Ys VIII – Lacrimosa of DANA (Review)

Lust auf ein Abenteuer, aber noch keinen Plan, an welchem Ort? Für Adol, wiederkehrenden Protagonisten der Ys-Reihe, ist das kein Problem. Ys VIII: Lacrimosa of DANA beginnt mit einer Schifffahrt, auf der unser rothaariger Held von einer geheimnisumwobenen Insel erfährt. Als Abenteurer ist er natürlich sehr an Seiren interessiert, von wo noch nie jemand lebend zurückgekehrt ist.

… nein, ihr müsst jetzt nicht raten, wo Adols nächstes Abenteuer stattfindet.

Nach diversen Releases seit 2016, darunter auch Nintendo Switch, erscheint das JRPG nun auch in einer Fassung für PlayStation 5, inklusive früherer DLC (wobei die Auswahl an Outfits je nach Charakter eher klein ist). Deutsche Texte sind weiterhin nicht vorhanden; die teilweise Vertonung ist auf Englisch und Japanisch möglich.

Auf PlayStation 5 läuft das Spiel jederzeit flüssig. Grafisch allerdings fällt ein Problem besonders auf: Bei den Teammitgliedern Adol und Laxia teilt sehr häufig eine vertikale Linie die Gesichter in zwei Hälften. Außerdem sind vereinzelte Schatten sehr unschön. Blumen solltet ihr euch auch besser nicht allzu genau anschauen, das liegt allerdings daran, dass sie aufgrund ihres Alters nicht mehr besonders ansprechend aussehen.

Schiffbruch

Adol strandet auf der Insel und stellt schnell fest, dass er glücklicherweise nicht allein überlebt hat. Die erste Begegnung mit Laxia, einem zukünftigen Teammitglied, ist zum Fremdschämen, also geht die Erkundung besser schnell weiter. Die erste kleine Gruppe beschließt, ein Dorf zu errichten, um sich vor den Monstern, die die Insel bevölkern, zu schützen. Schließlich ist das Schiff fort und auf der ganzen Insel könnten weitere Überlebende sein.

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Adol lässt sich gern vom Kapitän rekrutieren, die anderen Schiffbrüchigen aufzutreiben. Schnell blüht Castaway Village auf und bietet alles, was man so brauchen könnte: Schlafgelegenheiten, Feuer zum Kochen, Arzt, Schmiede, Schneiderei und Tauschhandel. Auf einer unbewohnten Insel ist das mit dem Geld schließlich eher schwierig. Neue Leute für das Dorf integrieren sich dann teilweise in die angelegten Arbeitsstellen, um auszuhelfen. So wächst das Dorf nach und nach und provisorische Bauten werden befestigt.

Nun, da Adol weiß, dass die Gefundenen gut aufgehoben sind, kann er unbesorgt weitere Gestrandete suchen und dabei die Insel erkunden. Als Abenteurer liegt ihm natürlich viel daran, die unbekannte Umgebung kennenzulernen. Und auch die Gefahren, die sich dort bieten.

Auf in den Kampf

Ys VIII: Lacrimosa of DANA nutzt ein Action-Kampfsystem mit maximal drei aktiven Charakteren zugleich, einen davon steuert man. Doch obwohl Adol Protagonist des Spiels ist, muss er nicht im aktiven Team sein. Weil ich die Wahl hatte, habe ich ihn gern die meiste Zeit über im Team belassen. Zwischen den drei Charakteren ist ein fliegender Wechsel möglich. Zudem kann ich Teammitglieder meistens auch im Menü komplett austauschen.

Jeder Charakter gehört einem bestimmten Angriffstypen an: Slash, Pierce und Strike. So schneidet Adol mit seinem Schwert, während Laxia mit einem Rapier zusticht und Sahad zunächst mit einem zerbrochenen Anker auf Gegner einprügelt. Die weiteren Teammitglieder gehören ebenfalls einem Typen an.

Diese Angriffstypen sind hin und wieder gegnerische Schwächen, die ich ausnutzen kann, um die Verteidigung zu durchbrechen, oftmals bietet sich allerdings kein besonderer Typ an. Größere Gegner nehmen dafür mitunter an bestimmten Körperteilen mehr Schaden.

