Bayonetta 3 (Review)

Für Bayonetta war der Misserfolg der Wii U wahrscheinlich ein großer Glücksfall, hat es doch dazu geführt, dass Nintendo als Geldgeber für ein bis dahin kaum vorstellbares Sequel eingesprungen ist. Für Nintendo und Platinum hat sich Bayonetta zu einer erfolgreichen Kooperation entwickelt und so wurde auch die Nintendo Switch nicht nur mit Ports der ersten beiden Spiele versorgt, sondern schon früh auch einen dritten Teil in Aussicht gestellt. Nach fünf Jahren Entwicklungszeit ist es jetzt endlich soweit und wir können uns ein drittes Mal als mächtige Hexe in den Kampf stürzen.

Die Geschichte von Bayonetta 3 wird in gewohnt imposanten Videosequenzen erzählt, die allerdings leider besonders zu Beginn des Spiels mit einem markanten Makel daherkommen: Einer enorm instabilen und niedrigen Framerate. Die Sequenzen werden mit maximal 30fps dargestellt, besonders eine längere Sequenz zu Beginn des Spiels ist aber regelmäßig weit unterhalb dieser Marke. Meine erste Sorge, dass die Spielbarkeit von Bayonetta 3 in Frage steht, ist aber zum Glück dennoch unbegründet gewesen, denn im eigentlichen Gameplay schwankt die Framerate meinem Augenmaß nach im Bereich 40 bis 60 Bilder in der Sekunde und auch wenn das nicht optimal ist, ist es durchaus in einem Rahmen, der ein gutes Spielgefühl zulässt. Die eigentliche Geschichte ist wieder so wild und konfus wie in den Vorgängern, es sei an dieser Stelle so viel verraten, dass wir mit einer Reise durch ein Multiversum und vielen Versionen von Bayonetta zu tun bekommen werden.

So viel Mühe sich die Entwickler bei der Präsentation der Story auch geben, der Star in Bayonetta 3 ist natürlich wieder das arcadige Kampf-Gameplay. Dieses Mal gibt es das sogar in zwei Varianten, denn neben Bayonetta selbst, die etwa in zwei Drittel der Level gespielt wird, übernimmt man auch die Kontrolle über ihre Tochter Viola. Der wichtigste Unterschied zwischen Bayonetta und Viola ist Bayonettas Fähigkeit der Hexenzeit. Weicht man erfolgreich einem gegnerischen Angriff aus, so wird die Zeit verlangsamt und man kann mit minimaler Gegenwehr eine Weile auf seine Gegner eindreschen. Viola kann zwar ebenfalls ausweichen, dann aber nicht auf die Hexenzeit zurückgreifen. Im Gegenzug kann sie aber mit ihrem Schwert Angriffe auch blocken und auf diese Weise ihre Hexenzeit aktivieren. Darüber hinaus haben beide verschiedene Angriffskombos und fühlen sich trotz im Wesentlichen gleicher Kampfsteuerung durchaus signifikant unterschiedlich an.

Eine wesentliche Neuerung des Kampfsystems sind die Dämonen, die Bayonetta und Viola beschwören können. Diese Dämonen sind behäbig und können nur indirekt kontrolliert werden, teilen dafür aber kräftig aus. Im normalen Kampf ist es vor allem dann sinnvoll, auf die Bestien zurückzugreifen, wenn man die Hexenzeit aktiviert hat und so in kurzer Zeit viel Schaden hervorrufen kann. Einerseits schützt man sich so selbst gegen zusätzlichen Schaden, andererseits sind die Bestien immer nur kurze Zeit nutzbar, bevor sich eine Magieleiste wieder aufladen muss, mit deren Hilfe man die Bestien beschwören kann.

Das rasante Kampfsystem wird durch abwechslungsreiches Gegnerdesign und oftmals interessantes Umgebungsdesign zusätzlich aufgewertet, so dass die Kämpfe in Bayonetta 3 intensiv und unterhaltsam sind. Selbst wenn Bayonetta 3 nicht anders als die Kämpfe bieten würde, wäre es ein exzellentes Action-Spiel. Aber Abwechslung wird bei Bayonetta groß geschrieben und so stecken die Level des Spiels voller frischer Ideen, die das Spiel durchweg frisch halten. Dabei geht es nicht nur um imposante Set Pieces für Endgegnerkämpfe, sondern auch um Ausflüge in andere Genres. Sei es Arcade-Shooter, Jump & Run, Sidescroller oder Rhythmus-Spiel, Bayonetta 3 packt im gesamten Spiel immer wieder neue Ideen aus, die in aller Regel super umgesetzt sind und erstaunlicherweise auch nur in sehr engem Rahmen Anwendung finden.

Hinsichtlich des Designs besonderer Spielmomente erinnert Bayonetta 3 nicht selten an das geradewegs verschwenderische Design von Super Mario Galaxy. Im Ergebnis ist Bayonetta 3 ein außergewöhnlicher Achterbahnritt. Dass hierbei vereinzelte Sequenzen, wie beispielsweise ein Stein-Schere-Papier-Kampf, qualitativ mit dem Rest nicht ganz mithalten kann, ist in Anbetracht der hohen Dichte an guten Ideen fraglos verschmerzbar.

Bayonetta 3 ist in meinen Augen eines der besten Action-Spiele die es gibt und kann am besten als energiegeladen, rasant, intensiv und frisch bezeichnet werden. Wer Character-Action-Spielen etwas abgewinnen kann und nicht besonders empfindlich ist, was Auflösung und moderate Framerate-Instabilitäten anbelangt, der wird hier erstklassig unterhalten und dürfte sich allzu bald nicht aus den Fängen der Umbra-Hexe befreien können. Dank flexibler Schwierigkeitsgrade und Ranking-System wird zudem auf Spieler aller Niveaus eingegangen.

Vielen Dank an Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters. Getestet auf Nintendo (S)witch.