Milk inside and outside a bag of milk (Review)

Artwork zu Milk inside a bag of milk inside a bag of milk an milk outside a bag of milk outside a bag of milk

Als vor wenigen Wochen die Musteranfrage für Milk inside a bag of milk inside a bag of milk and milk outside a bag of milk outside a bag of milk verfügbar war, bin ich allein durch diesen abstrusen Titel fasziniert gewesen. Ich habe mir nichts angeschaut, keine Ahnung vom Inhalt, geschweige denn welches Genre das Spiel hat. In meinem Kopf habe ich mir zahlreiche milchige Wortspiele ausgedacht, um diese letzten Endes in diesem Review erschöpfend über den Text zu schütten. Doch dieses Doppelpack zweier Visual Novels hat mir nach nur wenigen Augenblicken gezeigt, dass dies wohl den Spielen keineswegs gerecht wird. Ganz im Gegenteil: Ich war mehr als nur überrascht, was die beiden Spiele für mich auf Lager haben würden.

Milk inside a bag of milk…

Der erste Titel der Milk-Spiele ist eine sehr kurze Visual Novel, die 2020 erstmals auf dem Markt erschien. Gerade einmal eine halbe Stunde brauchte ich, um beide Enden zu erspielen, und das Adventure fällt somit in eine ähnliche Short Game-Kategorie wie The Supper. Während allerdings The Supper spielerisch ein Point’n’Click-Adventure war, fehlen abseits vereinzelter Entscheidungen die spielerischen Elemente in Milk inside a bag of milk.

Screenshot aus Milk inside a bag of milk inside a bag of milk

Hier begleiten wir ein Mädchen auf dem Weg in einen Supermarkt, um für die Mutter eine Tüte Milch zu kaufen. Sie stellt sich vor, die Protagonistin einer Visual Novel zu sein, weswegen wir ihre Gedanken auch direkt lesen können. Hin und wieder redet sie mit einer Stimme, deren Aussagen wir auswählen können. Auf diese Weise helfen wir ihr, den Einkauf schadlos zu überstehen.

Das Spiel wirft enorm ernste Thematiken auf, denn das Mädchen leidet offenbar an einer nicht näher genannten psychischen Störung. Im Grunde versucht hier Milk inside a bag of milk ähnlich wie das weitaus höher budgetierte Hellblade: Senua’s Sacrifice durch akustische, aber auch visuelle Elemente, sich dem Thema atmosphärisch anzunähern. Dies gelingt meiner Ansicht nach nur sehr bedingt. In dieser Hinsicht funktionierte der Bruch der vierten Mauer im Laufe des Spiels weitaus effektiver. Insgesamt ist Milk inside a bag of milk ein sehr spannendes Konzept gewesen, was aber aufgrund seines Umfangs und der fehlenden spielerischen sowie narrativen Tiefe sehr wenig Argumente für den Kauf liefert.

Milk outside a bag of milk…

Der Nachfolger hingegen ist im Vergleich in vielerlei Hinsicht optimiert. Die Optik weist ein höheres Budget auf und wechselt von der aus dem Erstling bekannten Ansicht zu einer sehr hübschen Pixelgrafik, aber auch Anime-Sequenzen hin und her. Milk outside a bag of milk ist zudem mit einer knappen Stunde sowie mehreren Enden weitaus länger. 

Screenshot aus Milk outside a bag of milk outside a bag of milk

Milk outside a bag of milk knüpft inhaltlich an den Vorgänger an. Die Milch steht nun auf dem Tisch in der Küche, doch trotz des Erfolges ist das Mädchen selbstverständlich von den Dämonen, die sie quälen, nicht befreit. Erneut aus ihrer Perspektive erleben wir, wie sie versucht, ihre Schlaflosigkeit zu überwinden. Dies gelingt ihr allerdings nicht so gut, denn imaginäre Glühwürmchen haben sich im Chaos ihres Zimmers versteckt. Wir unterstützen das Mädchen auf ihrer Suche und lernen auf diese Weise mehr über ihre Vergangenheit und ihre Art die Welt zu sehen.

Die tiefere Ebene, die sich im Vorgänger angedeutet hat, ist auch in Milk outside a bag of milk präsent. Dennoch erweckte mir das Spiel den Eindruck, dass es nicht gänzlich wusste, wo der zweite Teil hin will. Manche Dinge sind klarer, manche verklausulierter. Den Rahmen der Haupthandlung bilden vereinzelte Horrorelemente, die von der akustischen Untermalung gesteuert werden. Währenddessen ist der Hauptteil spielerisch an Point’n’Clicks angelehnt, ohne dem Spiel mehr Facetten abzugewinnen. Und so erscheint mir der Nachfolger ein wenig so, als würde das Konzept nicht klar verfolgt werden. Es ist daher umso ernüchternder, dass Milk outside die Versprechen von Milk inside nicht einlösen kann.

Tiefgang angedeutet, aber nicht bis zum Ende geliefert

Die beiden Milk-Spiele sind trotz ihrer konfusen Titel ernsthafte Visual Novels mit Potenzial. Die akustische Untermalung beider Spiele ist atmosphärisch und trägt viel zur angedeuteten Tiefe der Narrative bei. Doch leider kommen die Spiele von Nikita Kryokov nicht über diese Andeutungen hinaus. Dies ist insbesondere bei Milk outside a bag of milk schade gewesen, da dieser Titel ein weitaus größeres und stimmigeres Projekt sein soll, als sein Vorgänger. Während Milk inside a bag of milk ein interessantes Konzept präsentiert, erfüllt dies der Nachfolger nicht mehr. Es fällt mir daher schwer, den Doppelpack all jenen zu empfehlen, die sich nicht für die Thematik interessieren und eine andere künstlerische Sichtweise darauf erleben wollen. Hier wäre wohl eher ein Spiel wie Chicory: A Colorful Tale oder Hellblade erwähnens- und empfehlenswert.

Milch auf Nintendo Switch aufgeschäumt. Ein herzlicher Dank geht an Forever Entertainment für die Bereitstellung des Mustercodes!