A Space for the Unbound (Review)

A Space for the Unbound ist ein emotionales Slice of Life-Adventure im ländlichen Indonesien der Neunziger. Das 2D-Pixelspiel zeichnet ein eindrückliches Bild des Lebens in Loka City. Na gut, die übernatürlichen Fähigkeiten machen das Setting vielleicht etwas weniger authentisch, bieten dafür aber Raum für einige Rätsel. Aber das Wichtigste sind natürlich die Katzen. Es gibt so viele von ihnen! Und ich kann für (fast) alle Spitznamen aussuchen!

Space Dive

Eins vorweg: A Space for the Unbound behandelt Themen wie Depression, Mobbing und Suizid. Mir haben in einzelnen Momenten die Katzen schwer zu schaffen gemacht. Das sollte euch vor dem Spielen bewusst sein.

Das Spiel verfolgt die Geschichte von Atma und seiner Freundin Raya. Während sie selbst übernatürliche Fähigkeiten hat, nutzt er ein Notizbuch, um in die Gedankenwelt anderer Personen einzutauchen. Diese Fähigkeit ist der Space Dive. Meist geht es darum, diesen Personen zu helfen, doch manchmal handelt Atma auch aus eigennützigen Zwecken. Ähnlich wie in Persona 5 Royal, stellen sich die Figuren auch hier die Frage, ob sie das überhaupt tun sollen. Letztlich, wie sollte es auch anders sein, lässt es sich aber nicht vermeiden.

Atma ist ein ziemlich verwirrter, scheinbar vergesslicher junger Mann, der die High School in Loka City besucht. Er träumt bisweilen von einem kleinen Mädchen, was ein wenig bedenklich wirkt, aber an sich in Ordnung ist. Diesem Mädchen, Nirmala, hilft er dabei, eine Geschichte zu erzählen. Gleichzeitig ist er sich nicht sicher, ob sie überhaupt echt ist.

Wie peinlich!

Doch Atma hat kaum Gelegenheit, sich viele Gedanken über Nirmala zu machen. Bei einem Date mit seiner Freundin kommt es zu einem mysteriösen Zwischenfall. Menschen verhalten sich merkwürdig und brauchen Hilfe. Doch da fangen die Probleme erst an. Etwas bringt das idyllische Leben in der Kleinstadt völlig durcheinander, manche Person glaubt sogar an den Weltuntergang. Atma gibt sein Bestes, mit dem Space Dive zu helfen. Dazwischen löst er auch ganz irdische Probleme und sucht nach Kuchen, Zigaretten und Futternäpfen für Katzen. Das Internet hat er zudem nicht in seiner Hosentasche, sondern muss dafür ein Internetcafé aufsuchen. Und wie funktioniert das überhaupt?

Bucket List

Da die Hauptfiguren in A Space for the Unbound Jugendliche sind, darf ein schulischer Blick in ihre Zukunft nicht fehlen. Ihr wisst schon, Karrierewünsche und dergleichen. Atma hat überhaupt keine Vorstellungen von seiner Zukunft und Musterschülerin Raya keine Lust, sich in eine Karriere drängen zu lassen. Stattdessen erstellen die beiden eine gemeinsame Bucket List. Einige der Vorhaben werden zu optionalen Nebenaufgaben wie die Suche nach Kronkorken oder Katzen. Andere sind Teil der Story. 

Den einen oder anderen Punkt gehen sie auch gemeinsam an. Schließlich ist das eine gemeinsame Liste. Während ich anfangs kaum das Gefühl hatte, dass die beiden etwas verbinden würde, hatten sie so zunehmend gemeinsame Momente. Lange Zeit kam mir die Beziehung leider ähnlich unnahbar vor wie die von Eda und Owl in When the Past was Around, das ebenfalls von Mojiken Studio stammt. Allein durch die längere Spielzeit (rund 10 Stunden) geht die Beziehung von Atma und Raya allerdings mehr in die Tiefe. Die musikalische Untermalung gefällt mir auch hier.

Atma sorgt sich zunehmend um seine Freundin, die mit der Nutzung ihrer Fähigkeiten schwächer wird. Und zunehmend fragwürdige Entscheidungen trifft. Da Raya seine Freundin ist, kommt aufhalten nicht infrage, stattdessen will er ihr helfen. Dabei beweist er ziemlich viel Geduld. Gut, dass sich Raya auf ihn verlassen kann.

Rätsel

Denn es könnte auch ganz anders aussehen, wenn Atma nicht so gut Rätsel lösen könnte. Mal sucht er nach einem bestimmten Gegenstand oder muss erst herausfinden, was er braucht. Mal sucht er Kombinationen für Schlösser, weil ein Schlüssel nicht ausreicht. Sogar eine Matheaufgabe ist dabei. Mit Papier und Stift waren die Gleichungen für mich kein Problem und eine gelungene Abwechslung zu den anderen Rätseln.

