegner beim Töten zerteilen. Auch an Hannah bleibt bisweilen viel Blut haften, das stört sie jedoch nicht. Die Pistole nutzt Hannah ohne manuelles Zielen und auch in Kombos flüssig. Sie fügt meinem Eindruck nach nicht allzu viel Schaden zu und dient eher dem Unterbrechen von Gegnern. Vor allem bei rotem Aufblitzen und Warnton bei Angriffen sollte man schnell die Pistole benutzen, um den Angriff zu stoppen. Denn diese Angriffe lassen sich standardmäßig nicht mit dem Schwert blocken oder parieren. Und wer möchte versuchen auszuweichen, wenn es bessere Alternativen gibt? Hannah schafft das, genug Reichweite vorausgesetzt, sogar bei Gegnern außerhalb des Bildschirms.

Cut!

Für die im Kampf jederzeit mögliche Third-Person-Shooteraction hat Hannah einerseits ihr Gewehr, andererseits kann sie eine weitere Waffe aufsammeln. Diese beiden Arten benötigen die passende Munition und haben begrenzt viel im Magazin. Man kann an vielen Stellen Deckung nutzen, was meiner Auffassung nach flüssig funktioniert. Hannah ging flott in Deckung, wenn gewünscht, und blieb auch nie „kleben“, wenn sie sie verlassen sollte.

Heilung und Niederlagen

Zum Heilen gibt es einerseits begrenzte Stimpacks, die man nur selten findet. Aber farblich markierter Schaden lässt sich eine Zeit lang schrittweise mit Nahkampfangriffen heilen. Finisher an gestunnten Gegnern füllen diesen Bereich gleich vollständig. Allerdings sollte man sich meiner Erfahrung nach dennoch nicht so oft treffen lassen. So einige Tode trafen Hannah schon auf dem Schwierigkeitsgrad Normal.

Doc, mir geht es nicht so gut.

Es gibt übrigens noch einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad zur Wahl, wenn man anfangs dennoch oft genug besiegt wird. Das kannte ich aus einem Ninja Gaiden und musste es hier aber darauf anlegen. Allerdings trägt Hannah dann für den Rest des Durchlaufs ein Zeichen dieser Schande. Das solltet ihr beachten, wenn ihr Bildmaterial eurer angeblichen Fertigkeiten zeigen möchtet.

Zwischen Checkpoints kann Hannah einmal von ihrem Teamkollegen „Doc“ wiederbelebt werden. Ansonsten geht es zurück zum letzten Checkpoint. Diese sind meist an einer Drone, die Gesundheit, Stimpacks und Munition auffüllt. Außerdem lassen sich Hannahs Gewehr und die Pistole dort mit Einzelteilen etwas anpassen. So kann man zum Beispiel mehr Schaden anrichten, aber das Gewehr verzieht nach dem Schuss stärker.

Dank Pistole eigentlich nicht nötig, aber warum nicht.

Nützliche Skills lernen

Wanted: Dead verfügt über einen Skilltree mit drei Unterteilungen in Offense, Defense und Support. Hier kann man hauptsächlich im Kampf erhaltene Skillpunkte für Verbesserungen und neue Moves ausgeben. Zum Beispiel für Gegenangriffe nach Parieren. Man kann auch Blocken stabiler und Parieren leichter machen. Zudem kann man für jedes der drei anderen Teammitglieder je einen Skill freischalten. Es gibt auch Granaten freizuschalten, deren Einsatz zwischen Checkpoints aber gut überlegt sein sollte. Zwischendurch habe ich nach eigener Priorität gewählt, konnte im Spielverlauf aber alle Skills freischalten.

Durchatmen im Hauptquartier

Zwischen den Actionabschnitten und Storysequenzen hält man sich im Polizeirevier auf. Dieses besteht aus mehreren Stockwerken, vielerlei Leute haben bei Bedarf kurze Texte, darunter auch kritische Kommentare in Richtung der Zombie Unit.

Die haben sich eben der Festnahme gewaltsam widersetzt.

Außerdem kann man sich nach und nach diversen Minispielen widmen. So gibt es zum Beispiel ein Crane Game, bei dem meine unguten Erfahrungen aus der Yakuza-Reihe wieder aufleben durften. Die Teile sind einfach nicht für schnelle Erfolge gemacht. In Wanted: Dead gibt es einiges im Crane Game zu erspielen. So zum Beispiel Sammelfiguren und oben erwähnte Kochvideos. Aber auch neue Musik für eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit, dem Essen von Ramen. Spielerisch gestaltet sich das als Rhythmus-Minispiel. Für meine Fähigkeiten wird es leider bei der dritten Schüssel zu viel. Man darf sich aber auch am Schießstand beweisen und vorgegebene oder eigene Highscores schlagen. Ich brauchte teils doch einige Versuche und Experimentieren mit Waffen dafür, bin aber auch kein Shooterprofi.

Essen als Rhythmus-Spiel.

Nicht unerwähnt bleiben soll hier Space Runaway, ein Weltraum-Shooter im Retrostil. Dieser hat sogar eine eigene Veröffentlichung erhalten und ist auf Steam kostenlos verfügbar. Mir persönlich ist er allerdings zu schwer, Fans des Genres dürften mehr Freude daran haben. Die Minispiele sind außerdem im Hauptmenü des Spiels verfügbar. Gut, wenn man zwischendurch Lust darauf hat und bei den Spielständen gerade unterwegs wäre.

Fazit

Wanted: Dead hat mich insgesamt gut unterhalten. Die Action ging mir gut von der Hand, auch der Wechsel von Slasher- und Shooter-Gameplay gelingt flüssig. Den normalen Schwierigkeitsgrad empfinde ich größtenteils als gut machbar. Nur vereinzelt hätte ich mir wegen vieler Gegner einen zusätzlichen Checkpoint dazwischen gewünscht, um Schwierigkeitsspitzen zu glätten. Wer mehr Herausforderung möchte, kann auf Hard anfangen. Der höchste Schwierigkeitsgrad muss jedoch erst durch das Durchspielen freigeschaltet werden und heißt humorvoll „Japanese Hard“. Da sah ich beim kurzen Reinschnuppern schon gleich am Anfang kein Land.

Katze!

Die Story würde ich persönlich zwar nicht als besonderen Pluspunkt sehen, nimmt passend für ein Actionspiel aber auch nicht zuviel Raum ein. Die Charaktere verursachen glücklicherweise auch nicht wirklich das Gefühl, man würde Schwerverbrecher spielen. Nun ja, Kollateralschäden an der Umgebung und in der Regel keine Gefangenen zu nehmen ist aber nicht unbedingt vorbildlich. Die Minispiele bieten noch zusätzliche optionale Abwechslung. Ich hätte aber auch noch mehr Actionabschnitte gern gespielt.

Vielen Dank an 110 Industries für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Xbox Series S.