Normale Angriffe, ob am Boden oder per Sprung in der Luft, generieren SP, die für besondere Fähigkeiten eingesetzt werden. Jeweils vier dieser Skills können anschließend per Tastenkombination eingesetzt werden, auch wenn ich sie jederzeit im Menü anpassen kann. Zudem leveln Skills bei häufiger Nutzung auf.

Mit den Schultertasten weiche ich aus oder blocke. Im richtigen Moment ausgeführt, sorgt das Ausweichen für einen Flash Move, bei dem der Gegner verlangsamt wird. Flash Guard macht kurzzeitig unverwundbar und füllt die SP-Leiste schneller auf.

Zuletzt gibt es einen Extra-Angriff mit langsam ansteigender Leiste. Dieser richtet besonders viel Schaden an. Vorausgesetzt, er trifft den Gegner, denn häufig habe ich ihn wegen Mehrfachbelegung der Tasten versehentlich eingesetzt. Oder wenn ich einen Gegner gerade in die Luft geschleudert habe, aber der Charakter selbst am Boden steht. Die Kämpfe sind jedoch auch dann noch gut zu meistern, wenn ich Extra-Angriffe verschwende. Besonders, weil ich zunehmend besser ausweichen (oder blocken) konnte.

Erkundung

Ys VIII: Lacrimosa of DANA bietet sich mit dem Inselsetting sehr für ausgiebige Erkundungstouren an. Zeitlich begrenzte Sackgassen sind meist gut in Gameplay und Story integriert. Selten sagt das Spiel sehr deutlich, dass es an einer Stelle gerade nicht weitergeht, meistens zeigt es das durch verschiedene Hindernisse. Deshalb fallen kleine Momente, in denen besonders Dana in ihren spielbaren Szenen an bestimmten Orten gerade „nichts zu suchen hat“, etwas negativ auf.

Für einige Hindernisse benötigt Adol besonderes Equipment, das Adventure Gear, das meist mit dem Storyfortschritt zusammenhängt. Jeweils eines davon kann er aktiv ausrüsten, der Wechsel ist im Menü allerdings immer möglich. Bisweilen hat es mich gestört, zwischen den Ausrüstungsstücken wechseln zu müssen, und nur an einer Stelle war es spannend, zu überlegen, welche Gegenstände ich im Wechsel ausrüsten muss, um einen Ort zu erreichen. Neben Kletterhandschuhen sind allerdings auch einzelne Gegenstände dabei, bei denen ich nachvollziehen kann, dass sie nicht immer aktiv sein sollen. So etwa ein Adventure Gear, das den Aufdeckungsradius der Karte vergrößert.

Die meisten Hindernisse allerdings haben mit den Gestrandeten zu tun. Dank eines Papagei-Boten können das Erkundungsteam und die Leute im Dorf kommunizieren. So ruft Adol dann die Geretteten herbei, um beispielsweise Steine zu verschieben oder eine Brücke zu reparieren. Diese Szenen werden allerdings nicht animiert, sondern nur mit schwarzem Hintergrund und Textboxen ausgestattet. Je nach Hindernis braucht Adol unterschiedlich viele helfende Hände.

Ein Grund mehr also, nach den anderen Schiffbrüchigen Ausschau zu halten. Einige von ihnen findet Adol im Verlauf der Story, andere sind optional und befinden sich irgendwo auf der Insel.

Hilfreich bei Erkundungen (oder auch für Quests) ist die Schnellreisefunktion zu bestimmten Orten. Mit der Karte allerdings hatte ich hin und wieder Probleme, weil ich nicht mehr wusste, wo ich zwischen Gebieten wechsle, und nur den aktuellen Bereich detailliert anschauen kann. Außerdem habe ich mich bei einer Nebenmission einmal sehr im nächtlichen Wald verirrt.

Weit entfernt von Castaway Village.
Raids und Jagden

Meistens ist das Dorfleben friedlich. Adol sucht das Dorf vor allem auf, um Waffen zu verbessern oder Nebenquests anzunehmen. Oft suchen Leute nach bestimmten Items, manchmal muss ich auch einen bestimmten Ort finden oder Gegner besiegen.

Doch die Feinde warten nicht nur friedlich auf den Feldern und in den Höhlen, bis Adol und Co. auftauchen und sie niedermetzeln. Ein Hauch von Tower Defense oder Monster Hunter weht durch Ys VIII, wenn Raids beginnen. Monster treten in Wellen auf und versuchen, das Dorf zu erreichen. Verschiedene Mechanismen zur Verteidigung kann ich erweitern oder verbessern. Das Tor darf nicht fallen, wozu beispielsweise Fleischköder helfen sollen. Vor allem aber muss ich die Monster besiegen. Leider dauert die Zeit zwischen zwei Wellen etwas zu lang.