Denn hin und wieder wiederholt sich der Aufbu der Quests deutlich. Atma möchte ein Ziel erreichen, für das er in der Stadt drei Gegenstände oder Orte finden muss. Umschauen hilft dabei sehr. Einer der drei Abschnitte ist dann meist in eine oder mehrere weitere Aufgaben gegliedert. Teils handelt es sich um Backtracking (im Genre kaum vermeidbar und nur manchmal etwas nervig). Mal benötigt Atma den Space Dive (oder muss eine Gedankenwelt wieder verlassen). Insgesamt sind die Aufgaben abwechslungsreich in dem Rahmen, dass Atma bestimmte Orte aufsuchen muss, das Schema wirkt aber auf Dauer etwas repetitiv. 

Innerhalb der Gedankenwelten gilt es, das Problem der entsprechenden Person zu lösen. Sei es ein Junge, der vor lauter Schokolade vergisst, was ihm ebenfalls schmeckt, oder ein Mann, der vor lauter Stress nicht schlafen kann. Hin und wieder ist nicht gleich ersichtlich, welchen Gegenstand Atma wo benutzen muss, oft sind aber auch nur einzelne Gegenstände im Rahmen eines Rätsels zu finden, was die Optionen einschränkt.

Wenn das Umschauen und Atmas Kommentare oder Aussagen von anderen nicht helfen, dann ist ausprobieren also auch oft möglich. Jedenfalls, wenn es nicht gerade um Zahlenreihen mit zu vielen Kombinationen geht. Oft hilft aber auch schon, das Rätsel für einen Moment zurückzulassen und einige Bildschirme weiter nach Hinweisen oder Items zu suchen. So hing ich selten länger an einem Rätsel fest.

KATZE!
Das ist ja wie in einem Videospiel!

Herumlaufen und mit Gegenständen oder Leuten interagieren, ist jedoch nicht alles, was Atma in A Space for the Unbound tun kann. Stealth-Abschnitte wechseln sich mit Kämpfen ab und auch Hundespielzeug kann er werfen.

Die Stealth-Abschnitte sind eher rudimentär und dadurch nicht allzu schwierig, um dem Fortschritt nicht allzu sehr herauszuzögern. Lehrer oder andere Wesen drehen sich nach einer Warnung um. Dann muss Atma hinter einem Sichtschutz knien, um nicht entdeckt zu werden. Dazwischen schleicht er langsam von einem Sichtschutz zum nächsten. Bisweilen schauen sich diejenigen, vor denen Atma sich versteckt, etwas zu lange um, also solltet ihr nicht zu ungeduldig sein.

Beim Kämpfen gilt es, bestimmte Tastenfolgen zu drücken, die auf dem Bildschirm angezeigt werden. Außerhalb eines Minispiels in der Arcade werden die Tastenfolgen nicht besonders komplex, sind aber dennoch quasi Quick Time Events. Darüber hinaus blockt Atma, indem man im richtigen Moment einen Knopf drückt. In einer Sequenz häufen sich die Kämpfe, doch bis dahin treten sie nur vereinzelt auf. Insgesamt sind sie gut in die Handlung eingebunden, was jedoch nicht verhindert, dass die Frequenz mich teilweise gestört hat, weil sie mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht haben. 

Nirmalas Geschichte.
Fazit

Ich war in den Neunzigern nicht in Indonesien, A Space for the Unbound zeichnet jedoch ein detailliertes Bild vom alltäglichen Leben der Menschen dort zu jener Zeit. Die persönlichen Probleme der Jugendlichen, Musikstile, Orte wie das Internetcafé. Ein wenig indonesische Geschichte. Hin und wieder gibt es surreale Momente. Das Pacing ist eher gemächlich, bis im großen Finale besonders viel passiert. Auch dadurch wirkt das Ende stark nach. 

Mojiken Studio schafft den Spagat zwischen Slice of Life und übernatürlicher Bedrohung. Loka City wirkt plastisch und lebendig. Jedenfalls, bis der Ort immer wieder durchgerüttelt wird, wodurch der Kontrast besonders deutlich wird. 

Einzig die Rätsel ziehen sich manchmal etwas zu sehr in die Länge durch die Unterteilung in immer mehr Unteraufgaben. Atma kämpft zudem punktuell zu häufig. Die besondere Stärke von A Space for the Unbound ist daher die Geschichte, die den Fokus auf Emotionen legt. Wer eine Geschichte sucht, die ans Herz geht, wird in diesem Spiel fündig. Außerdem, wann könnt ihr schon mal so viele Katzen streicheln?

Herzlichen Dank an Chorus Worldwide Games für die Bereitstellung des Testmusters. Katzen benannt auf Nintendo Switch.