Etwas fixer fühlen sich die Jagden an. Adols Team begibt sich an einen Ort entfernt vom Dorf, um dort große Zahlen von Gegnern zurückzuschlagen. Ich stelle Fackeln auf, damit die anderen Gestrandeten wissen, wo sie helfen müssen. Dann greife ich Nester an, um zu verhindern, dass weitere Horden auftauchen, und besiege schließlich den Boss. Zwar gibt es mehrere Angriffsrunden, allerdings kann ich die ganze Zeit über weiterkämpfen.

Träume

Adol träumt immer wieder von einem Mädchen. Jedenfalls, sobald er in Ys VIII: Lacrimosa of DANA auf der Insel angekommen ist. Das Mädchen, Dana, hat Visionen von der Zukunft. Adol weiß nicht, warum er von ihr träumt, aber sie ist bestimmt wichtig. Hat der ein Glück, dass sein Hirn sich da nicht bloß etwas zusammenspinnt!

Zuerst sind die Träume dargestellt durch Zeichnungen mit vertonten Dialogen. Später sind sie spielbar. So übernehme ich zeitweise die Rolle von Dana, die dank ihrer Fähigkeiten zur Maiden of the Great Tree ernannt wird. Als Baummädchen übt sie eine besondere Rolle in der Gesellschaft aus. Gleichzeitig bleibt sie jedoch auch eigensinnig und schleicht sich immer wieder davon. Wo sie herkommt, tragen die meisten Leute wenig Kleidung, so dass ihr Outfit nicht ganz so sehr heraussticht.

Sie ist allein unterwegs, hat dafür aber einen Gegenstand, der ihr Doppelsprünge erlaubt. Großartig! Die Fortbewegung mit einer Mischung aus Doppelsprung und möglichst vielen Rollen in der Luft hat mir sehr viel Freude bereitet. Her mit der nächsten Treppe!

FARM!
Ein großes Geheimnis

Anfangs ist die Story in Ys VIII: Lacrimosa of DANA eher gemächlich. Adol sammelt ein paar Gestrandete ein und erkundet dabei die Insel. Findet ein paar hübsche Sandstrände und den einen oder anderen besonders memorablen Ort, wie eine auffällige Felsformation. Ein Blick auf die riesige Rauchfahne verrät immer, wo das Dorf liegt. Das Erkundungsteam ruht sich nachts aus und spricht abends am Lagerfeuer noch miteinander. Hin und wieder träumt Adol von Dana. Der mysteriöse und immer wieder verschwindende Hummel ist dabei ein überraschendes Highlight der Gruppe.

Dann nimmt die Story immer mehr Fahrt auf, wird allerdings bisweilen etwas generischer. Adol will die Geheimnisse der Insel ergründen, vor allem aber auch in Erfahrung bringen, warum er diese Träume hat. Da ich besonders gern die Insel erkundet habe und mich über alle gefundenen Gestrandeten gefreut habe, hätte für mich der Handlungsrahmen ruhig etwas kleiner bleiben können.

Fazit

Ys VIII: Lacrimosa of DANA ist ein Action-RPG mit eingängigem Kampfsystem und interessanter Prämisse. Wenn ich das Dorf wachsen sehe, weiß ich, wofür ich kämpfe und erkunde. Ein wenig bin ich aber auch wie Adol, auf der Suche nach einem Abenteuer und einem uralten Geheimnis auf der Spur.

Hin und wieder wirkt das Spiel etwas altbacken, gerade bei den Textboxen vor schwarzem Hintergrund. Ansonsten ist Ys VIII auch heute noch sehr gut spielbar. Unter den Schiffbrüchigen sind einige sehr charmante Charaktere dabei und warten mit der einen oder anderen Überraschung auf, was die Hintergründe für den Aufenthalt auf dem Schiff angeht. Wer keine Highend-Grafik braucht, kann Ys VIII: Lacrimosa of Dana jetzt sehr gut nachholen oder sich erneut auf die Insel Seiren begeben.

Herzlichen Dank an NIS America für die Bereitstellung des Testmusters. Gestrandet auf PlayStation 5.